Rückblende

Die Fünfziger von Canon – Entwicklungsgeschichte eines Normalobjektivs (Teil 3)

2011-08-10 Fast 30 Jahre lang hielten die Konstrukteure bei Canon an der Rückwärts- und Vorwärtskompatibilität ihres Objektivbajonetts fest. Im März 1987 war es dann damit zu Ende - als erster Hersteller von Kleinbild-Kameras entschied man sich dafür, dass der gesamte Signalaustausch zwischen Kamera und Objektiv vollelektronisch stattfindet. Sowohl der Blendenschließmotor als auch der Fokussiermotor waren in die jeweiligen Objektive eingebaut. Somit können Leistung und Drehmoment dem optischen System angepasst werden. Die Nähe zu den beweglichen Teilen eliminiert Reibungsverluste und Trägheit der Übertragungswege.  (Harald Schwarzer)

  • Bild  [Foto: Harald Schwarzer]

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Die dazu passenden Kameras tragen den „Vornamen" EOS (Electro Optical System) - das erste filmbasierte Modell war die EOS 650 von 1987 und das erste digitale Modell die EOS D30 von 2000.

 

Foto: Handbuch des Canon Systems - Bob Shell, Günter Richter - 1994

In die ersten Optiken mit dem neuen EF-Bajonett (Electro Focus) waren noch konventionelle Gleichstrommotoren eingebaut, die bogenförmig angeordnet waren. Die neuartigen Ultraschallmotoren (USM) blieben zunächst den teureren L-Objektiven vorbehalten. Eine kleine Animation auf der Technikseite des Canon Camera Museum zeigt die Funktionsweise. (s. weiterführende Links) Im Objektiv befinden sich zwei hochpräzise Metallringe, einer davon ist mit dem Objektivtubus verbunden, der andere mit dem Schneckengang. Ein piezoelektrischer Oszillator erzeugt beim Anlegen einer Spannung Ultraschallschwingungen und versetzt die Ringe in Bewegung. Bei diesen USM-Ringmotoren ist jederzeit ein manueller Eingriff über den griffigen Entfernungsring möglich. Einen herkömmlichen Blendenring geht es nicht und die Blendeneinstellung erfolgt mittels eines Einstellrades an der Kamera.

Das EF-Bajonett ist eine völlige Neukonstruktion, die nicht mit dem FD-Bajonett kompatibel ist. Im Gegensatz zu diesem handelt es sich um ein Innenbajonett, das mit 44 mm ein größeres Auflagemaß und mit 54 mm einen größeren Durchmesser besitzt.

 

Und nun haben die EOS Kameras einen Entriegelungsknopf am Gehäuse. Die Informationsübertragung geschieht über federnd gelagerte und vergoldete Kontakte an der Kamera (unterhalb des Rückschwingspiegels) und ebenfalls vergoldete Kontaktflächen am Objektiv. Die Übertragung geschieht digital, infolgedessen besitzen alle EF-Objektive einen eingebauten Mikroprozessor. Der mit 54 mm für ein Kleinbild-System sehr große Bajonettdurchmesser erlaubt es, auch sehr lichtstarke Objektive mit geringem Helligkeitsabfall am Bildrand zu verwenden. Und fast 30 Jahre nach Vorstellung der lichtstärksten Normaloptik der Welt (das 0,95er von 1961) schufen die Canon Entwickler wiederum einen Lichtriesen. Das EF 1:1 L USM / 50mm hatte zwei geschliffene asphärische Linsen und kam 1989 in den Handel. Das war seinerzeit Weltrekord für 35 mm-Spiegelreflexkameras.

Mit Markteinführung der Canon 300D vor 8 Jahren kamen erstmal auch Objektive mit EF-S Bajonett in den Verkauf - diese preiswerteren Optiken sind speziell für den kleineren Bildkreis der APS-C Spiegelreflexkameras gerechnet.

„Eine neue Klasse von Digitalkameras erblickt mit der heute von Canon neu vorgestellten EOS 300D das Licht der Welt: preisgünstige digitale Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiv, die auch für eine größere Gruppe von Amateurfotografen erschwinglich ist. In der Reihe der digitalen Spiegelreflexkameras gab es bereits eine Klasse für reinrassige und hochwertige Profi-Geräte und eine Art "Mittelklasse" etwa oberhalb von 2.000 EUR. Angesichts des verhältnismäßig günstigen Listenpreises von rund 1.100 EUR erscheint die Canon EOS 300D dagegen tauglich für größere Stückzahlen." schrieb digitalkamera.de am 20.8.2003

Yvan Boeres erläuterte damals auch den neuen EF-S Objektive: „Durch den - im Vergleich zum Kleinbildfilm (wie er in der EOS 300v zum Einsatz kommt) kleineren Bildwandler - gewinnt die EOS 300D etwas an Verschlussgeschwindigkeit (1/4.000 s bzw. 1/200 s Blitzsynchronzeit) und kommt auch mit einem kleineren Schwingspiegel aus. Letzterer ermöglicht, den Rand des Objektivs näher an den Sensor heranrücken zu lassen und hat Canon dazu bewegt, nach Vorbild von Nikon (mit der DX-Objektivserie), eine speziell auf das Sensor-Format abgestimmte Objektivserie zu entwickeln. Bei Canon heißt diese Objektivserie EF-S; den Anfang macht das EF-S-Objektiv 18-55 mm/F3,5-5,6. Der Bildwinkel des neuen Objektivs entspricht dem eines Zooms mit 28 bis 90 mm Brennweite bei Kleinbild, was heutzutage als Standard-Zoom bezeichnet werden kann. Setzt man gewöhnliche EF-Objektive an die EOS 300D an, verlängert sich deren Brennweite virtuell um den Faktor 1,6."

Und somit gelten andere Brennweiten als normal, denn der Crop-Faktor macht ein EF 35mm Weitwinkel an diesen Kameras zur Standardoptik.

 

Canon 30D mit EF 35 mm 2,0

In den weiterführenden Links sind noch zwei deutsche Webseiten aufgeführt, die sich ausführlich mit den EF bzw. EF-S Objektiven beschäftigen. Die nachstehende Tabelle beschreibt allerdings nur die EF Konstruktionen, denn anders als z.B. bei Nikon mit seinem AF-S 35 mm 1,8 DX hat Canon keine Festbrennweite mit „APS-C Normal" Brennweite im Angebot.

Jahr

Name

Brenn-weite

Max. Öffnung

Kleinste Blende

Aufbau

Filter-durchmesser

(in mm)

Gewicht

(in g)

Elemente

Gruppen

 

 

 

 

Objektive mit EF-Bajonett für Spiegelreflexkameras (Autofokus)

Auflagemaß 44,0 mm; Durchmesser 54 mm

 

1987

Canon

50 mm

1,8 (I)

22

6

5

52

190

1987

Canon

50 mm Makro

2,5

32

9

8

52

280

1989

Canon

50 mm

1,0 L USM

16

11

9

72

985

1990

Canon

50 mm

1,8 (II)

22

6

5

52

130

1993

Canon

50 mm

1,4 USM

22

7

6

58

290

2007

Canon

50 mm

1,2 L USM

16

8

6

72

590

 L = Luxus

USM = ultra sonic motor

 Quelle: Canon Camera Museum

 Literatur:

 - Canon EF lenses at work - 2010

- Handbuch des Canon Systems - Bob Shell, Günter Richter - 1994

 Internet:

http://www.canon.com/camera-museum/tech/room/usm.html

www.the-digital-picture.com/Canon-Lenses/Canon-L-Lens-Series.aspx

http://www.traumflieger.de/

http://www.colorshots.com/archiv/cs_04_2/html/knowhow_efs.html

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