Kompaktkamera

Testbericht: Sanyo IDC-1000Z

2001-09-10 Als erste Digitalkamera ihrer Art – nämlich mit integriertem iD-Photo-Laufwerk – ist die Sanyo IDC-1000Z seit einiger Zeit auf dem deutschen Markt erhältlich. Wir nahmen diese Kamera der besonderen Art mal in Augenschein.  (Yvan Boeres)

Sanyo IDC-1000Z [Foto: MediaNord]Vom technologischen Standpunkt aus gesehen ist diese Kamera so interessant, dass wir sie einmal näher unter die Lupe genommen haben. Die Sanyo IDC-1000Z ist nämlich die erste auf dem Markt befindliche Digitalkamera, die ihre Bilder auf 5,5 x 6 cm kleinen, magneto-optischen Disketten mit einem Fassungsvermögen von satten 730 MByte speichert. Das iD-Photo genannte Speicherkonzept ist eine gemeinsame Entwicklung von Sanyo, Olympus und Hitachi-Maxell. Bereits am 23. Februar 2000 hatten wir über das iD-Photo-Konzept berichtet. Einen Monat darauf konnte man auf der CeBIT bereits einen Prototypen der Sanyo iD-Photo-Kamera hinter Glas entdecken, der der seit Mitte 2001 auf dem Markt erhältlichen IDC-1000Z schon recht ähnlich sah.

Trotz eingebautem iD-Photo-Laufwerk ist die Sanyo IDC-1000Z nicht wesentlich größer als eine Olympus C-2100 Ultra Zoom oder eine Canon PowerShot Pro90 IS. Mit beiden Kameras hat die IDC-1000Z sogAr etwas gemeinsam: einen elektronischen TTL-Videosucher. Dieser kann alternativ zum 1,8"-LCD-Farbmonitor mit 110.000 Pixels an der Kamerarückseite benutzt werden. Außer das Foto aufzunehmen bzw. wiederzugeben, dienen beide auch zur Anzeige diverser einstellbarer Parameter. Das sind unter anderem die Verschlusszeit (1/500 bis 16 Sekunden im Einzelbildmodus; 1/30 bzw. 1/15 bis 1/2.000 Sekunde im Serienbildmodus) und die Blende (F2,4 bis F8 in 4 Stufen in Weitwinkel-Stellung; F4,4 bis F12,9 in 4 Stufen), da die Kamera sowohl über eine Programmautomatik als auch über eine Zeiten- und Blendenautomatik sowie eine manuelle Belichtungssteuerung verfügt. Die Kamera besitzt Sanyo IDC-1000Z - rechte Seite mit eingelegter Diskette [Foto: MediaNord]sogar einen zuschaltbaren Neutraldichte-Filter (Stärke: 0,6), der die kleinste Blende auf F16 (WW) bzw. F25,8 (Tele) bringt. Wie bei einer semi-professionellen Kamera lassen sich auch die Empfindlichkeit (automatisch ISO 100/200; manuell ISO 100/200/400), der Weißabgleich (automatisch, Tageslicht sonnig/bewölkt, Leuchtstofflampenlicht, Glühlampenlicht, manuell) und die Scharfeinstellung sowohl automatisch als auch manuell steuern. Die Sanyo IDC-1000Z ist sogar eine der wenigen Digitalkameras mit Matrixmessung (alternativ zur mittenbetonten Integralmessung und zur Spotmessung), Doppelbelichtungsfunktion (eigentlich eher Bild-in-Bild-Funktion) und Intervallfunktion. Dank gut ausgelegter und leicht bedienbarer Kontrollelemente (wie z. B. ein Drehrad, eine 4-Richtungs-Wippe und zwei Funktionstasten) lassen sich alle aufnahmerelevanten Kameraparameter wie u. a. eine Belichtungskorrektur (+/- 1,5 Blenden in halben Stufen) schnell und einfach eingeben bzw. auswählen.

Fast hätten wir es vergessen zu erwähnen: Die IDC-1000Z besitzt ein optisches 3-fach Zoom (entspr. 38-114 mm bei Kleinbild), das durch ein digitales 4-fach Zoom ergänzt werden kann, und einen eingebauten Pop-Up-Blitz (mit automatischer Zuschaltung im ausgefahrenen Zustand und Rote-Augen-Verringerungsfunktion). Ein Serienbildmodus, der zwischen 11 und 40 Bildern in Reihe (je nach Auflösungs- und Kompressionsstufe) bei einer Geschwindigkeit von 7,5 bis 30 Bildern pro Sekunde (letztere lediglich im VGA-Modus) machen kann,  ist ebenfalls vorhanden. Sie fungiert auch als Belichtungsreihenfunktion, ist aber gewöhnungsbedürftig, da die Handhabung eher dem Videomodus ähnelt als einer "traditionellen" Serienbildfunktion. Sanyo IDC-1000Z Rückseite [Foto: MediaNord]Sonst bietet die IDC-1000Z noch viele weitere nützliche und weniger nützliche Funktionen, die sie zu einer der bestausgestatteten Kameras machen. Die IDC-1000Z hätte also das Zeug zu einer semi-professionellen Digitalkamera, wäre sie nicht mit einigen wenigen, aber grundlegenden Einschränkungen behaftet. Die wichtigste ist sicherlich die auf 1.360 x 1.024 Bildpunkte beschränkte Höchstauflösung. Dieser Umstand ist auf den CCD-Bildwandler aus eigener Produktion zurückzuführen, der zwar in der Lage ist, Videos in einer echten Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten aufzunehmen, es aber eben in der Standbildauflösung auf maximal 1,5 Megapixel bringt. Angesichts der bescheidenen Bildqualität im Standbildmodus, die sich durch eine Art grobe Körnung (die auch als Bildrauschen interpretiert werden kann) auszeichnet, liegt der Verdacht nahe, dass es sich beim Sanyo-Bildwandler um einen "hochgezüchteten" Video-Aufnahmechip handelt. Ob dies nun der Fall ist oder nicht: Die Bildqualität wird durch die ohnehin schon geringe Bildauflösung und durch die Störeffekte im Bild nicht einer semi-professionellen Digitalkamera gerecht. Der fehlende Anschluss für ein externes Blitzgerät (was man bei einer Kamera dieser Preis- und Ausstattungsklasse erwarten könnte) degradiert die Sanyo IDC-1000Z endgültig zu einer bestenfalls als Multimedia-Kamera zu bezeichnenden Digitalkamera.

Denn in Sachen Multimedia hat die IDC-1000Z allerlei zu bieten. Die Standbildauflösung reicht für die Webseitengestaltung allemal und die VGA-Auflösung im Videomodus ist ebenfalls nicht zu verpönen. Die IDC-1000Z ist außerdem in der Lage, Ton einzeln (bis zu 2 Stunden Aufnahmezeit), innerhalb eines Videos oder als Sprachnotiz zu einem Bild (10 Sekunden pro Bild) aufzunehmen. Als Gimmick kann man sogar einen aufgenommenen Sound als Auslösegeräusch definieren. Für die umfangreichen Ton-Aufnahmemöglichkeiten besitzt die IDC-1000Z sogar einen Mikrofon-Eingang und wird serienmäßig mit einem aufsteckbaren Krawatten-Mikrofon geliefert. Ebenfalls zum Lieferumfang gehört eine Infrarot-Fernbedienung, mit der die Kamera aus einer Distanz von bis zu 7 Metern und einem Winkel von 15 Grad (nach links oder nach rechts in Richtung der Kamera) ausgelöst und zum Teil fernbedient werden kann. Sonst verfügt die Kamera unter anderem noch über einen Animations-Modus (ähnlich dem Video-Modus; mit dem Unterschied, dass die Animation aus Einzelaufnahmen angefertigt wird) und über Video-Editier-Funktionen.

Sanyo IDC-1000Z - Detail mit geöffnetem Diskettenfach [Foto: MediaNord]
  
  

Was die eigentliche Identität der IDC-1000Z ausmacht, ist aber das eingebaute iD-Photo-Laufwerk. Wie bereits zu Anfang dieses Artikel erwähnt, verwendet die IDC-1000Z kleine MO-Disketten zum allerdings kaum nachvollziehbaren Stückpreis von rund 100 DM. Die große Kapazität von 730 MByte reicht im Standbildmodus (in höchster Auflösung) für nicht weniger als 255 TIFF-Bilder und 1.200 bzw. 2.000 (!) Bilder im JPEG-Format (je nach Kompressionsstufe). Bei Standbildern mit Sprachnotiz verringert sich die Bildkapazität nur geringfügig. Im Videomodus sind im VGA-Modus bei 30 Bildern pro Sekunde 8 Minuten, bei 15 Bildern pro Sekunde 16 Minuten Aufnahmezeit möglich. Maximal sind 2 Stunden Videoaufnahmezeit (bei 160 x 120 Pixeln und 15 Bildern pro Sekunde) möglich. Auf eine iD-Photo-Disk passen auch 12 Audiodateien mit einer maximalen Länge von je 2 Stunden. So sollten es mit der IDC-1000Z eigentlich keine Speicherprobleme mehr geben. Das Laufwerk nimmt einen nicht zu vernachlässigen Platz an der rechten Kameraseite ein und ist an seiner viereckigen Form leicht erkennbar. Die Kamera liegt dadurch auch nicht gerade gut in der Hand; Sanyo ist sich jedoch dieses Problems bewusst und liefert die Kamera mit einer praktischen Handschlaufe aus. Sanyo IDC-1000Z - Diskettenfach [Foto: MediaNord]Zumindest Menschen mit normalen oder großen Händen sollten damit kein Problem mehr haben, die Kamera fest in den Händen zu halten und halbwegs bequem auszulösen. Das iD-Photo-Konzept hat aber auch seinen Preis: iD-Photo ist ein wahrer Stromfresser und setzt deshalb einen besonders leistungsstarken Akku voraus. Dem hat Sanyo Rechnung getragen: Die IDC-1000Z wird von einem 7,4V-Lithiumionen-Akkublock mit einer Kapazität von 1.600 mAh gespeist, was einer Gesamtleistung von 11,8 Wh entspricht. Würde dieses Kraftpaket bei einer "normalen" Digitalkamera für stundenlangen Fotografierspaß bzw. für Tausende von Bildern sorgen, reicht es bei der IDC-1000Z gerade mal für 1,5 Stunden Dauerbetrieb bzw. zirka 100 bis 150 Aufnahmen aus. Insofern zieht die IDC-1000Z – trotz hochleistungsstarkem Akku – in Sachen Batterielaufzeit gerade mal mit anderen Digitalkameras gleich. Das iD-Photo-Konzept bezahlt man auch mit längeren Ansprechzeiten im Vergleich zu Flashspeicher-Karten: Beim Einschalten dauert die Initialisierung des Laufwerkes rund neun Sekunden; die Speicherung eines JPEG-Bildes in höchster Auflösung und niedrigster Kompressionsstufe nimmt etwa vier Sekunden in Anspruch. Lobenswerterweise hat Sanyo die IDC-1000Z mit genügend Pufferspeicher ausgestattet, so dass man nicht den gesamten Speichervorgang auf die Diskette abwarten muss, bevor man fotografieren bzw. weiter fotografieren kann. Wie bei CD-RW oder Festspeicherkarten lassen sich Fotos bzw. der gesamte Disketteninhalt beliebig oft (in diesem Fall zumindest bis zu 1.000 mal) löschen und neu beschreiben. Zum Löschen einer gesamten iD-Photo-Disk hat die IDC-1000Z eine Formatierungsfunktion – beziehungsweise sogar zwei davon: eine Quick-Format- und eine Full-Format-Funktion. Die Quick-Format-Funktion eignet sich besonders für den mobilen Einsatz, da die Full-Format-Funktion nicht weniger als 20 Minuten in Anspruch nimmt und auch nur bei angeschlossenem Netzteil funktioniert.

Sanyo IDC-1000Z - Detail Anschlüsse [Foto: MediaNord]
 
  

Ein Nachteil des iD-Photo-Speicherkonzeptes ist sicherlich, dass man die Diskette nicht ohne weiteres auslesen kann. Externe iD-Photo-Kartenlaufwerke existieren noch nicht und Rechner mit eingebauten iD-Photo-Laufwerken ebensowenig. So muss man auf jeden Fall die Kamera an einen Computer (Windows-PC oder Macintosh) anschließen. Um die riesige Datenmenge auf der Diskette zu bewältigen, bietet die IDC-1000Z nicht nur einen schnellen USB-Anschluss, sondern auch noch eine noch schnellere IEEE1394-Firewire-Schnittstelle. Leider kommen nur die seltenen, glücklichen Besitzer eines Computer mit Firewire-Schnittstelle voll auf ihre Kosten: Wegen fehlender Mass-Storage-Unterstützung bei USB-Verbindung kann man nur bei einer Firewire-Verbindung direkt auf die Kamera bzw. auf das iD-Photo-Laufwerk zurückgreifen. Bei USB-Anbindung muss man die mitgelieferte Sanyo Communicator-Software benutzen, die den Download der Bilder (auf Wunsch automatisch oder mDer mitgelieferte Software-Umfang ist übrigens eine der vielen Pluspunkte Sanyo IDC-1000Z - oben [Foto: MediaNord]der Kamera, da neben den üblichen Bildverarbeitungsprogrammen (MGI PhotoSuite III SE) und den Treibern bzw. Utilities unter anderem noch QuickTime 4.1 in der Pro-Version, Panorama-Stitcher und das Videobearbeitungsprogramm Adobe Premiere 5.1 LE der Kamera beiliegen. Warum Sanyo aber – angesichts der ohnehin schon bescheidenen Bildqualität der Kamera – sich dazu entschlossen hat, Agfas PhotoGenie-Interpolationssoftware einzubinden, ist schwer nachvollziehbar.

Alles in allem ist die Sanyo IDC-1000Z neben ihrer Multimedia-Fähigkeiten und ihrer guten Ausstattung vor allem wegen des iD-Photo-Speicherkonzepts interessant. Ob man aber – trotz iD-Photo – rund 3.000 DM für eine 1,5-Megapixel-Kamera mit 3-fach-Zoom ausgeben möchte, bleibt dem Urteilsvermögen des potentiellen Käufers überlassen. Eigentlich unterfordert die IDC-1000Z aber als Kamera das iD-Photo-Konzept. Man wünscht sich schon – von Sanyo oder iD-Photo-Mitentwickler Olympus – eine Digitalkamera mit zeitgemäßer Auflösung und ohne Kompromisse in der Bildqualität zu sehen, die das Potential von iD-Photo voll ausschöpft. Zu lösen wäre dann allerdings noch das Problem des hohen Stromverbrauchs und zu einem Preis von 100 DM pro Medium ist iD-Photo noch lange nicht der ersehnte preisgünstige dauerhafte Massenspeicher.

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