Kompaktkamera

Testbericht: Fujifilm DS-330

1999-04-21 Ab sofort nehmen wir für Sie in der neuen Rubrik Praxis-Test die interessantesten Digitalkamera-Spitzenmodelle ausgiebig unter die Lupe. Wir starten mit der Fujifilm DS-330, einem der derzeit teuersten und professionellsten Geräte in unserer Marktübersicht.  (Jan-Markus Rupprecht)

Fujifilm DS-330 mit LCD-Sucher LV-D3 [Foto: MediaNord]Das Vorgängermodell DS-300 war überhaupt die erste wirklich professionelle Digitalkamera unterhalb der über 10.000 DM teuren Spiegelreflex-Systemkameras. Als reine Sucherkamera ohne eingebauten LCD-Monitor konstruiert, ist der optische Sucher der Fujifilm DS-330 entsprechend aufwendig gebaut. LCD-Segmente überziehen das Sucherbild ganzflächig, zeigen Informationen zum Autofokus, warnen vor Über- oder Unterbelichtung und korrigieren im Nahbereich den Bildausschnitt. Ein aufgesteckter und an den aktiven Videoausgang angeschlossener LCD-Monitor ergänzt den optischen Sucher und ermöglicht eine Kontrolle des aufgenommenen Bildes auf Wunsch sogar vor der eigentlichen Speicherung auf die PC-Card (Typ II).

Der Fotograf hat alle Freiheiten

Fujifilm DS-330, LC-Display [Foto: MediaNord]    

Die Einflußmöglichkeiten des Fotografen auf die Funktion der Kamera sind scheinbar grenzenlos. Da die Einstellungen mangels integriertem LCD-Monitor nicht komfortabel über eine Menüstruktur durchgeführt werden können, muß sich der Benutzer aber mit kryptischen Abkürzungen auf der LCD-Anzeige begnügen (das im Foto links dargestellte "LIUE 30" besagt beispielsweise, daß der Videoausgang nach Antippen des Auslösers 30 Sekunden lang ein Live-Videobild liefert). Ohne ausgiebiges Studium der allerdings exzellenten Bedienungsanleitung bleiben dadurch viele Funktionen unbenutzbar. Damit ist die Fujifilm keine Kamera für die gelegentliche Anwendung oder für wechselnde Benutzer.

Profis finden in der Fujifilm DS-330 jedoch ein adäquates Arbeitsgerät, das besonders im Studio seine Stärken entfaltet. Wenn dort ein großer Videomonitor zur Voransicht dient und die Kamera mit der optionalen Erweiterungseinheit EU-D3A per SCSI-Schnittstelle direkt an den Bildbearbeitungs-PC angebunden wurde, ist flüssiges und komfortables Arbeiten garantiert. Für gelegentlichen Einsatz außerhalb des Studios ist dennoch keine zweite Kamera erforderlich. Der Fotograf arbeitet mit seiner gewohnten DS-330, ersetzt lediglich den großen Fernsehmonitor durch den auf den Blitzschuh gesteckten LCD-Sucher LV-D3. Durch seine eigene Stromversorgung mit zwei Mignon-Batterien erwies sich dieser in unserem Testbetrieb übrigens als Batterie-Killer. Das separate Ausschalten des LCD-Suchers unabhängig von der Kamera war für uns doch sehr ungewohnt und wurde häufig vergessen – so haben wir unbeabsichtigt manchen Batteriesatz geopfert. Hier hätten wir uns einen Automatik-Modus gewünscht, der den Monitor automatisch abschaltet, wenn er kein Video-Eingangssignal mehr registriert.

Das 3-fach Zoomobjektiv umfaßt den üblichen Brennweitenbereich von 35 bis 105 mm (umgerechnet auf Kleinbild) und wird mit einem gut bedienbaren Hebel mit dem Daumen gesteuert. Eigenwillig erscheint die Philosophie der Konstrukteure beim Filtergewinde. Das 40,5-mm-Gewinde der DS-330 ist in der Praxis nur eingeschränkt zu gebrauchen, da das Objektiv nicht zentriert in ihm angeordnet, sondern leicht nach oben versetzt ist. Bei einfachen, planen Filtern führt dies noch nicht zu Problemen; Fujifilm DS-330 Frontansicht [Foto: MediaNord]die Verwendung von Nahlinsen ist aber bereits kritisch und an Vorsatzobjektive ist gar nicht zu denken, da hierbei deren Strahlengänge nicht mit dem Objektiv der Kamera übereinstimmen. Eine Erweiterung des Anwendungsgebietes durch optisches Zubehör ist also weitgehend ausgeschlossen.

Problemloser Blitzbetrieb

Unproblematisch gestaltet sich dagegen der Betrieb mit externen Blitzgeräten. Dabei ist der serienmäßig eingebaute Blitz bereits große Klasse! Mit einer Leitzahl von 11,5 (Weitwinkel) bis 14,8 (Tele) ist er für einen eingebauten Blitz bereits recht leistungsfähig und besitzt sogar einen Zoomreflektor. Wie bei einigen aufwendigen externen Blitzgeräten verfährt der Reflektor zusammen mit dem Zoomobjektiv und paßt so den Austrittswinkel des Blitzlichts der eingestellten Brennweite an. So gibt es in Weitwinkelstellung keine dunklen Ecken und bei Teleaufnahmen verpufft die Blitzenergie nicht ungenutzt weit außerhalb des eingestellten Bildausschnittes.

Fujifilm DS-330, Detail Synchronanschluß [Foto: MediaNord]    

Zum Auslösen eines beliebigen externen Automatik-Blitzgerätes besitzt die DS-330 einen Standard-Mittenkontakt-Zubehörschuh. Soll dort weiterhin der LCD-Sucher montiert werden, kann das Blitzgerät mit einem Synchronkabel am herausgeführten Synchronanschluß an den LCD-Monitor angeschlossen werden. Wenn der interne Blitz abgeschaltet ist, wird ein extern angeschlossenes Blitzgerät dennoch ausgelöst. So kann mit externen Blitzgeräten indirekt über die Decke geblitzt oder eine Studioblitzanlage angesteuert werden, ohne daß der eingebaute Blitz "dazwischenfunkt". Eine Steuerung spezieller Systemblitzgeräte (Steuerung eines Zoomreflektors, TTL-Belichtungsmessung) gibt es bei der DS-330 nicht. Fujifilm DS-330 mit Metz 45 CL-1 [Foto: MediaNord]Da sich die Blende an der Kamera einstellen läßt, arbeitet die Kamera mit praktisch allen Blitzgeräten zusammen.

Serienbilder nur optional

Serienaufnahmen kann die Fujifilm DS-330 mit Standard-Ausstattung überhaupt nicht, nicht einmal in reduzierter Auflösung. Dazu benötigt man die oben erwähnte SCSI-Erweiterungseinheit EU-D3A, die auch als schnelle Direktverbindung zum PC dienen kann. So ausgerüstet hält die Kamera dann aber den derzeitigen Geschwindigkeitsrekord: Auch ohne direkte PC-Verbindung sind dann 12 Bilder in voller Auflösung mit einer Geschwindigkeit von 4,5 Bilder pro Sekunde möglich!

Detaillierte Informationen über die Ausstattung der Fujifilm DS-330 finden Sie im "Steckbrief" links und im ausführlichen digitalkamera.de-Datenblatt. Testbilder des Vorgängermodells DS-300 enthält unsere Rubrik ComputerFoto-Testbilder. In der Bildqualität sollten sich die beiden Modelle nicht nennenswert unterscheiden.

Kurzbewertung

  • umfangreiche Anzeigen
  • schneller Autofokus
  • sehr hoher Preis
  • umständliche Bedienung
  • groß und schwer
  • kein eingebauter Monitor

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Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Fujifilm
Modell DS-330
Preis ca. 5.300 DM
Bildauflösung
physikalisch
1.280 x 1.000
Auflösung CCD-Sensor 1.300.000
Brennweite 35 – 105 mm
Filtergewinde 40,5 mm****
Weitwinkelkonverter*
Telekonverter*
optischer Sucher
   Dioptrienausgleich
ja
Spiegelreflex
LCD-Monitor
   Auflösung
   schwenkbar
   als Sucher
   verzögerungsfrei
LCD-Sucher***
k. A.
ja
ja
ja
PAL-Videoausgang
   als Sucher
   verzögerungsfrei
ja
ja
ja
Serienbilder
   Auflösung
   Geschwindigkeit
   Anzahl
   mit Blitz
ja*
1.280 x 1.000*
4,5 Bilder/s*
12*
externer Blitz*
Programmautomatik ja
Zeitautomatik ja
Blendenautomatik ja
Manuelle Belichtung ja
TTL-Belichtungs-
messung
ja
Blitz eingebaut ja
Blitzanschluß Blitzschuh
(Mittenkontakt)
Empfohlene Blitzgeräte Automatik-
Blitzgeräte
(ISO 100, Kamerablende)
TTL-Blitzsteuerung
externer Blitz
Multitasking
Einhandbedienung** ja
Fernauslöser
Intervall-Aufnahmen
Steckplatz für
Speichermedium
PC-Card
(Typ I/II)
unkomprimierte
Speicherung
spezielles
Y-C-TIFF
Tonaufzeichnung
 
– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

* optionales Zubehör erforderlich, vom Kamerahersteller angeboten
** mindestens Zoom und Auslöser mit einer Hand bedienbar
*** mit Dioptrienausgleich
**** Objektiv nicht zentrisch, daher nicht für Vorsatzobjektive geeignet

In unserem Test verwendetes Blitzgerät: Metz mecablitz 45 CL-1 (Batterieausführung ca. 370 DM, Akku-Ausführung ca. 440 DM, Synchronkabel ca. 55 DM)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.