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Fotos auf 4K-Fernsehern: Apple TV 4K

Seite 2 von 2, vom 2018-08-20, aktualisiert 2019-12-09 (Autor: Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln

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Und so findet der iOS-Nutzer gleich das bekannte Fotos-Symbol auf dem Fernseher und nach einem Touchpad-Klick öffnen sich seine aktuellsten Fotos, die in der Apple iCloud gespeichert sind. Das ist tatsächlich so einfach! Und noch besser: Die Fotos werden in echter 4K-Qualität angezeigt, d. h. gestochen scharf. Mit einem geeigneten Testbild, das wir in die iCloud geladen haben, konnten wir zweifelsfrei nachvollziehen: Das ist wirklich 4K. Soweit unseren Glückwunsch an Apple – denn das hatten wir uns (vergeblich) auch bei Google und Amazon gewünscht. Die Bedienung mit dem Wischen per Touchpad-Fernbedienung macht auch durchaus Spaß und geht locker von der Hand. Auch Originaldateien werden übrigens qualitativ sehr gut heruntergerechnet, ohne übertriebene Bearbeitung und ohne Schärfeartefakte. Soweit ist der erste Eindruck erstmal bestens.

Dem Power-User (also uns) fehlen dann aber schnell wichtige Funktionen. Die Apple-typische einfache und reduzierte Bedienung geht uns zu weit. Es gibt keinerlei Möglichkeiten in die Bilder hinein zu zoomen, nicht einmal bei Hochformat-Bildern. Auch gibt es außer dem Aufnahmedatum inklusive Uhrzeit keinerlei Möglichkeit, irgendwelche Informationen zu dem Foto anzuzeigen. Keine Exif-Daten, keinen Aufnahmeort, nicht einmal einen Dateinamen. Es gibt auch keinerlei Verwaltungsfunktionen. Also beispielsweise ein Foto mit Sternen oder einem Herzchen zu bewerten, zu löschen oder ähnliches geht alles nicht. Nicht einmal eine automatische Diaschau kann man mit seinen iCloud-Fotos ablaufen lassen. Auch wenn die 4K-Anzeigequalität stimmt – der Funktionsumfang der Foto-App auf dem AppleTV ist mehr als mager.

  • Bild Die Apple TV Foto-App zeigt die in der iCloud gespeicherten Fotos sortiert nach Datum und Aufnahmeort an. [Foto: MediaNord]

    Die Apple TV Foto-App zeigt die in der iCloud gespeicherten Fotos sortiert nach Datum und Aufnahmeort an. [Foto: MediaNord]

  • Bild Wenn Fotos als Diaschau oder Bildschirmschoner wiedergegeben werden sollen, müssen diese in einem Album zusammengefasst werden (wie hier in unserem Album "4K-Test"). [Foto: MediaNord]

    Wenn Fotos als Diaschau oder Bildschirmschoner wiedergegeben werden sollen, müssen diese in einem Album zusammengefasst werden (wie hier in unserem Album "4K-Test"). [Foto: MediaNord]

  • Bild Für ein so einfach bedienbares Gerät (mit im Grunde auch relativ wenig Funktionen) bietet das Apple TV sehr viele technische Einstellungsmöglichkeiten, mit denen es an alle erdenklichen Installationsumgebungen angepasst werden kann. [Foto: MediaNord]

    Für ein so einfach bedienbares Gerät (mit im Grunde auch relativ wenig Funktionen) bietet das Apple TV sehr viele technische Einstellungsmöglichkeiten, mit denen es an alle erdenklichen Installationsumgebungen angepasst werden kann. [Foto: MediaNord]

Etwas mehr kann die Foto-App immerhin bei Fotos, die man in ein Album legt. Diese können als Diaschau wiedergegeben werden, sogar mit diversen einstellbaren Parametern, ansehnlichen Übergängen und einem Ken-Burns-Effekt oder anderen vorgegebenen Layouts, die hier "Thema" genannt werden. Wenn man es mit den Effekten nicht übertreibt, bleibt die Qualität erstklassig. Das Thema "klassisch" bringt die Fotos formatfüllend auf den Bildschirm, ggf. mit schwarzen Rändern rechts, wenn es nicht im 19:9-Format vorliegt. Mit der Pause/Wiedergabe-Taste kann die Präsentation jederzeit angehalten und wieder gestartet werden, aber – echt zu blöd – ein Zurückspringen zum letzten Bild oder ein Vorspringen zum nächsten Bild geht nicht. Die Wisch-Geste auf der Touch-Fernbedienung ist bei einer Diaschau außer Funktion. Es ist im Prinzip so, als würde ein fertiger Film ablaufen, den man pausieren, aber nicht spulen kann.

Apropos Videos. Die möchte man ja auch abspielen, womöglich gemischt mit Fotos. Das ist mit der iCloud nicht so einfach, denn man kann diese zwar einfach per Browser-App aufrufen und dort mit grenzwertigem Bedienkomfort verwalten (man kann beispielsweise nicht einmal mehrere Fotos gleichzeitig markieren und verschieben oder löschen). Fotos vom PC aus dort hochladen ist auch ganz einfach. Aber Videos hochladen geht nicht! Ist irgendwie nicht vorgesehen. Wird mit Fehlermeldung, dass die Datei des Fotos (!) zu groß sei, quittiert. Wenn das gehen würde oder wenn man die Videos dort über irgendeinen Umweg (z. B. iPhone) hinbekommt, nützt das leider auch nichts, da die Videos aus der iCloud nur mit stark verminderter Qualität wiedergegeben werden.

Als alternativen Cloud-Dienst haben wir noch Microsoft OneDrive ausprobiert. Dafür gibt es Player-Apps, z. B. DigitalCloud For OneDrive. Die ist zum Ausprobieren erstmal kostenlos, beschränkt aber die Anzahl anzuschauender Dateien. Zum Fotos-Anschauen sind die Funktionen noch weitaus beschränkter als bei der Fotos-App von Apple. Im Grunde gibt es gar keine Funktionen. Aber die Fotos werden immerhin im Original vom OneDrive-Server geholt und einwandfrei in voller 4K-Qualität angezeigt. Das wäre theoretisch auch bei 4K-Videos der Fall, aber die Geschwindigkeit übers Internet reichte bei uns bei weitem nicht aus, um die Videos auch nur annähernd flüssig darzustellen. Es entstehen immer wieder sehr lange Pausen zum Puffern der riesigen 4K-UHD-Videodateien, die ja auch zum direkten Anschauen aus dem Internet (ohne Streaming-Technologien) nicht gemacht sind. Das kann im Grunde auch nichts werden.

Also habe ich versucht, die Fotos und Videos aus lokalen Quellen per Apple TV anzuzeigen. Das ist mir bei Fotos nicht gelungen. Es gibt aber einige Player, die auf die Anzeige von Videos aus lokalen Quellen spezialisiert sind (die aber alle keine Fotos anzeigen). Den Weg über DLNA braucht man dabei gar nicht weiter zu verfolgen, dabei wird nur wieder alles auf eine niedrige Auflösung heruntergematscht. Ein SMB-Zugriff auf eine Windows-Server-Freigabe scheiterte bei mir mit dem einen oder anderen Player, z. B. dem VLC-Player, ein Zugriff per SMB mit Netzwerkanmeldung auf ein FritzNAS (eine an die Fritzbox angeschlossene USB-Festplatte) klappte aber mit dem VLC-Player und ein testweise dorthin kopiertes 4K-Video wurde auch einwandfrei abgespielt.

Viel besser gefällt mir allerdings der Player Infuse 5, der sich schon in der kostenlosen Version problemlos an unserem Windows-Server anmeldete und alle dort im standardmäßig freigegebenen Video-Ordner befindlichen Videos problemlos in voller Qualität abspielte. Die App ist eigentlich eher eine umfangreiche Mediacenter-App mit extrem schnell reagierender Benutzeroberfläche, die sicherlich einen zweiten Blick wert ist.

  • Bild Größenvergleich zwischen Google Chromecast Ultra, Amazon Fire TV und Apple TV. [Foto: MediaNord]

    Größenvergleich zwischen Google Chromecast Ultra, Amazon Fire TV und Apple TV. [Foto: MediaNord]

Mit Video-Player-Apps (von denen es einige gibt), die Zugriff auf lokale Datenspeicher ermöglichen, lassen sich also problemlos als 4K-Videos vorbereitete Fotopräsentationen abspielen. Das war bei den anderen hier besprochenen Streaming-Boxen bislang ja die einzige Option und dies ist natürlich auch beim Apple TV eine gute Möglichkeit für gut vorbereitete Dia-Abende.

Fotos und Videos können übrigens natürlich auch via Airplay direkt vom Smartphone auf das Apple TV und somit auf den Fernseher gestreamt werden, ähnlich wie es beim Google Chromecast und Amazon Fire TV funktioniert. Auch in der Apple-Welt erfolgt dies aber nicht in Original-Qualität, sondern stark heruntergerechnet. Zum qualitativ guten Präsentieren von Fotos oder Videos ist das also keine Option.

Vielleicht noch am Rande erwähnt: Für Apple TV gibt es auch eine Version von Lightroom, die sich wie die "großen" Versionen "Adobe Lightroom CC" nennt. Die Oberfläche ist auch ganz nett, aber das nützt leider alles nichts, weil die App Fotos leider nur in FullHD-Auflösung auf den 4K-Fernseher bringt.

Update 2019-12-09  Wir haben diesen Fototipp mit der zur Zeit aktuellsten Betriebssystem-Version tvOS 13.3 durchgesehen und auch die Apps überprüft. Von den meisten Apps gibt es mittlerweile neuere Versionen. Erstaunlicherweise gab es an diesem Artikel dennoch aber keinerlei Änderungsbedarf. Das heißt es gibt nach wie vor kein Zoom in der Fotos-App und Videos dort nur in HD (720p). Besonders enttäuscht sind wir von der aktuellen Version 2.0 der Adpbe Lightroom App für tvOS, die Fotos auf dem Apple TV 4K nach wie vor nur in niedriger Auflösung anzeigt.
 
Gravierendste Änderung der neuen tvOS-Version scheint die prominente Werbung für das neue Apple TV+ zu sein: Direkt nach dem Einschalten des Geräts laufen Trailer für exklusive Apple-TV+-Serien direkt auf der Benutzeroberfläche ab. Das ist ein No-Go beispielsweise, wenn die  Apple TV Box in Unternehmen im Konferenz-Bereich eingesetzt wird (was häufig vorkommt, weil man sehr komfortabel iPad- oder iPhone-Inhalte darauf spiegeln kann). Die Funktion lässt sich zum Glück abschalten in den Einstellungen im Bereich "Allgemein" unter "Bedienungshilfen" > "Bewegung" > "Videovorschauen automatisch wiedergeben".

Fazit

Der Preis des Apple TV 4K (199 bzw. 219 Euro mit 32 bzw. 64 GByte Speicher) ist für den gebotenen Funktionsumfang nicht gerade günstig, aber die Hardware ist qualitativ entsprechend hochwertig und sehr leistungsfähig. Das Apple TV 4K bietet für Fotografen schon deutlich mehr als die preisgünstigeren Streaming-Alternativen von Google und Amazon. Aus der iCloud lassen sich sehr einfach Fotos in hoher Auflösung auf einem 4K/UHD-Fernseher anzeigen (Videos aus der gleichen Quelle werden allerdings stark herunterskaliert). Automatisch ablaufende Dia-Shows mit professionellen Effekten lassen sich sehr einfach konfigurieren, es fehlt bei der Präsentation aber die Möglichkeit vor oder zurück zu springen. Dritthersteller-Apps ermöglichen den Zugriff auf Cloud-Speicher wie OneDrive oder Dropbox und zeigen Fotos ebenfalls in 4K-Qualität an, ermöglichen aber keine ansehnlichen Präsentationen. Der Zugriff auf im lokalen Netzwerk auf PCs, Servern oder NAS-Geräten liegende Videos erfolgt ebenfalls über separat zu installierende Apps. Die Anzeige von 4K-Videos erfolgt damit schnell und flüssig. Eine App, die im lokalen Netzwerk liegende Fotos präsentabel anzeigt, haben wir noch nicht gefunden.

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.