Lichtstarkes Telezoom mit passendem Telekonverter

Testbericht: Olympus 40-150 mm 1:2,8 PRO und Telekonverter MC-14

2014-10-24 Mit dem Olympus 40-150 mm 1:2,8 PRO kommt im Dezember ein lang ersehntes Objektiv auf den Markt, das seinesgleichen sucht. Bei einer durchgehenden Lichtstärke von F2,8 deckt es einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 80-300 Millimeter bei einer kleinbildäquivalenten Schärfentiefe von F5,6 ab – und das bei einem Gewicht von deutlich unter einem Kilogramm und nur 16 Zentimeter Länge. Ausgestattet mit einem ultraschnellen Autofokus, Innenzoom, Spritzwasserschutz sowie einem schnell schaltbaren manuellen Fokusring will es besonders praxistauglich sein. Wir haben es eingehend im Labor und in der Praxis getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Als Testkamera kam die Olympus OM-D E-M1 zum Einsatz. Dass es sich dabei um die silberne Variante handelte, spielt für den Test keine große Rolle, denn das große Rohr vornedran macht unmissverständlich klar, dass es sich hier um ein Profigerät handelt, auch wenn die silberne Kamera dies gerne ein wenig verhüllt, was mit kleineren Linsen deutlich besser klappt, wenn man im "Tarnmodus" einer Retrokamera hochwertige Fotos schießen will. Auch wenn das Olympus 40-150 mm 1:2,8 PRO für Micro-Four-Thirds-Verhältnisse ausgesprochen wuchtig ausfällt, ist es im Vergleich zu APS-C- oder Kleinbild-Linsen doch verhältnismäßig kompakt und leicht. Immerhin deckt es bei einer Lichtstärke von durchgehend F2,8 einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 80-300 Millimeter ab, zugegebenermaßen mit einer kleinbildäquivalenten Blende von F5,6. Das gerät aber nicht unbedingt zum Nachteil, denn genügend Freistellpotential ist auf damit gegeben und während ein Kleinbildfotograf für eine gewisse Schärfentiefe auf F5,6 abblenden muss, verharrt das 40-150 PRO bei F2,8 und der Kamera können zwei ISO-Stufen niedriger gegönnt werden – etwa ISO 400 statt 1.600. Über das Für und Wider kann man sich trefflich streiten, spätestens bei den Abmessungen und dem Gewicht spielt das Olympus 40-150 mm 1:2,8 PRO seine Vorteile aus.

Gerade einmal knapp 900 Gramm bringt das 40-150mm samt Stativschelle auf die Waage, rund 150 Gramm lassen sich sparen, wenn man diese vorher demontiert. In der Praxis, aus der Hand fotografiert, ist sie ohnehin überflüssig und stört eher, als dass sie nützt. Schade, dass nach Demontage ein paar kleine Schrauben am Objektiv sichtbar werden und das schöne Äußere stören. In Kombination mit der OM-D E-M1 zerren gerade einmal 1,4 Kilogramm am Nacken, davon kann der Vollformatfotograf nur träumen. Die Verarbeitung des Objektivs ist tadellos, es ist spritzwassergeschützt, besteht aus robustem Metall und verfügt über einen breiten Zoom- sowie einen vorne angebrachten Fokusring. Sowohl Fokus als auch Zoom laufen komplett innenliegend, so dass die Länge stets bei 16 Zentimeter verharrt. Unhörbar und sehr flott packt der speziell designte Autofokus zu. Zwei Motoren verschieben unabhängig voneinander zwei optische Gruppen, so dass mit hoher Geschwindigkeit nur sehr kleine Massen bewegt werden müssen. So kann sich auch der Nachführautofokus in der Praxis sehen lassen, der bei der Olympus OM-D E-M1 von Phasensensoren auf dem Bildwandler unterstützt wird und bei bis zu 6,5 Bildern pro Sekunde das Motiv sehr zuverlässig im Fokus hält. Möchte man einmal manuell fokussieren, so genügt es, den Fokusring nach hinten zu ziehen. Dieser gibt eine Entfernungsskala frei und besitzt nun feste Anschläge für das Fokussieren. Der Ring läuft butterweich und lässt sich präzise bedienen. Dass der Fokus Fly-by-Wire, also rein elektronisch arbeitet, bemerkt man praktisch nicht. Einzig den etwas leichtgängigen Umschaltmechanismus könnte man kritisieren, fokussiert das Objektiv also einmal nicht automatisch, so sollte man als erstes zum Ring greifen und ihn nach vorne schieben, denn im Eifer des Gefechts kann er sich gelegentlich nach hinten "verdrücken" und damit den MF aktivieren. Ebenfalls erwähnenswert ist die Fn-Taste am Objektiv, die etwa den Fokus anhalten kann. Schade, dass diese, obwohl mit verschiedenen Funktionen belegbar, nicht als AF-L-Taste arbeiten kann.

Beachtlich gering ist die Naheinstellgrenze von nur rund 50 Zentimeter ab Frontlise beziehungsweise 70 Zentimeter ab Sensorebene – und das über den gesamten Zoombereich. Der Abbildungsmaßstab liegt bei 1:4,8, auf Kleinbild umgerechnet sogar 1:2,4; damit lässt sich die eine oder andere Nahaufnahme gestalten. Noch besser wird's mit dem Telekonverter MC-14, womit der Abbildungsmaßstab entsprechend Kleinbild auf etwa 1:1,7 steigt, was in vielen Fällen ein Makroobjektiv verzichtbar macht. Ebenfalls besonders pfiffig und praxistauglich zeigt sich die mitgelieferte Sonnenblende. Normalerweise werden Sonnenblenden zum platzsparenden Transport umgedreht und das Frontbajonett des Objektivs gesteckt, was vor allem beim Auspacken Zeit kostet. Die Streulichtblende des 40-150mm PRO wird hingegen einfach nach vorne gezogen und rastet dort ein, wodurch sich die Kamera-Objektivkombination auch gut auf der Blende abstellen lässt, die Frontlinse wird geschützt. An der Sonnenblende befindet sich ein schmaler Ring, der den Schiebemechanismus entriegelt und ein Zurückschieben der Blende erlaubt. Der Mechanismus rastet aber nur im ausgefahrenen Zustand ein. Idealerweise zieht sich die Sonnenblende schon beim Herausziehen aus der Fototasche von alleine aus. Selbstverständlich lässt sie sich Dank Bajonettanschluss auch ganz abnehmen. Tatsächlich ist das Objektiv nämlich relativ Streulichtfest und verträgt sogar direkte Sonneneinstrahlung im Bild recht gut, je nach Einfallswinkel können sich aber auch leicht Reflexe beziehungsweise Flares zeigen.

In der Praxis überzeugt die Bildqualität des Objektivs. Bereits bei Offenblende löst es hervorragend auf und zeigt hohe Bildkontraste. Das Bokeh hingegen kann je nach Hintergrund zuweilen etwas unruhig ausfallen. Durch die Schärfe- und Kontrastoptimierung werden die Unschärfekreise recht klar abgebildet, was einen nicht ganz so cremigen Bildeindruck hinterlässt, es sei denn der Hintergrund ist richtig unscharf, dann wiederum gibt es am Bokeh nichts auszusetzen. Die neun Blendenlamellen jedenfalls sorgen für nahezu kreisrunde Unschärfescheibchen.

Olympus versah das 40-150 mm 1:2,8 PRO mit reichlich Vorschusslorbeeren, sprach vom besten Zoom aller Zeiten, manche sogar behauptete, es würde das legendäre 150 mm 2.0 schlagen können. Letzteres hatten wir bisher leider noch nicht im Testlabor, von Olympus ist keines mehr zu bekommen, wir hatten es bereits beim Test der OM-D E-M1 im November 2013 vergeblich angefordert, wollten wir doch damit das Potential der Kamera ausloten. Solche Vorschusslorbeeren können aber auch gefährlich sein, denn wenn das Objektiv zwar sehr gut abschneidet, aber doch nicht der große Überflieger ist, so wird man enttäuscht. Und genau das trat im Labortest ein. Gemessen wurden die Brennweiten 40, 75 und 150 Millimeter, zum Vergleich bei 75 mm diente die Festbrennweite 75 mm 1.8, und weil wir diese nicht an der E-M1, wohl aber an der E-M10 getestet hatten, haben wir das 40-150 mm PRO zusätzlich mit der E-M10 gemessen, auch wenn wir nur den Labortest mit der E-M1 veröffentlicht haben (siehe weiterführende Links). So löst das 75 mm bei identischer Blende sowohl im Zentrum als auch am Bildrand etwas höher auf als das Zoom bei 75 mm. Dass das Zoom bei F2,8 besser ist als die Festbrennweite bei F1,8 und F2,0 spielt in unseren Augen keine allzu große Rolle, bietet doch das Zoom eine solche Lichtstärke nicht. Groß ist der Vorteil der Festbrennweite aber insgesamt nicht und fällt in der Praxis nicht wirklich ins Gewicht.

Das Olympus 40-150 mm 1:2,8 PRO punktet im Labortest vor allem mit der hohen Auflösung im Zentrum bereits bei Offenblende (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bei 40 und 75 Millimeter werden jeweils 48 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) erreicht, bei 150 Millimeter sind es mit 44 lp/mm etwas weniger. Bei F4,0 zieht die Auflösung in Telestellung nach, die 50 lp/mm werden jedoch nicht geknackt. Am Bildrand verliert das Teleobjektiv bis zu 20 Prozent an Auflösung, das ist nicht dramatisch und für ein Zoom ein gutes Ergebnis. Für eine gleichmäßige Auflösung von der Bildmitte zum Bildrand muss bei 75 und 150 Millimeter auf mindestens F5,6 abgeblendet werden, bei 40 Millimeter hingegen hilft alles Abblenden nichts, erst im Bereich der deutlichen Beugungsverluste bei F22 sieht das anders aus. Die restlichen Testparameter meistert das Olympus 40-150 mm 1:2,8 PRO mit Bravour: Verzeichnungen treten überhaupt nicht auf, die Randabdunklung ist allenfalls bei F2,8 überhaupt minimal sichtbar (etwa eine halbe Blendenstufe) und verschwindet bei F4, chromatische Aberrationen sind minimal, selbst in den Randbereichen.

Olympus bietet speziell für das 40-150 mm 1:2,8 PRO einen 1,4-fachen Telekonverter MC-14 an. In Kombination entsteht ein 56-210 mm 1:4, das eine kleinbildäquivalente Brennweite von 112 bis 420 Millimeter abdeckt. Der MC-14 ist ebenfalls spritzwassergeschützt und ragt hinten in das Objektiv hinein. Eine mechanische Sperre verhindert, dass sich andere Objektive oder die MMF-Adapter für Four-Thirds-Objektive an den Telekonverter anschließen lassen. Die spezielle Ausrichtung auf das 40-150 mm 1:2,8 PRO sowie das kommende 300 mm 1:4 PRO lässt aber eine besonders gute Bildqualität erhoffen. So haben wir den MC-14 zusammen mit dem 40-150 mm ebenfalls in den Labortest geschickt. Dieser zeigt, dass Verzeichnung und Randabdunklung weiterhin keine Rolle spielen, die chromatischen Aberrationen steigen in Telestellung leicht an, bleiben aber unkritisch. Die Auflösung leidet insgesamt leicht und nimmt um durchschnittlich 10 Prozent ab. Vor allem in Telestellung zeigt sich die Auflösung nun mit Abstand am geringsten und weist eine deutlichere Randschwäche auf als die anderen beiden Brennweiten. Bei 56 Millimeter Anfangsbrennweite hingegen kann genauso wie bei der mittleren Brennweite von 105 Millimeter hingegen – vor allem abgeblendet – kaum noch von einem Auflösungsverlust zum Bildrand gesprochen werden. Insgesamt bietet der Telekonverter gegenüber einem digitalen Bildbeschnitt also durchaus Vorteile, im Set mit dem 50-150 mm PRO ist er mit 200 Euro Aufpreis auch nicht ganz so teuer.

Fazit Sowohl im Labor als auch in der Praxis erweist sich das Olympus 40-150 mm 1:2,8 PRO als durchdachtes, robustes, sporttaugliches, schnelles Objektiv mit einer sehr guten Bildqualität ohne echte Schwächen. Die auf der Photokina und dank großen Vorschusslorbeeren erweckten Erwartungen hingegen kann es nicht ganz erfüllen, so bleibt absolut gesehen etwa das 75 mm 1.8 weiterhin das beste Olympus-Objektiv im Micro-Four-Thirds-System. Für knapp 1.400 Euro mutet das 40-150 PRO zudem als bisher teuerstes Micro-Four-Thirds-Objektiv von Olympus nicht gerade als Schnäppchen an, angesichts der Leistung und Abbildungsqualität erhält man aber einen fairen Gegenwert.

Kurzbewertung

  • Rasanter Autofokus
  • Innenzoom und Innenfokus
  • Solide Verarbeitung und mit Spritzwasserschutz
  • Sehr gute Bildqualität ohne große Schwächen
  • Gutes Kontrastverhalten, selbst bei Gegenlicht
  • Fokusringumschalter etwas leichtgängig
  • Bei abgenommener Stativschelle werden unschöne Schrauben sichtbar
  • Randauflösung zwar unkritisch, könnte aber besser sein

Olympus 40-150 mm 2.8 Pro mit Olympus OM-D E-M1 (v6.0)

Auflösung MTF


OM-D E-M1

F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
40 mm48,1 / 34,6 (28 %)48,4 / 37,7 (22 %)47,3 / 39,5 (16 %)46,3 / 38,9 (16 %)45,7 / 37,9 (17 %)41,5 / 34 (18 %)29,3 / 26,7 (9 %)
75 mm48 / 41,6 (13 %)48 / 42,3 (12 %)46,5 / 43,4 (7 %)44,6 / 41,2 (8 %)45,7 / 41,2 (10 %)40,5 / 38,1 (6 %)29 / 29,3 (0 %)
150 mm44,8 / 37,8 (16 %)48 / 38,5 (20 %)42,7 / 38,5 (10 %)41,2 / 38,4 (7 %)39,8 / 38,8 (3 %)36,4 / 36,4 (0 %)28,6 / 29,1 (0 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Olympus
Modell 40-150 mm 2.8 Pro
Unverbindliche Preisempfehlung 1.399,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 40-150 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 16 Linsen in 10 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 700 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 79 x 160 mm
Objektivgewicht 880 g

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Fotokurs-Schulungsvideos zum halben Preis

Fotokurs-Schulungsvideos zum halben Preis

Einsteiger- und Fortgeschrittenenseminare für Canon, Fujifilm, Nikon, Olympus, Panasonic und Sony mit Uli Soja. mehr…

digitalkamera.de Kaufberatung Spiegellose Systemkameras aktualisiert

digitalkamera.de "Kaufberatung Spiegellose Systemkameras" aktualisiert

Überarbeitete und ergänzte Ausgabe mit allen neuen Kameras, aktualisierten Testspiegeln und Ausstattungsübersicht. mehr…

Automatisch auslösen, wenn ein Motiv in den Schärfebereich kommt

Automatisch auslösen, wenn ein Motiv in den Schärfebereich kommt

Eine Autofokus-Falle kann in der Sport- oder Tierfotografie, aber auch für Selbstporträts sehr nützlich sein. mehr…

Radiant Photo im Test

Radiant Photo im Test

Der "Bildveredler" zeigt in diesem Test, was er kann, wo er seine Schwächen hat und für wen er sich eignet. mehr…

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.