Kleine spiegellose Mittelklasse-Systemkamera

Testbericht: Fujifilm X-T30

2019-06-17 Für unter 1.000 Euro (zumindest für die nackte Kamera) bietet Fujifilm in seiner Mittelklasse stets die wichtigsten Key-Features seines Vorjahres-Flaggschiffmodells an. Das sind aktuell bei der Fujifilm X-T30 etwa der 26 Megapixel auflösende APS-C-Sensor mit 2,16 Millionen integrierten Phasen-AF-Sensoren und 4K-Videoaufnahme sowie der aktuelle X-Prozessor 4. Doch auch an der Ergonomie seines Mittelklassemodells hat Fujifilm gearbeitet. Ob alle Verbesserungen gelungen sind und was die X-T30 bei der Bildqualität und dem Autofokus leistet, klärt unser Testbericht.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X-T30 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 33-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Ergonomie und Verarbeitung

Mit rund zwölf mal acht mal fünf Zentimetern ist die Fujifilm X-T30 eine sehr kompakte spiegellose Systemkamera, auch wenn sie spürbar höher ausfällt als beispielsweise eine Sony Alpha 6400. Fujifilm setzt im Gegensatz zu Sony auf ein sehr klassisches Kameradesign im Stil der 80er Jahre, was auch bei der Bedienung mit analogen Rädern deutlich wird (dazu später mehr). Dabei fällt das Gehäuse mit einem betriebsbereiten Gewicht von 380 Gramm sogar minimal leichter aus als die oben zum Größenvergleich herangezogene Sony Alpha 6400, die wir vor kurzem getestet haben (siehe weiterführende Links). Das Set der X-T30 mit unserem Mittelklasse-Testobjektiv XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS wiegt knapp unter 700 Gramm und kostet gut 1.300 Euro.

Die Fujifilm fühlt sich sehr hochwertig an und ist sauber verarbeitet. Die Top- sowie die Bodenplatte bestehen aus einer Magnesiumlegierung und sind wahlweise schwarz (wie bei unserem Testexemplar), silber oder anthrazit lackiert. Der mittlere Teil des Gehäuses besteht aus Kunststoff, wovon man aber nicht viel sieht, denn die X-T30 ist ganz klassisch großzügig beledert, wobei es sich um griffiges, genarbtes Gummi handelt.

Gegenüber dem Vorgängermodell X-T20 sind zwar der Handgriff minimal und die Daumenmulde sogar deutlich stärker ausgeformt, einen ergonomischen, handfüllenden Griff gibt es in Fujifilms Mittelklasse aber nach wie vor nicht. Der kleine Finger greift ohnehin ins Leere. Dafür bietet die Daumenmulde einen spürbar besseren Halt, sodass sich die Kamera nicht nur sicherer halten lässt als noch die X-T20, sondern auch das Tragen in der rechten Hand geht besser.

Wer mit dem Griff dennoch unzufrieden ist, kann ihn wahlweise mit der Grifferweiterung MHG-XT10 oder der Leder-Halbschale BLC-XT10 erweitern, die beide erfreulicherweise auch mit den Vorgängermodellen kompatibel sind. Einen Multifunktionsgriff mit Zusatzakku, Bedienelementen und Hochformatgriff gibt es für die X-T30 hingegen nicht. Auch auf einen Spritzwasser- und Staubschutz muss man bei Fujifilms Mittelklasse gänzlich verzichten.

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Das Bedienkonzept hat Fujifilm bei der X-T30 zwar etwas überarbeitet, was man vor allem auf der Rückseite im Vergleich zur X-T20 sieht, aber vom klassischen Bedienkonzept weicht Fujifilm keinen Deut ab. So thronen auf der Oberseite drei Bedienräder sowie der klassische Auslöser mit Gewinde für einen Draht-Fernauslöser. Aber auch ein Kabelfernauslöser oder noch modernere Lösungen lassen sich verwenden, doch dazu später mehr. Gänzlich muss der Fotograf bei der X-T30 aber nicht auf moderne Multifunktionsräder verzichten, denn diese bietet sie ebenfalls in gut erreichbarer Position für Daumen und Zeigefinger. Die Griffigkeit dieser Räder ist leidlich gut, zudem sind sie drückbar, was je nach Modus eine Funktion auslöst, aber den Grip nicht unbedingt verbessert, da man zum reinen Drehen bei zu wenig Griffigkeit nicht zu fest drücken darf.

Das Belichtungskorrekturrad sitzt ganz prominent an der hinteren, rechten Ecke und lässt sich gut mit dem Daumen drehen. Zwar rastet es recht straff, aber dennoch haben wir es im Alltag geschafft, es versehentlich zu verdrehen und uns so beim unachtsamen Knipsen einige Aufnahmen zu verderben. Mit Sonnenbrille war die Belichtung einfach nicht genau genug zu beurteilen. Man sollte also besser die Belichtungswaage oder aber das Rad regelmäßig kontrollieren, wenn im Urlaub eher das Erlebnis und nicht das Fotografieren im Vordergrund steht, man sich aber die Erinnerungsfotos nicht verderben möchte (selbst im Vollautomatikmodus verliert das Belichtungskorrekturrad seine Funktion nicht).

Ein weiteres Ärgernis ist die auf der Spitze der Daumenmulde platzierte Quick-Menü-Taste. Beim Hantieren der Kamera schaltete sich bei verschiedenen Personen immer wieder unbeabsichtigt das Quick-Menü ein. Das Problem hat wohl selbst Fujifilm erkannt und stellte im April 2019 ein Firmwareupdate bereit, das die Reaktionszeit der Taste minimal verlangsamt. Das hat bei uns allerdings kaum eine Verbesserung gebracht. Die Positionierung wird Fujifilm beim Nachfolgemodell hoffentlich überarbeiten.

Ansonsten lässt sich die X-T30 gut bedienen. Das linke Wahlrad stellt ein, welchen Aufnahmemodus man benutzen möchte, also Einzelaufnahme, Reihenaufnahmen, Serienbilder, Filterfunktionen etc. Nur der darunter befindliche Blitzhebel wirkt irgendwie deplatziert. An dieser Stelle würde man ihn eher nicht vermuten. Rechts vom Sucherbuckel sitzt das Belichtungszeitenrad mit Automatikstellung und Belichtungszeitaufdrucken in ganzen Blendenstufen von 1/4.000 bis eine Sekunde. Per Multifunktionsrad lassen sich die Zwischenschritte in Drittelstufen einstellen. Praktischer ist es aber, bei manueller Belichtung den in Drittelstufen laufenden Blendenring am Objektiv dafür zu verwenden, denn auf den geringen Blendenunterschied kommt es in der Regel bezüglich der Schärfentiefe oft nicht zu hundert Prozent genau an. Stellt man das Belichtungszeitenrad auf T, lässt sich die Belichtungszeit bequem über das Multifunktionsrad einstellen wie bei jeder anderen modernen Kamera auch.

Neu ist der Joystick auf der Kamerarückseite, der die Vierwegetasten ersetzt. Damit lässt sich der Autofokuspunkt bequemer platzieren, während es bei der Navigation in den Menüs praktisch keinen Unterschied zu den Tasten macht. Apropos Menüs: Diese sind bei Fujifilm sehr umfangreich und bieten viele Individualisierungsmöglichkeiten der Kamera von der Funktions- und Tastenbelegung bis hin zu Spezialfunktionen. Das Menü ist in sechs Bereiche unterteilt, die ihrerseits bis zu vier Bildschirmseiten umfassen.

Das Einrichtungsmenü arbeitet sogar mit zwei Ebenen, wobei die untere Ebene wiederum bis zu drei Bildschirmseiten umfasst. Zwar lassen sich diese Unterebenen stufenlos durchschalten, aber die Übersicht leidet doch etwas. Zum Glück gibt es ein My-Menü, das man sich mit bevorzugten Menüoptionen bestücken kann sowie das Quick-Menü mit zwölf ebenfalls individualisierbaren Funktionen, wobei es jedoch im Gegensatz zum My-Menü mit sinnvollen Funktionen vorbelegt ist. Bei so einer umfangreich ausgestatteten Kamera wie der Fujifilm X-T30 ist es jedoch unumgänglich, sich etwas länger mit dem Menü zu befassen und einzuarbeiten.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X-T30 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 33-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.