6.000-Euro-Kompaktkamera

Zeiss ZX1 zum Test eingetroffen

2021-04-08 Die Firma Foto Koch hat uns aus ihrem Demo-Bestand eine Zeiss ZX1 für unseren Kameratest zur Verfügung gestellt, herzlichen Dank dafür! Dadurch können wir unseren Lesern hier erste Fotos der aufwändigen Verpackung dieser sehr speziellen Kamera zeigen. Die Premium-Kompaktkamera kommt in einem vergleichsweise riesigen Karton, in dem sich der 6.000-Euro-Bolide adäquat präsentiert.  (Jan-Markus Rupprecht)

Von Foto Koch erreichte uns am Oster-Samstag ein vergleichsweise riesiger und schwerer Karton. Darin sollte eine Kompaktkamera sein? Ja, und was für eine! Die Zeiss ZX1 ist für sich schon ein ordentlicher Brummer. Solide gebaut und auch vom Gewicht her durchaus zum Einschlagen von Nägeln geeignet. Wozu natürlich niemand diese satte 6.000 Euro teure Edelkompaktkamera verwenden wird.

Die Kamera und das Zubehör präsentieren sich einer opulenten, ganz in anthrazitgrau gehaltenen Klappschachtel. Die Verpackungsdesigner haben dabei wirklich fast alles gegeben. Das geht soweit, dass einzelne enthaltene Drucksachen ebenfalls aus dem gleichen, dicken Material bestehen, in das wiederum unsichtbar kleine Magnete eingearbeitet sind, sodass z. B. die Schnellstart-Anleitung an ihrem vorgesehenen Platz haftet.

Auch das Zubehör ist überwiegend sehr hochwertig. Die Verbindung vom relativ großen Steckernetzgerät zur USB-C-Buchse der Kamera erfolgt über ein dickes und recht steifes Daten- und Ladekabel. Nicht gerade praktisch zum Mitnehmen, aber irgendwie stimmig. Lang genug ist es auch. Edel ist die Metall-Sonnenblende, die in montiertem Zustand die große Kamera noch riesiger macht. Das Objektiv der ZX1 ist nämlich fest verbaut und nicht einfahrbar. Gar nicht zum Stil passt hingegen der billige Objektiv-Deckel aus Kunststoff. Kameratester Harm-Dierks Gronewold witzelte sogleich: "Einen zum übrigen Stil passenden Objektivdeckel werden die wohl vergessen haben zu konstruieren. Als es an das Verpacken der ersten Kameras ging, war es zu spät und dann musste der 5-Euro-Plastik-Objektivdeckel aus dem Lager reichen."

Erste Erfahrungen mit der Zeiss ZX1 sind durchaus interessant. Viele Bedienelemente hat die Kamera nicht, so findet man früher oder später beim Ausprobieren den Ein/Aus/Standby/Foto/Video-Umschalter, der die Kamera einschaltet. Dann bootet die Kamera erstmal, was aufgrund des vorhandenen Android-Betriebssystems genauso lange dauert, wie der Kaltstart eines Smartphones. Das Aufwachen aus dem Standby geht zum Glück aber genauso schnell wie bei einer normalen Kamera.

Von dem Betriebssystem merkt man im ersten Moment nicht sehr viel, das grundlegende Fotografieren klappt auch nahezu ohne Einarbeitung. Die weiteren Schritte mit der Kamera erfordern dann aber fast zwingend einen Blick wenigstens in die Schnell-Anleitung, denn bereits der Wechsel in den Wiedergabe-Modus erschließt sich dem (neuen) Anwender nicht. Irgendwie geht da was mit "Wischen" von oben nach unten und umgekehrt. Warum das aber mal klappt und mal nicht, dahinter kam ich zumindest erst nach Konsultation der Bedienungsanleitung. Tatsächlich gibt es einen etwa 1 cm breiten Streifen im linken Bereich des Bildschirms. Nur dort – und keinesfalls ganz am Rand – darf man mit der Wisch-Geste beginnen. Vom Rand aus Wischen, das funktioniert nicht. Weiter rechts wischen ebenso wenig. Man gewöhnt sich schnell dran, aber man muss erst einmal kapieren, wie das geht.

Der übrige erste Eindruck ist eher gemischt. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig, die Bedienung teilweise einfach, teilweise kompliziert. Teilweise ist die Ausstattung äußerst modern, mit Android als Unterbau, installiertem Adobe Lightroom "mobile" und Anbindung an übliche Cloud-Speicher wie Dropbox und OneDrive. Andererseits wirkt die ZX1 kameratechnisch wie aus einem anderen Jahrhundert: Gesichtserkennung oder gar Augenerkennung? Fehlanzeige. Der Autofokus fühlt sich irgendwie langsam an (unser Labor- und Praxistest wird da genaueres ergeben). Die Firmware von November 2020 ist immer noch aktuell – das kann einerseits bedeuten, dass diese bereits ausgereift ist oder andererseits, dass Zeiss das Produkt nur zögerlich oder gar nicht weiterentwickelt.

Wir sind jedenfalls sehr gespannt auf den Test und wie sich die Zeiss ZX1 im Labor und in der Praxis schlägt. Zudem können wir nun eigene Produktfotos (der Hersteller selbst hat die von uns benötigen Ansichten nicht, sondern nur diverse "schräge" Perspektiven) und unser Datenblatt vervollständigen, das noch etliche Lücken aufweist. In Kürze mehr dazu.


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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.