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Bilder von einer Canon-Kamera per FTP-Verbindung übertragen

2022-06-12 Wer schon einmal bei einer Veranstaltung versucht hat, von seiner Kamera eine größere Anzahl Bilder schnell und unkompliziert zu versenden, der steht meist vor einem Problem. Wohin mit den Bildern, was brauche ich dafür und vor allem, wie ist die Kamera dafür zu konfigurieren? Denn so einfach wie ein Handyfoto zu versenden, ist es bei den System- oder Spiegelreflexkameras nicht. Selbst wenn eine Internetverbindung über das WLAN mit der Kamera besteht, sind Cloudspeicher oder andere Dienste normalerweise nicht in der Kamera eingebunden. Hier kommt aber eine FTP-Verbindung ins Spiel. Wie man diese einrichtet und welche Kameras das unterstützen, zeigen wir in diesem Fototipp.  (Jens Scheppler)

FTP steht für File Transfer Protocol, also Dateiübertragungsprotokoll. Dieses Protokoll dient der Übertragung von Dateien über IP-Netzwerke. Einige Kameras können so über eine Netzwerkverbindung Bilder auf einen FTP-Server laden, um sie mit anderen zu teilen. Da das Protokoll eines der ältesten Protokolle im Internet ist, nutzt es keine Sicherheitsalgorithmen. Das kann für eine maximale Kompatibilität und für bestimmte Einsatzzwecke ausreichend sein. Wenn aber eine sichere Verbindung mit Verschlüsselung im Vordergrund steht, dann gibt es die Weiterentwicklung FTPS oder SFTP.

Die Funktion der Datenübertragung per FTP steht nur auf Profikameras von Canon zur Verfügung. Dementsprechend sind die Anwendungsfälle, in denen eine FTP-Verbindung notwendig ist, auch eher den Fotografen vorbehalten, die von der Fotografie leben und ihre Bilder zeitnah an Agenturen senden müssen oder einen Mitarbeiter, der sich um die Weiterverarbeitung kümmert. Ein typisches Beispiel ist die Event- oder Sportfotografie. Canon hat die FTP-Übertragung beispielsweise der EOS 5D Mark IV oder EOS-1D X Mark III spendiert, die beide ein WLAN-Modul verbaut haben und somit auch das kabellose versenden der Bilder ermöglichen. Zudem bieten die aktuelleren DSLM-Modelle Canon EOS R3, R5 und R6 eine Option für die kabellose FTP-Übertragung.

Auch ältere digitale Spiegelreflexkameras von Canon ermöglichen die FTP-Übertragung, können dies aber entweder nur mit einem verbundenen LAN-Kabel oder man rüstet die Kamera mit einem Wireless File Transmitter aus. Letztere verbessern die Übertragungsreichweite und Übertragungsgeschwindigkeit ganz erheblich, sind aber in der Regel sehr teuer (mindestens 400 EUR), zudem gibt es für die verschiedenen Kameramodelle unterschiedliche Transmitter.

Die erstmalige Einrichtung für eine FTP-Verbindung erfolgt in drei Schritten:

1. Internet einrichten

Im Kameramenü wählt man unter den Kommunikationseinstellungen die FTP-Übertragung aus. Es folgt daraufhin die Eingabe der Netzwerkverbindung. Hier wählt man entweder sein WLAN-Signal vom Router oder alternativ eine Hotspot-Verbindung über sein Handy für die mobile Bildübertragung. Die Passworteingabe erfolgt im nächsten Schritt. Wurde bereits eine Internetverbindung an der Kamera eingerichtet, kann man sie alternativ auch aus der Liste auswählen.

  • Bild Im Kameramenü, Bereich Kommunikation, wählt man die WLAN-Verbindung aus. [Foto: Canon]

    Im Kameramenü, Bereich Kommunikation, wählt man die WLAN-Verbindung aus. [Foto: Canon]

  • Bild Um die FTP-Übertragung zu aktivieren, wählt man das entsprechende Symbol aus. [Foto: Canon]

    Um die FTP-Übertragung zu aktivieren, wählt man das entsprechende Symbol aus. [Foto: Canon]

  • Bild FTP-Verbindung in den Kommunikationsfunktionen auswählen. [Foto: MediaNord]

    FTP-Verbindung in den Kommunikationsfunktionen auswählen. [Foto: MediaNord]

  • Bild Unsere Internetverbindung via WLAN hatten wir mit dem Passwort bereits angelegt und gespeichert. So steht die Verbindung schnell zur Verfügung und kann aus der Liste abgerufen werden. [Foto: MediaNord]

    Unsere Internetverbindung via WLAN hatten wir mit dem Passwort bereits angelegt und gespeichert. So steht die Verbindung schnell zur Verfügung und kann aus der Liste abgerufen werden. [Foto: MediaNord]

2. FTP-Server konfigurieren

Bei der Wahl des FTP-Servers hat man drei Optionen zur Auswahl: FTP, FTPS oder SFTP. Die meisten Anbieter und die gängigste Option ist hier die FTP-Verbindung. Die nächste Eingabe ist für die Adressen-Einstellung. Möchte man die Bilder in das eigene Netzwerk übertragen, vergibt man hier die IP-Adresse zu seinem Router. Hat man einen Internetdienst, der einen FTP-Zugang gewährt, bekommt man vom Anbieter die FTP-Zugangsdaten. In unserem Fall nutzen wir den Dienst von hetzner.de und geben die Adresse im Format "Benutzername.your-storage.de" ein.

Hat man einen eigenen FTP-Dienst laufen, heißt die Adresse möglichweise "ftp.meinedomain.de". Das "ftp://", das häufig der Vollständigkeit halber erwähnt wird, wird hier bei der Eingabe weggelassen. Der Port 21 ist standardmäßig ausgewählt und kann unverändert übernommen werden. Zu den FTP-Zugangsdaten gehören auch auch ein personalisierter Nutzername sowie ein Passwort, das möglichst sicher sein sollte.

Bei der Wahl eines Zielordners kann man einen Ordner für die hochgeladenen Bilder anlegen, damit die hochgeladenen Bilder nicht einfach im Hauptverzeichnis des Servers landen.

  • Bild Art der FTP-Verbindung auswählen. Die meisten Anbieter stellen die normale FTP-Verbindung zur Verfügung. Wenn die Sicherheit gewährleistet sein muss, stehen auch FTPS oder SFTP zur Verfügung. [Foto: MediaNord]

    Art der FTP-Verbindung auswählen. Die meisten Anbieter stellen die normale FTP-Verbindung zur Verfügung. Wenn die Sicherheit gewährleistet sein muss, stehen auch FTPS oder SFTP zur Verfügung. [Foto: MediaNord]

  • Bild Über das interne Netzwerk benötigt man eine IP-Adresse, beispielsweise die vom Router, über das Internet ist hier die Verbindung nach dem Beispiel ftp.Adresse.de gefragt. [Foto: MediaNord]

    Über das interne Netzwerk benötigt man eine IP-Adresse, beispielsweise die vom Router, über das Internet ist hier die Verbindung nach dem Beispiel ftp.Adresse.de gefragt. [Foto: MediaNord]

  • Bild Als Beispiel für unseren Anbieter hetzner ist alternativ zur IP-Adresse die ftp-Verbindung einzugeben. Diese Information bekommt man von seinem Anbieter. [Foto: MediaNord]

    Als Beispiel für unseren Anbieter hetzner ist alternativ zur IP-Adresse die ftp-Verbindung einzugeben. Diese Information bekommt man von seinem Anbieter. [Foto: MediaNord]

  • Bild Der passive Modus wird von den meisten Anbietern unterstützt und sollte aktiviert werden. [Foto: MediaNord]

    Der passive Modus wird von den meisten Anbietern unterstützt und sollte aktiviert werden. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Eingabe für einen Proxyserver kann leer bleiben. [Foto: MediaNord]

    Die Eingabe für einen Proxyserver kann leer bleiben. [Foto: MediaNord]

  • Bild Das Kennwort für den FTP-Zugang ist noch einzugeben. Es sollte möglichst sicher sein. [Foto: MediaNord]

    Das Kennwort für den FTP-Zugang ist noch einzugeben. Es sollte möglichst sicher sein. [Foto: MediaNord]

  • Bild Um die hochgeladenen Bilder nicht in das Hauptverzeichnis zu speichern, lässt sich ein Ordner auf dem FTP-Server als Ziel festlegen, dessen Name per Touchscreen frei gewählt werden kann. [Foto: MediaNord]

    Um die hochgeladenen Bilder nicht in das Hauptverzeichnis zu speichern, lässt sich ein Ordner auf dem FTP-Server als Ziel festlegen, dessen Name per Touchscreen frei gewählt werden kann. [Foto: MediaNord]

3. Übertragungseinstellungen ändern

Nachdem man die Netzwerk- und FTP-Verbindung eingerichtet hat, sollte man sich noch mit den Verbindungsoptionen beschäftigen, die die Handhabung erheblich vereinfach können. Im Menü Verbindungsoptionseinstellungen wählt man zunächst die FTP-Übertragungseinstellungen. Dort hat man die Möglichkeit, die Einstellungen für seine Arbeitsweise oder Anforderungen anzupassen.

Das automatische Übertagen der Bilder ist standardmäßig auf Deaktiviert gesetzt. Das ist sinnvoll, wenn man unterwegs ist und das mobile Internet zur Übertragung gewählt hat. Dann möchte man es wahrscheinlich vermeiden, dass hunderte von Fotos übertragen werden und das mobile Datenvolumen unnötig belasten. Bei Sportveranstaltungen können auch schnell tausende Bilder zusammenkommen. Anders sieht es aber aus, wenn man an einem Ort mit WLAN-Verbindung fotografiert, beispielsweise im Studio oder bei einer Veranstaltung mit WiFi-Verbindung. Ist man nicht in der Situation oder möchte einfach nicht, dass alle Bilder versendet werden, ist es sinnvoller, die automatische Übertragung deaktiviert zu lassen.

Ein weiterer Aspekt, warum man die Option deaktiviert lassen möchte, ist, dass während der Bildübertragung das Löschen von Bildern nicht möglich ist. Zudem sind bestimmte Menüelemente während der Bildübertragung nicht auswählbar, beispielsweise High-ISO-Rauschreduzierung, Staublöschungsdaten, HDR-Modus, Bilder schützen, Bild rotieren, Druckauftrag, Bewertung, Diaschau, Aufn.funkt.+Karte/Ordner ausw., Karte formatieren, Sensorreinigung oder Kommunikationseinstellungen. Darüber hinaus ist die automatische Abschaltung der Kamera während der Verbindung sinnvollerweise deaktiviert.

  • Bild Canon Kameramenü - Netzwerkeinstellungen, Verbindungsoptionen. [Foto: MediaNord]

    Canon Kameramenü - Netzwerkeinstellungen, Verbindungsoptionen. [Foto: MediaNord]

  • Bild Canon Kameramenü - Netzwerkeinstellungen, Verbindungsoptionen, FTP-Übertragung. [Foto: MediaNord]

    Canon Kameramenü - Netzwerkeinstellungen, Verbindungsoptionen, FTP-Übertragung. [Foto: MediaNord]

  • Bild Einstellungen für das individuelle Übertragen einzelner Bilder. [Foto: MediaNord]

    Einstellungen für das individuelle Übertragen einzelner Bilder. [Foto: MediaNord]

  • Bild In der Bildwiedergabe selektiert man das zu übertragende Bild einfach mit Druck auf die SET-Taste. Ist die FTP-Übertragung vollständig, wird das Bild mit einem Kreissymbol in der Auswahlbox markiert. [Foto: MediaNord]

    In der Bildwiedergabe selektiert man das zu übertragende Bild einfach mit Druck auf die SET-Taste. Ist die FTP-Übertragung vollständig, wird das Bild mit einem Kreissymbol in der Auswahlbox markiert. [Foto: MediaNord]

  • Bild Für die FTP-Übertragung lassen sich die zu übertragenden Bilder vorgeben. Über das Netzwerkmenü -  Verbindungsoptionseinstellungen - FTP-Übertragungseinstellungen, gelangt man zum Punkt "Zu übertrag. Bilder.". [Foto: MediaNord]

    Für die FTP-Übertragung lassen sich die zu übertragenden Bilder vorgeben. Über das Netzwerkmenü -  Verbindungsoptionseinstellungen - FTP-Übertragungseinstellungen, gelangt man zum Punkt "Zu übertrag. Bilder.". [Foto: MediaNord]

  • Bild Hier lassen sich die zu übertragenen Bilder auswählen, beispielsweise größere oder kleinere JPGs und ob man RAWs oder JPGs oder beides übertragen will. [Foto: MediaNord]

    Hier lassen sich die zu übertragenen Bilder auswählen, beispielsweise größere oder kleinere JPGs und ob man RAWs oder JPGs oder beides übertragen will. [Foto: MediaNord]

  • Bild Um die Übertragung zu beschleunigen, reicht meist die Option "Nur JPEG". [Foto: MediaNord]

    Um die Übertragung zu beschleunigen, reicht meist die Option "Nur JPEG". [Foto: MediaNord]

Statt der automatischen Übertragung ist es daher empfehlenswert, die Option "Übertragung mit SET" zu aktivieren. Befindet man sich in der Bildwiedergabe, kann man nun über die Taste "SET" nur die Bilder auswählen, die auf den FTP-Server übertragen werden sollen. Der Upload erfolgt im Hintergrund und fügt man weitere Bilder hinzu, werden diese einfach der Warteschlange hinzugefügt, bis sie automatisch übertragen wurden. Diese Vorgehensweise bietet sich an, wenn man nur wenige Bilder übertragen möchte.

Da die Übertragungsgeschwindigkeit der Kamera per WiFi üblicherweise nicht die schnellste ist, ist es sinnvoll, nur JPGs zu übertragen. Dazu wählt man in den FTP-Übertragungseinstellungen (siehe Screenshots oben) den Eintrag "Zu übertrag. Bilder" aus. In unserem Beispiel stellen wir die Kamera so ein, dass RAW und JPG-Bilder auf der Speicherkarte gespeichert werden. Die FTP-Verbindung soll aber lediglich die JPG-Bilder übertragen.

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