Photokina 2018

Siriu FD-01 4-Wege-Kopf als Neuheit auf der Photokina entdeckt

2018-09-29 "Ein 4-Wege-Kopf, was soll das denn sein?", fragt man sich zunächst. Der pfiffige Stativkopf bietet tatsächlich eine zusätzliche Drehebene in Form einer eingebauten Panorama-Platte auf der obersten Ebene des Kopfes. Hinzu kommen viele andere pfiffige Lösungen wie die für den Transport platzsparend wegdrehbaren Griffe oder die Kombi-Kameraschraube in 1/4 und 3/8 Zoll.  (Jan-Markus Rupprecht)

Das Design des Siriu FD-01 ist ziemlich rustikal und will nicht so recht zu den vielen innovativen Details passen. Das Konzept ist faszinierend und wirklich gut gelöst. Wer öfter mal Panorama-Aufnahmen mit seiner Kamera vom Stativ macht, kennt das Problem: Wenn die Kamera nicht nahezu hunderprozentig in der Waage ist, läuft der Horizont beim 360-Grad-Schwenk rauf und runter. Das erschwert das Zusammenfügen der Fotos und sieht auch meistens total blöd aus. Man gibt sich also sehr viel Mühe schon das Stativ möglichst genau auszurichten, damit der darauf montierte Kopf mit der Kamera genau waagerecht steht. Das ist mit den meist verbauten Libellen aber gar nicht so einfach und nur annähernd präzise.

  • Bild  [Foto: MediaNord]
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Beim Sirui FD-01 geht man anders vor. Wie schief das Stativ steht, ist da erstmal egal. Der Kopf hat für normale Anwendungen zwar auch eine Drehachse unten (alleine schon, damit man ihn auf dem Stativ ganz normal bedienen kann). Gedreht wird bei Panorama-Aufnahmen aber nicht der ganze Kopf, sondern nur die Platte oben drauf. Das ist also im Grunde genau so, als würde man eine zusätzliche Panorama-Dreheinrichtung oben auf einen normalen 3-Wege-Neiger schrauben. Die beiden Neige-Achsen des Kopfes haben richtige Wasserwaagen eingebaut, mit denen man weitaus präziser arbeiten kann als mit einer Libelle. Man richtet also einfach beide Neigeachsen waagerecht anhand der Wasserwaagen aus und hat dann die obere Panoramaeinrichtung schön in der Waage.

Die Panorama-Einrichtung hat sogar eine verschiebbare Schwalbenschwanz-Platte. Damit kann die Kamera zumindest einige Zentimeter aus dem Zentrum des Kopfes heraus fixiert werden. Eventuell reicht das schon, um den Nodalpunkt exakt einzustellen. Danach steht der Panorama-Aufnahme dann eigentlich nichts mehr im Wege. Eine Rast-Einrichtung hat der Kopf nicht, wohl aber eine Winkel-Skala.

Weitere pfiffige Funktionen: Die Schraube in der Kameraplatte lässt sich ganz einfach umdrehen von 1/4 auf 3/8 Zoll. Diese Konstruktion ist in einem kleinen Griff gelagert, sodass man sie ohne Werkzeug (oder Münze) einfach mit der Hand festdrehen kann. Ob dieses eigentlich faszinierende Konzept eine richtig gute Idee ist, vermag ich nicht zu sagen. Letztlich hängt alles an der kleinen Edelstahl-Achse, die durch die Doppel-Kameraschraube gesteckt ist. Wenn die bricht, geht die Kamera zu Boden. Weshalb ich solche Späße wie "Kamera auf dem Stativ durch die Gegend tragen" bei diesem Kopf definitiv unterlassen würde. Die Gefahr, dass man versehentlich irgendwo gegen stößt und die kleine Achse an der Kameraschraube bricht, wäre mir zu groß. Ohne derartige "Unfall-Belastungen" wird die Konstruktion aber wohl halten (trotzdem würde ich mich wohler fühlen, wenn Sirui hier eine normale Kameraschraube eingebaut hätte).

  • Bild Der neue Siriu FD-01 nimmt im aktuellen Sirui-Katalog eine ganze Seite ein, auf der die Funktionen erklärt werden. [Foto: MediaNord]

    Der neue Siriu FD-01 nimmt im aktuellen Sirui-Katalog eine ganze Seite ein, auf der die Funktionen erklärt werden. [Foto: MediaNord]

Noch eine pfiffige Funktion: Bei normalen 3-Wege-Neigern ist ja immer das Problem, dass die Griffe weit abstehen und beim Verstauen des Stativs stören und das Packmaß sehr vergrößern (deshalb war ich lange Zeit auch kein großer Freund von 3-Wege-Köpfen, obwohl ich es sehr schätze, dass man alle Achsen einzeln lösen und fixieren kann). Dafür gibt es ja unter anderem von Manfrotto in letzter Zeit schon gute Lösungen, bei denen der Griff einfach über die Achse in Richtung Kopf geschoben wird, bis er kaum noch Platz wegnimmt. Sirui hat das anders gelöst. Wenn man an den beiden Drehgelenken jeweils einen kleinen Kopf herauszieht, kann man den ganzen Hebel um die Neigeachse schwenken in eine Position, in der er überhaupt keinen zusätzlichen Platz mehr wegnimmt. Das ist vom Packmaß her optimal, von der Bedienung her nicht, denn den Mini-Knopf herauszuziehen ist etwas fummelig. Ich hätte mir stattdessen eine Druckknopf-Lösung gewünscht.

Insgesamt macht der Kopf einen sehr stabilen Eindruck, er ist aber nicht wirklich "fett", eher für kleinere Kameras geeignet. Die Belastbarkeitsangabe ist Sirui-mäßig reichlich üppig gewählt. Satte 10 kg gibt der Hersteller im Katalog für diesen relativ filigranen Kopf an. Klar, der fällt nicht auseinander, wenn man da 10 kg drauf schraubt. Aber verwenden würde ich einen Kopf dieser Größe für Kamera-Objektiv-Kombinationen bis maximal 3 kg.

Der Siriu FD-01 4-Wege-Kopf wird ab spätestens November in Deutschland/Europa erhältlich sein und voraussichtlich etwas weniger als 180 Euro kosten (169 oder 179 Euro).

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.