Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-G6

2013-07-12 Mit der Lumix G6 möchte Panasonic die Mittelklasse der eigenen Systemkamerafamilie auffrischen, ohne sie sogleich komplett zu revolutionieren. So wurden im Vergleich zur Vorgängerin vor allem Details verbessert, dies aber durchaus nicht zu knapp. Geblieben ist es dagegen beim 16-Megapixel-Sensor, dem Panasonic indes jetzt eine höhere Maximalempfindlichkeit zutraut. Völlig neu hinzugekommen ist die WiFi-Fähigkeit der G6 inklusive Near Field Communcation (NFC) zur schnellen Vernetzung der Kamera mit einem Partnergerät. Wie sehr die vielen kleinen Änderungen und Neuerungen die Kamera verbessert haben, musste die Lumix G6 im ausgedehnten Praxiseinsatz unter Beweis stellen. Im Testlabor von digitalkamera.de wurde zudem ihre Bildqualität auf Herz und Nieren geprüft.  (Martin Vieten)

Ergonomie und Verarbeitung Die spiegellosen Systemkameras der G-Serie von Panasonic kamen schon immer im Gewand einer DSLR daher – sind aber kleiner und leichter. Die neue G6 drückt betriebsbereit (aber ohne Objektiv) keine 400 Gramm auf die Waage – so leicht ist keine DSLR. Da sieht man dann auch großzügig darüber hinweg, dass Panasonic der Kamera sicht- und spürbar ein Kleid aus Kunststoff auf den Leib geschneidert hat. Zumal die G6 dank ihres wohlproportionierten Handgriffs einen sicheren Halt bietet. Allzu fest sollte man indes nicht zupacken – nicht etwa, weil dann das Gehäuse knisternd und knarzend protestieren würde; nein, es übersteht auch einen festen Griff mit stoischer Ruhe. Vielmehr drücken dann Daumen und Handballen unweigerlich auf einen oder gleich mehrere der Funktionsknöpfe rechts auf dem Kamerarücken. Insbesondere die Display-Taste hat Panasonic derart unglücklich unter dem Daumen angeordnet, dass sie nahezu ständig unbeabsichtigt betätigt wird. Verschärft wird dieses Problem sicherlich auch dadurch, dass die winzigen Taster schon auf den leisesten Druck reagieren. Das ist wirklich schade, denn Panasonic hat die G6 gleich mit fünf frei programmierbaren Funktionstasten (für fast 40 Funktionen!) geradezu üppig ausgestattet. Die Programmierung mit der gewünschten Funktion hat Panasonic übrigens sehr clever gelöst: Die G6 blendet dazu eine Grafik ein, in welcher Legenden die aktuelle Belegung der Fn-Tasten anzeigen. Ein Fingertipper auf eine Legende genügt, um die Belegung der jeweiligen Funktionstaste zu ändern. Wem die Vielfalt der Fn-Tasten noch nicht reicht, kann zudem zwei verschiedene Kamera-Setups speichern – sie lassen sich bequem über das großzügige Moduswählrad abrufen.

Einen zwiespältigen Eindruck hinterließ auch das Daumenrad. Es läuft zwar schön stramm und lässt sich zudem drücken, um die Funktion zu wechseln. Aber es liegt eben auch recht tief auf dem Kamerarücken, sodass sich der Daumen schon ordentlich verrenken muss, um es zu erreichen. Durch die clevere Doppelbelegung spart Panasonic ein zweites Wählrad für den Zeigefinger ein. An seine Stelle tritt eine Zoomwippe, sie verstellt in der Tat die Brennweite, wie man es von einer Kompaktkamera gewohnt ist – allerdings muss dazu ein Powerzoom-Objektiv an die G6 angesetzt sein. Wird die G6 dagegen mit einem herkömmlichen Zoomobjektiv ohne Motorantrieb ausgestattet, steuert die Wippe die Belichtungskorrektur. Dabei reagiert sie wie schon die Tasten auf der Rückseite viel zu empfindlich – eine Reihe fehlbelichteter Aufnahmen in den ersten Testtagen war die Folge. Immerhin lässt sich die Wippe fest mit der Zoomfunktion belegen, die Belichtungskompensation bleibt dann dem Daumenrad vorbehalten.

Das Hauptmenü hat Panasonic in fünf lange Listen unterteilt, in denen man sich mühsam zum gewünschten Befehl durchblättern muss. Glücklicherweise wird ein Ausflug in dieses Hauptmenü selten nötig, denn die G6 bietet ein Schnellmenü für die wichtigsten Einstellungen. Und dieses lässt sich wirklich zügig bedienen, kann doch die Lumix G6 wie schon ihre Vorgängerinnen mit einem Touchscreen aufwarten – und zwar jetzt mit einem kapazitiven Touchscreen. Diese Technik reagiert bereits auf leichte Berührung und erlaubt zudem Gestensteuerung. Auf der anderen Seite lässt sich ein kapazitiver Touchscreen nicht mit Handschuhen bedienen – was aber meistens verschmerzbar sein sollte. In der Praxis hat sich die Bedienung via Touchscreen jedenfalls bewährt – sogar der Fokuspunkt lässt sich mit einem Fingertipper festlegen. Setzt man das Drei-Zoll-Display zur Bildkontrolle vor oder nach der Aufnahme ein, überzeugt es mit seiner sehr hohen Auflösung von über einer Million Bildpunkten, einer natürlich Farbwiedergabe sowie einer ordentlichen Maximalhelligkeit. Das Display ist wie schon seit Langem in der G-Serie üblich links am Gehäuse dreh- und schwenkbar angeschlagen. Alternativ bietet die G6 einen elektronischen Sucher (EVF), der jetzt auf OLED-Technik basiert und so merklich verbessert wurde. Er löst ebenfalls sehr fein auf (1,44 Millionen Bildpunkte) und stellt Bewegungen flüssig dar – etwa wenn die Kamera geschwenkt wird. Letzteres gilt indes nur unter guten Lichtverhältnissen. Im Schummerlicht reagiert der EVF sehr zäh auf Bewegungen, die dann abgehackt erscheinen. Immerhin rauscht der Sucher auch unter widrigen Lichtverhältnissen kaum und überzeugt stets mit einer neutralen Farbwiedergabe.

Das Anschlussterminal der G6 verbirgt sich unter einer Kunststoffklappe, die lediglich von einer Plastiklasche gehalten wird. Es besteht aus einem HDMI- und analogen Mikrofonanschluss sowie einer multifunktionalen USB-Buchse. Über letztere gibt die G6 auch herkömmliche AV-Signale aus und nimmt Kontakt mit einer Kabelfernbedienung auf. Speicherkarte und Akku werden von unten zugeführt, deren Abdeckung liegt allerdings so nah am Stativgewinde, dass das Fach bei angesetzter Stativplatte nicht mehr zugänglich ist. Dafür liegt das Stativgewinde in der optischen Achse, was die G6 für Panoramafotos prädestiniert. Die Kapazität des Akkus reicht für rund 350 Fotoaufnahmen (gemessen nach CIPA-Standard), für längere Fototouren sollte man also besser einen frischen Ersatzakku dabei haben. Dieser lässt sich übrigens problemlos aufladen, während die Kamera unterwegs ist – Panasonic legt der Lumix G6 nämlich ein ordentliches Ladegerät bei.

Ausstattung Beim Funktionsumfang der Lumix-G-Serie hat Panasonic noch nie geknausert – die G6 bleibt dieser Linie treu. Wer einfach unbeschwert drauflos fotografieren möchte, findet in der G6 gleich zwei intelligente Vollautomatiken. Die „Intelligente Automatik“ nimmt dem Fotografen jedwede Entscheidung ab, die „Intelligente Automatik Plus“ erlaubt es, Belichtung, Weißabgleich und Schärfentiefe anzupassen. Dazu gibt es weit über 20 Motivprogramme, sodass sich die G6 auch auf spezielle Wünsche wie „Weiches Bild einer Blume“, „Leckeres Dessert“ oder „Gegenlicht weich“ mit nur einem Handgriff einstellen lässt. Hinzu kommen noch 18 Verfremdungsmöglichkeiten von „Retro“ über „Impressiv“ bis hin zum unvermeidlichen „Miniatur“-Effekt. Ferner gibt es ein paar Spezialprogramme für besondere Aufnahmesituationen. Dazu zählt ein Panoramamodus, bei dem die Kamera ein Breitbild aufzeichnet, während sie über die Szenerie geschwenkt wird. Oder eine HDR-Automatik, die bei kontrastreichen Szenen mehrere unterschiedlich belichtete Aufnahmen zu einem Bild mit guter Dynamik vereint. Allerdings erwies sich im Test die HDR-Funktion als nicht ganz so wirkungsvoll wie etwa bei Kameras von Sony. Zwar verbessert auch Panasonic die Durchzeichnung in den Lichterpartien, die Tiefen könnten aber durchaus noch feiner ausdifferenziert werden.

Wer die Lumix G6 lieber selbst ganz nach seinen Wünschen konfigurieren möchte, findet dazu praktisch alle Einstellmöglichkeiten, die man sich vorstellen kann. So fällt es leichter aufzuzählen, was sie nicht kann. Wenn die G6 etwas knausert, dann vielleicht bei den Blitzfunktionen. Hier fehlt die Möglichkeit zum Blitzen auf den zweiten Vorhang, auf die Kurzeitsynchronisation versteht sich die Kamera ebenfalls nicht.

Wesentlich eindrucksvoller ist da doch, welche neuen Funktionen Panasonic der G6 mit auf den Weg gegeben hat. Hier sticht vor allem die WiFi-Konnektivität hervor. Die G6 kann sich in ein Drahtlos-Netzwerk einklinken und dann neue Aufnahmen direkt an ein anderes Gerät im Netz senden, etwa an ein Smartphone aber auch an ein kompatibles TV-Gerät. Dazu ist auf dem Mobile-Device die kostenlose „Panasonic Image App“ nötig, die es für Android und iOS gibt. Doch die App kann noch mehr: Sie erlaubt es, die G6 fernzusteuern, wobei sich beispielsweise auch ISO-Zahl oder Belichtungskorrektur via Mobilgerät vorgeben lassen. Zudem übernimmt eine mit dem Smartphone verbundene G6 die GPS-Daten aus dem Handy in die Aufnahmen – da sieht man Panasonic gerne nach, dass die Kamera auf ein eigenes, energiehungriges GPS-Modul verzichtet. Besonders praktisch wird die WiFi-Funktion der G6 dadurch, dass die Kamera auch „Near Field Communication“ (NFC) beherrscht. Ist das Partnergerät ebenfalls mit NFC ausgestattet, reicht es zur Kontaktaufnahme, beide Geräte aneinanderzuhalten – die umständliche Eingabe von SSID und Passwort in der Kamera entfällt dann.

Doch zurück zu den fotografischen Funktionen der G6, die wie gesagt durchaus üppig sind. Beispielsweise die Belichtungskorrektur: Sie weist einen sehr großen Regelbereich von +/- 5 EV auf. Und bei Belichtungsreihen zeichnet die Lumix G6 bis zu sieben Bilder mit einer maximalen Spreizung von 1 EV auf – auch das ist deutlich mehr als üblich. Rasant geht es zu, wenn die G6 Serienfotos aufnimmt: 7,3 Foto pro Sekunde (fps) schafft sie bei JPEG-Aufnahmen, in RAW sind es immerhin noch 6,5 fps. Allerdings hält sie dieses hohe Tempo nur für 13 JPEG- und sieben RAW-Aufnahmen durch, dann geht es äußerst gemächlich weiter: Im Dauerlauf bringt es die G6 nur noch auf magere 1,4 fps (JPEG) bzw. 0,7 fps (RAW). Wird mit der höchsten Serienbildrate fotografiert, zeigt der Sucher anstelle des Live-Bildes kurz die letzte Aufnahme – bei Mitziehern wandert da leicht das Motiv aus dem Bildausschnitt. Bei reduzierter Serienbildrate erscheint zwar das Live-View-Bild im Sucher, allerdings mit ausgeprägten Dunkelphasen zwischen den Aufnahmen.

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