Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

1"-8,3-fach-Zoomkamera Sony DSC-RX100 VI auf Bildqualität getestet

2018-07-20, aktualisiert 2019-03-18 Mit der DSC-RX100 VI bringt Sony derzeit seine erste 8,3-fach-Zoomkamera mit 1"-Sensor im hosentaschentauglichen Format auf den Markt. Das im Kleinbildäquivalent 24-200mm-Zoom soll den relevantesten Brennweitenbereich abdecken, bietet jedoch mit F2,8-4,5 eine im Vergleich zu den vorigen drei Generationen der RX100-Familie bescheidene Lichtstärke. Im Zuge unseres ausführlichen Tests erfolgte nun der Labortest, über den wir berichten wollen.  (Benjamin Kirchheim)

Wie schon bei den Vorgängermodellen werden optische Fehler im JPEG-Format, in dem der Labortest erfolgte, weitgehend ausgebügelt. So gibt es trotz des großen Brennweitenspektrums praktisch keine Verzeichnung, auch die Randabdunklung ist minimal und spielt keine Rolle. Anders sieht es jedoch bei den chromatischen Aberrationen aus, die an den beiden Brennweitenextremen sichtbar werden können, vor allem zum Bildrand hin. Das zeigte sich nicht nur bei der Labormessung, sondern auch in der Praxis.

Bei der Auflösung stellt die RX100 VI sogar einen neuen Rekord für den 20 Megapixel auflösenden 1"-Bildsensor auf: Im Weitwinkel bringt sie es im Maximum auf bis zu 66 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent, allerdings nur im Bildzentrum. Zum Bildrand hin lässt die Auflösung kräftig nach und sinkt bei Offenblende auf gut 30 lp/mm. Das reicht zwar locker für scharfe Bilder im DIN-A4-Format, bei größeren Ausdrucken wird es jedoch schon eher kritisch. Beim Abblenden sinkt die Bildauflösung im Bildzentrum beugungsbedingt, am Bildrand steigt sie hingegen bis F4 auf gut 33 lp/mm. Aber erst jenseits von F5,6 sinkt die Auflösung deutlicher, weiter als F8 sollte man möglichst nicht abblenden (siehe Diagramm aus dem Labortest unten).

Die höchste Randauflösung erreicht die RX100 VI bei mittlerer Brennweite von etwa 70 Millimetern (Kleinbildäquivalent), sie erreicht bereits bei Offenblende, die jedoch lediglich F4 beträgt, über 40 lp/mm. Im Bildzentrum reicht es hier für knapp 50 lp/mm – ein guter Wert. Zoomt man weiter, so sinkt die Auflösung sowohl im Bildzentrum als auch am Bildrand. Im Maximum sind nicht mehr als 40 zu 31 lp/mm möglich. In Telestellung bekommt man also die geringste Auflösung, die aber dennoch für viele Anwendungsfälle völlig ausreichend ist. Vor allem ist der Randabfall hier, jedenfalls relativ gesehen, erfreulich gering und ähnlich wie bei mittlerer Brennweite.

ISO-Empfindlichkeit und Rauschen

Ein bisschen macht die RX100 VI ihre fehlende Lichtstärke mit der guten Bildqualität bis in höhere ISO-Bereiche wett, solange man sie nicht mit lichtstärkeren Kameras gleicher Sensorgröße vergleicht. Der Signal-Rauschabstand bewegt sich bis ISO 200 im Bereich von über 40 dB und sinkt erst oberhalb von ISO 1.600 unter die kritische Marke von 35 dB. Das Bildrauschen fällt über den gesamten Empfindlichkeitsbereich von bis zu ISO 12.800 erstaunlich feinkörnig aus, was für einen subjektiv guten Bildeindruck mit natürlichem Rauschen führt. Während das Farbrauschen praktisch keine Rolle spielt, wird Helligkeitsrauschen ab ISO 3.200 sichtbar.

Die Rauschunterdrückung greift vor allem oberhalb von ISO 800 stärker ein und reduziert die Bilddetails sichtbar. Bei ISO 1.600 ist die Bildqualität aber noch gut brauchbar. ISO 3.200 ist hingegen schon arg grenzwertig, hier fehlen bereits viele feine Bilddetails. Die Eingangsdynamik ist in einem ähnlichen Empfindlichkeitsbereich gut. Bei ISO 125 sind es knapp über elf Blendenstufen, bei ISO 1.600 sinkt der Wert knapp unter zehn Blendenstufen. Erhöht man die Empfindlichkeit weiter, sinkt die Eingangsdynamik vergleichsweise stärker ab als bei niedrigeren Empfindlichkeiten. Bei ISO 3.200 sind es nur noch neun, bei ISO 6.400 bereits lediglich acht Blendenstufen.

Bildaufbereitung und Farben

Die Tonwertkurve verläuft im Bereich der nach unten erweiterten Empfindlichkeit von ISO 100 und 80 etwas flacher, ab der Basisempfindlichkeit von ISO 125 dann etwas steiler für einen knackigen Bildeindruck, ohne jedoch übertrieben zu wirken. Auch die Schärfeartefakte halten sich in Grenzen. Man kann also sagen, die Bildbearbeitung greift so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich ein, was auch in der Praxis einen subjektiv guten Bildeindruck hinterlässt. Die Bilder wirken knackig, ohne aber zu stark bearbeitet auszusehen, auch einer leichten Bildbearbeitung steht im Prinzip nichts im Wege, wobei das Rohdatenformat jedoch die weitaus bessere Grundlage dafür darstellt.

Bei der Farbaufbereitung weicht Sony jedoch ein wenig von dem oben genannten Grundsatz ab. Die Farbgenauigkeit ist nicht die beste, viele Farbtöne weichen deutlich von der Originalvorlage ab. In erster Linie betrifft dies die Farbsättigung in Gelb-, Rot und selbst Magentabereichen. Aber auch einige Farbtöne sind etwas verschoben, wie das Richtung Gelb tendierende Grün. Hier hätte Sony sich gerne etwas mehr zurücknehmen können. Kaum Beanstandungen hingegen gibt es beim Weißabgleich. Die manuelle Messung arbeitet perfekt und auch die Automatik liefert, vor allem dank der Wahlmöglichkeit zwischen möglichst neutralen oder eher die Lichtstimmung erhaltenden Farben, gute Ergebnisse. Die tatsächliche Farbtiefe ist sehr gut, bei ISO 125 erreicht die RX100 VI über acht Millionen Farbnuancen, bis ISO 400 sind es über vier Millionen und selbst bei ISO 3.200 noch zwei Millionen, was immer noch ein völlig ausreichender Wert ist. Der Ausgangs-Tonwertumfang sinkt relativ linear und startet bei fast perfekten Werten. Bis ISO 200 sind es über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen, bis ISO 400 bleibt der Wert sehr gut mit über 192 Stufen und bei ISO 1.600 sind es noch gute knapp unter 160 Stufen.

Beim Autofokus schummelt die RX100 VI etwas, denn defaultmäßig ist der Vor-AF eingeschaltet, der die Performance verbessert, aber auch praktisch ist, da das Livebild dadurch immer scharf erscheint. Tatsächlich benötigt die Sony je nach Brennweite inklusive Fokussierung von unendlich auf zwei Meter ca. 0,25 bis 0,32 Sekunden zum Auslösen. Das ist schnell, wenn auch nicht rekordverdächtig, aber vor allem ohne Ausreißer nach unten, was erfreulich ist, denn frühere Kameras mit größerem Zoomumfang hatten vor allem am langen Teleende oft Probleme mit einer recht langsamen Fokussierung. Die reine Auslöseverzögerung nach Vorfokussierung beträgt jedoch lediglich 0,02 Sekunden, was äußerst flott ist und selbst teuerste DSLRs übertrifft. Hier spielen der nicht vorhandene Schwingspiegel, die physikalisch kleine Blende und natürlich der Zentralverschluss ihre Vorteile aus.

Fazit

Insgesamt liefert die Sony DSC-RX100 VI eine gute bis sehr gute Bildqualität mit leichten Schwächen bei der Randauflösung, den Farbsäumen und der Farbgenauigkeit ab und reiht sich damit nahtlos in die guten Bildqualitätsergebnisse der 1"-Kameras von Sony ein. Nicht vergessen sollte man jedoch, dass Lichtstärke zu Gunsten des Zoomumfangs geopfert wurde, worunter die Tauglichkeit für Umgebungen mit wenig Licht leidet. Vor allem das Zoomen sollte man in solchen Situationen unterlassen, zumal die Lichtstärke dabei recht rapide fällt.

Sony DSC-RX100 VI

Auflösung MTF

F2,8F4,0F4,5F5,6F8,0F11,0
24 mm66,4 / 29,9 (55 %)62,8 / 32,9 (48 %)53,6 / 31,4 (41 %)44,8 / 28,2 (37 %)35,8 / 23,1 (35 %)
72 mm50,5 / 41,2 (18 %)48,9 / 39 (20 %)39,8 / 35,1 (12 %)31,3 / 31,1 (1 %)
200 mm39,3 / 30,9 (21 %)40 / 31,4 (22 %)34,6 / 27,4 (21 %)25,8 / 22,8 (12 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.