Supertelezoom

Testbericht: Fujifilm XF 100-400 mm F4.5-5.6 R LM OIS WR

2016-03-10 Mit dem XF 100-400 mm F4.5-5.6 R LM OIS WR bietet Fujifilm ein Supertelezoom für Sport- und Tierfotografie an. Mit einem Bildstabilisator sowie einem Spritzwasser- und Staubschutz ist es genauso ausgestattet wie mit der obligatorischen Stativschelle und einem Fokusbegrenzer. Zudem bleibt das Teleobjektiv mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 150-600 Millimetern unterhalb der Preisgrenze von 2.000 Euro. Im digitalkamera.de-Test muss das Fujifilm XF 100-400 mm F4.5-5.6 R LM OIS WR zeigen, was es taugt und welche Bildqualität es bietet.  (Benjamin Kirchheim)

Das Fujifilm XF 100-400 mm F4.5-5.6 R LM OIS WR ist ein ziemlich fettes Rohr. Die betriebsbereite Kombination mit der Testkamera X-Pro2, Sonnenblende und Stativadapter bringt knapp über zwei Kilogramm auf die Waage. Dabei haben die Sonnenblende (100 Gramm), der abnehmbare Stativadapter (70 Gramm) und die Kamera (480 Gramm) den geringsten Anteil daran. Die meiste Masse dürfte das Glas ausmachen, denn es kommen immerhin 21 Linsen in 14 Gruppen zum Einsatz. Das Objektivgehäuse besteht aus hochwertigem Kunststoff, was beim Gewichtsparen hilft. Dass die Konstruktion robust ist und dem Alltag standhalten können soll, wird durch die Abdichtung gegen Spritzwasser und Staub unterstrichen. Beim Zoomen fährt der Tubus um 5,9 Zentimeter aus, was bei einem Durchmesser von 6,9 Zentimetern immerhin ein Zoomvolumen von 220 Kubikzentimetern bedeutet, also einem gut gefüllten Glas Wasser. Um zu verhindern, dass trotzdem Feuchtigkeit und Schmutz ins Objektiv eindringt, besitzt das XF 100-400 mm an der Unterseite in Bajonettnähe eine "Luftschleuse".

Eingefahren misst das Zoom stolze 22 Zentimeter in der Länge und fast neun Zentimeter im Durchmesser. Dabei besitzt es vier Schalter und drei Ringe zur Bedienung. Sowohl der Zoom- als auch der Fokusring sind gummiert, wobei der Zoomring äußerst breit ausfällt. Mit einer Viertel-Umdrehung wird der gesamte Zoombereich von 100 bis 400 Millimetern durchfahren. Der Zoomring sitzt angenehm stramm, der Zoombereich lässt sich gleichmäßig durchfahren. Wer möchte, kann auch vorne am Objektiv ziehen beziehungsweise schieben und das Objektiv somit als Schiebezoom benutzen. Auch wenn der Tubus stramm genug sitzt, um nicht von alleine herauszurutschen, lässt sich das Zoom bei 100 Millimetern mittels eines mechanischen Schalters arretieren.

Bedienung

Die obligatorische Stativschelle besteht aus Metall und ist zweiteilig aufgebaut. Der Metallring sitzt fest am Objektiv und besitzt bei 0 und 90 Grad eine Markierung, fixiert wird er mit einer kleinen Schraube. Mechanische Rastungen gibt es hingegen nicht. Der kleine Metallwinkel kann durch das Lösen von zwei Schrauben schnell abgenommen werden. Sowohl mit der großen X-Pro2 als auch mit der kleinen X-T10 ist das Objektiv bei 100 Millimetern gut auf dem Winkel ausbalanciert, bei voller Brennweite hingegen ist die Kombination leicht kopflastig. Durch das hohe Gewicht eignen sich weder die X-Pro1 noch die X-T10 dazu, die Kombination nur an der Kamera festzuhalten. Da die Bedienelemente der Kameras aber fast ausnahmslos für die Bedienung mit der rechten Hand ausgelegt sind, lässt sich die Kombination gut bedienen.

Die drei elektronischen Schalter am Objektiv hingegen werden mit links bedient. Einerseits lässt sich hier der optische Bildstabilisator an- und abschalten. Der mittlere Schalter entscheidet, ob die Blende automatisch oder aber manuell über den Blendenring gesteuert wird. Dieser sitzt hinter dem Zoomring und lässt sich dank seiner Riffelung gut bedienen. Er rastet in Drittelstufen, jedoch fehlt eine Anzeige der Blende am Objektiv, da dieses einerseits keine durchgehende Lichtstärke besitzt und andererseits der Blendenring als Endlosring ausgelegt ist, also keine festen Anschläge besitzt. Der dritte Schalter regelt den Fokusbereich, ob dieser ab der Naheinstellgrenze von 1,75 Metern arbeitet oder erst ab fünf Metern, was einerseits den Autofokus beschleunigen kann und andererseits dafür sorgt, dass Objekte im Nahbereich nicht den Autofokus verwirren. Mit der Naheinstellgrenze erreicht das XF 100-400 mm übrigens einen wenig spektakulären maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5,3.

Fokussierung

Schüttelt man das Objektiv, so hört man es darin klappern. Dabei handelt es sich nicht nur um die Bildstabilisatorgruppe, sondern auch die Linsengruppe zur Fokussierung. Angeschaltet ist das Klappern nicht mehr zu hören. Auch die Fokussierung erfolgt recht leise und ist nur in stillen Umgebungen vernehmbar, sie geschieht auch recht zügig. Wer möchte, schaltet an der Kamera auf manuelle Fokussierung um und nutzt Hilfen wie die auf dem Monitor eingeblendete Fokusskala samt Schärfentiefenanzeige, das Fokuspeaking, die Fokuslupe oder aber den digitalen Schnittbildindikator. Dank des elektronisch arbeitenden Fokusrings lässt sich wahlweise sehr schnell oder aber feinfühlig fokussieren. Auf Knopfdruck stellt die Kamera sogar trotz manuellen Fokus automatisch scharf.

Die große, zum Lieferumfang gehörende Sonnenblende besteht aus Kunststoff und fühlt sich weniger hochwertig an. Sie lässt sich zum Transport auch verkehrt herum anbringen und rastet in der jeweiligen Position fest ein. Ein kleiner Knopf muss betätigt werden, um die Blende zu lösen. Ein kleines öffenbares Fenster sorgt dafür, dass man trotz Sonnenblende beispielsweise einen Polfilter bedienen kann, mit 77 Millimetern besitzt das XF 100-400 mm nämlich ein gängiges Filtergewinde. In der Praxis zeigt sich das 100-400 mit und ohne Sonnenblende erstaunlich resistent bei Gegenlicht. Sowohl die Vergütung als auch die sichtbar gegen Streulicht ausgelegte Tubuskonstruktion tragen ihren Teil dazu bei. Die Kontraste bleiben im Gegenlicht hoch und Blendenreflexe treten ebenfalls praktisch nicht auf. Zudem zeichnet das Objektiv ein sehr schönes Bokeh, zumal es angesichts der langen Brennweiten eine geringe Schärfentiefe besitzt, obwohl es mit F4,5 bis F5,6 nicht besonders lichtstark ist.

Bildqualität

Im Testlabor musste das Fujifilm XF 100-400 mm F4.5-5.6 R LM OIS WR an der neuen, 24 Megapixel auflösenden X-Pro2 ran. Dabei zeigt das Zoom praktisch keine Verzeichnung, auch die Vignettierung ist gering. Maximal knapp 25 Prozent Lichtverlust gibt es in den Ecken, was gerade einmal 0,4 Blendenstufen entspricht. Dabei ist der Verlauf des Helligkeitsverlustes so sanft, dass er praktisch nicht auffällt. Die Farbsäume sind gering, werden aber mit zunehmendem Zoom stärker (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Dafür nimmt die Auflösung mit zunehmendem Zoom ab. Bei 100 Millimetern werden noch bis zu 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast erreicht. Das ist eine gute, wenn auch angesichts des 24-Megapixel-Sensors nicht gerade überragende Auflösung. Man kann dem 100-400 mm aber zu Gute halten, dass die Auflösung schon bei Offenblende erreicht wird und zum Bildrand hin praktisch nicht abfällt. Bei mittlerer Brennweite von 200 Millimetern werden maximal 47 lp/mm, ebenfalls ohne Auflösungsverlust zum Bildrand, erreicht. Das ist nicht viel weniger als bei kurzer Brennweite. Bei 400 Millimetern hingegen bricht die Auflösung auf maximal 37 lp/mm ein, aber auch hier ist der Auflösungsverlust zum Bildrand nicht groß.

Fazit

Trotz des Kunststoffgehäuses ist das Fujifilm XF 100-400 mm F4.5-5.6 R LM OIS WR ein schweres, gut verarbeitetes Objektiv, das dank seines Spritzwasser- und Staubschutzes auch unter widrigen Umweltbedingungen eingesetzt werden kann. Aufgrund seiner Größe ist es wohl am ehesten für den Einsatz an der X-T1 geeignet, funktioniert aber auch an der Testkamera X-Pro2 sehr gut. Dem Supertelezoom mangelt es nicht an Ausstattung, der obligatorische Bildstabilisator ist an Bord und eine Stativschelle sowie die Sonnenblende gehören zum Lieferumfang des knapp 1.900 Euro teuren Objektivs. Auch wenn die Auflösung keine Rekordwerte aufstellt, ist die optische Leistung gut. Nur in Telestellung schwächelt es etwas bei der Auflösung und zeigt etwas mehr Farbsäume als bei kürzeren Brennweiten.

Kurzbewertung

  • Staub- und spritzwassergeschütztes Gehäuse
  • Optischer Bildstabilisator
  • Leiser, schneller Autofokus
  • Verzeichnungsfrei und ohne Randabfall der Auflösung
  • Etwas schwache Auflösung im Telebereich
  • Gehäuse besteht "nur" aus Kunststoff
  • Etwas windig wirkende Sonnenblende
  • Keine 90-Grad-Rastungen bei der Stativschelle

Fujifilm XF 100-400 mm F4.5-5.6 R LM OIS WR mit Fujifilm X-Pro2 (v6.0)

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 100-400 mm F4.5-5.6 R LM OIS WR
Unverbindliche Preisempfehlung 1.899,00 €
Bajonett Fujifilm XF
Brennweitenbereich 100-400 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4,5 bis F5,6
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 21 Linsen in 14 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 1.750 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 77 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 95 x 211 mm
Objektivgewicht 1.375 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.