Kampf gegen Fake-Angebote?

Amazon beschränkt den Marketplace für Privat-Kunden und kleine Händler

Seite 2 von 2, vom 2017-02-10 (Autor: Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln

So hatten auch wir auf digitalkamera.de verstärkt ab Mitte vergangenen Jahres mit Fake-Angeboten zu kämpfen, die in den von uns entwickelten Amazon-Widgets erschienen. Die Widgets sind die Kästen mit den Amazon-Angeboten zu den auf unseren Seiten besprochenen Produkten, die unter dem Artikel oder in der rechten Randspalte erscheinen. Dort tauchten im Vergangenen Jahr plötzlich verstärkt solche scheinbar extrem günstigen Angebote auf, teilweise sogar von Kameras, die noch überhaupt nicht lieferbar waren. Das gibt natürlich kein schönes Bild ab und so haben wir eine Technik entwickelt, die solche Fake-Angebote mit relativ guter Wahrscheinlichkeit erkennt und dann eben nicht anzeigt. Sollten bei einem Produkt (wie z. B. einer neuen, noch nicht lieferbaren Kamera) ausschließlich Fake-Angebote bei Amazon gelistet sein, bekommen wir digitalkamera.de-Redakteure einen Hinweis eingeblendet "Das Amazon-Widget wird nicht angezeigt, da offenbar alle Angebote Fake-Angebote sind". Der Leser sieht sie statt dessen natürlich gar nicht, für uns ist es aber ein wichtiger Hinweis, dass bei uns nicht die Technik kaputt ist, die eigentlich ein Amazon Widgtet einspielen soll, sondern dass unser Fake-Angebot-Blocker zugegriffen hat.

  • Bild Am 05.10.2016 wurde die Panasonic Lumix TZ101 auf Amazon bereits zum Schnäppchen-Preis und sogar gebraucht angeboten. Dabei war die Kamera noch gar nicht lieferbar, wie unser Idealo-Widget zeigt. Idealo filtert solche Fake-Angebote zuverlässig aus. [Foto: MediaNord]

    Am 05.10.2016 wurde die Panasonic Lumix TZ101 auf Amazon bereits zum Schnäppchen-Preis und sogar gebraucht angeboten. Dabei war die Kamera noch gar nicht lieferbar, wie unser Idealo-Widget zeigt. Idealo filtert solche Fake-Angebote zuverlässig aus. [Foto: MediaNord]

  • Bild Screenshot vom 05.10.2016: Das Nikon D500 Gehäuse zum halben Preis oder gebraucht für unter 500 Euro. Solche Lock-Angeboten schalten sich bei einigen Käufern offenbar den gesunden Menschenverstand aus, sonst könnte der Betrug nicht funktionieren. [Foto: MediaNord]

    Screenshot vom 05.10.2016: Das Nikon D500 Gehäuse zum halben Preis oder gebraucht für unter 500 Euro. Solche Lock-Angeboten schalten sich bei einigen Käufern offenbar den gesunden Menschenverstand aus, sonst könnte der Betrug nicht funktionieren. [Foto: MediaNord]

  • Bild Unser Amazon-Widget am 05.10.2016, vor der Entwicklung unseres "Fake-Angebot-Filters": Die Nikon D500 inklusive 16-80 mm Objektiv. Betrüger bieten die Kamera neu für die Hälfte und gebraucht für eine Viertel des echten Preises an. [Foto: MediaNord]

    Unser Amazon-Widget am 05.10.2016, vor der Entwicklung unseres "Fake-Angebot-Filters": Die Nikon D500 inklusive 16-80 mm Objektiv. Betrüger bieten die Kamera neu für die Hälfte und gebraucht für eine Viertel des echten Preises an. [Foto: MediaNord]

Auch Idealo, unser Preisvergleichs-Partner, hat auf die Sache mit den Amazon-Fake-Angeboten frühzeitig reagiert und damit eigentlich kaum Probleme, jedenfalls keine, die an die Oberfläche des Preisvergleichs drangen. Fake-Angebote wurden und werden dort zuverlässig ausgefiltert. Warum Amazon das Ausfiltern der Fake-Angeboten nicht ebenso gut gelingt wie dem Preisvergleicher Idealo oder unserer 1-Personen-Programmier-Abteilung, verwundert. Statt dessen schießt der weltgrößte Online-Händler nun mit Kanonen auf Spatzen, könnte man sagen, und verlangt die Freischaltung für viele Technik-Marken und schließt damit kleine Händler und auch seine eigenen Kunden aus, die nicht einmal die selbst bei Amazon erworbenen Produkte dort wieder gebraucht verkaufen können.

Bei den verkaufsbeschränkten Produkten scheinen die Fake-Angebote nun langsam zurückzugehen. Bei der Sony Alpha 6300 haben wir gestern noch ein einzelnes Fake-Angebot für weniger als die Hälfte des realistischen Preises gefunden, das waren aber sicherlich mal mehr. Bei den nicht beschränkten Marken, z. B. Nikon, heißt es für die Betrüger aber nach wie vor "Feuer frei"! Bei der Nikon D500 beispielsweise fanden sich auch am 09.02.2017 zahlreiche Betrugs-Angebote (Anmerkung: Einen Tag später sieht es dort heute viel besser aus!). Ein recht eindrucksvolles Beispiel (wir wollten ja nochmal auf Kaiser Fototechnik zurückkommen) ist auch die Kaiser proVision 2.55 HF Flächenleuchte mit mehr Fake-Angeboten als echten Angeboten: Von den insgesamt siegen gelisteten Angebote waren nur zwei echt (Foto Köster und Amazon selbst, sowie ein Gebraucht-Angebot). Der Preisvergleich bei Idealo war unterdessen wiederum sauber: Die vier Fake-Angebote dringen dort nicht durch, sondern nur die beiden seriösen Angebote (siehe weiterführende Links). Über Nacht sind die vier Fake-Angebote von der Amazon-Seite verschwunden. Amazon scheint das Problem also langsam in den griff zu bekommen.

  • Bild Angebote für Kaiser Fläachenleuchte proVision 2.55 HF am 09.02.2017 auf Amazon.de: Auf drei echte Angebote kamen vier Fake-Angebote. [Foto: MediaNord]

    Angebote für Kaiser Fläachenleuchte proVision 2.55 HF am 09.02.2017 auf Amazon.de: Auf drei echte Angebote kamen vier Fake-Angebote. [Foto: MediaNord]

Man darf sicherlich gespannt sein, wie das weitergeht. Bei eBay dürften die Sektkorken schon geknallt haben, denn irgendwo werden die Leute ja ihre gebrauchten Elektronik- und Foto-Produkte, ihre CDs und DVDs verkaufen, und ein nicht unerheblicher Teil der Gebraucht-Angebote wird nun wohl von Amazon zu eBay wandern. Das Problem auf solchen Plattformen ist nur der beträchtliche Aufwand. Wer will schon eine CD, die für 5 Euro weggeht, vorher noch fotografieren, beschreiben und aufwändig von Hand bei eBay einstellen. Bei Amazon waren das vier bis fünf Klicks. Anders sieht es natürlich bei hochwertigeren Produkten wie Fotokameras oder Objektiven aus. Da lohnt sich der Aufwand allemal.

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Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.