Direct-Hilfe

AVI-Videosequenzen mit dem Windows Media Player anschauen

2001-12-17 Die Frage taucht wenigstens einmal pro Woche im digitalkamera.de-Diskussionsforum auf: "Ich besitze eine Digitalkamera von Casio/Fujifilm/Pentax/Ricoh/usw., der Windows Media Player will aber die aufgenommenen Videosequenzen nicht abspielen". Ab sofort geht es – und zwar kostenlos!  (Yvan Boeres)

Logo Microsoft DirectX [Foto: Microsoft]
  
  
 
Dass die Videosequenzen einiger Digitalkameras problemlos vom Windows Media Player abgespielt wurden und die anderer Kameras nicht, brachte so manchen Digitalkamerabesitzer an den Rand der Verzweiflung. Schließlich tragen doch die Dateien in beiden Fällen mit die Endung AVI. Die Erklärung für dieses "Phänomen" lautet wie so oft in der Computer-Branche: AVI ist nicht gleich AVI.

AVI ist die Abkürzung für "Audio Video Interleave", was frei übersetzt nichts anderes als "Audio Video Verflechtung/Verzahnung" bedeutet. Und genau das ist die Hauptaufgabe des 1992/1993 von Microsoft ins Leben gerufenen Dateiformates. Ursprünglich setzten die Microsoft-Spezifikationen noch voraus, dass die Videos eine Auflösung von 160 x 120 Bildpunkten und eine Bildwiederholrate von mindestens 15 Bildern pro Sekunde besitzen sollten; mittlerweile sind aber auch höhere Auflösungen (320 x 240 oder gar 640 x 480 Bildpunkte) und höhere Bildwiederholraten (20 bis 30 Bilder pro Sekunde) üblich. Da aber Videosequenzen viel Speicherplatz beanspruchen, müssen sie platzsparend komprimiert werden. Und das erledigt ein sogenannter Codec (steht für Compressor-Decompressor), der die Videosequenzen beim Abspeichern komprimiert und beim Öffnen/Abspielen dekomprimiert. Solche Codecs gibt es mehrere; die bekanntesten/geläufigsten sind MPEG2 und MPEG4 (für Videos mit oder ohne Ton), DivX (ein beliebtes MPEG4-Derivat aus der Hacker-Szene), DV (hauptsächlich bei Camcordern eingesetzt) und Motion JPEG. Microsoft legt aber nicht fest, nach welchem dieser Verfahren die Videosequenzen kodiert sein müssen, lediglich wie die fertigen Videos mit oder ohne Ton in einer Datei verbunden werden. Deshalb gibt es AVI-Dateien, in denen die Video- und/oder Tondaten mit den unterschiedlichsten Codecs komprimiert wurden.

Digitale Fotokameras verwenden hauptsächlich den Motion JPEG-Codec. Dies ist eine Art Codec für bewegte JPEG-Bilder (zahlreiche JPEG-Einzelbilder schnell hintereinander abgespielt – wie beim Daumenkino). Und nun kommt der eigentliche Haken an der ganzen Sache: Es gibt wiederum Motion JPEG und das sogenannte Open DML Motion JPEG. Beide sind sehr eng miteinander verwandt, doch während einige Digitalkamera-Hersteller das "normale" Motion JPEG einsetzen, setzen andere Hersteller – wie eben Casio, Fujifilm, Pentax, Ricoh und weitere – auf Open DML Motion JPEG. Doch gerade Open DML Motion JPEG wird standardmäßig nicht vom Windows Media Player unterstützt. Versucht man eine solch kodierte Videosequenz mit dem Media Player abzuspielen, sucht dieser vergeblich nach einem geeigneten Codec und quittiert die erfolglose Suche mit einer Fehlermeldung. Bisher blieben den leidgeplagten Benutzern solcher Kameras nur zwei Lösungen: entweder den QuickTime-Player von Apple auf dem Rechner installieren oder den Windows Media Player um einen kommerziellen, also kostenpflichtigen Codec ergänzen. Denn der Apple QuickTime-Player enthält bereits den Open DML Motion JPEG-Codec und existiert auch in einer Version für Windows Rechner. Deshalb legen die betreffenden Digitalkamerahersteller den QuickTime-Player ihren Kameras kostenlos bei. Doch einige Benutzer wollen keinen zweiten Multimedia-Player auf ihrem Rechner installieren und statt dessen lieber den in aktuellen Windows-Versionen vorinstallierten Windows Media Player benutzen.

Bis vor kurzem gab in solchem Fall keine andere Lösung, als den Media Player um einen Open DML Motion JPEG-kompatiblen Codec zu erweitern. Solche Codecs wurden aber nur von kommerziellen Anbietern (z. B. Morgan-Multimedia, Pegasus-Imaging) angeboten, die für die Registrierung des entsprechenden Codecs zwischen 25 und 40 US-Dollar verlangen. Warum Microsoft bisher Open DML Motion JPEG nicht unterstützt hat, ist uns nicht bekannt. Glücklicherweise schafft Microsoft nun endlich mit der neuesten Version von DirectX Abhilfe. DirectX ist eine Multimedia-Erweiterung von Microsoft, die mehr oder weniger fester Bestandteil des Windows-Betriebssystems ist und Windows-Anwendungen (hauptsächlich Spiele) Zugriff auf spezielle Hardware-Funktionen bietet. Zumindest in der neuesten Version 8.1 bringt DirectX dem Windows Media Player das Open DML Motion JPEG-Verfahren bei. DirectX 8.1 gibt es für Windows 98 und Windows Me (Millenium Edition), aber auch für Windows 2000. Für Windows 95 und Windows NT ist die Version 8.1 leider nicht erhältlich. In Windows XP ist DirectX 8.1 bereits serienmäßig enthalten.

Wie kommt man nun an DirectX 8.1? Der direkte Weg führt zum Download-Bereich von Microsoft. Dort kann man die etwa 11 MByte große Datei kostenlos herunterladen, die sich während der Installation auf 55 MByte "aufbläht", nach der Installation aber nur noch knapp 15 MByte auf der Festplatte belegt (wenn man die Installationsdateien löscht). DirectX prüft, ob bereits eine ältere Version auf dem Rechner installiert ist (was meistens der Fall ist) und überschreibt diese. Einmal installiert, lässt sich DirectX ohne weiteres nicht mehr vom System entfernen. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn DirectX wird sowieso von diversen Programmen benötigt, u. a. von aktuellen Computerspielen. Wo wir schon beim Thema Computerspiele sind: Der indirekte Weg an DirectX heranzukommen ist, sich ein aktuelles Computerspiel zu kaufen. Setzt dieses DirectX voraus, ist es meistens auf der CD-ROM mit enthalten. Auf der Packung müsste ein entsprechender Hinweis auf die Versionsnummer vorhanden sein.

Hinweis: Zur besseren Auffindbarkeit haben wir in unserer Rubrik "Fototipps" eine vereinfachte Kurzfassung dieses Artikels veröffentlicht. Diese enthält keine weiterergehenden Informationen, so dass Sie sich die Lektüre sparen können, nachdem die diesen Artikel gelesen haben.

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