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Kaufberatung: Welche Speicherkarte ist die richtige für meine Kamera?

Seite 2 von 2, vom 2019-09-23 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

XQD und CFexpress

XQD-Speicherkarten kommen nur bei sehr wenigen professionellen Kameras zum Einsatz, bieten aber einige Vorteile gegenüber dem SD-Standard. Diese bestehen nicht nur in höheren Datenübertragungsraten und mehr Platz in der Karte für Flash-Speicherchips, sondern auch in einer höheren Robustheit und besserem Wärmemanagement, was bei schnellen Speicherkarten hoher Kapazitäten immer relevanter wird. Den XQD-Standard kann man als Nachfolger der CompactFlash-Speicherkarten (CF) verstehen. XQD-Karten sind größer als SD-Karten, aber kleiner als CF-Karten, die Dicke hingegen liegt zwischen CF Typ I und CF Typ II.

Als Anschluss kommt eine PCI-Express-Schnittstelle zum Einsatz, wobei es auch hier unterschiedlich schnelle Versionen gibt, die sich durch die Anzahl der parallelen Speicheranschlüsse, so genannter Lanes, unterschieden. XQD-Karten besitzen zwar nur eine Lane, aber bereits die ermöglicht Datentransferraten von 500 MB/s. Eine Mindestgeschwindigkeit von 125 MB/s soll nicht unterschritten werden, was fast 40 Prozent schneller ist als die Video Speed Class V90. XQD-Karten sind teurer als SD-Karten, aber auch deutlich schneller. Aktuelle Modelle von Sony erreichen etwa Schreibgeschwindigkeiten von 400 MB/s und Lesegeschwindigkeiten von 440 MB/s.

Eigentlich ist der XQD-Standard aber schon wieder veraltet, CFexpress ist der Nachfolger und ersetzt auch CFast-Speicherkarten, die nur bei professionellen Videokameras zum Einsatz kamen. Der aktuelle CFexpress-Standard unterscheidet drei physikalische Größen, wobei die mittlere Größe, Typ B, mit XQD identisch ist. Da auch hier die PCI-Express-Schnittstelle zum Einsatz kommt, lässt sich mit einem simplen Firmwareupdate der Kamera die Kompatibilität zu CFexpress herstellen. Aktuell sind solche Updates bei Herstellern wie Nikon und Panasonic, die XQD einsetzen, lediglich versprochen, aber noch nicht erhältlich. Der CFexpress-Standard erlaubt bis zu acht Lanes für noch höhere Datenübertragungsraten als XQD.

Welche Speicherkarte soll man denn nun kaufen?

Bei der Auswahl der für die eigene Digitalkamera passenden Speicherkarte sollte man sich also zuerst darüber informieren, welche Standards von der eigenen Digitalkamera unterstützt werden. Diese Information steht zumeist im Handbuch in den technischen Daten oder auf der Hersteller-Website. Auch auf dem Kamerakarton sind meistens die entsprechenden Logos zu finden. Heutige Kameras unterstützen eigentlich alle SD, SDHC und SDXC sowie UHS-I. UHS-II hingegen wird nur von wenigen Kameras der Mittel- bis Oberklasse unterstützt. Speicherkarten unter Class 10 sollte man heutzutage nicht mehr kaufen, zumal diese sehr preiswert geworden sind. Ist einem die Videofunktion wichtig, so sollte man genauer hinschauen. Unterstützt die Kamera hohe Datenraten bei Full-HD, etwa 100 Mbit pro Sekunde (entspricht 12,5 MB/s), so wird bereits eine U3-Karte benötigt, bei 4K ist U3 ebenfalls erforderlich.

Sind hohe Serienbildraten und ein schnelles Leeren des Kamerazwischenspeichers wichtig, sollte man zu einer Speicherkarte mit einer hohen maximalen Schreibgeschwindigkeit greifen. Ist diese einmal zwischendurch etwas langsamer, so ist das bei Einzelbildern im Gegensatz zu Videos eher unkritisch. Interessanterweise sind Speicherkarten auf dem Markt, die die Klasse U3 haben, aber nur bis zu 60 MB/s schreiben, während eine U1-Karte gerne auch mit 90 MB/s maximaler Schreibgeschwindigkeit angegeben wird. Selbst die Toshiba Exceria Pro UHS-II mit 240 MB/s maximaler Schreibgeschwindigkeit und 260 MB/s maximaler Lesegeschwindigkeit schafft nur die Geschwindigkeitsklasse U1, während die UHS-I-Karte Exceria vom selben Hersteller bei 95 MB/s Lesegeschwindigkeit und 60 MB/s maximaler Schreibgeschwindigkeit U3 unterstützt. Für eine Digitalkamera mit 4K-Videofunktion wäre also die normale Exceria die bessere Wahl, während die Exceria Pro in einer Kamera, die UHS II unterstützt, ihre Geschwindigkeitsvorteile bei Serienbildern ausspielen kann. Am besten greift man in so einem Fall aber zu einer UHS-II-Karte, die die UHS Speed Class 3 oder mindestens die Video Speed Class 30 unterstützt, denn 4K-Videoaufnahmen werden immer mehr zum Standard.

Bei der Speicherkapazität muss man nicht unbedingt zur größten erhältlichen Karten greifen, zumal sich ab einer bestimmten Kapazität der Preis pro GB meist deutlich nach oben bewegt. Eine 32 GB-Karte ist meistens völlig ausreichend und relativ preiswert zu bekommen. Eine 24 Megapixel auflösende Kamera speichert darauf beispielsweise fast 2000 Fotos in JPEG. Speichert man hingegen gerne in RAW oder RAW und JPEG simultan, reicht eine 32 GB Karte nur noch für 800 Fotos oder weniger, dann greift man gegebenenfalls besser lieber eine Kapazitätsstufe höher.

Speicherkarten haben übrigens eine begrenzte Lebensdauer, da sich Flash-Speicherzellen nicht beliebig oft beschreiben lassen, die Lesezyklen hingegen sind unbegrenzt. Die Karten verfügen jedoch über ein Management, um die Speicherzellen gleichmäßig auszulasten, defekte Speicherzellen nicht mehr zu verwenden und überhaupt, 100.000 Zyklen schaffen selbst die einfachen Speicherzellen, die guten sogar 1.000.000. Ein Indiz dafür, die Speicherkarte nicht mehr zu verwenden, ist ein deutlicher Kapazitätsschwund.

Man sollte beachten, dass die Kartenhersteller bei Kilobyte, Megabyte und Gigabyte mit dem korrekten dezimalen Umrechnungsfaktor 1.000 statt dem früher verwendeten binären Faktor 1.024 rechnen. Die binären Bezeichnungen heißen eigentlich korrekterweise Kibibyte (statt Kilobyte), Mibibyte (statt Megabyte) und Tibibyte (statt Terabyte). Selbst Betriebssysteme und Anwendungen bringen diese Bezeichnungen durcheinander. 1 GB entspricht also nicht etwa 1.024 MB, sondern 1.000 MB beziehungsweise nicht 1.048.576 KB, sondern 1.000.000 KB. So kommt es, dass eine 64 GB Speicherkarte beispielsweise unter Windows 10 als Karte mit 59,7 GB oder 64.139.296.768 Byte angezeigt wird. Die Karte hat nicht weniger Speicherkapazität als draufsteht, sondern sogar etwas mehr.

Um einem Verlust von einer großen Anzahl von Fotos vorzubeugen empfiehlt es sich trotzdem, lieber zwei kleinere als eine größere Karte zu verwenden und beispielsweise nach 400 Fotos die Karte zu wechseln. Für ausgedehnte Videoaufzeichnungen hingegen können Speicherkarten oft gar nicht groß genug sein, erst Recht bei 4K-Auflösung.

Einige wenige Digitalkameras setzen heutzutage die wesentlich kleineren Micro-SD-Karten ein, die auch in Smartphones zum Einsatz kommen. Diese Karten sind im Gegensatz zu SD-Karten nicht dazu konzipiert, ständig aus der Kamera herausgenommen und in ein Kartenlesegerät gesteckt zu werden, dafür sind sie auch viel zu fummelig. Wie auch immer, die Geschwindigkeitsklassen Class 6, Class 10, U1 etc. sowie UHS-I, SD, SDHC und SDXC gelten dort analog zum normalen SD-Standard. Zudem gibt es Adapter, um Micro-SD-Karten in normalen SD-Kartenschächten zu verwenden.

Beim Kauf einer XQD-Karte muss man sich praktisch keine Gedanken machen, denn die gibt es nur in hochpreisig und schnell. Die Kapazitäten fangen erst bei 32 GB an und viele Anbieter gibt es ebenfalls nicht.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.