Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Canon EOS 7D Mark II

2014-12-10 Fünf Jahre Zeit hat sich Canon gelassen, um mit der Canon EOS 7D Mark II eine Nachfolgerin der APS-C-DSLR Canon EOS 7D auf den Markt zu bringen. Anders als es die Modellbezeichnung vielleicht vermuten lässt, handelt es bei der neuen Mark II um mehr als ein schnödes Facelift. Die EOS 7D Mark II beeindruckt auf dem Papier mit einer sehr hohen Serienbildrate, was sie gepaart mit ihrem hochentwickelten AF-System zum idealen Werkzeug für Sport- und Actionfotografen macht. Ob die Kamera dieses Versprechen einhalten kann und wie sie sich bei anderen fotografischen Aufgaben schlägt, hat digitalkamera.de im Labor und in der Praxis getestet.  (Martin Vieten)

Ergonomie und Verarbeitung Dass die EOS 7D Mark II sich vor allem an professionelle Fotografen und engagierte Amateure wendet, macht die Kamera bereits beim Auspacken klar: Rund 900 Gramm drückt sie betriebsbereit (aber ohne Objektiv) auf die Waage, damit ist sie alles andere als ein Leichtgewicht und rund 50 Gramm schwerer als die Vorgängerin. Etwas pummeliger als diese ist die neue 7D Mark II zudem, vor allem in der Tiefe wächst sie um knapp einen halben Zentimeter. In der Hand macht dieser Bolide dann aber einen überraschend leichtfüßigen Eindruck. Verantwortlich dafür sind ein hervorragend ausgeformter Handgriff sowie das superb verarbeitete Gehäuse, das auch härtestes Zupacken mit stoischer Ruhe über sich ergehen lässt.

Beim Blick durch den Sucher unterstreicht die 7D Mark II ebenfalls ihren professionellen Anspruch. Das Sucherbild deckt bei 1facher Vergrößerung (0,63fach bezogen auf Kleinbild) 100 Prozent des Sichtfelds ab, dank der aufwändigen Pentaprismakonstruktion ist es zudem sehr hell und klar. Semitransparente LCD-Anzeigen überlagern auf Wunsch das Sucherbild mit einer Vielzahl an Anzeigen – das ist fast schon EVF-Komfort bei einem klassischen Spiegelreflexsucher. Im Vergleich zum eindrucksvollen Suchersystem wirkt das Display etwas altbacken, wenngleich es bei einer 3-Zoll-Diagonalen mit 1.040.000 Bildpunkten standesgemäß hoch auflöst. Leider ist das Display fest verbaut (was seine Einsatzmöglichkeiten im Live-View-Modus beschränkt) und auch nicht berührungsempfindlich wie etwa bei der EOS 70D. So muss man etwas umständlich mit einem kleinen Joystick durch den gelungen „Quick Control“-Monitor navigieren, anstelle die gewünschte Option einfach mit einem Fingertipper aufrufen zu können.

Ansonsten wird die EOS 7D Mark II vor allem über Schalter, Regler und Knöpfe bedient – wie eine klassische DSLR eben. Auf der linken Schulter thront ein verriegelbares Moduswählrad, die rechte Schulter wird wie gehabt von einem üppigem Statusdisplay eingenommen. Auf ein übliches Daumenrad verzichtet die EOS 7D Mark II, stattdessen weist sie ein großes, Canon-typisches Schnellwahlrad auf. Die Auswahl der vielfältigen Autofokusoptionen (mehr dazu im Abschnitt Objektiv) erleichtert ein neuer Hebel auf dem Rücken der Kamera, der auch beim Blick durch den Sucher gut erreichbar ist. Die wichtigsten Bedienelemente lassen sich mit dem Lock-Schalter sperren; welche, kann man festlegen. Die Abblendtaste ist übrigens bei der EOS 7D Mark II in die Kuhle zwischen Handgriff und Objektiv gewandert, wie es bei vielen anderen Kameraherstellern Standard ist. Dank der mehr als großzügigen Ausstattung mit Bedienelementen wird bei der EOS 7D Mark II nur selten ein Gang ins Hauptmenü nötig. Falls doch einmal, findet man sich gut darin zurecht. Canon hat die Menübefehle übersichtlich in verschiedene Register sortiert, die ihrerseits nochmals in Unterregister aufgeteilt sind – verwirrend lange Listen vermeidet die Kamera so geschickt.

Praktisch die gesamte linke Seite der Kamera wird von einem üppigen Anschlussterminal eingenommen, das sich unter zwei dicht schließenden Gummiklappen verbirgt. Überhaupt ist die EOS 7D Mark II laut Canon nochmals besser gegen Staub und Witterungseinflüsse abgedichtet als ihre Vorgängerin. Das unterstreicht auch die massive Klappe auf der rechten Kameraseite, unter der sich je ein SD-/SDHC-/SDXC- und ein CF-Kartenfach verbergen. Gegen diese Vielfalt wirkt die Unterseite geradezu spartanisch, hier befinden sich lediglich ein Akkuschacht sowie ein Stativgewinde, das korrekt in der optischen Achse angeordnet ist.

Ausstattung Man muss in der Ausstattungsliste der EOS 7D Mark II schon lange suchen, um vielleicht auf die eine oder andere Lücke zu stoßen. Am ehesten werden noch weniger versierte Fotografen Grund zur Klage haben – die EOS 7D Mark II bietet keine frei wählbare Motivprogramme. Ganz im Regen stehen lässt sie aber auch Novizen nicht, denn eine Vollautomatik hat sie immerhin an Bord. Diese nimmt einem wirklich jede Entscheidung ab, sogar ob der Blitz ausgelöst wird oder nicht; bei Actionmotiven schaltet die Vollautomatik selbständig auf den Verfolgungs-AF (AI Servo AF) um. Nicht nur der Gelegenheitsfotograf wird sich darüber freuen, dass die EOS 7D Mark II mit einer HDR-Automatik ausgestattet ist und ferner mit einer der Möglichkeit zur Mehrfachbelichtung einer Aufnahme aufwartet. Anderseits verzichtet die Kamera auf eine Panorama-Automatik, ebenso auf reißerische Bildeffekte.

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Für ambitionierte Fotografen schüttet die EOS 7D Mark II geradezu ein Füllhorn an Funktionen aus. So erlaubt sie etwa den Modus M in Verbindung mit der ISO-Automatik, sodass bei fest vorgegebener Zeit-/Blendenkombination weiterhin eine automatische Belichtungssteuerung möglich ist. Ferner blendet die EOS 7D Mark II rechts im Sucher eine Belichtungswaage im Stile der 1D-Serie ein. Für die ISO-Automatik lässt sich die Ober- und Untergrenze definieren, wahlweise kann man auch eine maximale Verschlusszeit vorgeben, ab der die Kamera die ISO-Empfindlichkeit erhöht.

Canon verspricht für die EOS 7D Mark II eine Serienbildrate von bis zu 10 Fotos pro Sekunde (fps), bei Aufnahmen im JPEG-Format soll sie das Tempo sogar durchhalten, bis die Speicherkarte voll ist. Im Test löste die Kamera das Versprechen zwar nicht ganz ein, zeigte aber dennoch eine beeindruckende Leistung: Die EOS 7D Mark II rattert los wie eine Nähmaschine und schießt anfangs 9,5 fps in JPEG beziehungsweise 9,6 fps in Raw. Trotz einer schnellen UDMA-7-CF-Karte brach die Serienbildrate nach 111 Aufnahmen (oder knapp zwölf Sekunden) auf immer noch eindrucksvolle 6,0 fps im Dauerlauf ein. Bei Aufzeichnung im Raw-Format war allerdings der interne Puffer bereits nach 23 Fotos voll und es ging deutlich gemächlicher mit 2,6 fps weiter. In der Praxis überzeugen konnte bei Actionaufnahmen auch der schnelle Schwingspiegel, der das Sucherbild nur für die Dauer eines Wimpernschlags verdunkelt. Für Aufnahmen unter Kunstlicht hat Canon die EOS 7D Mark II mit einer speziellen Flacker-Reduzierung (abschaltbar) versehen. Sie sorgt dafür, dass alle Fotos einer Serie gleichmäßig belichtet werden und dieselbe Farbanmutung erhalten – auch diese Neuerung konnte in der Praxis voll überzeugen. Auf dem Weg zur echten Sport- und Actionkamera muss jetzt nur noch der Autofokus bei den hohen Bildraten mithalten – wie es darum bestellt ist, steht im Abschnitt Objektiv.

Für den Fall, dass das Umgebungslicht nicht ausreicht, hat die EOS 7D Mark II einen Blitz an Bord. Er ist mit Leitzahl 12 für ein integriertes Blitzgerät recht potent und macht in vielen Situationen ein externes Blitzgerät entbehrlich. Sollte die Umgebungshelligkeit für den Autofokus zu gering sein, assistiert der Bordblitz mit einer Blitzsalve. Natürlich weist die EOS 7D Mark II auch einen Systemblitzschuh auf, falls einmal mehr Leistung gefordert ist. Das Blitzsystem von Canon bietet alle nur erdenklichen Funktionen, etwa Vorblitze zur Reduzierung roter Augen, Blitzbelichtungskorrektur oder Langzeitzeitsynchronisation, auch auf den zweiten Vorhang. Die kürzestmögliche Blitzsynchronzeit beträgt 1/250 Sekunde.

Fortsetzung auf Seite 2

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