Sony setzt bei der Alpha 6500 neben dem Bionz X Bildprozessor einen so genannten Front-End LSI ein, einen Prozessor mit besonders großem Pufferspeicher (für eine genauere Erklärung siehe weiterführende Links). Mit maximal elf Bildern pro Sekunde, übrigens inklusive Autofokus-Nachführung, ist die Alpha 6500 nämlich nicht grundsätzlich schneller als die Alpha 6300, wohl aber aufgrund des Front-End LSIs mit einer größeren "Kondition" versehen. In JPEG konnten wir 241 Bilder am Stück mit dieser hohen Geschwindigkeit aufnehmen, in Raw immerhin 110 Stück. Sobald der Puffer jedoch voll ist, bricht die Serienaufnahmegeschwindigkeit auf nur noch 1,8 JPEG-Bilder pro Sekunde beziehungsweise 1,3 Raw-Bilder pro Sekunde zusammen. Der Flaschenhals ist das Speicherkarteninterface, das nur UHS I, jedoch nicht UHS II unterstützt. Gerade einmal mit 31,2 MByte pro Sekunde kleckern die Daten auf die Speicherkarte. Das bedeutet bei vollem Puffer fast 100 Sekunden Wartezeit! Zum Vergleich: Die bisher schnellste Kamera mit UHS II, die Olympus OM-D E-M1 Mark II, schreibt die Daten mit 170 MByte pro Sekunde und damit fast sechsmal so schnell wie die Sony Alpha 6500! Hier bekleckert sich Sony wahrlich nicht mit Ruhm. Immerhin können während der Pufferleerung die Aufnahme- und Wiedergabefunktionen genutzt werden, das Menü hingegen ist gesperrt.
Auch beim Autofokus verspricht Sony viel: Auf dem Sensor sind 425 Phasensensoren (Liniensensoren) integriert, die die Bewegungsrichtung beziehungsweise Entfernung der Kamera zum Motiv erfassen sollen. Für die Feineinstellung stehen zudem 169 Kontrastsensoren zur Verfügung. Die große Zahl an Messsensoren verteilt sich über einen großen Bereich des Bildsensors und kann gerade bewegte Motive sehr gut erfassen und verfolgen. Die Alpha 6500 bietet entsprechende Einstellungen im Menü, um den Autofokus optimal auf das Motiv abzustimmen. Beim Einzel-Autofokus stellt die Sony hingegen keine Rekorde auf. Es dauert knapp über eine viertel Sekunde vom Drücken des Auslösers bis die Kamera von unendlich auf zweit Meter fokussiert und ausgelöst hat. Die reine Auslöseverzögerung ist dabei mit 20 bis 30 Millisekunden erfreulich kurz.
Das Gehäuse der Sony Alpha 6500 besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung und besitzt ein verstärktes Bajonett. [Foto: Sony]
Der Sensor-Shift-Bildstabilisator der Sony Alpha 6500 arbeitet mit fünf Achsen und ermöglicht somit theoretisch bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten. [Foto: Sony]
Der Verschluss der Sony Alpha 6500 bietet eine Lebensdauer von mindestens 200.000 Auslösungen. [Foto: Sony]
Der neue Front-End LSI von Sony ist der "starke Arm" des Bildverarbeitungsprozessors Bionz X. Er bietet eine schnelle Datenverarbeitung und vor allem einen großen Pufferspeicher für lang anhaltende Serienbildaufnahmen. [Foto: Sony]
Die Videoauflösung erreicht maximal 4K (3.840 mal 2.160 Pixel) bei 25 Bildern pro Sekunde in PAL. Dabei wird auf das Super 35 mm Format gecroppt. Nimmt man Filme in Full-HD-Auflösung auf, steht hingegen die gesamte Bildsensorfläche (abgesehen vom Beschnitt von 3:2 auf 16:9) zur Verfügung. Stellt man die Kamera auf NTSC um, woraufhin diese neu startet und gegebenenfalls die Speicherkarte formatiert werden muss, kann man in 4K auch 30p ohne Super 35 mm Format (aber dennoch mit Crop) oder 24p wählen. Warum Sony die Umschaltung so kompliziert gestaltet hat, wissen wohl nur die Ingenieure selbst. Die maximale Datenrate beträgt in jedem Fall 100 Mbit pro Sekunde, was zwar eine gute Qualität ist, aber auch hier bietet manch anderer Hersteller mehr. Bei den Aufnahmeformaten zeigt die Alpha 6500 mit MP4, AVCHD und XAVC S wieder eine gute Bandbreite. Auch die Videooptionen sind vielfältig, so gibt es etwa eine Tonpegelanzeige, man kann den Autofokus anpassen und selbstverständlich die Belichtung nach eigenem Wunsch einstellen. Zudem gibt es eine Zeitlupen- und Zeitrafferfunktionen mit feinen Bildrateneinstellungen. Der Bildstabilisator arbeitet übrigens auch während Videoaufnahmen, allerdings stellt sich auch hier kein "Aha"-Effekt ein. Unserm Eindruck nach kommt Sony in diesem Punkt ebenfalls bei weitem nicht an Olympus heran, wo der Bildstabilisator im Video praktisch ein Steady-Cam-System überflüssig macht.
Spartanisch zeigt sich die Sony Alpha 6500 bei den Nachbearbeitungsmöglichkeiten von Fotos, nicht einmal eine Raw-Entwicklungsfunktion ist an Bord. Stattdessen setzt Sony auf Play Memories Camera Apps, die teilweise kostenlos und teilweise kostenpflichtig erhältlich sind. Sie stellen neben Bildbearbeitungsfunktionen auch spezielle Aufnahmeprogramme zur Verfügung, erfordern aber eine vorherige Registrierung und natürlich ein Herunterladen der Apps, was beispielsweise in einem WLAN möglich ist. Auch die WLAN-Kamerafernbedienung ist in eine solche App ausgelagert, die man sich erst in aktueller Version herunterladen muss, um den vollen Funktionsumfang nutzen zu können. Details zur App sind unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu entnehmen. Neu in der Alpha 6500 ist Bluetooth, das die Nutzung des Smartphones als GPS-Empfänger ermöglichen soll. Leider ist es uns mit unserem Testmodell der Alpha 6500 nicht gelungen, die App via Bluetooth mit der Kamera zu koppeln. Zwar konnte das Smartphone (übrigens ein Sony Xperia XZ) eine Bluetooth-Verbindung herstellen, die Kamera konnte aber nicht von der App gefunden werden. Bei einem Besuch der Sony-Händler-Roadshow in Hamburg am 27. Februar gelang uns jedoch problemlos die Verbindung des Sony Xperia XZ mit einer Alpha 6500, die bei den folgenden Aufnahmen sofort den Standort in die EXIF-Daten schrieb.
Bildqualität
Im Testlabor musste die Sony Alpha 6500 mit dem Sony E T* 16-70 mm F4 ZA OSS Vario-Tessar (SEL-1670Z), das Set kostet knapp 2.800 Euro, ihre JPEG-Bildqualität unter Beweis stellen. Der gesamte Labortest, auf dem die folgenden Betrachtungen im Wesentlichen beruhen, kann über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt im Einzelabruf oder im Rahmen einer Prepaid-Flatrate eingesehen werden. Auch wer diesen kostenlosen Test und damit die Arbeit unserer Redaktion finanziell unterstützen möchte, kann dies am besten mit dem Kauf eines Labortests tun.
Das Zeiss 16-70 mm ist ein sehr universelles und hochwertiges Zoom mit einer durchgehenden Lichtstärke von F4 und einem großen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 24 bis 105 Millimeter. Auch ein optischer Bildstabilisator fehlt nicht, der von der Alpha 6500 berücksichtigt wird und in Kombination mit dem Sensor-Shift-Bildstabilisator einen Teil dessen Arbeit übernimmt. Während sich die Randabdunklung und die Farbsäume des 16-70 mm im Wesentlichen in Grenzen halten, wird eine Verzeichnung bei allen gemessenen Brennweiten sichtbar. Im Weitwinkel fällt sie mit knapp unter zwei Prozent Tonnenform moderat aus. Bei mittlerer und langer Brennweite sind es zwar nur ein Prozent Verzeichnung, jedoch als subjektiv stärker auffällige Kissenform.
Die Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kontrast zeigt ebenfalls durchwachsene Ergebnisse. Die maximale Auflösung ist mit bis zu 60 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent für einen 24-Megapixel-Sensor gut, aber auch nicht überragend. Erreicht wird dieser Spitzenwert bei 50 mm entsprechend Kleinbild leicht abgeblendet bei F5,6 und F8 im Bildzentrum. Sowohl bei Offenblende als auch bei weitwinkligerer Brennweite liegt die Auflösungskurve kaum darunter. Jenseits von F11 drückt die Beugung die Auflösung unter 50 lp/mm. Am langen Brennweitenende schwächelt das Objektiv etwas, die 50 lp/mm werden nur bei F11 knapp überschritten. Auch am Bildrand fällt die Auflösung im Vergleich zum Bildzentrum wenig rühmlich aus. Im Weitwinkel bewegt sich die Randauflösung bei F4 bis F11 im Bereich von 33 bis 39 lp/mm, bei mittlerer Brennweite von 25 bis 50 lp/mm und am langen Brennweitenende von lediglich 22 bis 27 lp/mm. Leider, muss man sagen, ist das APS-C-Objektivprogramm von Sony nicht gerade mit qualitativ hochwertigen Alternativen bestückt, zumal Sony sich inzwischen wieder mehr auf das Vollformat konzentriert. Hier sind auch einige sehr gute Objektive zu bekommen, bei denen insbesondere die Randschwächen an APS-C ohnehin nicht auf den Bildsensor gelangen. Die Vollformatobjektive werden jedoch dem Größenvorteil des APS-C-Formats nicht gerecht. Wer ein in der Bildmitte und am Bildrand sehr hoch auflösendes Objektiv sucht, kommt beispielsweise um das Vollformatobjektiv FE 90 mm 2.8 Macro G OSS (SEL-90M28G) eigentlich nicht herum (Test siehe weiterführende Links).
Bei der Leistung des Bildsensors und der Bildaufbereitung kann die Sony Alpha 6500 wesentlich besser punkten und spielt in der obersten Liga mit. Der Signal-Rauschabstand etwa bewegt sich von ISO 100 bis 400 im guten Bereich von über 40 dB und unterschreitet erst oberhalb von ISO 1.600 den kritischen Wert von 35 dB. Helligkeitsrauschen tritt ab ISO 3.200 leicht und oberhalb von ISO 12.800 stark in Erscheinung. Leichtes Farbrauschen ist ebenfalls oberhalb von ISO 12.800 auszumachen, spielt darunter aber praktisch keine Rolle. Die Rauschunterdrückung tritt bis ISO 400 praktisch nicht in Erscheinung. Selbst bis ISO 1.600 geht sie sehr sanft zu Werke, so dass kaum Details verloren gehen. Erst darüber gibt es leichten Detailverlust, aber sogar bei ISO 6.400 sind die Bilder noch gut brauchbar, darüber eher weniger, wenn die volle Auflösung genutzt werden soll.
Erstmalig in einer spiegellosen APS-C-Alpha steckt bei der Sony Alpha 6500 ein zur Bildstabilisierung beweglich gelagerter Bildsensor. [Foto: MediaNord]
Der Handgriff der Sony Alpha 6500 bietet eine ausreichende Größe und ist dank der großzügigen Gummiapplikation schön rutschfest. [Foto: MediaNord]
Als Standardobjektiv in unserem Test der Sony Alpha 6500 kam das Zeiss-gelabelte 16-70 mm F4 OSS zum Einsatz. Es kostet im Set mit der Alpha 6500 knapp 2.800 Euro. [Foto: MediaNord]
Die Eingangsdynamik bewegt sich bis ISO 800 im sehr guten Bereich von über elf Blendenstufen, aber selbst bei ISO 12.800 sind es noch gute zehn Blendenstufen. Die Tonwertkurve verläuft stark angesteilt, was für knacke Mittenkontraste sorgt. Schärfeartefakte spielen hingegen kaum eine Rolle. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 400 mit 224 und mehr von 256 Abstufungen sehr gut, fällt darüber aber rapide ab. Bei ISO 1.600 sind es noch knapp über 160, bei ISO 3.200 schon weniger als 128 Helligkeits-Abstufungen. Die tatsächliche Farbtiefe bewegt sich bis ISO 1.600 bei sehr guten mindestens vier Millionen Farbnuancen, aber auch bis ISO 12.800 sind es noch weit über zwei Millionen und damit ein guter Wert. Bei sehr guter Weißabgleichsgenauigkeit ist die Farbabweichung im Mittel zwar gering, bei einigen Farben jedoch deutlich. So tendiert Gelb ein wenig ins Grüne, Hellgrün ist etwas blass, während Rot- bis Magentatöne zu gesättigt ausfallen. Insgesamt bietet die Alpha 6500 eine sehr gute JPEG-Bildqualität bis hin zu hohen ISO, die in Raw schwer zu toppen ist. Erst bei hohen Empfindlichkeiten oberhalb von ISO 3.200 kann eine speziell ans Motiv angepasste Raw-Optimierung noch etwas aus den Bildern holen.
Fazit
Die Sony Alpha 6500 ist eine sehr robuste und angenehm kompakte spiegellose Systemkamera, bei der wir allerdings angesichts des ambitionierten Preises den Spritzwasserschutz ein wenig vermissten. Der Ausstattungsumfang ist groß und bedient praktisch alle Anwenderschichten, auch wenn manchmal das eine oder andere Detail noch nicht perfekt umgesetzt ist und der Bildstabilisator beispielsweise gerne effektiver arbeiten dürfte. Der Autofokus ist schnell und die Serienbildgeschwindigkeit hoch. Dank des großen Zwischenspeichers sind ausgedehnte Serienbildaufnahmen problemlos möglich, wohingegen das zähe Schreiben auf die Speicherkarte im wahrsten Sinne des Wortes als Spaß-Bremse wirkt. Gerne hätte Sony der Alpha 6500 eine schnelle UHS-II-Schnittstelle gönnen können, denn ein großer Puffer ist nicht alles. Bei der Bildqualität macht Sony hingegen alles richtig. Bis ISO 1.600 liefert die 24-Megapixel-Kamera eine sehr hohe Bildqualität ab, auch ISO 3.200 und 6.400 verträgt sie bei immer noch ordentlicher Bildqualität gut. Das Angebot an speziell auf APS-C abgestimmten Objektiven mit hoher Bildqualität dürfte Sony aber gerne noch etwas ausbauen, um der kompakten und sehr guten Alpha 6500 gerecht zu werden.