Große Schwester der Sony ZV-1

APS-C-Vlogging-Systemkamera Sony ZV-E10 für Kreative vorgestellt

2021-07-27 Mit der neuen Sony ZV-E10 bringt der japanische Elektronikriese das Konzept der Vlogging-Kamera ZV-1 in sein spiegelloses Kamerasystem. Im Prinzip handelt es sich um eine Alpha 6100, bei der für Vlogger weniger wichtige Details wie der elektronische Sucher eingespart wurden, um die Kamera kompakter, leichter und preislich attraktiv zu machen. Gleichzeitig wurden aber wichtige Vlogger-Ausstattungsmerkmale hinzugefügt, etwa ein dreh- und schwenkbarer Bildschirm und ein 3-Kapsel-Mikrofon samt aufsteckbarem Windfilter. Aber auch für Fotografen, die keinen Sucher benötigen, ist die Sony ZV-E10 aufgrund des attraktiven Preises und der guten Ausstattung sehr interessant.  (Benjamin Kirchheim)

Laut Sony richtet sich die ZV-E10 an eine ambitioniertere Zielgruppe als die ZV-1. Vor allem dank ihres größeren APS-C-Sensors soll sie eine höhere Bildqualität liefern und sich mit über 60 Wechselobjektiven optimal an die individuellen Bedürfnisse anpassen lassen. Das Einsatzgebiet erstreckt sich sogar bis hin zu Studioanwendungen.

Unter der Haube steckt im Prinzip die Technik der Sony Alpha 6100, sodass man dieselbe Bildqualität, wobei es im Videobereich sogar Optimierungen gegeben haben soll, sowie dieselbe Performance bei Serienaufnahmen und auch dem Autofokus erwarten kann. Der 24 Megapixel auflösende APS-C-Sensor wird für 4K-Videoaufnahmen mit 6K-Oversampling und Full-Pixel-Readout für beste Bildqualität betrieben. Auf schnelle 60 Bilder pro Sekunde muss man bei dieser Auflösung jedoch verzichten, es stehen "nur" 24, 25 und 30 Bilder pro Sekunde zur Verfügung. In FullHD sind aber auch 120 Bilder pro Sekunde mit einer vierfachen Zeitlupe möglich. Dies ist der Standardmodus für die "S&Q"-Betriebsart (Slow & Quick, also langsam und schnell), die gleichwertig mit der Video- und Fotofunktion über einen Tastendruck im Wechsel eingestellt werden kann.

Der Hybrid-Autofokus arbeitet wie bei der Alpha 6100 mit 425 Kontrastsensoren, die über den gesamten Bildbereich verteilt sind, sowie 425 Phasen-AF-Sensoren, die 84 Prozent des Bildsensors abdecken. Der Autofokus unterstützt das Real-Time-Tracking menschlicher Augen und Gesichter auch während Videoaufnahmen, bei der Aufnahme von Fotos gibt es zudem einen Tieraugen-AF. Des Weiteren kann der Autofokus per Touch auf ein anderes Motivdetail gelegt werden. Hierbei lässt sich einstellen, wie schnell der Fokus "gezogen" werden soll, ob er also schnell oder sanft umspringt. Aber auch für den normalen Autofokus lässt sich die Empfindlichkeit einstellen, mit der er auf Motivänderungen reagiert.

Der mit der Sony ZV-1 eingeführte Produktpräsentationsmodus ist auch in der ZV-E10 vorhanden. Dieser lässt den Autofokus sofort vom Gesicht des Protagonisten auf ein vor die Kamera gehaltenes Produkt umspringen. Neu ist die Möglichkeit, diese Funktion mit dem elektronischen Bildstabilisator kombinieren zu können. Ebenfalls neu ist eine Gesichtspriorität für die Belichtung von Videoaufnahmen.

Apropos Bildstabilisator: Die ZV-E10 besitzt wie die Alpha 6100 keinen Sensor-Shift-Bildstabilisator. Man muss also auf bildstabilisierte Objektive zurückgreifen. Für Videoaufnahmen gibt es aber einen zuschaltbaren elektronischen Bildstabilisator mit Active-Modus, der beim Gehen besonders effektiv arbeiten soll. Allerdings wird dann ein entsprechender Crop für die Aufnahme aktiv, um Raum für die Bildstabilisierung zu schaffen.

Eine weitere Video-Spezialfunktion ist eine Taste zum Umschalten der Hintergrund-Unschärfe. Auf Knopfdruck öffnet oder schließt die Bokeh-Taste die Blende des Objektivs, wodurch der Hintergrund je nach maximaler Lichtstärke unschärfer oder schärfer wird. Zudem ist es möglich, Hochformat-Videos aufzunehmen, wie sie besonders bei Smartphone-Nutzern beliebt sind. Optimiert haben will Sony die Farbwiedergabe. Sie soll nun noch mehr den Wünschen der Vlogger und Content-Creator entsprechen. S-Log ist ebenfalls mit an Bord.

Neben einem guten Videobild ist aber auch ein guter Ton essenziell. In der Sony ZV-E10 steckt dasselbe Drei-Kapsel-Mikrofon wie in der ZV-1. Es soll für besonders hochwertige Audioaufnahmen und eine bessere Trennung von Stimme und Hintergrundgeräuschen sorgen. Wie bei der ZV-1 sitzt das Mikrofon mittig über dem Objektiv, wofür der Multi-Interface-Blitzschuh an die Seite weichen musste. Von der ZV-1 bekannt sein dürfte die mitgelieferte, aufsteckbare Dead-Cat ("Mikrofonpuschel"), die Windgeräusche deutlich reduzieren soll. Sie sitzt über dem Mikrofon und wird am Blitzschuh befestigt.

Im Gegensatz zur ZV-1 ist die ZV-E10 mit den digitalen Aufsteckmikrofonen für den Multi-Interface-Schuh von Sony kompatibel, was eine noch bessere Audioqualität ermöglichen soll. Aber auch über einen 3,5mm-Klinken-Mikrofonanschluss verfügt die ZV-E10. Zudem bietet sie einen 3,5mm-Kopfhöreranschluss, eine Micro-HDMI-Schnittstelle und einen USB-C-Anschluss.

USB-C bietet viele verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Darüber lässt sich nicht nur der Kameraakku laden, sondern auch eine Dauerstromversorgung der Kamera ist alternativ zu einem optionalen Netzteil mit Akku-Dummy möglich. In beiden Fällen lassen sich dann unbegrenzt lange Videoaufnahmen realisieren.

Des Weiteren unterstützt die ZV-E10 als zweite Sony-Kamera nach der ZV-1 die USB-Standards UVC (USB Video Class) und UAC (USB Audio Class). Das bedeutet, dass man die Kamera via USB-C an einen Computer oder ein kompatibles Xperia-Smartphone (etwa das 1 II und 5 II und deren Nachfolgemodelle) für Livestreaming im Internet anschließen kann. Dabei werden Video und Audio von der Kamera übertragen, wobei Sony jedoch anmerkt, dass es hier zu einer leichten Asynchronität zwischen Bild und Ton kommen kann. Ein Problem, das Sony noch nicht in den Griff bekommen hat, aber noch daran arbeitet.

Zudem kann die ZV-E10 als normale Webcam verwendet werden. Nutzt man statt UVC/UAC die Software Imaging Edge Webcam von Sony, wird nur das Bild übertragen, aber kein Audio, so dass man dieses anders über den Computer bereitstellen muss. Immerhin sind aktuell fast 40 Sony-Kameras mit Imaging Edge Webcam kompatibel, so dass sich die ZV-E10 hier auf Wunsch auch identisch zu anderen Sony-Kameras einbinden lässt. Als weitere Alternative kann man die HDMI-Schnittstelle mit Clean-Out nutzen, um das Videosignal mit einer externen Lösung abzugreifen.

Wie eingangs erwähnt, besitzt die ZV-E10 keinen elektronischen Sucher. Dafür ist ihr Gehäuse mit 115 x 64 x 45 mm etwas kleiner als das der Alpha 6100 (120 x 67 x 60 mm), aber nur drei Gramm leichter (393 vs. 396 g betriebsbereit). Einen Feuchtigkeitsschutz gibt es zwar, aber keinen echten Spritzwasserschutz und keine Garantie, wie viel Feuchtigkeit die Kamera tatsächlich verträgt.

Als Ausgleich für den fehlenden Sucher ist der 7,5 Zentimeter große Touchscreen um 180 Grad seitlich schwenkbar und um 270 Grad drehbar, so dass man ihn als Kontrollmonitor bei Videoaufnahmen verwenden kann oder bei Fotos aus allen erdenklichen Perspektiven betrachten kann. Die Auflösung ist mit 921.000 Bildpunkten allerdings nicht sonderlich hoch.

Fotos nimmt die Sony ZV-E10 mit 24 Megapixeln auf. Der Standard-Empfindlichkeitsbereich erstreckt sich von ISO 100 bis 32.000, lässt sich aber auch auf bis zu ISO 51.200 erweitern. Elf Serienbilder pro Sekunde können für über 100 Fotos am Stück aufgekommen werden, Autofokus und Belichtung werden dabei auf Wunsch nachgeführt.

Der Lithium-Ionen-Akku NP-FW50 soll für 440 Aufnahmen nach CIPA-Standard reichen, Videos können für 80 Minuten am Stück aufgenommen werden, bevor der Akku leer ist. Wie bereits erwähnt, schafft hier der USB-C-Anschluss oder der optionale Dummy-Akku mit Netzteil Abhilfe. Drahtlos nimmt die ZV-E10 via Bluetooth und WLAN Verbindung zu anderen Geräten auf. Neu ist dabei die Möglichkeit, bereits aufgenommene Videos in 4K-Auflösung auf Smartphones zu übertragen, auf denen die Imaging Edge Mobile App läuft (gibt es für iOS und Android).

Ab August 2021 soll die Sony ZV-E10 zu einem Preis von knapp 750 Euro erhältlich sein. Zudem soll es ein Set mit dem Sony E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ (SELP1650) geben. Der Preis liegt dann bei 850 Euro.

Präsentation der Sony ZV-E10

Hier kann man sich den Original-Livestream von Sony ansehen, in dem die ZV-E10 präsentiert wird.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.