Rückblende

photokina analog – von Adox bis Zenit

2010-09-24 Auch wenn die photokina in den letzten 10 Jahren den Schwenk von der klassischen analogen Fotografie zur digitalen Bildaufnahme- und -verarbeitungstechnik komplett vollzogen hat, gibt es auf dem Ausstellungsgelände in Köln-Deutz immer wieder Ereignisse und Eindrücke, die an die alten Zeiten erinnern. Ein paar persönliche Erfahrungen von meinem Besuch am Mittwoch sind nachfolgend in Text und Bild aufgeführt.  (Harald Schwarzer)

  • Bild  [Foto: Harald Schwarzer]

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 Mein erster Besuch galt dem Stand von Fuji. Obwohl die zwei auf dem Stativ befestigten X100 Kameras noch nicht funktionierende Prototypen sind, ist die Handhabung des innovativen Hybridsuchers beeindruckend und führt immer wieder zum Erstaunen der Besucher. Anders als die Epson R-D1 und die Leica M8 bzw. M9 Kameras ist es keine Messsucherkamera sondern hat einen Autofokus. Allerdings ist die Bewegung des AF-Feldes im Sucher noch simuliert und erlaubt keine Aussage über die Fokussiergeschwindigkeit. Der voraussichtliche Preis von ca. 1000 Euro wurde bestätigt; auch wenn „Made in Japan" auf dem Gehäuse steht, sollte man das Kleingedruckte im Prospekt lesen (Produktionsstandort wird noch festgelegt).

 

Meine analog wirkende Epson R-D1 fiel auch zwei Nikon Mitarbeitern aus USA auf. „WOW - they really made it?" fragten sie erstaunt und „Oh - it's well built and quite heavy" als sie sie in der Hand hielten. Voller Stolz zeigten sie mir dann die neue P7000 mit der Bemerkung „It was damned necessary that we got it".

„Mein Gott, sind die groß geworden" dachte ich als ich die Stände von Panasonic und Sony sah. Panasonic teilt sich das Obergeschoss der Halle 3 mit Canon. Das Modethema 3D ist nicht zu übersehen, aber mehr Interesse finden die neuen Videofunktionen der GH2. Das neue 2,5 / 14 mm pancake macht an der GF1 einen fast so kompakten Eindruck wie vor 80 Jahren die Schraub-Leica  mit dem 6,3 / 28 mm Hektor. Auch an frühere Zeiten im Fotostudio erinnert fühlte sich der Portraitfotograf beim Shooting auf dem Sony Stand - er hatte an seiner NEX-5 per Adapter das Zeiss ZA 2,8 / 24-70 mm montiert und benutzte das Klappdisplay wie früher den Lichtschacht an seiner Mittelformatkamera. Nach eigener Aussage es ist somit möglich, nahezu kontinuierlichen Kontakt zum Modell zu halten.

 Den Olympus Stand dominieren die PEN Kameras - lediglich die elektronischen Aufstecksucher sind knapp. In Erinnerung geblieben sind mir die Worte eines jungen Fotografen, der am Ende der Präsentation seines neuen Fotobuches sagte: „Von allen Bücher kommen zwei Exemplare in die Nationalbibliothek - und wenn in 50 Jahren vielleicht CD's oder DVD's nicht mehr lesbar sind, können die Leute mein Buch aus dem Regal nehmen, sich in die Sonne setzen und an meinen Bilder erfreuen."

 Über die neuen Leica Kameras ist schon viel berichtet worden und so war der Stand gut besucht - wie viele andere war auch ich enttäuscht, dass sich die Gerüchte über eine digitale Lösung für die manuellen R-Objektive (noch) nicht bewahrheitet hatten.

 

Standnachbar ist der Mitbewerber aus alten Zeiten - Carl Zeiss, der in verschiedenen Vitrinen Produkte seiner langjährigen Geschichte ausstellt. Für die Besucher gibt es ausreichend Gelegenheit, die ZA, ZE und ZF Optiken an aktuellen Sony, Canon und Nikon DSLRs auszuprobieren.

 

Wie schon vor zwei Jahren hält die Lomographische Geselleschaft in der Passage zwischen Halle 4 und 5 die Fahne der Analogfotografie hoch.

 

Und ganz selten aber dennoch zu sehen waren vorwiegend jüngere Leute, die eine analoge Kamera dabei hatten und damit fotografierten. Neben mir in der Reihe beim Besuch der Flugschau vom Vogelpark Hellenthal stand Lars F. aus Hannover, der für ein kleines Fotostudio arbeitet und diesmal seine Nikon F3 mit dem 1,4 / 50 mm dabei hatte. Er erzählte mir, dass er am Bahnhof noch schnell einen Kodak Diafilm gekauft hatte. Warum fotografiert er analog ? „Wegen der Abbildungsqualität und weil man alles manuell einstellen kann." Die Dias werden eingescannt und dann digital weiterverarbeitet.

 

 Eher abseits vom Trubel liegen die Stände von Adox und Zenit. Beides Namen, die dem Fotohistoriker wohl bekannt sind. So gehörten die Dr. Schleussner Werke in Hessen mit ihren Adox Kamera und Filmen in den 1950er zu den großen deutschen Herstellern und aus Krasnogorsk in der Nähe von Moskau kamen viele Zorki und Zenit Kameras nach Westeuropa; zunächst als Leica Kopien und später als mechanisch robuste Revue Spiegelreflexkameras bei Foto Quelle. Seit 1992 vertreibt fotoimpex aus Berlin alles für die analoge Fotografie. Die Adox Fotopapiere werden in Monheim bei Leverkusen auf den Maschinen und von den Mitarbeitern hergestellt, die früher zu Agfa gehörten.

 

Die zwei russischen Damen mittleren Alters zeigten mir aus der aktuellen Produktpalette ihre Horizon Panoramakameras und die Objektive für Spiegelreflexkameras, die meisten mit M42 Schraubgewinde. Mit etwas Glanz in den Augen erinnerten sie sich noch an die glorreichen Zeiten der russischen Kameraproduktion vor 30 Jahren.

 Beim Stöbern in den Auslagen von Lindemann's Buchhandlung hatte ich auch das neue Buch von Michael Gradias über die Nikon Historie in der Hand - informativ und kompetent gemacht und mit einem ausführlichen Vorwort von Jan-Gert Hagemeyer von digitalkamera.de

 

 

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