Spiegellose Systemkamera der Mittelklasse

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-G81

Seite 3 von 2, vom 2016-10-26 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Auch mit den Videofunktionen geizt Panasonic bei der G81 nicht. Sie nimmt Filme maximal in 4K-Auflösung mit wahlweise 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde auf. Vorbei sind erfreulicherweise die Zeiten, in denen die Bildfrequenzauswahl bei den PAL- und NTSC-Modellen von Panasonic ab Werk unterschiedlich war. In Full-HD sind bis zu 60 Bilder pro Sekunde möglich. Die maximale Qualität liegt bei 100 Mbit/s. Gespeichert wird wahlweise als MP4 mit H.264-Kompression oder in AVCHD, was jedoch nur in Full-HD möglich ist. Die Lumix führt den Autofokus beim Videodreh genauso wie die Belichtung nach, auch der Bildstabilisator bleibt aktiv. Der Ton gelangt via integriertem oder extern angeschlossenem Stereomikrofon ins Video. Wer möchte, kann außerdem manuelle Einstellungen für den Videodreh vornehmen, wozu das Programmwählrad entsprechend eingestellt werden muss. Dank der dedizierten Videoaufnahmetaste auf der Kameraoberseite kann jedoch auch in jedem Modus spontan ein Video aufgezeichnet werden.

Im Wiedergabemodus können Videos in zwei separate Teile zerschnitten werden, mehr Möglichkeiten bieten sich aber für Fotos. Neben der Anzeige von allerlei Informationen bis hin zum Histogramm und einer Überbelichtungsanzeige können Fotos und Videos auch als Diashow inklusive Musik und Übergangseffekten wiedergegeben werden. Bearbeitungsfunktionen erlauben etwa den Beschnitt oder das Verkleinern von Fotos. Wer in Raw aufgenommen hat, kann zudem seine Fotos direkt in der Kamera inklusive vielen Einstellmöglichkeiten zu einem JPEG entwickeln. Für die Drahtloskommunikation steht WLAN zur Verfügung, die Verbindungseinstellung erfolgt manuell oder mittels eines Scans des auf dem Kamerabildschirm eingeblendeten QR-Codes. Mit Hilfe der entsprechenden App für Android und iOS lassen sich Fotos drahtlos an Tablets und Smartphones übertragen, aber auch eine Fernsteuerung der Kamera inklusive Livebildübertragung und der Einstellung vieler Parameter ist möglich. Details sind in unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu finden.

Bildqualität

Die Panasonic Lumix DMC-G81 hat also eine ganze Menge zu bieten, wobei man die Makel mit der Lupe suchen muss. Doch die ausgereifte Technik nützt nur etwas, wenn das Endergebnis, das Foto, eine ansprechende Qualität aufweist, die dem Preis würdig ist. Um das herauszufinden, haben wir nicht nur mit der G81 fotografiert, sondern sie auch einer Messung in unserem Testlabor unterzogen. Wer die detaillierten Diagramme sehen möchte, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, kann den gesamten Labortest für 1,40 Euro im Einzelabruf erwerben oder per Prepaid-Flatrate ab umgerechnet 2,08 Euro pro Monat Zugriff auf das gesamte Labortestarchiv mit über 1.600 Labortests erlangen (siehe weiterführende Links). Hier kann man sich beispielsweise über die Bildqualität der vielen zur G81 kompatiblen Objektive informieren. Wir haben so gut wie alle kompatiblen Micro-Four-Thirds-Objektive von Olympus und Panasonic in unserem Testarchiv. Wer die Arbeit an unseren kostenlosen Tests wie diesem hier unterstützen möchte, kann dies übrigens über den Kauf eines Labortests realisieren. Wir würden uns sehr darüber freuen.

Das Panasonic Lumix G 12-60 mm F3.5-5.6 OIS kostet zwar knapp 450 Euro beim Einzelkauf, es wird jedoch für lediglich 100 Euro Aufpreis zusammen mit der G81 für dann zusammen knapp unter 1.000 Euro angeboten. Die Auflösung im Bildzentrum kann sich mit einem Maximum von knapp 48 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) zwar durchaus sehen lassen, die Randauflösung lässt jedoch vor allem im Weitwinkel, wo gerade einmal 30 lp/mm erreicht werden, zu wünschen übrig. Etwas gezoomt löst der Bildrand etwas besser auf. Farbsäume sind zum Glück gering und auch die Randabdunklung ist größtenteils kaum der Rede wert. Allenfalls im Weitwinkel bei Offenblende werden die Bildränder in den Ecken etwas dunkler, was durch den steilen Helligkeitsabfall auch durchaus ins Auge fällt. Die (bei Micro Four Thirds digital korrigierte) Verzeichnung ist gering, im Weitwinkel fällt sie noch am ehesten ins Auge, ist mit weniger als 1,5 Prozent Tonnenform aber nicht wirklich störend. Zwar sind 450 Euro wahrlich zu viel für die gebotene Leistung, für 100 Euro sollte man das Objektiv aber unbedingt mitnehmen, bietet es doch eine gute Allroundbrennweite mit gutem Weitwinkel und ein wenig Tele.

Die Bildqualität der Kamera selbst steht und fällt mit dem Bildsensor und seinem Verhalten bei verschiedenen ISO-Empfindlichkeiten. Von ISO 200 bis 25.600 reicht die Spanne, manuell eingestellt sind auch ISO 100 möglich, wobei jedoch gewisse Abstriche gemacht werden müssen. Die Basis-Empfindlichkeit des 16-Megapixel-Sensors liegt bei ISO 200. Tatsächlich ist der Signal-Rauschabstand mit Ausnahme des Blaukanals bei ISO 100 sogar noch etwas besser als bei ISO 200, erreicht aber bei beiden Empfindlichkeiten locker über 40 dB. Tatsächlich kritisch wird es erst ab einem Wert von unter 35 dB. Von ISO 800 bis ISO 3.200 kratzt die Lumix an diesem Wert, fällt aber erst bei ISO 6.400 darunter. Bei noch höheren Empfindlichkeiten sackt der Wert noch stärker ab, das sollte man der Bildqualität also nicht unbedingt zumuten. Bei einer feinen Korngröße wird das Bildrauschen erst ab ISO 6.400 leicht sichtbar, steigt bei höheren Empfindlichkeiten jedoch deutlich an. Dabei handelt es sich lediglich um Helligkeitsrauschen, das unschönere Farbrauschen tritt allenfalls bei ISO 25.600 leicht in Erscheinung.

Interessant ist, wo Panasonic doch das Rauschen so gut im Griff hat, wie stark die Rauschunterdrückung feine Details vernichtet: bis ISO 1.600 tatsächlich keine, wie die Messung zeigt. Bei ISO 3.200 gehen zwar ein paar feinste Details verloren, aber das fällt kaum auf. Bei ISO 6.400 sieht es schon etwas kritischer aus, hier fallen ein paar mehr Bildfeinheiten der Rauschunterdrückung zum Opfer. Wirklich matschig beziehungsweise weich werden die Bilder aber tatsächlich erst jenseits der ISO 6.400. Für einen (nicht allzu großen) Micro-Four-Thirds-Sensor ist das eine wirklich gute Leistung.

Spannend ist auch der Blick auf die Eingangsdynamik, gibt der Dynamikumfang doch an, wie gut die Kamera Zeichnung in hellen und dunklen Bildbereichen bei starken Motivkontrasten wiedergeben kann. Erstaunlich ist, dass der höchste Wert von elf Blendenstufen bei ISO 400 und nicht bei ISO 200 erreicht wird, denn normalerweise stellt sich der höchste Dynamikumfang bei der Basis-ISO-Empfindlichkeit ein. Es könnte an der Rauschunterdrückung liegen, die die Tiefen noch etwas "dunkler" erscheinen lässt, indem die helleren Rauschpixel fehlen. Wie auch immer, bei ISO 100 ist der Dynamikumfang mit unter zehn Blendenstufen nicht ganz so gut, geht aber noch in Ordnung. Beim Hochschalten der Empfindlichkeit wird die Marke von zehn Blendenstufen erst wieder oberhalb von ISO 1.600 unterschritten, bleibt aber nur knapp darunter und damit im "grünen" Bereich.

Die Tonwertkurve ist wie zu erwarten bei ISO 100 gegenüber den anderen Empfindlichkeiten aufgrund der Signaldämpfung etwas abgeflacht, ansonsten zeigt sie knackig angesteilte Kontraste vor allem in den Mittentönen, um eine schönere, aber keineswegs unnatürliche Bildwiedergabe zu erreichen. Der Ausgangs-Tonwertumfang der G81 schneidet nicht ganz so gut ab. Bei ISO 100 und 200 ist er mit über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen noch sehr gut, fällt dann aber mit jeder ISO-Stufe deutlich ab. Erst von ISO 1.600 bis 6.400 fängt sich der Wert im Bereich von 128 bis 160 Stufen, bevor er über ISO 6.400 wieder steil abfällt. Die Farbtreue der Lumix ist vor allem im Grün- und Orange-Bereich sehr gut, während das Gelb etwas ins Grüne tendiert und Rot- sowie Violetttöne eine etwas kräftigere Sättigung aufweisen. Die tatsächliche Farbtiefe wiederum ist über einen großen Empfindlichkeitsbereich gut bis sehr gut. Bei ISO 100 und 200 werden mehr als acht Millionen Farben differenziert, bis ISO 1.600 sind es immer noch sehr gute über vier Millionen Farben. Selbst über die mindestens zwei Millionen Farben, die bis einschließlich ISO 6.400 unterschieden werden, kann man nicht wirklich meckern, ein ebenfalls noch guter Wert. Wie immer reißen die beiden höchsten Empfindlichkeiten den Messwert in den Keller.

In der Summe kann man die Bildqualität der Panasonic Lumix DMC-G81 loben. Über einen großen Empfindlichkeitsbereich bietet sie eine ausgesprochen gute Bildqualität und kann durchaus auch mal ohne große Abstriche auf bis zu ISO 6.400 hochgeschraubt werden. Nur von höheren Empfindlichkeiten sollte man die Finger lassen.

Fazit

Die Panasonic Lumix DMC-G81 ist eine wirklich sehr gelungene Kamera. Für nicht einmal 1.000 Euro inklusive eines zoomstarken Setobjektivs lässt sie kaum noch Wünsche offen. Das Gehäuse ist kompakt, aber auch ergonomisch und gut verarbeitet. Die Dichtungen nehmen einem zudem die Sorge vor staubigen oder feuchten Aufnahmeumgebungen. Der optionale Batteriegriff sorgt für das nötige Plus an Ergonomie für große Teleobjektive und eine längere Akkulaufzeit. Die Funktionsvielfalt lässt praktisch kaum Wünsche offen, fast ist die G81 eher etwas überausgestattet, so dass man manchmal etwas lang bestimmte Funktionen in den langen Menüs suchen muss. Der Sucher ist hervorragend, der Bildschirm flexibel und erleichtert dank Touchoberfläche die Bedienung. Auch Fotografen, die gerne mal anspruchsvolle Videos drehen, kommen auf ihre Kosten. Der 5-Achsen-Bildstabilisator ist ein Segen und man wird ihn schnell zu schätzen lernen. Auch bei der wichtigsten Disziplin, der Bildqualität, kann die G81 auf ganzer Linie überzeugen. Bis hin zu recht hohen ISO-Empfindlichkeiten bietet sie eine gute Qualität. Das 12-60mm-Setobjektiv kann das Potential zwar nicht ganz ausschöpfen, ist für den geringen Aufpreis aber durchaus eine Empfehlung. Das Micro-Four-Thirds-System jedenfalls bietet die sicherlich größte Auswahl hochwertiger Objektive unter den spiegellosen Systemkameras, so dass für jeden etwas dabei sein sollte.


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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.