Winzige Kamera für spezielle Anwendungen

Testbericht: Sony DSC-RX0M2 (RX0 II) mit Handgriff VCT-SRG1

2019-06-10 Die mit weitem Abstand kleinste "Premium-Kompaktkamera", die Sony DSC-RX0, bekommt ein verbessertes Schwestermodell, das nun vor allem endlich das kann, was man bei der ursprünglichen RX0 schmerzlich vermisst hatte: 4K-Videos können jetzt auch intern auf der Speicherkarte gespeichert werden (mit 24, 25 oder 30 fps). Bislang ging das nur über einen externen Recorder, was dem Konzept der klitzekleinen, wasserdichten und robusten Kamera doch sehr zuwider lief. Dazu gibt es nun auch einen Schwenk-Monitor und eine Videostabilisierung.  (Jan-Markus Rupprecht)

  • Bild Die winzige Sony DSC-RX0 II ist wasserdicht und robust. Für eine gute Bildqualität nutzt sie den bekannten 1-Zoll-Sensor von Sony, von dem sie aber leider nur rund 75 Prozent seiner Fläche nutzt. [Foto: MediaNord]

    Die winzige Sony DSC-RX0 II ist wasserdicht und robust. Für eine gute Bildqualität nutzt sie den bekannten 1-Zoll-Sensor von Sony, von dem sie aber leider nur rund 75 Prozent seiner Fläche nutzt. [Foto: MediaNord]

Mit der "Mark 2" schickt Sony die zweite Ausgabe seiner winzigen RX0 ins Rennen. Neuerungen sind ein nun klappbarer Monitor und die interne 4K-Video-Aufzeichnung, die wir bei der ersten Ausgabe schmerzlich vermisst hatten, sowie eine Videostabilisierung. Dafür legt die RX0 II etwas an Gehäusetiefe und Gewicht zu, nicht aber beim Preis. Seit Einführung der ersten RX0 hat Sony einiges an Zubehör dafür auf den Markt gebracht. Wir haben davon den Griff VCT-SGR1 mit ausprobiert, der die Handhabung der winzigen Kamera verbessern könnte.

Wer die erste RX0 nicht kennt, dem empfehlen wir die Lektüre unseres Testberichts zur Sony DSC-RX0. Im Testbericht hatten wir damals versucht einzuordnen was die winzige RX0 eigentlich ist und was nicht. Ein bisschen Action-Kamera, aber irgendwie auch nicht. Ein bisschen Outdoor-Kamera. Ein bisschen Premium-Kompaktkamera, aber auch nicht richtig. Eine Smartphone-Zusatzkamera, aber viel Mehrwert bringt das nicht. Anwendungsmöglichkeiten für die Kamera hatten wir aber auch einige gefunden: Spionage-Kamera, Edel-Dashcam und Superzeitlupen-Kamera. Das war durchaus ernst gemeint. Das alles gilt für die zweite Ausgabe natürlich weiterhin. Durch den Schwenkmonitor und die nun mögliche interne Videoauflösung ergeben sich natürlich neue Anwendungsmöglichkeiten. Die RX0 II ist – zumindest für bestimmte Situationen – eine passable Videokamera. Und wir finden Sie auch als Kamera für die Street-Fotografie nicht ganz schlecht, denn mit dem Schwenkmonitor kann man sie sehr unauffällig halten und sozusagen aus der Hüfte fotografieren und dadurch unauffällig Szenen einfangen, die mit einer größeren, auffälligeren Kamera vielleicht nicht gelungen wären.

Schwenkmonitor

Der Schwenkmonitor, oder genauer gesagt, die Mechanik des Schwenkmonitors, ist super gut gelungen. Die winzige Kamera ist ja weiterhin wasserdicht und robust – trotz schwenkbarem Monitor. Diese schnappt mit einem satten "Klack" von Magneten unterstützt wieder ans Gehäuse heran, wenn man ihn wieder anklappt. Ausgeklappt kann er komplett bis zur Selfie-Stellung (180 Grad) nach oben geklappt werden oder um bis zu neunzig Grad nach unten. Die Scharniere machen einen äußerst stabilen Eindruck, brauchen allerdings auch Platz. Die Mechanik sitzt jetzt etwa dort, wo vorher der Monitor eingebaut war. Der Monitor selbst sitzt in einem stabilen Rahmen, der das Gehäuse 5 Millimeter dicker und 22 Gramm schwerer macht. Die Proportionen bleiben aber weiterhin durchaus gelungen und weder die Größen- noch die Gewichtszunahme dürften ein Grund sein, stattdessen lieber zum Vorgänger zu greifen. Dass der Monitor jetzt schwenkbar ist, ist super. Dass er immer noch so winzig klein ist, ist hingegen nach wie vor Mist. Rechts vom Monitor und unter ihm sitzen sechs ebenso winzige Tasten. Mit diesen soll man weiterhin ein Menü bedienen, das mit dem von anderen Sony-Kameras praktisch identisch ist. So schön es ist, dass sich Sony-Anwender darin sofort zurechtfinden: Was nützt das, wenn die winzige Schrift für viele Menschen nur mit Lupe oder Lesebrille entzifferbar ist? Zudem krankt das Bedienkonzept weiterhin daran, dass selbst allerwichtigste Funktionen, wie der Wechsel von Foto auf Video bzw. die Auswahl des Betriebsmodus nur äußerst umständlich über mehrere Tastendrücke und angestrengten Blick auf das Briefmarken-kleine Display möglich sind. Ein Platz für einen extra Video-Start-Stopp-Knopf hätte sich auf der aufgeräumten Oberseite sicherlich noch gefunden. Dort sitzen lediglich der Ein/Aus-Schalter und der (immerhin zweistufige) Auslöser.

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Hinsichtlich der Bedienung, die wir bei der RX0 sehr kritisiert hatten, hat sich also rein gar nichts verbessert. Wir haben es deshalb mal mit dem Handgriff VCT-SGR1 versucht. Der hat nämlich getrennte Knöpfe für Foto und Video. Damit kann man dann tatsächlich wahlweise direkt Fotos und Videos aufnehmen, ohne den Modus umständlich übers Menü zu wechseln. Der Griff hat auch eine Zoom-Wippe, die allerdings bei der RX0 und RX0 II kaum Sinn macht, da diese ja keinen optischen Zoom haben. Zwar kann man theoretisch bei Videos etwas digital zoomen, ohne das Bild hochrechnen zu müssen. Aber das ist nicht der Rede wert. Auch von dem sogenannten "Klarbild-Zoom", bei dem die kamerainterne Bildbearbeitung ihr Möglichstes tut, die Ausschnittsvergrößerung gut aussehen zu lassen, halten wir nichts. Der Griff kommuniziert über ein Kabel und MikroUSB-Anschluss mit der RX0 II und mit jeder Kamera, zu der er kompatibel ist – das sind eine ganze Menge aktueller Sony-Kameras. Bei der RX0 muss man dazu die Klappe links hinten auf der Rückseite öffnen und sinnvollerweise abnehmen. Man muss sich dabei trauen, ihr Haltebändchen aus der Kamera zu "reißen". Dabei beschädigt man sie nicht, sondern sie geht genauso gut auch wieder hinein. Das ist vom Hersteller so vorgesehen. Eine Meisterleistung japanischer Ingenieurskunst ist das sicher nicht. Nachteilig an der komplett offenen Anschlussleiste ist natürlich, dass dann kein Wetterschutz mehr gegeben ist. Wer will, kann die mit der Kamera gelieferte Kabelsicherung einsetzen, die etwas mechanischen Schutz bietet. Der Griff ist übrigens auch ein halbwegs praktisches Tisch-Stativ, bei dem man allerdings lediglich die Neigung einstellen kann. Insgesamt hält sich unsere Begeisterung für das einzeln offiziell 119 Euro teure Accessoire in Grenzen. Die unverbindliche Preisempfehlung für den Griff erscheint uns deutlich zu hoch angesetzt. Bei einigen Händlern gibt es den Griff mittlerweile allerdings deutlich günstiger. Dann kann er eine Überlegung wert sein.

Video

Kommen wir zur größten Neuerung, der nun möglichen internen 4K-Videoaufzeichnung direkt in der Kamera. Wer die Sache bei dem Vorgängermodell RX0 nicht verfolgt hat, wundert sich wahrscheinlich, warum wir das "intern" immer so betonen. Tatsächlich konnte auch die RX0 schon in 4K filmen, aber das nicht auf die eingelegte MicroSD-Karte speichern, sondern nur an die HDMI-Buchse ausgeben. Man konnte also, zumindest in der Theorie, einen großen externen Recorder an die HDMI-Buchse anschließen und das 4K-Video der Kamera aufnehmen, d. h. im Grund speichern. Sicherlich lassen sich irgendwelche besonderen Anwendungen konstruieren, in denen sowas Sinn macht. Praktisch ist das aber nicht und läuft auch irgendwie dem Konzept der kleinen Kamera entgegen.

  • Bild Da die Sony DSC-RX0 II kein Programmwahlrad hat, muss selbst die Umschaltung z. B. von Foto auf Video mit mehreren Tastendrücken umständlich über den kleinen Bildschirm und die Richtungstasten gemacht werden. [Foto: MediaNord]

    Da die Sony DSC-RX0 II kein Programmwahlrad hat, muss selbst die Umschaltung z. B. von Foto auf Video mit mehreren Tastendrücken umständlich über den kleinen Bildschirm und die Richtungstasten gemacht werden. [Foto: MediaNord]

Die RX0 II kann das 4K-Video also jetzt direkt auf die Speicherkarte speichern. Warum das nun bei der RX0 II geht und bei der RX0 nicht, ist nicht überliefert. Wir vermuteten im letzten Test entweder thermische Probleme oder dass der Mini-Akku dann zu schnell schlapp machen würde. 4K-Videos sind sehr rechenintensiv und diese zu erzeugen und zu speichern erzeugt viel Wärme. Vielleicht hat Sony das durch das minimal größere Gehäuse bzw. die "Auslagerung" des Monitors jetzt irgendwie gelöst. Beide Bedenken bestätigen sich leider. Beim Filmen in 4K hat die Kamera im Setup-Menü zwei Einstellungen, die entscheidend für die Aufzeichnungsdauer sind. Im Standard-Modus wird die RX0 II äußerlich nur handwarm, aber die Videos brechen, je nach Start-Temperatur, bereits unter "Schreibtisch-Bedingungen" (keine Sonneneinstrahlung) nach maximal ca. 13 Minuten ab und die Kamera schaltet sich aus. Startet man die Aufnahme dann gleich neu, kann auch schon nach 2 Minuten wieder Schluss sein. Lässt man sie länger abkühlen, sind es mal 8 Minuten, mal 12 Minuten. Insgesamt konnten wir so in fünf Clips 47 Minuten 4K-Video aufzeichnen, dann war der leistungsschwache 700mAh-Akku leer.

Stellt man sie im Setup auf "Hohe Temperatur" um, erscheint bei jedem Einschalten ein Warnhinweis, dass man die Kamera so nicht in der Hand betreiben, sondern z. B. auf einem Stativ montieren soll. In dieser Einstellung filmt die Kamera dann wirklich durchgehend, bis die Speicherkarte voll oder das Akku leer ist ist. Wir haben Sie zum Test einmal eine 64GB-Speicherkarte bei 4K mit 60 MBit/s vollgemacht. 2 Stunden und 24 Minuten in einem Stück waren das Ergebnis. Das Alu-Gehäuse der Kamera dient dabei als Kühlkörper und wird mit der Zeit tatsächlich sehr warm. So warm, dass man sie wirklich nicht mehr gerne in der Hand halten mag (verbrennen tun man sich aber auch nicht wirklich). In diesem Modus wäre dann der Handgriff nützlich. Normalerweise wird die Kamera aber sicherlich irgendwo fest montiert sein.

  • Bild Der winzige Monitor der Sony DSC-RX0 II lässt sich an einem stabilen Scharnier weit nach hinten ausklappen und kann dann sowohl nach oben, als auch nach unten oder in die Selfie-Stellung geschwenkt werden. [Foto: MediaNord]

    Der winzige Monitor der Sony DSC-RX0 II lässt sich an einem stabilen Scharnier weit nach hinten ausklappen und kann dann sowohl nach oben, als auch nach unten oder in die Selfie-Stellung geschwenkt werden. [Foto: MediaNord]

  • Bild Der Monitor der Sony DSC-RX0 II kann um bis zu 90 Grad nach unten und bis zu 180 Grad nach oben geklappt werden. [Foto: Sony]

    Der Monitor der Sony DSC-RX0 II kann um bis zu 90 Grad nach unten und bis zu 180 Grad nach oben geklappt werden. [Foto: Sony]

  • Bild Der Monitor der Sony DSC-RX0 II wird mitsamt seinen Tasten bewegt. Das macht Sinn. [Foto: MediaNord]

    Der Monitor der Sony DSC-RX0 II wird mitsamt seinen Tasten bewegt. Das macht Sinn. [Foto: MediaNord]

Solche langen Aufnahmezeiten gehen natürlich nicht mit dem internen Akku, er ist dann nach rund 45 Minuten leer. Wer länger filmen will, kann die RX0 II aber einfach an eine externe Stromversorgung per Micro-USB anschließen (z. B. ein externes Smartphone-Zusatz-Akku oder ein USB-Ladegerät, auch z. B. ein USB-Adapter im Auto) und hat damit dann praktisch unbegrenzte Akku-Kapazität (so haben wir die knapp 2,5 Stunden erreicht, bis die Speicherkarte voll war). Der zum Video mit aufgezeichnete Ton ist übrigens auch über die internen Mikrofone wirklich klar und gut und hat eine prima Stereo-Wirkung. Die Mikrofone dafür sitzen nicht, wie bei Actioncams üblich, irgendwo oben oder seitlich am Gehäuse verstreut, sondern ganz sauber an der Front nebeneinander. Wer will kann dennoch per Stereo-Mini-Klinke ganz unproblematisch ein externes Mikrofon anschließen.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.