Travelzoom-Kamera mit großem 1-Zoll-Sensor

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-TZ101

2016-04-11 Mit der Vorstellung der Lumix DMC-TZ101 erfand Panasonic, der Erfinder der Reisezoomkameras, diese Kategorie quasi neu. Zwar wuchs in den vergangenen Jahren der Zoomumfang stetig, nicht jedoch die Bildqualität. Die TZ101 kehrt diese Entwicklung quasi um. Das Zehnfachzoom besinnt sich auf traditionelle Werte, stattdessen weist der 20-Megapixel-Sensor die vierfache Fläche im Vergleich zu bisherigen Reisezoomkameras auf. Das verspricht eine bessere Bildqualität. Dabei bleibt die TZ101 kompakt und vollgestopft mit Funktionen. Im Test muss die Panasonic Lumix TZ101 zeigen, ob das Konzept tatsächlich aufgeht.  (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung

Die Panasonic Lumix DMC-TZ101 sieht modern und edel aus. Sie besitzt ein matt-schwarz lackiertes Metallgehäuse und drückt betriebsbereit knapp über 300 Gramm auf die Waage. So schön das Gehäuse auch aussieht, funktional ist das nicht: Der angedeutete Handgriff ist mangels Gummierung viel zu glatt, auch die Daumenauflage auf der Rückseite bietet keine rutschhemmende Oberfläche. Das hätte Panasonic deutlich besser machen können. Nichtsdestotrotz lässt sich die Kamera aber durchaus annehmbar halten. Mit einer Gesamttiefe von 4,7 Zentimetern von der Objektivfront bis zum Sucher ist die TZ101 für eine Reisezoomkamera zwar etwas dick geraten, mit einer Breite von elf und Höhe von 6,5 Zentimetern fällt sie aber noch in die kompakte Kategorie. Mit ihrem Zehnfachzoom besinnt sie sich auf durchaus traditionelle Werte, besitzt doch ihre zehn Jahre alte Urahnin TZ1 ebenfalls ein Zehnfachzoom. Waren es damals noch 35 bis 350 Millimeter im Kleinbildäquivalent, so sind es heute bei der TZ101 25 bis 250 Millimeter, also deutlich mehr Weitwinkel. Da die TZ101 aber die vierfache Auflösung aufweist, könnte man mit ihr spaßeshalber digital zweifach auf 500 Millimeter Kleinbildäquivalent zoomen und hätte immer noch dieselbe Auflösung wie bei der TZ1.

Verglichen mit anderen Reisezoomkameras sticht die TZ101 aber vor allem mit ihrem vier Mal so großen Sensor hervor. Damit ist die TZ101 aktuell konkurrenzlos, denn bei ähnlicher Größe gibt es bei der Konkurrenz entweder weniger Zoom (dafür aber mehr Lichtstärke) oder aber bei größerem Zoom auch gleichzeitig ein deutlich größeres Gehäuse. Die Lichtstärke ist dann aber auch ein Punkt, bei dem es der TZ101 mangelt. Die F2,8 im Weitwinkel sind ja noch in Ordnung, aber F5,9 in Telestellung sind wirklich nicht viel. Zum Glück besitzt die Lumix einen optischen Bildstabilisator. In Telestellung fährt das stattliche Objektiv um immerhin 6,3 Zentimeter aus dem Gehäuse heraus. Beim Zoomen fällt die Lichtstärke übrigens recht schnell. Bereits bei 46 Millimetern (Kleinbild) springt die Blende auf F4, bei 123 Millimetern auf F5,6. Das Zoom selbst lässt sich indes mittels des ringförmigen Zoomhebels stufenlos in feinsten Schritten steuern, praktischerweise zeigt die Lumix die kleinbildäquivalente Brennweite direkt auf dem Bildschirm an.

Da das Objektiv einen 1,8 Zentimeter langen, festen Tubus besitzt, reicht dieser Platz für einen üppigen, stufenlosen Einstellring. Dieser kann verschiedene Funktionen, auch abhängig vom Betriebsmodus, übernehmen: etwa ein Stufenzoom mit zehn Stufen bei 25, 28, 35, 50, 70, 90, 135, 160, 200 und 250 Millimetern oder die manuelle Fokussierung (selbstverständlich inklusive Lupe und Peaking) oder die Einstellung der Blende. Letztere erfolgt übrigens in Drittelschritten und maximal bis F8. Damit ergibt sich durch die Lichtschwäche ein weiterer Nachteil: In Telestellung gibt es kaum Blendeneinstellmöglichkeiten, weil im Gegensatz zu anderen 1-Zoll-Sensor-Kameras F11 fehlt. Leider fehlt der TZ101 auch ein einschwenkbarer Graufilter, um etwas Flexibilität bei hellem Umgebungslicht zu gewinnen.

Zurück zu Bedienung: Die TZ101 besitzt außer dem Objektivring noch ein Programmwählrad sowie ein Daumenrad, das ebenfalls oben auf dem Gehäuse sitzt. Zudem säumen zwölf weitere Tasten die Rückseite, von denen sich einige individuell programmieren lassen. Auch für ambitionierte Fotografen wichtige Funktionen wie eine AF-On-Taste oder eine AEL-Funktion fehlen nicht. Für noch mehr Individualisierbarkeit sorgt der 7,5 Zentimeter große Touchscreen, denn auf ihm lassen sich weitere virtuelle Funktionstasten einblenden. Selbstverständlich erlaubt die Berührung des Bildschirms auch das Fokussieren auf ein angetipptes Motivdetail und auf Wunsch sogar die gleichzeitige Auslösung. Leider jedoch ist der Bildschirm fest verbaut. Etwas Beweglichkeit, wenigstens nach unten und oben, hätte der TZ101 gut zu Gesicht gestanden, zumal solche Mechanismen, wie Sony zeigt, sehr dünn gebaut werden können, also kaum auftragen. Der Bildschirm indes zeigt mit über einer Million Bildpunkten ein fein aufgelöstes, farbenfrohes und ausreichend helles Bild.

Wer Bildschirme nicht mag, sondern lieber durch einen Sucher blickt, findet bei der TZ101 zumindest einen Notbehelf. Knapp 1,2 Millionen Bildpunkte klingen zunächst vielversprechend, der kleine Sucher jedoch bietet nur eine 0,46-fache Vergrößerung bezogen auf Kleinbild, fällt also äußerst mickrig aus. Das Bild wirkt zudem etwas blasser und kontrastärmer als der Bildschirm. Immerhin lässt sich das Sucherbild sogar mit Brille noch überblicken, auch wenn die Ecken etwas abschatten. Auch eine kleine Dioptrienkorrektur ist verbaut, und eine automatische Umschaltung vom Bildschirm auf den Sucher fehlt ebenfalls nicht. Zudem bleibt die Touchfunktion des Bildschirms zur Festlegung des Autofokusfelds aktiv, was bei linksäugigen Fotografen aber zuweilen auch stören kann, wenn nämlich die Nase den Autofokuspunkt verschiebt. Zum Glück lässt sich diese Funktion abschalten. Außer den vielen Tasten gibt es noch das typische Quick-Menü und natürlich sehr umfangreiche Hauptmenüs, die durch mehrseitiges Scrollen allerdings etwas unübersichtlich geraten sind.

Das Gehäuse selbst bietet auf der rechten Seite noch eine kleine Schnittstellenklappe, hinter der sich eine HDMI- und eine USB-Schnittstelle verbergen, jeweils in der Micro-Ausführung. Über die USB-Buchse wird auch der Lithium-Ionen-Akku geladen. Praktisch ist das auf Reisen, da das Laden auch mit einem Smartphone-Ladegerät und demselben Kabel funktioniert. Wer den Akku hingegen extern laden möchte, muss sich eine zusätzliche Ladeschale oder ein Universalladegerät kaufen. Immerhin hält der Energiespender für gut 300 Aufnahmen nach CIPA-Standard, also sogar bei 50 Prozent Blitzeinsatz, durch. Wer wenig blitzt, kann durchaus noch ein paar Fotos mehr aufnehmen. Entnommen wird der Akku zusammen mit der Speicherkarte in einem gemeinsamen Fach auf der Kameraunterseite. Wer die 4K-Videofunktion sowie die 4K-Fotofunktionen nutzen möchte, sollte zu einer SDHC- oder SDXC-Karte der UHS-Geschwindigkeitsklasse drei greifen, die eine Mindestschreibgeschwindigkeit von 30 MByte/s garantiert. Erkennbar ist das an einer 3 in einem U. Ebenfalls und selbstverständlich auf der Unterseite zu finden ist das Stativgewinde. Die Platzierung fällt indes etwas unglücklich aus, sitzt es doch außerhalb der optischen Achse und obendrein direkt neben dem Akku- und Speicherkartenfach. Zum Wechseln muss also nicht nur die Kamera vom Stativ, sondern auch die Stativwechselplatte abgeschraubt werden.

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Ausstattung

Die Reisezoomkamera eignet sich für vielfältige Nutzeransprüche. Wer einfach nur "knipsen" möchte, bekommt alle Einstellungen von der intelligenten Automatik abgenommen, die Gesichter, Motive, Motivbewegungen, Verwackelungen etc. erkennt und alle Aufnahmeparameter entsprechend steuert, um zu einem möglichst idealen Aufnahmeergebnis zu kommen. Viele zuschaltbare Filtereffekte und die Schwenkpanoramafunktion runden das Automatikangebot ab. Wer gerne mit den Einstellungen von Blende, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit, Weißabgleich und vielleicht sogar manuellem Fokus kreativ werden möchte, findet ebenfalls entsprechende Möglichkeiten. Neuerdings können dabei sogar die Filtereffekte in den Kreativprogrammen P, A, S und M verwendet werden. Neben der Individualisierbarkeit der vielen Knöpfe können zudem bevorzugte Einstellungen auf einem von insgesamt drei Speicherplätzen abgelegt und über das Programmwählrad schnell abgerufen werden. Praktisch ist auch die Möglichkeit, zwischen mechanischem (1/2.000 bis 60 Sekunden) und elektronischem (1/16.000 bis 1 Sekunde) Verschluss wählen zu können, wobei auch der mechanische Verschluss kaum hörbar ist. Der elektronische bietet jedoch noch etwas kürzere Belichtungszeiten, wobei man aber den Rolling-Shutter-Effekt in Kauf nehmen muss.

Ein besonderes Highlight sind die speziellen 4K-Fotooptionen. Normale Serienbilder in voller Auflösung nimmt die TZ101 in Raw oder JPEG mit (nachgemessen) knapp zehn Bildern pro Sekunde auf. Soll der Autofokus nachgeführt werden, sind es noch sechs Serienbilder pro Sekunde. Apropos Autofokus: Dieser arbeitet rasend schnell und stellt fast unabhängig von der Zoomstellung in weniger als 0,2 Sekunden Scharf. Auch die reine Auslöseverzögerung ist mit 0,03 Sekunden sehr kurz. Bei der 4K-Serienbildfunktion sinkt die Auflösung zwar auf 8,3 Megapixel pro Bild, dafür werden aber 30 Bilder pro Sekunde mit Autofokusnachführung aufgenommen. Hier hat der Fotograf die Wahl, ob 30 Bilder vor und 30 nach dem Drücken des Auslösers aufgenommen werden, um den richtigen Moment nicht zu verpassen, oder ob etwa längere Aufnahmeserien erfolgen sollen. Kann man sich nicht für einen Fokuspunkt entscheiden, nah oder fern, so hilft die Post-Fokus-Funktion weiter, die ebenfalls in 4K arbeitet. Mit einer Aufnahmeserie werden die bis zu 49 Autofokusfelder angesteuert und mit jedem Fokuspunkt ein Bild aufgenommen. Später kann man dann per Fingertipper auf dem Touchscreen entscheiden, wo man gerne die Schärfe hätte oder aber mit externen Programmen die Aufnahmen so zusammenrechnen, dass alles scharf abgebildet wird.

Im Gegensatz zu den 4K-Foto-Funktionen erreicht die 4K-Videofunktion nur 25 statt 30 Bilder pro Sekunde. Wir hoffen immer noch, dass Panasonic dieses Manko des europäischen Modells irgendwann abstellt. Bis dahin kann man sich theoretisch mit der 4K-Foto-Funktion behelfen, denn die zeichnet ebenfalls den Ton auf. Mit dem Herunterschalten der Auflösung steigt die mögliche Bildwiederholrate, beispielsweise 50p bei Full-HD. Zoom (mit leiser Geräuschentwicklung) und Fokus (lautlos) können während der Videoaufnahme verwendet werden. Dank dedizierter Aufnahmetaste lassen sich zudem jederzeit Videoaufnahmen starten. Der Videomodus auf dem Programmwählrad erlaubt indes weitergehende Einstellungen über Filter bis hin zur manuellen Videobelichtung. Der Hochgeschwindigkeitsvideomodus nimmt sogar 100 Bilder pro Sekunde in Full-HD auf, die in vierfacher Zeitlupe mit 25 Bildern pro Sekunde wiedergegeben werden. Als Videoformat steht neben MP4 auch AVCHD zur Verfügung, die maximale Qualität liegt bei 100 MBit/s im MP4-Format.

Ein weiterer Vorteil der TZ101 gegenüber ihren TZ-Vorgängermodellen ist die Platzierung des Blitzes. Dieser liegt nicht ungünstig und leicht vom Finger verdeckbar im Handgriff, sondern springt nach manueller Aktivierung fast zentral über dem Objektiv auf. Die Leistung beziehungsweise Reichweite indes ist etwas bescheiden. Neben einer Blitzbelichtungskorrektur gibt es eine Langzeitsynchronisation sowie, zumindest theoretisch, eine Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang, die uns aber nicht gelingen wollte. Der Blitz zündete trotz gegenteiliger Einstellung immer am Anfang der Belichtung. Eine Drahtlosblitzsteuerung oder das Aufstecken eines externen Blitzgeräts ist hingegen leider nicht möglich. Immerhin kann der Blitz Richtung Decke zum indirekten Blitzen gelenkt werden, ob der geringen Leistung (Leitzahl ca. 4) allerdings mit fragwürdigem Effekt.

Im Wiedergabemodus gibt es für JPEG-Aufnahmen nur rudimentäre Bearbeitungsmöglichkeiten wie etwa das Zuschneiden oder Drehen. Immerhin lassen sich Videos in zwei Stücke aufteilen, auch die Erstellung von Stop-Motion- oder Zeitraffervideos ist möglich, eine entsprechende Intervallaufnahmefunktion ist vorhanden. Raw-Bilder hingegen lassen sich umfangreicher bearbeiten. Beim Konvertieren in JPEG kann beispielsweise der Weißabgleich eingestellt werden. Zudem bietet die TZ101 WLAN, allerdings ohne NFC, auch ein QR-Code zum einfachen Verbinden lässt sich nicht einblenden. Die kostenlose App von Panasonic, die für Android und iOS erhältlich ist, erlaubt umfangreiche Fernsteuerfunktionen inklusive Livebildübertragung. Selbstverständlich lassen sich auch aufgenommene Fotos von der Speicherkarte auf das Smartphone übertragen. Des Weiteren bietet die App eine GPS-Log-Funktion, die Ortsinfos können später via WLAN auf die Kamera übertragen und in den EXIF-Informationen der Fotos gespeichert werden. Praktischerweise lässt sich die Kamerauhr via WLAN mit der Uhrzeit des Smartphones synchronisieren. Auch ohne Smartphone können Bilder, etwa per DLNA auf einen Fernseher, übertragen werden.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.