Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-GX8

2015-11-27 Nicht einmal zwei Jahre nach der genialen GX7 bringt Panasonic das deutlich überarbeitete Nachfolgemodell Lumix DMC-GX8 auf den Markt, ohne dem Konzept untreu zu werden. Trotz des größeren Gehäuses fiel allerdings der eingebaute Blitz weg. Dafür gibt es einen deutlich verbesserten Klappsucher, ein nun schwenk- und drehbares anstelle eines nur klappbaren Displays, mehr Bedienelemente und einen Spritzwasserschutz. Auch technisch hebt Panasonic die GX8 mit 4K-Videofunktion, verbessertem mechanischen Bildstabilisator, neuem 20-Megapixel-Sensor, schnellem DFD-Autofokus und hoher Serienbildgeschwindigkeit sowie lautloser elektronischer Auslösung auf ein aktuelles Niveau.  (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung

Wer das Vorgängermodell GX7 kennt, dem wird sofort auffallen, dass das Nachfolgemodell Lumix DMC-GX8 eine Nummer größer ausgefallen ist. So zeigt sich die GX8 zwar kompakt, aber nicht mehr wirklich klein. Panasonic hat aber einen guten Kompromiss aus Größe, Robustheit, Gewicht und Ergonomie gefunden. Die GX8 macht mit ihrem spritzwassergeschützten Metallgehäuse einen absolut hochwertigen, stabilen Eindruck. Großflächige Applikationen von genarbtem Gummi, das allerdings gerne etwas griffiger sein dürfte, verleihen der GX8 eine edle Anmutung. Der Handgriff ist groß genug, um guten Halt zu geben, ohne so riesig auszufallen, wie bei einer DSLR. Die ganze Hand füllt der Griff selbstverständlich nicht aus, auch der kleine Finger findet nur knapp Halt am Griff. Der Auslöser liegt gut erreichbar oben drauf, dürfte aber gerne noch etwas knackigere Druckpunkte besitzen. Er wird von einem der beiden Drehräder umgeben, mit denen verschiedene Parameter wie Blende, Belichtungszeit, Weißabgleich oder ISO-Empfindlichkeit eingestellt werden können. Wie bei Olympus, sorgt ein Knopf in der Mitte des Daumenrads für eine Umschaltung zwischen zwei verschiedenen Belegungen.

Die Belichtungskorrektur hat indes ein eigenes Drehrad unterhalb des Programmwählers bekommen. Hier ist es auch recht sicher vor versehentlicher Betätigung. Diesem "Türmchen" musste übrigens der eingebaute Blitz weichen, nicht einmal einen kleinen Aufsteckblitz liefert Panasonic bei der knapp 1.200 Euro teuren Kamera mit. Für die nötige Anpassung an den jeweiligen Fotografen sorgen nicht nur die drei Programmspeicherplätze, die mit dem Programmwahlrad direkt abgerufen werden können, sondern nicht weniger als 13 Funktionstasten, von denen einige allerdings als virtuelle Touch-Tasten auf dem Bildschirm zu finden sind. Doch auch die normalen Tasten erlauben bereits den Zugriff auf zahlreiche Aufnahmeeinstellungen inklusive eines Drehwählers für die Fokusbetriebsart auf der Kamerarückseite.

Das Gehäuse der GX8 ist gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Allzu viele entsprechend geschützte Objektive hat Panasonic allerdings nicht im Programm. Etwas besser wird es, nimmt man die Olympus-Objektive hinzu. Die Klappe an der Unterseite des Griffs dichtet mittels einer umlaufenden Gummidichtung. Hier finden der für gut 340 Aufnahmen reichende Lithium-Ionen-Akku sowie die SD-Speicherkarte Platz. Aufgrund der 4K-Videofunktion mit 100 Mbps Datenrate empfiehlt sich eine SDHC- oder SDXC-Speicherkarte, die den UHS-I-Standard U3 erfüllt und somit eine garantierte Mindestschreibgeschwindigkeit von 30 MByte pro Sekunde besitzt. Auch für Serienbildaufnahmen empfiehlt sich eine solche Speicherkarte. Der schnellere UHS-II-Standard wird indes von der GX8 nicht unterstützt. Das Stativgewinde sitzt im Übrigen in der optischen Achse und ist auch einigermaßen weit vom Akku- und Speicherkartenfach entfernt.

Die drei Schnittstellen der GX8 befinden sich auf der linken Gehäuseseite. Sie werden von einer Gummikappe geschützt, die am Gehäuse gesichert ist. Sie ist etwas fummelig und sitzt stramm. Darunter befinden sich neben dem Micro-HDMI-Anschluss eine kombinierte USB-AV-Buchse sowie ein 2,5mm-Klinkenanschluss, der wahlweise einen Kabelfernauslöser oder ein externes Stereomikrofon aufnimmt. Für viele Mikrofone wird man also einen Adapter benötigen. Der glänzende Metall-Bajonettring wird von einem breiteren zum Metallgehäuse gehörenden Ring umgeben, der den Bajonettaußendurchmesser optisch vergrößert. Nutzt man allerdings schlanke Objektive, wie wir im Test mit dem 14-42mm, so wirkt das Objektiv dadurch an der Kamera etwas fipsig. Die GX8 ist für größere Kaliber wie das 12-35mm 2.8 ausgelegt, das es ebenfalls im Set mit der Kamera gibt. Dieses Objektiv ist dann im Gegensatz zum 14-42mm gegen Staub und Spritzwasser geschützt.

Ein – im wahrsten Sinne des Wortes – Herausstellungsmerkmal ist der um 90 Grad nach oben klappbare elektronische Sucher. Damit besitzt die Lumix GX8 als eine der ganz wenigen Kameras überhaupt einen eingebauten Winkelsucher. Dank Augsensor aktiviert sich das mit 2,36 Millionen Bildpunkten fein auflösende OLED von alleine. Der Vergrößerungsfaktor des Suchers entspricht 0,77-fach an einer Kleinbild-DSLR – anders ausgedrückt: Der Sucher ist richtig groß! Man hat den Eindruck, auf eine Leinwand zu schauen. Der Sucher flimmert auch viel weniger als manch anderer OLED-Sucher. Er arbeitet praktisch verzögerungsfrei und dank 60 Bildern pro Sekunde Bildwiederholfrequenz auch ruckelfrei. Einzig Brillenträger haben ein Problem: Die Ecken des großen Suchers schatten mit Brille aufgrund der etwas zu geringen Austrittspupille ab. Immerhin bietet die Panasonic einen großen Bereich bei der Dioptrienkorrektur von -4 bis +3 dpt.

Dank des Schwenk- und Drehmechanismus' kann der Bildschirm verkehrt herum an die Kamera geklappt werden. Die Rückseite ist ebenfalls mit einer genarbten Gummiapplikation versehen, sodass der geschützt angeklappte Bildschirm ausgesprochen edel wirkt. Der Bildschirm selbst misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale und löst standesgemäße eine Million Bildpunkte auf. Es handelt sich ebenfalls um ein OLED, womit der Bildschirm absolut blickwinkelstabil ist. Dank Touchfähigkeit kann die Kamera auch über den Bildschirm bedient werden – und sei es nur, um den Fokuspunkt zu setzen, was auch beim Blick durch den Sucher hervorragend funktioniert. Das Live-View bietet nützliche Einblendungen wie verschiedene Gittermuster, eine 3D-Wasserwaage und ein Live-Histogramm – ganz egal, ob man durch den Sucher oder auf den Monitor blickt.

Einige Einstellungen, die sich je nach Tastenbelegung nicht via Direktwahltaste erreichen lassen, beispielsweise die Bildauflösung oder das Dateiformat, sind über das Quick-Menü schnell erreichbar. Das Hauptmenü der GX8 erlaubt noch tiefgreifendere Einstellungen der Kamerafunktionen, unter anderem auch die Tastenbelegung. Das Menü unterteilt sich in mehrere Abteilungen, die wiederum mit bis zu neun Seiten langen Menülisten gefüllt sind. Übersichtlich geht anders, und so muss mancher Menüeintrag mühsam gesucht werden. Das Menü ist übrigens auch komplett via Touchscreen bedienbar.

Ausstattung

Dank des Programmwahlrads lässt sich die Lumix GX8 ganz leicht für die schnelle Fotografie mittels iA-Modus einstellen, erlaubt aber dank Kreativprogrammen auch eine individuelle halbautomatische oder manuelle Einstellung. Im iA-Modus wählt die GX8 automatisch anhand des Motivs das passende Motivprogramm und regelt beispielsweise die ISO-Empfindlichkeit und Belichtungszeit sowie den Bildstabilisator anhand der Bewegungen des Motivs und des Fotografen. Für manuell wählbare Motivprogramme war auf dem Programmwähler hingegen kein Platz mehr. Immerhin haben es der Schwenkpanoramamodus sowie die Kreativfilter, von denen die GX8 eine große Auswahl zu bieten hat, auf das Einstellrad geschafft.

Neben einer umfangreichen Belichtungsreihenfunktion mit drei Bildern und 1/3 EV-Stufen Belichtungsabstand bis hin zu sieben Bildern mit bis zu einem EV Belichtungsabstand bietet die Panasonic auch noch eine HDR-Funktion. Diese nimmt drei Bilder mit bis zu +/- drei EV Belichtungsabstand auf, richtet diese bei aktivierter Option automatisch aus und setzt sie zu einem gelungenen HDR-Bild zusammen. Dabei übertreibt die GX8 es nicht mit dem Tonemapping, sodass recht natürlich wirkende Fotos, denen man den HDR-Effekt aber durchaus ansieht, entstehen. Auch Mehrfachbelichtungen, Zeitrafferaufnahmen sowie deren automatische Zusammensetzung zu einer Stop-Motion-Animation beherrscht die GX8.

Der Serienbildmodus erreicht respektable acht Bilder pro Sekunde und beim JPEG-Format scheint es überhaupt keine Grenze zu geben, so schnell werden die Fotos weggespeichert. Im Raw-Format ist der Buffer etwas schneller voll. Mit einem kleinen Trick lässt sich die Serienbildgeschwindigkeit indes noch deutlich steigern: Schaltet man auf den lautlosen, elektronischen Verschluss um, so werden über zwölf Serienbilder pro Sekunde erreicht. In JPEG ist nach gut 90 Aufnahmen Schluss, in Raw nach etwa 30. Danach verfällt die GX8 in einen Dauerlauf von drei respektive 1,5 Serienbildern pro Sekunde. Dass dabei trotz des mit 0,06 bis 0,1 Sekunden rasant schnellen Autofokus' dieser nicht mehr nachgeführt wird, versteht sich von selbst. Zudem gibt es bei schnellen Bewegungen beziehungsweise Schwenks Probleme mit dem Rolling-Shutter-Effekt. Mit aktivierter Autofokus-Nachführung sinkt die Serienbildgeschwindigkeit auf sechs Bilder pro Sekunde bei mechanischem und zehn Bilder pro Sekunde bei elektronischen Verschluss. Als netter Nebeneffekt bleibt dabei auch das Live-View aktiv, sodass man nicht nur immer das zuletzt aufgenommene Serienbild angezeigt bekommt, was vor allem bei Mitziehern hilfreich ist, da einem das Motiv mit Live-View nicht so leicht ungewollt aus dem Bildausschnitt läuft.

Noch schnellere Serienbilder inklusive Live-View und Autofokus-Nachführung bekommt man im 4K-Serienbildmodus, der mit 30 Bildern pro Sekunde arbeitet. Dieser nimmt allerdings nur ungefähr 8,3 Megapixel aus der Mitte des Sensors auf. Man verliert also an Bildwinkel, gewinnt dafür aber auf der anderen Seite an Tele (jeweils Faktor 1,55). Sehr praktisch ist dabei die Möglichkeit, das Seitenverhältnis auf 1:1, 4:3, 3:2 oder 16:9 stellen zu können, ohne an Auflösung zu verlieren. Verschiedene Modi erlauben dabei wahlweise eine Serienaufnahme, solange der Auslöser gedrückt gehalten wird oder die erste Betätigung startet die Serie und die zweite beendet sie. Im dritten Modus werden vor und nach Betätigung des Auslösers Serienbilder aufgenommen, sodass selbst bei zu spätem Auslösen der richtige Moment noch eingefangen werden kann. Dabei werden 30 Bilder vor Auslösung, eines zum Auslösezeitpunkt und 29 danach aufgenommen, also insgesamt zwei Sekunden beziehungsweise 60 Bilder. Bei den Serienbildern handelt es sich allerdings jeweils um Videoaufnahmen, die passenden Einzelbilder können in der Wiedergabefunktion extrahiert werden.

Der 4K-Serienbildmodus kommt auch bei der neuen Post-Focus-Funktion zum Einsatz: Hierbei durchfährt der schnelle Autofokus während einer Serie bis zu 49 Fokuspositionen. Später in der Wiedergabe kann per Fingertipper der Fokus im Bild gesetzt und das Einzelfoto aus dem Video extrahiert werden. Auch die Fokuslupe und das Fokus-Peaking stehen dabei zur Verfügung. Bei Verzicht auf etwas Auflösung eine sehr clevere Funktion.

Fortsetzung auf Seite 2

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Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Panasonic
Modell Lumix DMC-GX8
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
20,3 Megapixel (physikalisch)
21,8 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,2 µm
Auflösung (max.) 5.184 x 3.888 (4:3)
Video (max.) 3.840 x 2.160 25p
Objektiv Panasonic Lumix G Vario 14-42 mm 3.5-5.6 II Asph OIS (Zoom-Objektiv)
Videosucher EVF, 100 % Bildfeldabdeckung, 2.360.000 Bildpunkte Auflösung, 1,54-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,77-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), Dioptrienausgleich (-4,0 bis 3,0 dpt)
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 1.040.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar ja
  schwenkbar ja
  Touchscreen ja
AV-Anschlüsse
Audio-Eingang (Stereo) (2,5 mm-Klinke (Stereo))
PAL/NTSC-Videoausgang (umschaltbar) (HDMI-Ausgang Micro (Typ D))
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion ja, Schwenkpanorama
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (1.728 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/16.000 s
Blitz
  Synchronzeit 1/250 s
  Blitzanschluss Standard Mittenkontakt, Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera) Blitzschuh
WLAN ja
NFC ja
GPS extern
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
Empfindlichkeit
  automatisch ISO 200-25.600
  manuell ISO 100-25.600
Weißabgleich
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  manuelle Farbtemp. ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 49 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,13 s bis 0,16 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 133 x 78 x 63 mm
Gewicht (betriebsbereit) 474 g (nur Gehäuse)
578 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
Zoom
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 340 (gem. CIPA-Standard)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.