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Verschlusszeit und Blende richtig wählen auf einer Safari

2016-12-12 Die Wahl der richtigen Verschlusszeit und der richtigen Blende sind die wichtigsten Voraussetzungen zum Gelingen eines Fotos. Moderne digitale Vollformat-Spiegelreflexkameras geben uns dabei deutlich höhere Spielräume bei der ISO-Einstellung, weil sie in ihrer Rauscharmut den analogen, hochempfindlichen Diafilmen um den Faktor 7-10 überlegen sind. Selbst eine hochwertige Amateurkamera wie die Nikon D750 liefert, exakte Belichtung vorausgesetzt, bei ISO 8.000 bessere Bildergebnisse als ein früherer High Speed Ektachrome Film mit IS0 800.  (Uwe Skrzypczak)

Dieser Fototipp stammt aus dem Buch "Abenteuer Safari-Fotografie" von Uwe Skrzypczak. Auf seiner Website www.serengeti-wildlife.com kann man übrigens handsignierte Exemplare des Buchs bestellen.

Die besten, also rauschärmsten Bildergebnisse gepaart mit einer hohen Kameradynamik können wir bei allen digitalen Spiegelreflexkameras allerdings nur im Basis-ISO-Bereich, je nach Kameramodell zwischen 64 und 100 ISO, erwarten. Und solange dies so bleibt, werden wir uns weiterhin damit beschäftigen müssen, für jede fotografische Aufnahmesituation die jeweils bestmögliche Balance zu finden, also einen Kompromiss aus benötigter Verschlusszeit, die mögliche Bewegungsunschärfen oder Verwackelung vermeidet, einer idealen Blende zur Abdeckung der benötigten Mindest-Schärfentiefe und einem möglichst niedrigen ISO-Wert für ein optimales, rauscharmes Bildergebnis.

  • Bild Jede Möglichkeit nutzen, um die Kamera zu stabilisieren. Wenn
man die Kamera irgendwo aufstützt, kann man meist schon zwei Stufen und mehr
länger belichten als bei einer Freihandaufnahme. [Foto: Uwe Skrzypczak]

    Jede Möglichkeit nutzen, um die Kamera zu stabilisieren. Wenn man die Kamera irgendwo aufstützt, kann man meist schon zwei Stufen und mehr länger belichten als bei einer Freihandaufnahme. [Foto: Uwe Skrzypczak]

  • Bild Wenn mit einem langen Teleobjektiv im Nahbereich keine
ausreichende Schärfentiefe zu erzielen ist, macht nur ein Fokussieren auf
die Augen (Bild links) Sinn, andernfalls kommt nur Ausschuss (rechts) dabei heraus. Es sei denn, es kann abgeblendet werden. [Foto: Uwe Skrzypczak]

    Wenn mit einem langen Teleobjektiv im Nahbereich keine ausreichende Schärfentiefe zu erzielen ist, macht nur ein Fokussieren auf die Augen (Bild links) Sinn, andernfalls kommt nur Ausschuss (rechts) dabei heraus. Es sei denn, es kann abgeblendet werden. [Foto: Uwe Skrzypczak]

Hilfreich ist dafür die manuelle Kameraeinstellung kombiniert mit der ISO-Automatik und ein flinker Daumen. Wir stellen die Blende auf einen möglichst idealen Wert ein und können dann via flinkem Daumen permanent mit den unterschiedlichsten Verschlusszeiten arbeiten. Wenn wir beispielsweise zur scharfen Abbildung eines quer ab jagenden Geparden etwa 1/2.500 bis 1/4.000 Sekunde Belichtungszeit benötigen, können wir ihn in einer ausgebremsten Kurve auch mit 1/500 oder 1/1.000 scharf abbilden. So gewinnen wir bereits einige ISO-Stufen weniger Bildrauschen und eine deutlich erweiterte Kameradynamik.

Bei Tierporträts, beispielsweise vor Sonnenaufgang, wenn die Pupillen weit geöffnet sind, wäre an windstillen Tagen 1/250 Sekunde Belichtungszeit die sichere Wahl, allerdings bei sehr hohen ISO-Werten. Trotzdem könnt ihr – eine stabile Kameraauflage wie einen Beanbag vorausgesetzt – auch Verschlusszeitenreihen bis herunter zur 1/20 s austesten. Allerdings setzt diese Technik bei Kameras mit hohen Megapixelwerten mindestens eine semi-professionelle Spiegelreflexkamera voraus, denn bei Amateurkameras lässt die weniger aufwendige Spiegel- und Verschlussdämpfung wirklich scharfe Aufnahmen ohne hochgeklappten Spiegel selten unter Verschlusszeiten von 1/60 Sekunde zu.

Für scharfe Fotos ist die Wahl der richtigen Objektivblende notwendig. Dass Hochleistungs-Teleobjektive an hochauflösenden Kameras bereits bei voll geöffneter Blende ihre höchste Auflösung erzielen, wissen wir bereits. Wenn wir nur glatte Wände fotografieren wollen, brauchen wir also nicht abblenden. Aber in der Natur ist nun mal alles dreidimensional, dies erfordert ein Mindestmaß an Schärfentiefe durch Abblendung des Objektivs. Auch bei Action-Szenen macht es zur Sicherheit häufig Sinn, eine Stufe abzublenden, um etwas mehr Schärfenreserve zu haben, falls der Autofokus doch einmal nicht schnell genug hinterherkommt. 

  • Bild Verschlusszeitentabelle für unterschiedliche Telebrennweiten und beispielhafte Aufnahmemotive. [Foto: Uwe Skrzypczak]

    Verschlusszeitentabelle für unterschiedliche Telebrennweiten und beispielhafte Aufnahmemotive. [Foto: Uwe Skrzypczak]

  • Bild Schärfentabelle und Vergleich der Abbildungsmaßstäbe von Objektivbrennweiten für das 24 x 36 mm Vollformat. [Foto: Uwe Skrzypczak]

    Schärfentabelle und Vergleich der Abbildungsmaßstäbe von Objektivbrennweiten für das 24 x 36 mm Vollformat. [Foto: Uwe Skrzypczak]

  • Bild Schärfentabelle und Vergleich der Abbildungsmaßstäbe von Objektivbrennweiten für das APS-C-Format. [Foto: Uwe Skrzypczak]

    Schärfentabelle und Vergleich der Abbildungsmaßstäbe von Objektivbrennweiten für das APS-C-Format. [Foto: Uwe Skrzypczak]

Bei Teleobjektiven wird die Schärfentiefe mit zunehmender Brennweite immer geringer. Der Streifenlöwe in den Tabellen – jeder Streifen steht für 10 cm – zeigt dies auf. Bei 10 Meter Aufnahmedistanz ist es bei langen Brennweiten schwierig, Nase und Augen gleichermaßen scharf abzubilden, denn bereits ab Blende 11 (Blende 8 beim APS-C-Format) erreichen wir schon kritische Blendenbereiche bei Kameras mit hohen Megapixelwerten. Durch die hohen Pixeldichten auf den Aufnahmesensoren setzen dann Beugungsunschärfen (Diffraktion) ein. Darüber hinaus steigen auch im Tageslicht die für so starke Abblendungen benötigten ISO-Werte auf unnötige Höhen. Hohe ISO-Werte bedeuten immer starke Einbußen bei der Kameraauflösung und Dynamik. Deshalb lieber ein paar Meter mehr Aufnahmeabstand oder eine kürzere Brennweite verwenden, denn der Ausschnitt einer Aufnahme mit ISO 200 ist schärfer als ein Vollformat mit ISO 1200 und höher.

Bei APS-C-Kameras hat man durch den kleineren Aufnahmesensor bei gleicher Objektivbrennweite ein um 30 Prozent geringeres Blickfeld (praktisch wie eine Ausschnittvergrößerung), wodurch als Bildwirkung ein Vergrößerungsfaktor von 50 Prozent resultiert. Ein 400 mm-Tele vergrößert an einer APS-c also genauso stark wie ein 600 mm-Tele an einer Vollformatkamera. Es bildet aber ein gleich großes Motiv (z. B. einen das Bild ausfüllenden Löwen) bei gleicher Blende mit mehr Schärfentiefe ab als ein 600mm-Objektiv an einer Vollformatkamera. Diese höhere Schärfentiefe hat bei dreidimensionalen Motiven oft große Vorteile, um einen tieferen Bereich davon scharf abbilden zu können, allerdings den Nachteil eines unschöneren Bokehs im Nahbereich. Völlig unscharfe, weiche Hintergründe bei Tierporträts sind so nur auf kürzeste Entfernungen möglich.

  • Bild Dieser Fototipp stammt aus dem Buch "Abenteuer Safari-Fotografie" von Uwe Skrzypczak. Auf seiner Website www.serengeti-wildlife.com kann man übrigens handsignierte Exemplare des Buchs bestellen. [Foto: demipress]

    Dieser Fototipp stammt aus dem Buch "Abenteuer Safari-Fotografie" von Uwe Skrzypczak. Auf seiner Website www.serengeti-wildlife.com kann man übrigens handsignierte Exemplare des Buchs bestellen. [Foto: demipress]


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Uwe Skrzypczak war er über Jahrzehnte mit seinem Fotofachlabor in der fotografischen Bildverarbeitung tätig. Die Fotografie sollte bei ihm eigentlich ein lebenslanges Hobby bleiben, bis er in den 1990er-Jahren durch einen zufälligen Afrikabesuch die Natur- und Tierfotografie als neue Leidenschaft entdeckt hat. Über die Jahre erwarb er sich das dazu unbedingt erforderliche, biologische Fachwissen und machte die Fotografie mehr und mehr zu seinem Hauptberuf. Wer Interesse hat, Uwe persönlich kennen zu lernen um mit ihm zusammen "sein Afrika" fotografisch zu erkunden, kann an seinen mehrfach im Jahr stattfindenden Workshops und Fotosafaris in Ostafrika teilnehmen. Mehr über ihn und seine Arbeit sowie die jeweiligen Reisetermine findet ihr unter www.serengeti-wildlife.com.

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