Rubrik: Bildbearbeitung

Verzeichnung von Objektiven korrigieren (I)

2003-11-17 Besonders Zoom-Objektive tendieren im Weitwinkelbereich zu tonnenförmigen und im Telebereich gelegentlich zu kissenförmigen Verzerrungen, die in der Fotografie "Verzeichnungen" genannt werden. Verwendet man Vorsatzobjektive, verstärken sich diese Effekte und stören dann oft sehr. Mithilfe von Bildverarbeitungsprogrammen und entsprechenden Filtern lassen sich diese Bildmängel beseitigen.  (Jan-Markus Rupprecht)

   Fototipp - Verzeichnungen korrigieren - Ausgangsbild [Foto: MediaNord]
Fototipp - Verzeichnungen korrigieren - Ausgangsbild in Photoshop geöffnet [Screenshot: MediaNord]
Fototipp - Verzeichnungen korrigieren - Richard Rosenman-Plugin [Screenshot: MediaNord]
Fototipp - Verzeichnungen korrigieren - perspektivische Verzerrung [Screenshot: MediaNord]
Fototipp - Verzeichnungen korrigieren - korrigiertes Bild [Foto: MediaNord]
  

Dieser Fototipp trägt vorsorglich den Zusatz "Römisch Eins", weil wir Ihnen in künftigen Tipps noch andere Varianten zeigen wollen, darunter auch leistungsfähige, aber weniger komfortable Lösungen. Eigentlich sollte die erste Variante zu diesem Thema mit Standard-Werkzeugen auskommen, nämlich dem Filter "Distortion" in Photoshop 7. Dieser erwies sich in der Praxis jedoch als wenig tauglich für unseren Zweck, so dass wir auf Verbesserungen in künftigen Programmversionen hoffen. Bei der Recherche zu diesem Tipp sind wir immerhin auf (voraussichtlich) leistungsfähige kommerzielle Plugins gestoßen, aber auch auf ein kostenloses Tool, das leicht zu installieren und zu bedienen ist, so dass es die ideale Einsteigerlösung darstellt. Als Photoshop-Plugin ist es darüber hinaus zu weiteren Bildbearbeitungsprogrammen kompatibel, die Phototshop-Plugins verwenden können (u. a. Jasc Paintshop Pro, Corel Photopaint, Micografx Picture Publisher, Microsoft PhotoDraw und Ulead PhotoImpact).

Die Rede ist von Richard Rosemans "Lens Distortion Corrector v1.0". Laden Sie die das Freeware-Plugin von der Website von Richard Rosenman herunter (lenscorrect.zip für Windows), entpacken sie die Datei irgendwohin und kopieren Sie das eigentliche Plugin lenscorrect.8bf in den Ordner, in dem die serienmäßigen Photoshop-Plugins auf Ihrem Rechner liegen (z. B. C:\Programme\Adobe\Photoshop 7.0\Zusatzmodule\Filter). Starten Sie danach Ihr Bildbearbeitungsprogramm bzw. beenden Sie es und starten es neu, falls es geladen war. Die nachfolgende Anleitung gilt für Adobe Photoshop 7, das Plugin verhält ich aber in anderen Programmen genauso.

  • Öffnen Sie das zu korrigierende Bild. Wir verwenden dazu das Beispielbild aus unserem Fototipp "Shift-Objektiv per Bildbearbeitung", dessen tonnenförmigen Verzeichnungen (gewölbte Gebäudekanten links und rechts sowie unten) durch die starke Korrektur noch verstärkt wurden (Bild 2).
  • Starten Sie das Plugin über Filter/Richard Rosenman/Lens Distortion Corrector… Vergrößern Sie ggf. die Ansicht im Vorschaufenster, alle anderen Einstellungen lassen Sie erst einmal wie sie sind. Ziehen Sie dann behutsam an den Reglern "Horiz" bzw. "Vert". Beide sind miteinander gekoppelt; wenn Sie das nicht möchten, könnten sie den Schalter "Lock Vert>Horiz" ausrasten. Bei tonnenförmigen Verzeichnungen stellen sie positive Werte ein; bei kissenförmigen Verzerrungen negative Werte. Verändern Sie die beiden Regler (bzw. die Zahlenwerte in den Feldern rechts davon) solange, bis Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind (Bild 3). Klicken Sie danach auf "OK", um die Veränderung auf Ihr Bild anzuwenden.
  • Durch die Korrektur verträgt Ihr Bild jetzt vielleicht noch etwas perspektivische Verzerrung (Bild 4). Eine Anleitung hierzu finden Sie im Fototipp "Perfekte Architekturaufnahmen – Shift-Objektiv per Bildbearbeitung" (siehe weiterführende Links).
  • Durch die vorhergehenden Bearbeitungsschritte verliert Ihr Foto an Schärfe und sollte deshalb jetzt noch mit dem Filter "Unscharf Maskieren…" behandelt werden (Einstellung z. B. Stärke 50 %, Radius 1 Pixel und Schwellenwert 1 Stufe). Danach ist Ihr Foto fertig (Bild 5).

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.