Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Pentax K-S1

2014-11-06 Kleinere Hersteller müssen mit besonderen Kameras punkten. Das macht Pentax auch als Marke von Ricoh geradezu vorbildlich mit gut ausgestatteten Modellen. Insbesondere die Spiegelreflexkameras überzeugten mit pfiffigen Funktionen und solider Verarbeitung zum vernünftigen Preis. Mit der Pentax K-S1 stellt Ricoh nun wieder eine Innovation vor: Das Design ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, das Besondere aber sind die LED-Lichter im Handgriff, die verschiedene Betriebszustände anzeigen können. Ob diese Lämpchen wirklich eine lohnende Innovation sind, hat uns natürlich genauso interessiert wie die originären Funktionen und selbstverständlich die Bildqualität. Sowohl in der Praxis als auch im Labor musste Die K-S1 zeigen, was in ihr steckt.  (Stefan Meißner)

Ergonomie und Verarbeitung Das farbige Spektrum der meisten Spiegelreflexkameras erschöpft sich in der Variante Schwarz, manchmal Silber und seltener in einer dritten Farbe. Pentax beziehungsweise Ricoh bietet da schon einiges mehr. Wem die schwarz-graue Variante zu trist erscheint, der kann die Pentax K-S1 auch in einer Reihe anderer Farbstellungen ordern: Auf der Ricoh-Hompage stellt der Farbenkonfigurator elf nach Themen geordnete Varianten vor und ab Mitte November sollen drei weitere folgen: In der Grundfarbe Weiß wird die K-S1 mit leuchtend roten, gelbgrünen oder himmelblauen Applikationen geschmückt. Wer die Wahl hat, hat die Qual; wir hatten sie nicht und testeten die schwarze Variante.

Die schwarze Pentax K-S1 wirkt etwas kantig, wofür insbesondere das Design des Handgriffs verantwortlich ist. Dessen silbergraue Flanke wird in einer schmalen Zierleiste über die Kameraoberseite weitergeführt und setzt sich dadurch scharf vom ansonsten strukturlos mattschwarzen Körper ab. Der verspiegelte Streifen an der Vorderseite des Griffes, hinter dem sich fünf grüne LEDs verbergen, betont ebenfalls die scharfe Linienführung. Etwas störend ist diese Kantigkeit an der Innenseite des Handgriffs, der zumindest für lange Finger nicht groß genug ist und ruhig ein wenig runder hätte ausfallen können. Immerhin ist das Gehäuse dort leicht gummiert und auch der Daumen findet auf der Rückseite rutschfesten Halt an einer Gummiapplikation. Die K-S1 klebt zwar nicht gerade an der Hand, kann aber dennoch ordentlich gehalten werden.

Das Gehäuse besteht bis auf Bajonett und Stativgewinde vollständig aus Kunststoff. Die Kamera wirkt dadurch etwas billig, was aber nicht auf die Verarbeitungsqualität zutrifft. Das Gehäuse ist durchaus stabil, nichts knarzt – selbst bei kräftigem Zupacken nicht. Die Akku- und Speicherkartenklappe besteht ebenfalls aus Kunststoff, rastet aber sicher ein und schützt ausreichend vor eindringendem Staub. Deren Scharnier sitzt weit genug vom vorbildlich in der optischen Achse angebrachten Stativgewinde entfernt, so dass ein Wechsel von Akku und SD-Karte bei montierter (schmaler) Schnellwechselplatte möglich ist. Etwas mickrig ist die Gummiabdeckung von HDMI und USB-Anschluss ausgefallen, sie erfüllt aber ihren Zweck.

Auch wenn das Gehäuse etwas „preisoptimiert“ wirkt, überzeugen die Schalter und Rädchen durchaus. Der auf der Rückseite angebrachte Moduswahlring rastet sauber ein und lässt sich gut mit dem Daumen bedienen, ohne aber versehentlich verstellt werden zu können. Das ist allein aufgrund der flachen Bauweise nahezu ausgeschlossen. Das Daumenrädchen ist ebenfalls gut erreichbar, alle Taster ebenso wie der Auslöser haben einen präzisen Druckpunkt. Unglücklich eng sind vielleicht die Pfeiltasten für ISO, Weißabgleich, Blitz- und Verschlussteuerung im Inneren des Modusringes angebracht, insbesondere dann, wenn der Fotograf etwas kräftigere Daumen hat. Abgesehen davon ist die Bedienung der Pentax K-S1 aber typisch für viele Spiegelreflexkameras und gibt auch Anfängern kaum Rätsel auf.

Mit dem Wahlring wird die gewünschte Funktion eingestellt, Blende, Zeit und andere Parameter können dann mit den Pfeiltasten und dem Daumenrad angepasst werden. Tiefere Eingriffe ins Geschehen ermöglicht ein Druck auf die Info-Taste, mit der ein Schnellmenü aufgerufen werden kann. Dort können abhängig vom eingestellten Modus alle notwendigen Parameter beeinflusst werden. Schön wäre hierfür ein berührungsempfindliches Display, aber mit Hilfe der Pfeiltasten und des Daumenrädchens lassen sich alle Einstellungen auch ohne Touchscreen schnell vornehmen. Die wichtigsten Tasten sind übrigens beleuchtet und daher auch bei Dunkelheit gut zu bedienen. Damit die Beleuchtung nicht bei der Aufnahme stört, erlischt sie bei halb gedrücktem Auslöser. Das ist so komfortabel, dass man es sich auch bei anderen Kameras wünscht.

Das umfangreiche Kameramenü ist in 14 Karteikarten unterteilt und zeigt auf jeder Karte maximal sieben Einstelloptionen, die sich aber teilweise in weitere Untergruppen verzweigen. Ein wenig Forscherdrang und Ausprobieren ist daher schon angesagt, will man die Möglichkeiten vollständig ausreizen. Insbesondere die Belegung einiger Tasten kann hier individuellen Vorlieben angepasst werden. Eine Besonderheit der Pentax sei noch erwähnt: Da es keinen Videoauslöser gibt, muss mit dem Hauptschalter am Auslöser zunächst in den Videomodus geschaltet und dann mit dem Foto-Auslöser die Videoaufnahme gestartet und beendet werden. Die Beleuchtung des Auslösers wechselt dabei von Grün auf Rot.

Das Display ist leider fest verbaut, zeigt aber ein helles, kontrastreiches und klares Bild, selbst bei schrägem Einblick. Im Live-View können auf Wunsch verschiedene Gitter, Überbelichtungswarnung und Histogramm eingeblendet werden. Im Spiegelreflex-Sucher ist die Informationsfülle prinzipbedingt deutlich geringer, nichtsdestotrotz macht der Blick hindurch Freude: für eine Kamera der Einsteigerklasse ist der Sucher recht groß und hell und mit seiner Bildabdeckung von 100 Prozent deutlich über dem Durchschnitt; sogar die Suchermattscheiben lassen sich wechseln.

Ausstattung Auch die Ausstattung der Pentax K-S1 liegt über dem Durchschnitt einer Einsteigerkamera. Es ist so gut wie alles an Bord, was der Fotograf braucht oder gebrauchen könnte. Von der „drück Du den Knopf, ich mach den Rest“-Automatik bis zur vollständigen Kontrolle durch den Fotografen ist alles dabei. Eine Einladung zum Spielen sind die zehn Effekte, von denen uns insbesondere die beiden Schwarz-Weiß-Modi gefallen haben. Aber auch im Szene-Modus können Effektfilter zugeschaltet und deren Wirkung obendrein modifiziert werden. Viel Spielraum für Experimente direkt aus der Kamera also, was insbesondere Computermuffel freuen dürfte. Jede Menge Helferlein für das fehlerfreie Bild direkt aus der Kamera machen ebenfalls deren Korrektur am PC überflüssig: Spitzlichter, Schatten, Verzeichnungen, Randabdunklung und chromatische Aberration werden auf Wunsch automatisch korrigiert, auf ein auflösungsminderndes AA-Filter verzichtet die K-S1. Sollte deshalb störendes Moiré auftauchen, kann es mit Hilfe von zwei digitalen Filtern oder einer Mehrfachbelichtung vermindert werden. Alle Effekte können auch nachträglich auf die Fotos angewendet werden, ebenso ist die Raw-Entwicklung der wahlweise im Pentax-Format PEF oder im DNG-Format von Adobe gespeicherten Bilder möglich. Das Ergebnis lässt sich jeweils als neue JPG-Datei speichern. Die Pentax K-S1 ist eine echte Bildverarbeitungsmaschine, die den Computer weitgehend überflüssig macht.

Für diese Kameraklasse ebenfalls überraschend ist der ins Gehäuse eingebaute Bildstabilisator. Dadurch ist jedes Objektiv mit einem Verwackelschutz ausgestattet. Prinzipbedingt wird leider nicht das Bild des optischen Suchers stabilisiert. Nur im Live-View kann man dem Stabi bei der Arbeit zusehen, die er zuverlässig verrichtet. Überhaupt läuft die Pentax erst im Live-View zur Höchstform auf: Histogramm, Überbelichtungswarnung und Belichtungsvorschau gibt es naturgemäß nur dort, ebenso die digitale Sucherlupe, die auf Knopfdruck zugeschaltet werden kann, Fokuspeaking und Gesichtserkennung. Dabei ist der Kontrastautofokus mit knapp 0,8 Sekunden bis zum Schuss zwar im Vergleich mit den meisten spiegellosen Systemkameras (die das zum Teil in nur 0,2 Sekunden schaffen) langsam, aber deutlich schneller als jede bisher in unserem Labor gemessene DSLR.

Fortsetzung auf Seite 2

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