Leistungsfähige APS-C-DSLR für anspruchsvolle Amateure

Testbericht: Nikon D7500

2017-08-02 Mit der D7500 wertet Nikon die D7000er-Serie mit Technik aus der D500 deutlich auf. Dazu gehören etwa der 20 Megapixel auflösende APS-C-Sensor mit 4K-Videofunktion oder der Belichtungsmesssensor samt der innovativen lichterbetonten Messung. Auch die Serienbildleistung nimmt deutlich zu, nicht nur in der Geschwindigkeit von sechs auf acht Bilder pro Sekunde, sondern vor allem in Raw in der Ausdauer von mageren 14 auf nunmehr über 50 Bilder. Damit ist die D7500 eine echte, deutlich preisgünstigere Alternative zur D500. Wie sich die Kamera sonst so im Messlabor und in der Praxis schlägt, ist im ausführlichen Testbericht zu lesen.  (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung

Das Gehäuse der Nikon D7500 besteht aus einem hochwertigen Kunststoff. Dank der Monocoque-Bauweise ist es äußerst stabil und bietet eine tiefere Einbuchtung zwischen Griffwulst und Bajonett, so dass die D7500 besser in der Hand liegt als ihre Vorgängermodelle. Dabei stört jedoch der deutlich hervorstehende Fn1-Knopf, der unter dem Mittelfinger sitzt und nur zu leicht versehentlich betätigt wird. Dabei waren wir in der Redaktion durchaus unterschiedlicher Meinung von "gut erreichbar" bis "deutlich störend". Es kommt wohl auch auf die Länge der Finger an. Wie auch immer, der Griff ist großzügig mit einem genarbten, rutschfesten Gummi beklebt. Dank der tiefen Ausbuchtung lässt sich die Kamera auch wunderbar locker an den Fingerspitzen "einhängen", ohne einem aus der Hand zu rutschen. Auch der kleine Finger findet ausreichend Platz; jedenfalls, wenn man keine "Schaufelbagger-Pranken" besitzt.

22 Tasten, vier Drehschalter sowie vier Drehregler sorgen für eine sehr direkte Bedienung. Praktisch alle wichtigen Aufnahmeeinstellungen lassen sich über die Tasten und Drehregler vornehmen, ohne das Menü aufrufen zu müssen. Jedoch fällt das obere Infodisplay etwas magerer aus, als bei höherpreisigen Nikon-Modellen, so sind etwa nur Teile der Weißabgleicheinstellungen hier zusehen, während für andere der Blick auf den rückseitigen Bildschirm als zusätzliche Infoanzeige nötig ist. Das Verhalten einiger Bedienelemente kann den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Dabei setzt Nikon auf ein beidhändiges Bedienkonzept, denn alleine sieben Tasten sitzen seitlich/oberhalb der linken Displayseite, drei weitere sind in Objektivnähe an der linken Seite des Bajonetts zu finden. 

Auf der Handgriffseite sitzt das SD-Kartenfach, das im Gegensatz zum Vorgängermodell D7200 nur noch einen Einschub bietet. Es unterstützt SDHC- und SDXC-Karten sowie den UHS-I-Standard. Mit 80 MByte pro Sekunde Schreibgeschwindigkeit werden die theoretisch möglichen 104 MByte pro Sekunde recht gut ausnutzt, mehr dazu im Abschnitt Ausstattung. Das Stativgewinde auf der Kameraunterseite sitzt vorbildlich in der optischen Achse und weit genug von Akkufach entfernt, sodass dieses auch bei Verwendung einer Stativwechselplatte erreichbar bleibt. Der Lithium-Ionen-Akku vom Typ EN-EL15a ist derselbe wie im Vorgängermodell und reicht für üppige 950 Aufnahmen nach CIPA-Standard, die sich auch in der Praxis problemlos erreichten lassen. Dennoch hat auch hier die Ausdauer gegenüber dem Vorgängermodell abgenommen, was sicherlich der höheren Leistungsfähigkeit der Kamera geschuldet ist. Statt des Akkus kann ein optional erhältlicher Einschub mit Netzteilanschluss verwendet werden. Dem Rotstift zum Opfer gefallen ist hingegen der optionale Hochformat-Akkugriff, der in dieser Kameraklasse sehr wünschenswert gewesen wäre.

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Auf der Schnittstellenseite gibt es zwei mit einem Scharnier versehene Gummiklappen. Hinter der oberen verbergen sich die Mini-HDMI-Buchse, der Micro-USB-Anschluss, der jedoch nicht zum Nachladen des Akkus taugt, sowie der 3,5 mm Stereoklinken-Mikrofonanschluss. Hinter der unteren Klappe sind ein 3,5 mm Kopfhöreranschluss sowie eine Multifunktionsschnittstelle zu finden, die unter anderem zum Anschluss eines Kabelfernauslösers dient. Sogar einen inzwischen selten anzutreffenden Infrarotempfänger für eine entsprechende Fernbedienung zur Fernauslösung bietet die D7500, er sitzt jedoch nur an der Kameravorderseite. Sämtliche Schnittstellen beziehungsweise deren Abdeckungen sind übrigens wie die ganze D7500 mit Dichtungen versehen, die das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindern sollen.

Auf der Rückseite prangt ein acht Zentimeter großer Bildschirm, der jedoch nur 922.000 Bildpunkte auflöst. Das ist bei dieser Größe gerade genug, aber sichtbar gröber als beispielsweise bei der Nikon D500. Das Display bietet eine maximale Leuchtkraft von über 640 cd/m², was ausreichend hell auch bei Sonnenschein ist. Dank des Klappmechanismus' kann der Bildschirm um etwa 40 Grad nach unten und 110 Grad nach oben geneigt werden, was bei Verwendung des Livebilds Aufnahmen aus bodennahen und Über-Kopf-Perspektiven erleichtert. Praktischerweise handelt es sich zudem um einen Touchscreen, der nicht nur zur Fokussierung auf ein Motivdetail verwendet werden kann, sondern auf Wunsch auch zur Auslösung sowie zur Bedienung der Menüs. Der Touchscreen ist jedoch nur eine zusätzliche Alternative, die D7500 lässt sich auch komplett über Tasten bedienen. Die Touchbedienung hinterlässt erstaunlich wenig Fingerabdrücke, das heißt, das Display ist entsprechend beschichtet und lässt sich dadurch auch einfacher reinigen. Im Gegensatz zur D5600 kann der Touchscreen übrigens nicht bei der Verwendung des Suchers als AF-Touchpad oder weitere Funktionstaste verwendet werden, was aber ohnehin nur mit einem seitlich schwenkbaren Display Sinn ergeben würde – dafür bietet die D7500 ja Tasten seitlich des Displays.

Obwohl die D7500 über ein beleuchtbares Info-Display auf der Kameraoberseite verfügt, dient auch der rückwärtige Bildschirm als Informationszentrale. Zudem lässt sich hier kurzerhand ein Schnellwahlmenü aufrufen, das zu den vielen Tasten noch einige Zusatzfunktionen bietet, für die man dadurch nicht das große Hauptmenü bemühen muss. Das Hauptmenü dürfte Nikon-Anwendern bekannt vorkommen. Es gibt sehr viel einzustellen und so muss man nach der einen oder anderen Funktion etwas länger suchen beziehungsweise scrollen. Beim Verständnis einiger Menüpunkte helfen einblendbare Hilfstexte. Das hätte Nikon gerne konsequenter für mehr Menüpunkte umsetzen können. Im aktuellen Modus nicht anwählbare Menüpunkte sind ausgegraut. Leider gibt es keinerlei Hilfe, die erklärt, warum ein Menüpunkt gerade nicht wählbar ist. Die Erklärungstexte lassen sich zwar auch bei nicht wählbaren Menüpunkten einblenden, bieten jedoch keinen entsprechenden Aufschluss.

Das Livebild zeigt auf Wunsch eine Belichtungsvorschau, auch Gitterlinien oder etwa eine 3D-Wasserwaage sowie Hilfslinien lassen sich einblenden. Sogar die Schärfentiefe lässt sich durchaus beurteilen, weil die Blende entsprechend in Echtzeit geschlossen wird, was jedoch in dunkleren Umgebungen bei kleinen Blendenöffnungen zu Rauschen im Livebild führt.

Das Hauptmerkmal einer DSLR ist selbstverständlich der namensgebende Spiegelreflexsucher. Im Falle der D7500 arbeitet dieser mit einem hochwertigen Glasprisma, das zu einem großen und hellen Sucherbild führt. 0,94-fach beträgt der Vergrößerungsfaktor, was einer kleinbildäquivalenten 0,63-fachen Vergrößerung entspricht. Als hochwertiger Sucher werden 100 Prozent des Bildfelds abgedeckt. Die Austrittspupille von 18,5 Millimeter dürfte hingegen gerne etwas größer sein, gerade für Brillenträger. Manchem hilft die Dioptrienkorrektur, die Brille auf die Stirn schieben und den Sucher dadurch besser überblicken zu können. Dank des Näherungssensors oberhalb des Suchers wird das rückwärtige Kameradisplay übrigens umgehend abgeschaltet. Auch die Bildkontrolle, falls aktiviert, erscheint nur, wenn die Kamera kurz nach der Aufnahme vom Auge genommen wird. Unterhalb des Sucherbilds sind Statusanzeigen zu finden, die Autofokumessfelder werden rot angezeigt und auch Gitterlinien lassen sich einblenden.

Ausstattung

Als Bindeglied zwischen den Hobby- und Profikameras ist die Nikon D7500 mit einem Programmwählrad ausgestattet, das neben den klassischen Kreativprogrammen P, A, S und M auch einen Automatikmodus, Motivprogramme und Effektprogramme bietet. So kommen auch diejenigen auf ihre Kosten, die zwar von der hohen Geschwindigkeit und Robustheit der D7500 profitieren wollen, sich aber nicht mit den fotografischen Einstellungen auseinandersetzen möchten. Doch auch in den Kreativprogrammen von der Programmautomatik über die Halbautomatiken bis hin zum manuellen Modus, der eine ISO-Automatik samt Belichtungskorrektur bietet, kann der Fotograf die Bildparameter bis hin zu einem Monochrommodus nach eigenen Wünschen beeinflussen. Wer bestimmte Einstellungen schnell abrufen möchte, findet zudem zwei Benutzerspeicher auf dem Programmwählrad.

Neben der ISO-Automatik, die allerdings etwas umständlich zu aktivieren ist, bietet die D7500 auch umfangreiche Reihenaufnahmefunktionen mit bis zu neun Bildern und einem maximalen Belichtungsabstand von 3 EV, wobei dieses Maximum nur bei bis zu fünf Aufnahmen bereitsteht. Damit lassen sich sehr gut HDR-Fotos anfertigen. Wer es lieber automatisch in der Kamera hätte: Auch das geht. Dabei kann man einstellen, wie stark der Effekt ausfallen soll. Einzelfotos werden indes mit dem Active-D-Ligthing aufgepeppt, das die Zeichnung in den Schatten verbessert. Auch dieser Effekt verfügt nicht nur über eine Automatik, sondern kann alternativ manuell geregelt werden. Dank der konfigurierbaren Intervallfunktion lassen sich auch länger währende Prozesse fotografisch festhalten, auf Wunsch erstellt die Kamera automatisch ein Video daraus.

Apropos Video: Dank des neuen 20 Megapixel auflösenden Sensors nimmt die D7500 Videos in 4K-Auflösung mit maximal 3.840 x 2.160 Pixeln (4K) bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde auf. Reduziert man die Auflösung auf Full-HD, sind bis zu 60 Bilder pro Sekunde für sehr flüssige Bewegungsabläufe und Schwenks möglich. Die Kompression nach MPEG-4-Standard erfolgt mit dem H.264-Codec in zwei einstellbare Qualitätsstufen, als Dateiformate stehen MOV und MP4 zur Auswahl. Für 4K-Aufnahmen empfiehlt sich eine schnelle SDHC- oder SDXC-Speicherkarte, die die UHS-I Speed Class 3 unterstützt (garantierte Mindest-Schreibgeschwindigkeit 30 MByte/s). Der Ton gelangt wahlweise über das integrierte Stereomikrofon oder besser über ein externes Mikrofon auf die Tonspur des Videos. Der Pegel lässt sich regeln und über den Kopfhöreranschluss kontrollieren. Auf die Benutzung des optischen Zooms sollte man jedoch verzichten, die Zoomringe der Nikon-Objektiven laufen dafür nicht sanft genug und die Stellwege sind zu klein. Auch auf eine automatische Fokussierung sollte man verzichten. Es gelangen nicht nur mitunter (objektivabhängig) Geräusche auf die Tonspur, sondern der Fokus ist schlicht zu langsam und unpräzise beziehungsweise pumpt. Etwas besser funktioniert die Fokusnachführung übrigens, wenn man ein AF-P-Objektiv, das über einen für Kontrast-Autofokus optimierten Schrittmotor verfügt, statt eines AF-S-Objektivs (mit Ultraschallantrieb) verwendet.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.