Praxistest

Praxistest: X-Rite Colorchecker Passport

2010-04-29 Ob Würfel, Graukarte oder Linsenvorsatz – der Markt an Zubehör, das schnell und einfach farbechte Bilder verspricht, ist groß und unübersichtlich. Viel Kokolores, aber auch Brauchbares ist dabei, um tatsächlich bessere Bilder zu bekommen. Der Colorchecker Passport aus dem renommierten Hause X-Rite – zu haben für 85 bis 100 EUR – will handlich, effizient und sicher sein, und natürlich vor allem das Gerät, was alles kann. Ob X-Rite damit tatsächlich einen Königsweg zwischen Professionalität und Einsteigerfreundlichkeit gefunden hat, soll innerhalb unseres Erfahrungsberichts geklärt werden.  (Harm-Diercks Gronewold)

x-rite colorchecker Passport [Foto: MediaNord] Der Colorchecker Passport besteht aus einer unscheinbaren harten Kunststoffschale in der ungefähren Größe eines Passes (12,5 x 8,9 cm), daher wohl sein Name. Aufgeklappt ist es dann vorbei mit der Unscheinbarkeit, denn sobald das Gerät aufgeklappt ist, machen zwei Farbkarten auf sich aufmerksam. Die im Deckel liegende Seite ist das "Optimierungs-Target"; dies wurde für den Colorchecker Passport neu entwickelt und zeigt acht verschiedene Farben (Cyan, Magenta, Yellow, Rot, Lila, Grün, Blau und Orange) sowie zwei Reihen mit jeweils fünf unterschiedlichen und "schnellen" Farbfeldern für Landschafts- bzw. Portraitaufnahmen. Darunter sind acht Quadrate mit unterschiedlichen Helligkeiten zu finden. Auf der anderen Seite des nun aufgeklappten Colorchecker Passport befindet sich das aus 24 Farbfeldern bestehende "Colorchecker Classic"-Target. Dies wird von der mitgelieferten Software als Referenz zur Erstellung eines Korrekturprofils genutzt. Klappt man beide Felder zusammen, dann erscheint das Feld zum korrekten Einmessen des Weißabgleichs.

Die Vorgehensweise ist nun, zuerst den Weißabgleich auf die Motivsituation einzustellen, dann die beiden Farbfelder zu fotografieren. Dabei ist zu beachten, dass die schwarzen Farbfelder nicht "absaufen" und die Lichter nicht "ausbrennen" dürfen – die RGB-Werte müssen also größer als 0 und kleiner als 255 sein. Das Target muss möglichst waagerecht stehen und nicht ungleichmäßig beleuchtet werden. Wichtig ist nun bei den folgenden Aufnahmen, dass an der Lichtsituation nichts geändert werden darf, denn sonst müsste erneut ein Foto von den Targets gemacht werden.

Der Workflow in der Software ist nun relativ simpel, entweder wird diese als Photoshop- bzw. Lightroom-Plug-in benutzt oder als "Standalone"-Software. Letztere verlangt dann eine DNG-Datei als Vorlage, um ein Farbprofil zu erstellen. Die Software ist so leistungsfähig, dass sie das Colorchecker Classic Target eigenständig erkennt. Das so erstellte Profil sollte unter einem passenden Namen gespeichert werden und kann dann vom RAW-Konverter als Standardvorgabe für diese Serie verwendet werden. Bevor jedoch Zweifel aufkommen: Lediglich das Foto mit dem Colorchecker Passport muss in das DNG-Format gewandelt werden. Das Profil ist jedoch auf alle RAW-Daten anwendbar. Auch Profile mit zwei unterschiedlichen Lichtarten können erstellt werden.

x-rite colorchecker Passport [Foto:  MediaNord] Als wirklich großartige Idee stellt sich das "Optimierungs Target" heraus. Mit diesem ist es tatsächlich möglich, effizient Bilder mit nur einem Klick zu optimieren. Das ermöglichen die beiden Zeilen mit fünf farblich leicht unterschiedlichen Feldern in der Mitte. Die obere Reihe ist für den Einsatz bei Porträtaufnahmen, und die Untere ist für Landschaftsaufnahmen gedacht. Ist das Bild durch das erstellte Profil schon farbneutral, kann man nun den Farbton noch variieren, indem man mit dem Weißabgleichswerkzeug – meist einer Pipette – in eines der Farbfelder der entsprechenden Zeile klickt. Bei dem ersten Farbfeld in der Portraitzeile und dem Mittleren der Landschaftszeile handelt es sich allerdings um Neutralgraufelder, die sozusagen einen "Reset" zum neutralen Bildeindruck durchführen. Durch das Klicken auf die "kühler" werdenden Farben in der Portraitzeile wird das Gegenteil im Bild erreicht; das Bild erscheint dadurch wärmer. So können schnell freundliche Hautfarben erzeugt werden. Die Felder in der Landschaftszeile gehen in beide Richtungen und so kann man, je nach Motiv, die Farben der Stimmung des Bildes anpassen. Die übrigen Farben des "Optimierungs-Targets" dienen zur visuellen Bestimmung von Farben.

Fazit: Der Colorchecker Passport ist eine Komponente, welche sich in das vorhandene Farbmanagement einfügt, nicht aber ein komplettes Farbmanagementsystem darstellt. Um farbverbindlich zu arbeiten, benötigt man selbstverständlich einen kalibrierten Monitor und einen profilierten Drucker oder einen Dienstleister, der Farbmanagement beherrscht. Der Colorchecker Passport kann in einen funktionierenden Farbmanagement-Workflow problemlos integriert werden und führt schon beim ersten Einsatz zu mehr Zeitersparnis in der Nachbearbeitung.

Kurzbewertung

  • robustes Gehäuse
  • einfache Anwendung
  • multifunktional
  • Korrekturprofil nicht universell nutzbar

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.