Eine der Verbesserungen der G7 X Mark II betrifft den schnelleren Prozessor Digic 7, der unter anderem für einen flotteren Autofokus sorgen soll. In unserer Labormessung war davon nichts zu spüren. Wie beim Vorgängermodell vergeht etwas mehr als eine viertel Sekunde vom Drücken des Auslösers bis zur eigentlichen Aufnahme. Genau genommen ist der Autofokus sogar einige Millisekunden langsamer, was aber die verkürzte Auslöseverzögerung wieder wettmacht. Damit gelingen nach erfolgter Fokussierung Schnappschüsse ein wenig besser. Nur 0,05 Sekunden vergehen dann bis zum Auslösen.
Bei der Videofunktion hinkt Canon der Konkurrenz ein wenig hinterher. An 4K ist nicht zu denken. In Full-HD-Auflösung gibt es dafür flüssige 60 Bilder pro Sekunde, wer möchte, kann aber auch mit 50, 30, 25 oder 24 Bildern pro Sekunde filmen. Allerdings sind die Bildwiederholraten an das im Setupmenü ausgewählte Videosystem gebunden. Bei PAL gibt es 50 oder 25 Bilder pro Sekunde, in NTSC wahlweise 60, 30 oder 24 Bilder pro Sekunde. Die PowerShot führt während der Videoaufnahme den Autofokus sowie die Belichtung nach. Dank des Videoaufnahmeknopfes ist die G7 X jederzeit filmbereit, dreht man das Programmwählrad auf den Videomodus, eröffnen sich mehr Möglichkeiten, beispielsweise eine manuelle Belichtungskontrolle für Filmaufnahmen oder eine Zeitrafferfunktion. Der Ton gelangt übrigens über das integrierte Stereomikrofon auf die Videospur. Das Nachfokussieren erfolgt so leise, dass man es praktisch nicht hört. Das Zoom läuft deutlich verlangsamt, macht aber (sehr leise) Geräusche. Ebenfalls gut arbeitet der Bildstabilisator.
Das Stativgewinde der Canon PowerShot G7 X Mark II sitzt leider sowohl außerhalb der optischen Achse als auch zu dicht am Speicherkarten- und Akkufach. [Foto: MediaNord]
Das Metallgehäuse der Canon PowerShot G7 X Mark II besitzt einen Kunststoffeinsatz für die WLAN-Antenne. Der Blitz muss manuell entriegelt werden. [Foto: MediaNord]
Im Wiedergabemodus stehen einige Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung. Bilder lassen sich nicht nur drehen oder beschneiden, auch Filter lassen sich darüberlegen. Wer Raw-Aufnahmen angefertigt hat, kann diese zudem in der Kamera in ein JPEG verwandeln. Dabei können auf Wunsch eigene Einstellungen vorgenommen werden, etwa um die Helligkeit, den Weißabgleich, die Rauschunterdrückung und andere Parameter anzupassen. Dank des eingebauten WLANs sowie des aktiven NFC-Tags, das sogar bei ausgeschalteter Kamera funktioniert, lassen sich die Aufnahmen auf Smartphones oder Tablets überspielen. Mit Hilfe der App von Canon kann zudem die Kamera inklusive Livebildübertragung ferngesteuert werden. Mehr Details dazu sind unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu entnehmen.
Bildqualität
Vor etwas über vier Jahren trat Sony mit der RX100 eine Revolution los, wie wir inzwischen wissen. Bis dahin galt die Bildqualität von Kompaktkameras als nicht besonders gut und wer eine hohe Bildqualität wollte, musste zu einer Systemkamera greifen. Doch der für eine Kompaktkamera mit 13,2 mal 8,8 Millimetern relativ große 1"-Sensor änderte das und sorgt dafür, dass heutzutage vor allem mit solchen Kompaktkameras für die Hersteller noch gute Gewinne und sogar Wachtumsraten möglich sind. Ebenfalls mit einem lichtstarken Objektiv sowie einem 1"-Sensor ausgestattet, verspricht auch die Canon PowerShot G7 X Mark II eine ebensolche hohe Bildqualität, die fast an eine Systemkamera herankommt. Für eine genauere Untersuchung musste sich die G7 X Mark II unserem Labortest unterziehen. Die ausführlichen Ergebnisse, auf denen unsere folgenden Betrachtungen beruhen, sind wie immer kostenpflichtig über die weiterführenden Links abrufbar. Der Labortest enthält nicht nur Diagramme, sondern auch beschreibende Texte und ist als PDF herunterladbar. Der Labortest kann sowohl im Einzelabruf für 1,40 Euro als auch im Rahmen einer Prepaid-Flatrate ab umgerechnet 2,08 Euro pro Monat erworben werden. Die Flatrate bietet zudem den Zugriff auf das Testarchiv mit über 1.600 Labortests. Im Übrigens wird durch den Kauf das Projekt digitalkamera.de mit den vielen kostenlosen Inhalten, wie etwa diesem Test, unterstützt.
Bezogen auf 20 mal 30 Zentimeter große Ausdrucke bietet die Canon PowerShot G7 X Mark II bei allen gemessenen Blenden und Brennweiten eine hohe Bildschärfe vom Zentrum bis in die Ecken. Die Randabdunklung ist mit maximal 0,5 EV beziehungsweise 25 Prozent ebenso vernachlässigbar wie die Verzeichnung, die im Weitwinkel mit unter einem Prozent Tonnenform sehr gering und bei längeren Brennweiten überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Selbst Farbsäume spielen mit weniger als einem halben Pixel im Maximum keine praktische Rolle. Schaut man sich allerdings die Auflösung des 20-Megapixel-Sensors bei 50 Prozent Kantenkontrast (MTF50) an, so offenbaren sich doch einige Schwächen. Im Bildzentrum erreicht die Canon noch bei allen Brennweiten eine sehr hohe Auflösung von 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent und mehr (56 lp/mm Maximum bei 50 mm F2,8). Am Bildrand sieht die Geschichte schon ganz anders aus. Im Weitwinkel sind gerade einmal 30 lp/mm drin. Das bedeutet nicht nur einen ziemlich hohen Randabfall von 40 Prozent, sondern auch, dass die Bildecken bei Ausdrucken größer als 20 mal 30 Zentimeter weicher werden. Bei mittlerer Brennweite von 50 Millimetern entsprechend Kleinbild werden immerhin 45 lp/mm am Bildrand erreicht, wofür man allerdings auf F4 oder F5,6 abblenden muss. Das ist auch unsere Empfehlung für hoch aufgelöste, gleichmäßig scharfe Fotos: 50 mm und F4 oder 5,6. Bei Offenblende sind es nämlich nur 36 lp/mm. Bei Telebrennweite wird ein Maximum von 41 lp/mm erreicht, und zwar erst bei F8. Eigentlich setzt bereits oberhalb von F2,8 die auflösungsreduzierende Beugung ein, die aber bei Telebrennweite erst oberhalb von F8 eine geringere Auflösung zulässt als die Auflösungssteigerung durch das Abblenden bringt. F8 und F11 sollte man bei der G7 X Mark II eigentlich eher sparsam einsetzen, da hier die Auflösung durchaus spürbar einknickt.
Der 1"-Sensor ist aber nicht nur für seine hohe Auflösung "berühmt", sondern auch für sein gutes Rauschverhalten selbst bei höheren Empfindlichkeiten; jedenfalls sofern der Kamerahersteller die Bildaufbereitung gut abgestimmt hat. So bietet manche 1"-Kamera selbst bei ISO 800 oder 1.600 eine noch brauchbare Bildqualität mit annehmbarer Auflösung und geringem Rauschen. Um es kurz zu machen: Die Canon PowerShot G7 X Mark II gehört nicht dazu. Der Signal-Rauschabstand startet bei ISO 125 mit noch passablen 40 dB, oberhalb von ISO 800 wird jedoch die kritische Marke von 35 dB unterschritten. Während die Canon das Farbrauschen gut im Griff hat, steigt das Helligkeitsrauschen oberhalb von ISO 400 stetig an und wird spätestens ab ISO 1.600 leicht sichtbar. Viel entscheidender ist aber die korrespondierende Texturschärfe, mit der das Auflösungsvermögen feinster Details bei allen Empfindlichkeiten gemessen wird. Oberhalb von ISO 200 sackt der Messwert steil ab. Bereits bei ISO 400 sind leichte Verluste mess- und sichtbar, aber die Bildqualität ist durchaus noch ausreichend. Spätestens ab ISO 800 sind die Bilder jedoch sichtbar weich und oberhalb von ISO 1.600 praktisch nur noch verrauschter Matsch. Damit hängt die Canon um gut zwei Blendenstufen hinter den besten 1"-Sensor-Kameras zurück, die bis ISO 1.600 eine noch annehmbare Bildqualität liefern können.
An Schnittstellen hat die Canon PowerShot G7 X Mark II lediglich Micro-HDMI und Micro-USB zu bieten, ein Fernauslöseanschluss oder eine Mikrofonbuchse sucht man vergebens. [Foto: MediaNord]
Mit 265 Aufnahmen bietet der kleine Lithium-Ionen-Akku der Canon PowerShot G7 X Mark II eine gerade noch ausreichende Ausdauer. Das Speicherkartenfach hingegen schluckt auch richtig große SDXC-Karten. [Foto: MediaNord]
Immerhin bietet die G7 X Mark II eine sehr hohe Eingangsdynamik, die von zwölf Blendenstufen bei ISO 125 bis ISO 800 mit elf Blendenstufen nur gering abfällt und sich damit auf höchstem Niveau bewegt. Erst oberhalb von ISO 3.200 sackt der Wert unter immer noch gute zehn Blendenstufen ab. Die Tonwertkurve verläuft für eine knackige Bildwiedergabe stark angesteilt. Der Ausgangs-Tonwertumfang fällt über die Empfindlichkeiten ähnlich steil ab wie die Texturschärfe. Der kritische Wert von 160 Helligkeitsstufen wird oberhalb von ISO 800 unterschritten. Farben hingegen gibt die Canon außergewöhnlich präzise wieder. Selbst die stärksten Abweichungen sind bei niedrigen Empfindlichkeiten noch tolerierbar. Bei höheren Empfindlichkeiten wird die Farbabweichung etwas stärker, liegt aber nur knapp über dem noch tolerierbaren Wert. Der manuelle Weißabgleich arbeitet hinreichend genau und sogar die Farbtiefe ist erfreulich hoch. Bis ISO 800 werden über vier Millionen Farben differenziert, bis ISO 3.200 sind es immer noch gute über zwei Millionen Farben. Der kleine Pop-Up-Blitz führt übrigens laut Labormessung zu einem deutlichen Helligkeits-Randabfall von gut zwei Blendenstufen beziehungsweise 70 Prozent. Es empfielt sich also, für ausgeleuchtete Bildecken ein wenig am Zoom zu drehen.
Fazit
Rein äußerlich ist die Canon PowerShot G7 X Mark II eine äußerst gelungene Kamera. Sie bietet ein robustes und griffiges Gehäuse mit kompakten Abmessungen und verpackt dennoch sogar ein etwas größeres Zoom als die Konkurrenz, ohne auf Lichtstärke zu verzichten. Der Autofokus und die Kamera generell arbeiten flott, die Bedienung ist eingängig und wirklich wichtige Funktionen vermisst man eigentlich nicht, bis auf vielleicht einen Blitzschuh oder einen Sucher. Etwas enttäuschend ist hingegen die Bildqualität. Dabei stellt das vor allem im Weitwinkel nicht so randscharfe Objektiv nicht einmal das größte Problem dar, sondern vor allem die oberhalb von ISO 400 absackende Bildqualität, da erwartet man von einem 1"-Sensor einfach mehr. Trotz ansteigendem Rauschen bleibt die Detailauflösung auf der Strecke. Einzig im Raw-Format können Experten hier noch etwas herauskitzeln. Für den Alltagsfotografen, der auch bei geringem Licht mit guter Bildqualität fotografieren möchte, bleibt damit allein das lichtstarke Objektiv auf der Habenseite übrig.