Fünffach-Universalzoom

Testbericht: Panasonic Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph. Power OIS

2016-08-09 Im Micro-Four-Thirds-System gibt es zwar schon viele Standardzooms, jedoch bisher keines mit mehr als 100 Millimetern kleinbildäquivalenter Telebrennweite. Auch ein preiswertes Zoom mit Spritzwasserschutz gab es bisher zumindest von Panasonic nicht, bei immer mehr spritzwassergeschützten Kameras eine deutliche Lücke. Mit dem Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph. Power OIS schließt Panasonic beide, nur die Mittelklasse bleibt aufgrund der eher geringen Lichtstärke weiterhin unbesetzt. Im digitalkamera.de-Test muss das 12-60 mm nun zeigen, welche Qualitäten in ihm stecken und ob es nicht nur ein Plus an Brennweite, sondern auch an Bildqualität bieten kann.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung, Ausstattung und Bedienung

Lediglich knapp 210 Gramm drückt das Panasonic Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph. Power OIS auf die Waage, was vor allem dem gut verarbeiteten Kunststoffgehäuse zu verdanken sein dürfte. Das Bajonett besteht aber aus Metall und wird von einer Dichtlippe umgeben, die das Eindringen von Spritzwasser und Staub am Bajonett verhindert. Damit eignet es sich insbesondere für die Lumix DMC-GX8, an der wir das Objektiv getestet haben, sowie für die GH4 als Standardzoom. Bisher mussten Panasonic-Fotografen zum deutlich teureren 12-35 2.8 oder einem Olympus-Objektiv greifen, um die Wetterfestigkeit mit einem Standardzoom zu erhalten. Mit knapp 6,5 Zentimetern Durchmesser und gut sieben Zentimetern Länge ist das 12-60 mm zwar nicht mehr das kompakteste MFT-Objektiv (MFT = Micro Four Thirds), bietet aber für die größeren MFT-Gehäuse eine vernünftige, griffige Größe, denn das 14-42 und erst Recht das 12-32 sehen an mancher Kamera doch schon recht fipsig aus.

Das 12-60 mm muss auch nicht erst in Betriebsstellung ausgefahren werden, wohl aber ändert es je nach Brennweite seine Länge. Am kürzesten ist das Objektiv bei 18-25 Millimeter Brennweite, bei 12 Millimetern fährt es minimal und bei 60 Millimetern mit 3,5 Zentimetern schon recht deutlich aus. Der breite, geriffelte Zoomring ist ausreichend griffig und erlaubt das Durchfahren des Brennweitenbereichs mit einer viertel Umdrehung. Die Brennweitenskala ist im Gegensatz zu einer Schärfeskala auf dem Objektiv aufgedruckt. Fokussiert wird nahezu unhörbar mittels des Schrittmotors, die Fokusverstellung erfolgt rein intern, die Frontlinse bewegt sich dabei nicht. Der vor dem Zoomring sitzende, deutlich schmalere Fokusring ist nicht mechanisch mit der Fokuseinheit verbunden, sondern überträgt elektronisch seine Steuerbefehle an den Fokusmotor. Damit lässt sich sowohl flott als auch sehr präzise manuell fokussieren. Dank der mechanischen Entkopplung arbeitet der Fokus äußerst leise und rasend schnell. Hilfe bekommt man dabei von der im Live-View eigeblendeten Fokusskala, der Fokuslupe sowie dem Fokuspeaking.

Die Umschaltung auf manuellen Fokus muss dagegen an der Kamera erfolgen, auch der optische Bildstabilisator wird dort ein- und ausgeschaltet, denn außer Zoom- und Fokusring bietet das 12-60 mm keinerlei Bedienelemente. Die Naheinstellgrenze von 20 Zentimetern ab Kamerasensor erlaubt bei maximaler Brennweite einen Abbildungsmaßstab von immerhin 1:3,7, was beim nicht ganz so großen Micro-Four-Thirds-Sensors die formatfüllende Abbildung von 6,4 mal 4,8 Zentimeter kleinen Motiven erlaubt. Die Frontlinse ist dabei lediglich 8,5 Zentimeter vom Motiv entfernt. Angesichts der maximalen Blendenöffnung von F5,6 bei 60 Millimetern, die bereits ab einer Brennweite von 43 Millimetern anliegt, erwartet man vom 12-60 keine großartigen Freistelleffekte für beispielsweise Porträts, dementsprechend gibt es auch kein erstklassiges Bokeh. Für ein Setobjektiv geht die Zeichnung des Unschärfebereichs aber durchaus in Ordnung.

Bildqualität

Zum Lieferumfang des Panasonic Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph. Power OIS gehört neben einem Stoffbeutel auch eine kleine tulpenförmige Streulichtblende, die bei Nichtverwendung verkehrt herum am Frontbajonett des Objektivs montiert werden kann. Aber auch ohne Streulichtblende zeigt sich das 12-60 mm sehr resistent gegen Streulicht, nur mit der Sonne direkt im Bild lassen sich schwache Blendenflecken provozieren, hier ist die Streulichtblende aber selbstverständlich auch machtlos. Kontraste zeichnet das Lumix-Objektiv bei Gegenlicht jedenfalls weiterhin sehr deutlich mit entsprechend dunklen Schatten. Wer mag, kann dank des 58mm-Frontgewindes einen Filter vor das Objektiv schrauben.

Um die augenscheinlich gute Bildqualität mit allerdings durchaus sichtbarem Schärfe-Randabfall im Weitwinkel genau unter die Lupe zu nehmen, haben wir das Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph. Power OIS an der Panasonic Lumix DMC-GX8 im Labor auf Bildqualität getestet. Die GX8 ist das mit 20 Megapixeln derzeit am höchsten auflösende Kameragehäuse von Panasonic. Der komplette Labortest mit allen Diagrammen kann für lediglich 50 Cent über die weiterführenden Links abgerufen werden. Eine Prepaid-Flatrate ab umgerechnet 2,08 Euro pro Monat gewährt sogar den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv mit inzwischen über 1.600 Labortests.

Die Verzeichnung des Panasonic 12-60 spielt nur im Weitwinkel eine Rolle, ist mit weniger als 1,5 Prozent Tonnenform aber gering. Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind im Mittel nicht sichtbar und treten nur in Richtung Bildrand in den Extremen leicht sichtbar in Erscheinung, bleiben aber stets unter zwei Pixeln Ausdehnung. Die Randabdunklung tritt da schon eher in Erscheinung, sie beträgt maximal 0,8 Blendenstufen. Dieses Maximum ist im Weitwinkel zu beobachten, beim Abblenden und/oder Einzoomen nimmt der Helligkeitsabfall zum Bildrand hin ab. Bis auf eine Ausnahme nimmt die Helligkeit aber sanft zum Bildrand hin ab, so dass der Effekt nicht so auffällig ist. Nur am Teleende und Offenblende F5,6 wirkt die Vignettierung etwas spontaner, was jedoch beim Abblenden sofort verschwindet.

Die Auflösung bricht mit maximal knapp 53 Linienpaaren pro Millimetern (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast angesichts der 20 Megapixel keine Rekorde, ist aber durchaus solide. Dabei sollte man bedenken, dass Panasonic die Bilder etwas zurückhaltender aufbereitet als beispielsweise Olympus. Erreicht wird diese Auflösung allerdings nur im Bildzentrum bei 12 Millimetern. Bereits beim Abblenden auf F5,6 fällt die Auflösung leicht auf knapp unter 50 lp/mm ab (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bei mittlerer und langer Brennweite liegt das Auflösungsmaximum bei 47 beziehungsweise 40 Linienpaaren pro Millimeter deutlich unter dem Wert im Weitwinkel. Auch hier erhält man beim Abblenden erst eine leicht steigende, aber alsbald bereits eine beugungsbedingt langsam fallende Auflösung. Am Bildrand verlaufen die Auflösungskurven sehr ähnlich, jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau als im Bildzentrum. Das Maximum liegt bei 35 lp/mm bei kurzer und mittlerer Brennweite sowie 33 lp/mm bei langer Brennweite. Es ist also bei jeder Brennweite ein ordentlicher Randabfall der Auflösung feststellbar, der aber im Weitwinkel mit Abstand am kräftigsten ausfällt. Auch Abblenden verringert das Phänomen nur etwas, löscht es aber nicht gänzlich aus.

Fazit

Das Panasonic Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph. Power OIS ist ein anständig verarbeitetes und wegen seines Spritzwasserschutzes und der Größe vor allem zu den größeren Panasonic-Kameragehäusen passendes Setobjektiv, das etwas mehr Telebrennweite bietet als die anderen Standardzooms. Leider gibt es jedoch bei der Bildqualität kein wesentliches Plus, auch wenn das 12-60 durchaus solide Werte abliefert. Für ein Mittelklassezoom bleibt also weiterhin sowohl von der Lichtstärke als auch der Bildqualität noch Luft. Mit einem Preis von knapp 450 Euro ist das 12-60 angesichts der Leistung auch nicht unbedingt ein Schnäppchen. Lohnend wird das Objektiv erst, wenn es im Zuge von Sets mit entsprechenden Kameragehäusen beispielsweise zu Aufpreisen von 200-250 Euro angeboten wird.

Kurzbewertung

  • Spritzwassergeschütztes Gehäuse
  • Schöner Zoombereich
  • Schneller, leiser Autofokus
  • Optischer Bildstabilisator
  • Zum Bildrand sowie beim Zoomen abnehmende Auflösung
  • Relativ lichtschwach
  • Gehäuse nur aus Kunststoff

Panasonic Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph. Power OIS mit Panasonic Lumix DMC-GX8 (v6.0)

Auflösung MTF


Lumix DMC-GX8

F3,5F4,0F4,3F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
12 mm51,9 / 31,1 (40 %)52,6 / 33 (37 %)49,5 / 35 (29 %)46,8 / 33 (29 %)40,5 / 27,3 (33 %)32,6 / 21,2 (35 %)25,1 / 16,3 (35 %)
23 mm45,2 / 31,2 (31 %)47 / 32 (32 %)45,8 / 35 (24 %)40,1 / 32 (20 %)32,5 / 25,6 (21 %)23,7 / 18,5 (22 %)
60 mm37,9 / 26,9 (29 %)40,1 / 30,7 (23 %)38,1 / 33,1 (13 %)31,8 / 29 (9 %)23,8 / 21,8 (8 %)


Lumix DMC-G81

F3,5F4,0F4,5F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
24 mm45,9 / 25,1 (45 %)47,3 / 26,5 (44 %)47,9 / 30,2 (37 %)46,1 / 28,6 (38 %)39,6 / 22,5 (43 %)31,6 / 17,8 (44 %)24,4 / 14,3 (41 %)
50 mm44,9 / 28,1 (37 %)47,6 / 29,6 (38 %)45,2 / 32,3 (29 %)40,3 / 29,7 (26 %)31,9 / 23,4 (27 %)23,6 / 17,5 (26 %)
120 mm44,1 / 28,7 (35 %)44,8 / 31,7 (29 %)40,5 / 32,7 (19 %)31,8 / 28,1 (12 %)23,2 / 20,9 (10 %)


Lumix DC-GX9

F3,5F4,0F4,5F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
24 mm46,1 / 29,9 (35 %)48 / 29,8 (38 %)47,5 / 30,8 (35 %)43,8 / 29 (34 %)36,8 / 25 (32 %)28,8 / 19,2 (33 %)21,4 / 14,4 (33 %)
50 mm40,7 / 31,7 (22 %)44 / 32,8 (25 %)42,5 / 33 (22 %)37,2 / 30,2 (19 %)28,4 / 23,9 (16 %)20,6 / 17,3 (16 %)
120 mm42,5 / 28,2 (34 %)41,5 / 29,5 (29 %)35,5 / 27,8 (22 %)27,6 / 24,8 (10 %)19,9 / 19 (5 %)


Lumix DC-G91

F3,5F4,0F4,3F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
24 mm47,1 / 27,2 (42 %)47,6 / 27,7 (42 %)46,5 / 29 (38 %)42,9 / 28,4 (34 %)36,7 / 24,5 (33 %)28,4 / 18,8 (34 %)20,7 / 14 (32 %)
46 mm44,8 / 31,5 (30 %)42,4 / 28,8 (32 %)40,9 / 28,9 (29 %)35,1 / 27,6 (21 %)27,7 / 22,4 (19 %)19,5 / 16,5 (15 %)
120 mm39,5 / 29,7 (25 %)41 / 31,2 (24 %)35 / 29,3 (16 %)28 / 25,7 (8 %)20,1 / 19,1 (5 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Panasonic
Modell Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph Power OIS (H-FS12060E-K)
Unverbindliche Preisempfehlung 449,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 12-60 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5 bis F5,6
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 11 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 200 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 58 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 66 x 71 mm
Objektivgewicht 210 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.