2025-01-01 Während vor einigen Jahren noch Halogen- oder Leuchtstoff-Lampen als Dauerlicht bei Foto- und Video-Produktionen dominierten, setzt man heute fast nur noch LED-Leuchten ein. Diese Leuchten verbrauchen weniger Strom und haben einen bis zu 7-fach besseren Wirkungsgrad als Glühfadenlampen. Doch was sind die Unterschiede zwischen LEDs mit statischer Farbtemperatur, Bi-Color Leuchten und RGB-Leuchten? In diesem Fototipp erklären wir, welche Unterschiede es gibt und für welchen Einsatzzweck welcher LED-Leuchtentyp sinnvoll ist. (Harm-Diercks Gronewold, Jan-Markus Rupprecht)
COB-Leuchte Rollei Lux 60 RGB. [Foto: MediaNord]
COB-Leuchte Rollei Candela 60 Bi-Color. [Foto: MediaNord]
Mit Hilfe eines Menüs lassen sich die Farbtemperaturwerte leicht an der Leuchte verändern. Hier die Rollei Candela 60 Bi-Color. [Foto: MediaNord]
LED-Leuchten für den foto- oder videografischen Einsatz lassen sich in drei Kategorien einordnen:
- Leuchten mit fester Farbtemperatur, zum Beispiel 5600 K oder 3.300K.
- Bi-Color-Leuchten mit variabler Farbtemperatur durch warmweiße und kaltweiße LEDs.
- RGB-Leuchten, die (auch) bunte Farben aus den Grundfarben Rot, Grün und Blau mischen können.
Bei den RGB-Leuchten ist es zumindest im Foto- und Videobereich Standard, dass diese zusätzlich auch über Bi-Color-LEDs verfügen. Offenbar gehen die Hersteller (vermutlich zu Recht) davon aus, dass man bei dieser Anwendung nicht nur buntes Licht benötigt. Im Veranstaltungsbereich oder der Bühnentechnik sind hingegen Scheinwerfer durchaus üblich, die ausschließlich RGB-LEDs haben.
Bevor wir in die Tiefen der LED-Leuchten abtauchen, wollen wir zuerst einige Begrifflichkeiten erläutern. Oft sprechen Werbetexte von einem CCT- und einem RGB- oder HSI-Modus. Bei der Bezeichnung CCT handelt es sich um eine Abkürzung für „correlated color temperature“, die deutsche Übersetzung dazu lautet Farbtemperatur. RGB und HSI sind zwei unterschiedliche Farbräume. Während bei RGB eine Farbe durch die Werte der drei Grundfarben (rot, grün und blau) definiert ist, geben die Werte im HSI-Farbmodell den Farbwinkel (H) sowie die Sättigung (S) und Intensität (I) an. Der Farbwinkel zusammen mit der Sättigung definiert die Farbe, während die Intensität die Helligkeit der Farbe bezeichnet.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Beurteilung von Leuchten ist der Farbwiedergabe-Index, auch bekannt als Color Rendering Index, kurz CRI. Dieser gibt anhand einer Zahl an, wie gut die Farbwiedergabe einer Farbkarte mit 18 Farben unter dem Leuchtmittel ist. Etwas präziser ist der TLCI-2012, der über 24 Farbfelder ermittelt wird. Egal, welchen Index Sie in der Typenbeschreibung lesen, es gilt: je höher der Index, desto besser. Wir würden Ihnen nicht empfehlen, Leuchten mit einem CRI von weniger als 95 zu kaufen. Wenn Sie mehr über das Thema CRI erfahren möchten, dann empfehlen wir Ihnen unseren dazugehörigen Fototipp, den wir weiter unten verlinkt haben.
Für die meisten LED-Dauerlicht-Geräte kommen sogenannte COB-LEDs zum Einsatz. COB steht dabei für „Chip on Board“, bei dem die LEDs direkt auf einem reflektierenden Träger aufgebracht wurden. In einem solchen System lassen sich viele der leistungsstarken LEDs auf einer kleinen Fläche unterbringen. Dank dieser Technik sind direktionale Leuchten mit gerichtetem Abstrahlwinkel erst möglich.
Rollei Vibe 900 RGB LED-Panel. [Foto: Rollei]
Die Nahaufnahme einer Bi-Color-Flächenleuchte zeigt die einzelnen LEDs unter einer Diffusionsscheibe. [Foto: MediaNord]
Herkömmliche LEDs zeigen sich auf reflektiven Oberflächen des Objekts zum Teil sehr deutlich. [Foto: MediaNord]
Mit ausreichender Diffusion kann das Problem in den Reflexen beseitigt werden, das kostet allerdings Licht. [Foto: MediaNord]
Klassische LED-Leuchten waren ursprünglich Flächenleuchten, bei denen eine Vielzahl von LEDs in einem quadratischen beziehungsweise rechteckigen Raster angeordnet sind. Diese Leuchten geben Licht von einer großen Fläche ab, was den Schattenwurf weicher macht als bei COB-Leuchten mit ihren konzentrierten LEDs. Der Nachteil dieser Bauweise ist, dass sich die LEDs einzeln erkennbar in reflektierenden Elementen des Objekts spiegeln können. Um das zu beheben, sind Diffusorfolien oder mattierte Kunststoff- oder Milchglas-Vorsätze notwendig, die dann die effektive Lichtleistung reduzieren. Gravierender noch ist der Nachteil, dass Flächenleuchten immer Flächenleuchten bleiben. Man kann diese nicht flexibel mit verschiedenen Lichtformern betreiben und damit beispielsweise kein ein eng gebündeltes Licht erzeugen.
Die Lichtleistung einer Leuchte wird in Lux angegeben. Ein Lux ist die Bezeichnung für die gleichmäßige Beleuchtung von einer Fläche von einem Quadratmeter mit einem Lumen (lm). Lumen wiederum ist die Bezeichnung des Lichtstroms und sagt aus, wie stark die Fläche angeleuchtet wird (Helligkeit). Während früher Watt als gängige Bezeichnung für die Helligkeit einer Lampe gängig war, so ist Lumen der Wert, der heute eher gebräuchlich ist.
Leuchten mit konstanter Farbtemperatur
LED-Leuchten mit konstanter Farbtemperatur sind im Jahr 2024 klar in der Unterzahl. Das ist für uns, offen gesagt, schwer verständlich. Es gibt viele Anwendungsgebiete, bei denen man keine variable Farbtemperatur benötigt oder sogar ausdrücklich nicht haben möchte.
So verwenden wir bei uns in der Redaktion zum Beispiel am Fototisch seit längerem LED-Leuchten und möchten dort ausdrücklich immer dieselbe Farbtemperatur und überhaupt eigentlich immer genau dieselben Beleuchtungsbedingungen haben. Als wir die Leuchten gekauft haben, waren Bi-Color-Leuchten noch nicht so in Mode wie heute und sie waren deutlich teurer als Leuchten mit einer festen Farbtemperatur. Für unsere Anwendung hätte Bi-Color aber auch keinerlei Vorteil geboten, sondern wäre eher nachteilig.
Die Godox SL60W ist eine "klassische" LED-Leuchte mit nur einer Farbtemperatur in Tageslicht-Weiß (5.600 K). Daneben gibt es eine Version SL60Y, die eine wesentlich wärmere Farbtemperatur von 3.300 K hat (Glühlampen-Licht). [Foto: Gogox]
Denn genau wie bei dem Vergleich Bi-Color versus RGB (mit integriertem Bi-Color) kostet natürlich auch bei Bi-Color versus "Single-Color" die zweite Farbe erstens Geld und zweitens Helligkeit, denn es werden zum Beispiel für ein kaltweißes Licht nur die kaltweißen LEDs genutzt. Die anderen 50 Prozent der LEDs sind hingegen aus oder werden (je nach eingestellter Lichtfarbe) gedimmt hinzu geregelt, tragen aber nicht wesentlich zur Helligkeit bei.
Zudem ist die Bedienung einer Single-Color-Leuchte deutlich einfacher, da Sie sich nur um die Dosierung des Lichts kümmern müssen. Die Nachteile sind natürlich auch klar. So sind die Leuchten recht unflexibel, wenn es darum geht, andere Farbtemperaturen zu erzeugen. Zwar ist das mithilfe von CTO (change to orange) und CTB (change to blue) Filterfolien möglich, aber dies geht nur auf Kosten der Helligkeit. Immerhin eine halbe bis eine ganze Blendenstufe Helligkeit geht durch die Filterfolien verloren. Überdies können Filterfolien über einen längeren Zeitraum ausbleichen und ihre Filterwirkung verändern.
Insofern auch hier unsere Empfehlung: Wenn Sie für Ihre Anwendung niemals eine variable Farbtemperatur benötigen, ist eine Leuchte mit konstanter Farbtemperatur für Ihre Zwecke und Ihr Budget ideal.
Anmerkung Durch die große Verbreitung von Bi-Color-Leuchten kann es sein, dass eine Bi-Color-Leuchte doch günstiger wird. Vergleichen Sie dann aber nicht die Watt-Zahl (Leistungsaufnahme), sondern die Helligkeit, die die infrage kommenden Leuchten bei der gewünschten Farbtemperatur liefern.
Bi-Color Leuchten
Bi-Color-Leuchten sind die logische Konsequenz aus Leuchten mit konstanter Farbtemperatur. Denn wie die Bezeichnung schon aussagt, sind sowohl LEDs mit niedriger als auch hoher Farbtemperatur eingebaut. Durch die Mischung der beiden LED-Arten lässt sich ein ganzer Farbtemperaturbereich abdecken, etwa 3.200 K bis 5.600 K oder sogar von 2.700 K bis 6.500 K, je nachdem, wie die nativen Farbtemperaturen der eingebauten LEDs ausgelegt sind. Das macht diese Leuchten flexibler als Leuchten mit konstanter Farbtemperatur, und sie lassen sich in nahezu allen Lichtsituationen einsetzen.
Zwei LED-Leuchten mit 5.400 K (links) und 2.700 K (rechts). [Foto: MediaNord]
Aber das Ganze hat, wie oben schon beschrieben, natürlich einen Haken, denn die höchste Lichtausbeute wird nur bei hoher Farbtemperatur erreicht. Wer wärmeres Licht möchte, muss mit geringerer Lichtleistung leben. Im Vergleich zu einer Leuchte mit konstanter Farbtemperatur wird die Lichtausbeute bei einer gegebenen Baugröße und Aufnahmeleistung wahrscheinlich kleiner sein (wobei die Entwicklung der LEDs natürlich immer weiter voranschreitet).
Der Alterungsprozess bei Bi-Color-Leuchten ist nicht ganz so dramatisch, da man ausreichend Spielraum bei der Farbtemperatur hat. Diese Leuchten sind durch ihre hohe Flexibilität ideal für die Foto- und Videografie in unterschiedlichen Umgebungen. Man kann sie zur farbkorrekten Aufnahme oder gezielt als „Falschfarbe“ einsetzen, um kreatives Mischlicht mit anderen Lichtquellen zu erzeugen.