Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Olympus 75 mm 1.8 ED im Labor auf Bildqualität getestet

2012-07-17 Ende Mai 2012 kündigte Olympus mit dem M.Zuiko Digital 75 mm 1.8 ED ein lichtstarkes Teleobjektiv für Micro Four Thirds an, nun erreichte uns ein erstes Serienexemplar für einen Bildqualitätstest in unserem Lübecker Testlabor. Mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 150 Millimeter bietet es sich vor allem für Porträts an, bei denen das Motiv gut vom Hintergrund freigestellt werden soll oder man nicht so nah an die Models heran kommt. Aber genauso bei der Bühnen- und Konzertfotografie sollte das lichtstarke 75er in seinem Element sein, zumal es an einem Olympus-Gehäuse angesetzt über den Sensor bildstabilisiert wird.  (Benjamin Kirchheim)

Olympus OM-D E-M5 mit 75 mm 1.8 ED [Foto: Olympus]Für die Fotografie bei Sonnenschein ist das Objektiv hingegen nur einsetzbar, wenn man es auf etwa F4 abblendet, denn die Basisempfindlichkeit von ISO 200 bei der OM-D E-M5 lässt keine größere Blendenöffnung zu, ohne die Fotos überzubelichten. Hier würde man sich ISO 100 oder besser noch ISO 50 wünschen, denn einen Graufilter schrauben zumindest wir ungern vor ein qualitativ und vor allem optisch so hochwertiges Objektiv, da das der Bildqualität nur abträglich sein kann. Die Verarbeitung aus Metall ist genauso gelungen wie das schlichte, silberne Design. Bis auf den breiten und weichen Fokusring, der wie bei Olympus üblich nicht mechanisch sondern elektronisch arbeitet, stört kein unnötiger Schnickschnack die Handhabung. Das Objektiv fokussiert flott und auch bei Offenblende sehr präzise und schnell. Das einzige, was wir uns an dem 950 Euro teuren Objektiv noch gewünscht hätten, wäre ein Spritzwasserschutz. Wer mit Sonnenblende fotografieren möchte, muss sie als Zubehör für knapp 80 Euro kaufen.

Doch nicht nur in der Praxis, auch im Testlabor konnte das Objektiv vollends überzeugen. Auf DIN A4 großen Ausbelichtungen stimmt die Bildschärfe von der Mitte bis zum Rand bei allen Blenden von F1,8 bis F22. Die Randabdunklung beträgt bei Offenblende nur 0,5 Blendenstufen (etwa 30 Prozent Lichtverlust), nimmt schon beim minimalen Abblenden auf F2 messbar ab und bei F2,8 ist sie schon so gering, dass sie nur noch messtechnisch auffällt. Die Verzeichnung bewegt sich ebenfalls nahe der Nulllinie, nur mit einem Adlerauge kann man noch eine minimalste kissenförmige Verzeichnung erkennen. Auch die Farbsäume sind sehr gering und bleiben stets unter einem halben Pixel, auf A4 ist das praktisch nicht zu sehen (siehe Diagramm unten). Selbst bei der kritischsten Messung, der Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast, überzeugt das 75er bereits bei Offenblende. Im Bildzentrum werden 46 Linienpaare pro Millimeter erreicht, zum Bildrand Olympus MZD 75 mm 1.8 ED [Foto: Olympus]hin sind es stolze 40 lp/mm, also nur gut 15 Prozent weniger. Bei F2,8 überschreitet das Objektiv spielend die 50 lp/mm im Bildzentrum, der Rand zieht auf über 46 lp/mm nach, also nur noch zehn Prozent Verlust, die selbst einem guten Auge kaum noch auffallen sollten, zumal sich in den Bildecken nur selten die wichtigen Motivdetails befinden. Die höchste Auflösung ist bei F4 erreicht, etwas über 53 lp/mm im Zentrum und knapp über 49 lp/mm am Bildrand. Bei F5,6 sinkt die Auflösung im Zentrum ganz leicht, der Bildrand legt noch minimal zu, kann die 50 lp/mm aber knapp nicht knacken. Bei F8 werden die 50 lp/mm dann knapp wieder unterschritten, so langsam setzt die Beugung ein. Bei F16 (etwa 36 lp/mm) und F22 (etwa 25 lp/mm) geht die Auflösung schließlich spürbar runter, reicht aber selbst dann immer noch für knackscharfe Fotos bis 20 x 30 Zentimeter.

Um es auf den Punkt zu bringen: Das Olympus M.Zuiko Digital 75 mm 1.8 ED ist ein echter Leckerbissen! Der Hauch von Vignettierung verschwindet ab F2,8, Verzeichnung ist nicht vorhanden, Farbsäume sind minimal, die Auflösung ist phänomenal. Damit setzt das 75er nahtlos an die sehr guten Labortestergebnisse des 45 1.8 an beziehungsweise übertrifft diese sogar noch. Das 45er ist aber auch schon zum Straßenpreis von gut 260 EUR erhältlich, während für das 75er noch die UVP von 950 EUR aufgerufen wird – es ist aber auch noch nicht lieferbar, was sich demnächst ändern sollte. Für uns ist das 75er ein Objektiv, das neben dem 12 mm 2.0 und 45 mm 1.8 keinesfalls in einer guten OM-D-Ausrüstung fehlen sollte.

Olympus 75 mm 1.8 ED (ET-M7518) mit Olympus OM-D E-M5 (v6.0)

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Olympus
Modell 75 mm 1.8 ED (ET-M7518)
Unverbindliche Preisempfehlung 949,00 €
Bajonettanschluss Micro Four Thirds
Brennweite 75,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,8
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat nicht relevant
Linsensystem 10 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 840 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 58 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 64 x 69 mm
Objektivgewicht 305 g

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.