Bridge-Kamera, Kompaktkamera

Testbericht: Minolta Dimage 7

2001-08-07 Als erste 5 Megapixel-Consumer-Digitalkamera überhaupt betritt die Minolta Dimâge 7 das Feld. Doch neben dem neuen Auflösungsrekord setzt Minoltas aktuelles Flaggschiff weitere Maßstäbe. Ein Grund mehr, sich diese Digitalkamera etwas genauer anzusehen.  (Yvan Boeres)

Minolta Dimage 7 [Foto: MediaNord]Nachdem lange Zeit wenig Innovatives von Minolta zu hören war, holte die Firma aus Osaka auf der diesjährigen PMA zu einem neuen Schlag aus und präsentierte das Duo aus den beiden Digitalkamera-Modellen Dimâge 5 und Dimâge 7. Dabei handelt es sich quasi um ein und dieselbe Kamera, in die einmal ein 3,34-Megapixel-Bildwandler (Dimâge 5) und einmal ein 5,2-Megapixel-Sensor (Dimâge 7) eingebaut ist. Da die Dimâge 5 – im Gegensatz zur Dimâge 7 – noch nicht lieferbar ist und das meiste, was für die Dimâge 7 gilt auch auf die Dimâge 5 zutrifft, widmen wir in diesem ersten Erfahrungsbericht unsere ganze Aufmerksamkeit dem Topmodell Dimâge 7. Anstatt aber alles aufzuzählen, was die Kamera kann (was man ja eigentlich auch in unserem digitalkamera.de-Datenblatt zur Dimâge 7/5 nachlesen kann), wollen wir hier ganz gezielt auf besondere Punkte und Fragen eingehen, die Interessenten dieses Modells bewegen könnten.

Fangen wir mal beim Hauptmerkmal der Kamera, nämlich der Auflösung und der zu erwartenden Bildqualität, an: Mit ihrem 5,2 Megapixel-CCD-Chip liefert die Minolta Dimâge 7 Bilder in einer Höchstauflösung von 2.560 x 1.920 Bildpunkten und einer entsprechenden (unkomprimierten) Dateigröße von satten 14 MByte. Auf die mitgelieferte 16 MByte-CompactFlash-Wechselspeicherkarte würde somit gerade mal ein unkomprimiertes TIFF-Bild passen. Glücklicherweise bietet Minolta sowohl verschiedene komprimierte Dateiformate (JPEG in 3 Stufen, verlustbehaftet; Minolta RAW-Format verlustfrei) als auch die mechanische (dank CF-II-Kompatibilität) und elektronische Kompatibilität zu Microdrive-Miniaturfestplatten, so dass man zumindest einige Bilder vom Fototrip mit nach Hause nehmen kann. Zuhause angekommen und auf dem Rechner geöffnet, entfalten sich die Bilder in ihrer vollen Pracht. Denn die Bildqualität ist aller erster Klasse. Der Detailreichtum bei der hohen Auflösung ist gewaltig und die Bilder vertragen ohne Murks die Vergrößerung bzw. Ausgabe auf Formate von min. 20 x 30 cm. Bis zum DIN A4-Format (21 x 29,7 cm) ist jedenfalls mit bloßem Auge und bei normalem Betrachtungsabstand (min. 10 cm) kein Unterschied zu einem "normalen" Foto erkennbar. Obwohl man es von einem 5,2 Megapixel-CCD (viele Pixel auf kleinstem Raum) hätte erwarten können, dass starkes Bildrauschen auftreten würde, scheint dies nicht unbedingt der Fall zu sein. Sicherlich ist unter bestimmten Aufnahmebedingungen Bildrauschen sichtbar, allerdings scheint sich dies – vermutlich dank guter Signalverarbeitung – in Grenzen zu halten. Zum jetzigen Zeitpunkt ein Urteil darüber zu fällen, wäre verfrüht: Erst wenn weitere 5,2 Megapixel-Kameras auf dem Markt sind und man die Bildqualität "fair" vergleichen kann, wird man auch ein definitives Fazit in puncto Bildqualität geben können.

   Beispielbild 'Ente' ohne Farbraumkonvertierung
Beispielbild 'Ente' nach Farbraumkonvertierung
Beispielbild 'Blume' ohne Farbraumkonvertierung
Beispielbild 'Blume' nach Farbraumkonvertierung

Eigener Farbraum

Was die Farbwiedergabe betrifft, wird die Dimâge 7 zur Zeit heiß diskutiert: Tatsache ist, dass die Dimâge 7/5 ihre Bilder in einem speziellen Farbraum aufnimmt und dieser nachträglich mit dem mitgelieferten Dimâge Image Viewer Utility in einen Standard-Farbraum umgewandelt werden muss. Der Grundgedanke von Minolta ist eigentlich gut, denn der kameraspezifische Farbraum ist größer als der üblicherweise verwendete eingeschränkte sRGB-Farbraum. So ist die Dimâge 7 in der Lage, mehr Farbnuancen aufzunehmen und farbreichere Bilder zu speichern und auszugeben, sofern das Ausgabemedium auch in der Lage ist, die ganze Farbenpracht dazustellen. Lobenswerterweise kann das Dimâge Image Viewer Utility auch auf Bilder von der Festplatte oder von einem angeschlossenen externen Kartenlaufwerk lesen, so dass man nicht unbedingt die Kamera am Rechner angeschlossen haben muss, um die Bilder zu konvertieren. Die konvertierten Fotos sind dann tatsächlich farbenkräftiger als die "jungfräulichen" Bilder – oft aber sogar für unseren Geschmack etwas zu farbenkräftig (Beispielbilder "Ente, oben unkonvertiert, unten nach Konvertierung). Es gibt jedoch auch Motive, wo sich die stärkere Farbsättigung positiv auf das Resultat auswirkt (Beispielbilder "Blume", oben unkonvertiert, unten nach Konvertierung). Die besten Resultate erzielten wir meist, indem wir die Bilder unkonvertiert in einem Bildverarbeitungsprogramm öffneten und dort die Farbsättigung erhöhten und eine leichte Tonwertkorrektur vornahmen. Leider war der Epson Stylus Photo 895-Drucker aus unserem Print Image Matching-Erfahrungsbericht bereits auf dem Weg zurück zu Epson, sonst hätten wir noch ausprobieren können, ob der Drucker vielleicht in der Lage ist, den erweiterten Farbraum der Dimâge 7/5 zu seinen Gunsten zu verwerten. Die Dimâge 7/5 ist nämlich PIM-kompatibel und vielleicht so eine der ersten Digitalkameras, die das volle Leistungspotential von PIM ausschöpfen kann.

Die hohe Auflösung hat aber für den Dimâge 7-Besitzer – neben der geringen Bildkapazität bei kleineren Speicherkarten – zwei augenfällige Konsequenzen: Zum einen verlangt die kamerainterne Verarbeitung der Bilder verhältnismäßig viel Rechenpower, was sich auch im Stromverbrauch der Kamera niederschlägt.  Der mitgelieferte Satz Alkali-Einwegbatterien war bei uns jedenfalls bereits nach fünf Bildern leer, obwohl Minolta auf einem Beipackzettel rund 50 Aufnahmen mit Alkali-Batterien verspricht. Die Anschaffung mindestens eines Satzes NiMH-Hochleistungsakkus (min. 1.600 mAh) samt Ladegerät oder eines externen Akkupacks (Minolta bietet mit dem EBP-100 einen solchen als optionales Zubehör an) ist also unabdingbar. Mit diesen Lösungen kommt man – je nach Aufnahmebedingungen – auf ca. 100 bis 200 Bilder. Nichtsdestotrotz könnte man sich wünschen, dass Minolta die Dimâge 7 gleich mit einem leistungsstarken Lithiumionen-Akku ausgerüstet hätte. Doch die Wahl, auf vier AA-Zellen zur Stromversorgung zurückzugreifen, hat zumindest den Vorteil, dass man auf keine herstellerspezifischen Akkus angewiesen ist.

Die hohe Auflösung macht sich aber auch anders bemerkbar: Auf dem hinteren 1,8" LCD-Farbbildschirm werden im Wiedergabemodus bei Vollbildanzeige die Bilder leicht unscharf wiedergegeben. Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen könnte sein, dass die Kamera die Bilder zur Wiedergabe sehr stark herunterrechnen muss (was praktisch immer mit einem Schärfeverlust verbunden ist), aber aus Zeit- und/oder Energiespargründen darauf verzichtet, die Bilder nachzuschärfen. Jedenfalls muss man, um nachträglich die Schärfe eines Bildes zu beurteilen, mit der Lupenfunktion in das Bild hineinzoomen; mit steigender Vergrößerung schwindet auch der Unschärfeeindruck (jedenfalls wenn die Bilder auch wirklich scharf aufgenommen sind).

Frei positionierbarer Autofokus-Messpunkt

Für die richtige Bildschärfe sorgt u. a. das Autofokus-System der Dimâge 7. Dieses bietet einen bei Digitalkameras noch nicht gesehenen Bedienungskomfort. Im normalen Betriebsmodus stellt die Kamera innerhalb eines von zwei eckigen Klammern im Sucher symbolisierten AF-Bereiches mit Hilfe von vier Fokussensoren scharf (links, Mitte horizontal/vertikal, rechts). Nach erfolgreichem Scharfstellen wird der verwendete Fokussensor kurz mit einem roten Rechteck im Sucher oder auf dem Monitor symbolisiert. Der AF-Bereich ist weit genug, um auch nicht ganz mittige Motive zu erfassen. Der Knüller ist jedoch der frei positionierbare Spot-Autofokus-Punkt: Ein Druck auf das Cursorpad neben dem LCD-Bildschirm und das AF wechselt in den sogenannten FlexFocus-Modus. Hier wird ein Fadenkreuz auf dem LCD-Bildschirm bzw. im Sucher eingeblendet, der mit demselben Cursorpad in alle Richtungen bewegt werden kann. So kann man den Fokussierpunkt an eine beliebige Stelle auf dem Bild platzieren, so dass die Scharfeinstellung auch dort erfolgt wo man es sich wünscht. Leider ist der Autofokus nicht unbedingt von der schnellsten Sorte. Besonders bei schwachen Lichtverhältnissen neigt der Autofokus zum "Pumpen". Das ist nicht zuletzt auf das fehlende AF-Hilfslicht zurückzuführen. Hier hat Minolta an der falschen Stelle "Pfennigfuchserei" betrieben. Unter normalen Lichtbedingungen ist die AF-Geschwindigkeit in der oberen Mittelklasse unter den Digitalkameras anzusiedeln; mit dem schnellen AF-System von Kleinbild-Spiegelreflexkameras kann die Dimâge 7 aber auf keinen Fall mithalten. Kleiner Tipp: Dem Autofokus ein bisschen auf die Sprünge helfen kann man, indem man den FlexFocus-Modus aktiviert. Minolta Dimage 7 - linke Kameraseite [Foto: MediaNord] Das erspart der Kamera das Ermitteln des richtigen Fokussierpunktes und somit wertvolle Rechenzeit. Bei sehr schnellen Motiven kann man sogar den Fokussierpunkt in der Bildmitte lassen und die Schärfe speichern, was einem die Zeit, den Cursor bzw. das Fadenkreuz zu bewegen und genau zu platzieren, ebenfalls erspart. Alternativ kann man auch den Fokus auf manuell schalten; die Fokussierung erfolgt dann über einen schmalen Drehring am hinteren Objektiv-Ende. Dabei werden die Linsengruppen aber nicht direkt bewegt; vielmehr handelt es sich dabei um eine motorunterstützte Fokussierung nach dem "Fly-by-wire"-Prinzip.

Im normalen Betriebsmodus liegt die Nahgrenze bei 50 cm. Ein Makromodus ist bei der Dimâge 7 selbstverständlich ebenfalls vorhanden, mit dem die Nahgrenze auf 25 cm sinkt. Der Makro-Modus arbeitet nur bei Telebrennweiten zwischen 175 und 200 mm, kleinere Brennweiten sind dann mechanisch blockiert. Einige andere Digitalkameras erlauben es, bis auf 1-2 cm an das Objekt heranzugehen, dies allerdings oft nur in Weitwinkel-Stellung des Zoomobjektivs.  Durch den Makro-Modus in Telestellung gelingt es der Minolta zumindest 4 cm hohe Objekte im Querformat ganzflächig aufzunehmen, das schaffen viele andere Kameras wiederum nur unter Zuhilfenahme von Nahlinsen oder eines Telekonverters. Andererseits verhindert die nicht vorhandene Makrofähigkeit in Weitwinkel-Stellung auch den Einsatz einiger Weitwinkel-Konverter (z. B. Sony VCL-MHG07), die eine auf Makro umgeschaltete Kamera erfordern. Doch den erfreulich weiten – und in der Kleinbildfotografie sehr beliebten – Brennweitenbereich von 28 bis 200 mm (entspr. Kleinbild) schafft die Minolta Dimâge 7 dank ihres 7-fach Zoomobjektivs bereits ganz ohne Konverter.

Scharfeinstellung und Bildgestaltung erfolgen bei der Aufnahme wahlweise über den hinteren 1,8"-LCD-Farbbildschirm oder über den elektronischen Videosucher. Sehr praktisch ist die (bei Bedarf ausschaltbare) Eye-Start-Funktion: Sobald man das Auge an den Sucher führt, schaltet die Kamera automatisch vom LCD-Monitor auf den LCD-Sucher um. Der Videosucher ist übrigens (dank neuer Darstellungstechnik) um Klassen besser als bei der Miniatur-LCD-Konkurrenz (Olympus C-2100 und C-700 Ultra Zoom, Fujifilm FinePix 4900 und 6900 Zoom, Sony MVC-CD1000/FD-97/FD-95) und übertrifft im subjektiven Qualitätseindruck sogar noch den schon recht brauchbaren Sucher der Canon PowerShot Pro90 IS. Hauptsächlich resultiert dieser Eindruck aus den bei den neuen Dimâge-Modellen praktisch nicht vorhandenen Abständen zwischen den einzelnen Leuchtpunkten, die bei den Konkurrenzmodellen schwarz bleiben und so zum "Bildpünktchen-zählen" verleiten. Schaut man genauer hin, sieht man aber auch bei diesem LCD-Sucher die einzelnen Bildelemente in Form von Ecken und Kanten oder Treppenstufen an diagonalen Linien.  Damit ist auch dieser Video-Sucher nicht hochauflösend genug für eine genaue Schärfekontrolle. Die Qualität reicht zwar aus, um grob beurteilen zu können, ob das Bild scharf ist oder nicht; eine präzise Schärfekontrolle, wie man sie beim manuellen Scharfstellen benötigt, ist aber kaum möglich. Bei sehr schwachem Minolta Dimage 7 - Rückseite [Foto: MediaNord] Licht schaltet übrigens der Videosucher von Farb- auf Schwarzweiß-Wiedergabe um. Im monochromen Wiedergabemodus lässt sich im Videosucher die Schärfe generell auch ein klein bisschen besser beurteilen – schade, dass die Umschaltung nur automatisch (und nicht auch auf Benutzerwunsch) erfolgt. Für Aufnahmen z. B. aus sehr niedrigen Perspektiven lässt sich der Sucher um 90 Grad nach oben schwenken.

Was bleibt noch über die Dimâge 7 zu sagen? Auch wenn die Kamera vom äußeren Erscheinungsbild her nicht jedermanns Geschmack ist, liegt sie gut in der Hand. Der Handgriff könnte sicherlich etwas weiter ausgeformt sein und einige Benutzer beklagen eine gewisse Linkslastigkeit der Kamera. Beides hätte der Hersteller leicht verbessern können, wenn er die Batterien nicht unterhalb des Objektivs, sondern im Handgriff untergebracht hätte (so wie es fast alle anderen Hersteller tun). Sonst ist die Kamera aber in Sachen Ergonomie nahezu perfekt. Die Bedienelemente sind logisch und ergonomisch angelegt und der Zugriff auf die wichtigsten Funktionen erfolgt schnell und bequem, ohne Fingerakrobatik, mehrfach belegte Knöpfe oder lange Ausflüge in verschachtelte Kameramenüs. Leider sind sämtliche Tasten und Schalter wackelig und Minolta Dimage 7 - Oberseite [Foto: MediaNord] wirken ziemlich billig und die rechte Öse für den Tragegurt ist so platziert, dass dieser den Zugang zur Speicherkartenabdeckung behindert. Auch die silberne Gehäuselackierung erwies sich bereits im kurzen Redaktionsalltag, den die Dimâge 7 bisher erlebte, als wenig abriebfest.  Bereits nach einem einstündigen Spaziergang, bei dem die am Tragegurt um die Schulter getragene Kamera an der Kleidung scheuerte, waren deutliche Gebrauchsspuren am Batteriefach-Deckel zu erkennen. All dies sind aber eher "Schönheitsfehler", zwar ärgerlich und einem 3.000-DM-Produkt nicht angemessen, letztlich aber wohl nicht entscheidend.

Die Kamera ist sowohl für anspruchsvolle Digitalfotografen (dank zahlreicher Eingriffsmöglichkeiten in die Belichtungssteuerung und -messung, erweiterter Belichtungsfunktionen, Systemblitz-Zubehörschuh, 49 mm-Filtergewinde und sonstigen kreativen Funktionen) als auch für den "blutigen" Anfänger (dank Vollautomatik und Motivprogrammen, integriertem Pop-Up-Miniaturblitz und leichter Bedienung) geeignet. Leider fielen den Sparmaßnahmen von Minolta aber auch einige sinnvolle Ausstattungsdetails wie z. B. das AF-Hilfslicht oder die Kompatibilität mit der drahtlosen TTL-Blitzsteuerung von Minolta-Blitzgeräten zum Opfer, so dass die Dimâge 7 "Extremanwendungen" vorenthalten bleiben. Die "bescheidene" AF-Geschwindigkeit, die für einige Zwecke etwas zu langsame Bildfolgerate im Serienbildmodus und der verhältnismäßig hohe Stromverbrauch könnten semi-professionelle User dazu verleiten, noch etwas mehr Geld in eine digitale Spiegelreflexkamera zu investieren. Doch Minolta macht kein Geheimnis daraus, dass die Dimâge 7/5 auch nicht für Profis, sondern für Fotoamateure entwickelt wurde und erfüllt somit das selbstgeschriebene "Lastenheft" mit Bravour. Eines hat Minolta auf jeden Fall geschafft: Die Messlatte für die Konkurrenz ein gutes Stück höher zu setzen.

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