Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Canon EOS 350D

2005-04-01 Die Töchter aus dem Hause Canon sind gefährliche Gespielinnen. Schnell ist man ihren Reizen erlegen, und beim Verführen besonders erfolgreich war die EOS 300D. Doch nun bekommt sie aus den eigenen Reihen Konkurrenz und wird von Canons Jüngster in Rente geschickt. Die Neue heißt EOS 350D und hat im Vergleich zu ihrer prominenten Vorgängerin die Künste der Verführung noch einmal perfektioniert. Wir haben mit der EOS 350D den Beziehungstest gemacht und wollen verraten, ob sie für eine kurze Affäre oder eher für eine längerfristige Beziehung taugt.  (Yvan Boeres)

Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]Mit einem 8-Megapixel-Bildwandler geschmückt, deutlich schnelleren "Reflexen" versehen und einer weniger "zickigen" bzw. einschränkenden Natur beschenkt, lockt die neue EOS 350D aus dem Hause Canon vor allem diejenigen, die nicht so einen teuren Geschmack haben. Canons Jüngste ist kleiner als ihre Geschwister, aber fein und oho will sie auf jeden Fall sein. Ob sie das ist oder ob sie eher zu ehrgeizig ist, wollen wir auf den folgenden Seiten herausfinden. Dabei haben wir viel zu erzählen, denn dieser (Test-)Bericht ist einer der umfangreichsten und tiefgründigsten, den wir je veröffentlicht haben. Nicht nur weil es viel zur EOS 350D zu schreiben gibt, sondern auch, weil Canon uns viele kleine offene Geheimnisse über sie "gesteckt" hat. Was es so alles über unseren "Date" mit der EOS 350D zu berichten gibt, haben wir sowohl im nachfolgenden Text als auch im nebenstehenden Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und in einer aktualisierten Version unseres digitalkamera.de-Datenblattes zu dieser Kamera festgehalten. Als hilfreiche Ergänzung dazu bieten wir das DCTau-Testprotokoll, das diesem Test bei der Beurteilung der Bildqualität zugrunde lag, zum kostenpflichtigen Abruf (bzw. im Abo) an.

Ergonomie/Verarbeitung  

Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]   

   Canon EOS 350D Größenvergleich mit Canon EOS 300D [Foto: MediaNord]

Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]
 
  

Optik  Wer mit seiner EOS 350D ausgehen will, sollte natürlich dafür sorgen, dass sie dem Anlass entsprechend mit dem passenden Objektiv "bekleidet" ist. Bei der Wahl der Objektive gibt sie sich dabei nicht wählerisch, da sie sich sowohl mit den hauseigenen Objektiven der EF-Serie als auch mit kompatiblen Fremdfabrikaten (z. B. von Sigma, Tamron oder Tokina) einlässt. Allein schon im Hause Canon deckt die gesamte Objektiv-"Kollektion" einen Brennweitenbereich von 10 bis 1.200 mm (Nennbrennweite) ab, wobei man bei der EOS 350D die Brennweitenangabe am Objektiv mit 1,6 multiplizieren muss, um die dem Bildwinkel entsprechende Brennweite bei Kleinbild-Verhältnissen zu errechnen. Diverse Technologien finden bei den Canon-Objektiven (und z. T. auch bei den Fremdobjektiven) Verwendung. Hinter der Abkürzung USM verbergen sich Objektive mit schnellem und flüsterleisem Ultraschallmotor, wobei im Objektivprogramm von Canon nur die hochwertigeren USM-Objektive mit den Ring-USM-Motoren ausgestattet sind, die es erlauben, manuell in den Fokussiervorgang einzugreifen, ohne den AF/MF-Schalter umzulegen. Das Kürzel IS auf manchen Canon-Objektiven deutet darauf hin, dass ein optischer Bildstabilisator eingebaut ist. Weiterhin gibt es bei Canon u. a. noch so genannte TS-E-Objektive (TS steht für Tilt-Shift) mit Korrekturmöglichkeiten für Schärfeebene und/oder Perspektive, DO-Linsen (DO steht für "Defractive Optics") mit spezieller Linsentechnologie für kompaktere und leichtere Objektive und – nicht zu vergessen – die renommierte L-Serie, welche die höchste Güteklasse bei Canon-Objektiven darstellt.

   Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]
Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]   

Das Autofokus-System der EOS 350D ist nahezu identisch mit dem ihrer Vorgängerin: Die EOS 350D und die EOS 300D machen vom gleichen TTL-CT-SIR-Modul (auch ein C-MOS-Sensor wie der Bildwandler) Gebrauch. Von der Zahl und Anordnung der AF-Felder ist der Autofokus der 350D und 300D ebenfalls identisch (jeweils 2 Sensoren links und rechts von der Bildmitte, 1 Kreuzsensor in der Bildmitte, jeweils 1 Sensor über- und unterhalb der Bildmitte); in beiden Fällen reicht die Empfindlichkeit bzw. der Ansprechbereich von IL 0,5 bis IL 18 bei ISO 100. Eine einwandfreie Funktion des Autofokus ist bei voller Messfeldzahl erst ab einer Objektivlichtstärke von F5,6 (F2,8 für das zentrale Messfeld) gewährleistet. Hier zeigt sich die größte Konkurrentin der EOS 350D, die Nikon D70, leistungsfähiger, da deren Multi-CAM900-Modul bereits ab IL -1 die Schärfe findet. Dafür hat die D70 aber auch nur 5 AF-Messfelder. Wie dem auch sei: Reichen bei der EOS 350D das Licht bzw. die Motivkontraste nicht aus, muss man den Blitz hochklappen, der mit einer Blitzsalve genügend Licht für die Scharfstellung liefert. Das ist weder praktisch noch diskret. Wenigstens unterstützt die EOS 350D den Rotlicht-Messstrahl externer Blitzgeräte (wie z. B. der Systemblitzgeräte der Speedlite-EX-Serie von Canon), der wesentlich weniger stört.

   Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]
 
   Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]

Blitz  Von der Verführerin zur "Königin der Nacht" wird die EOS 350D, wenn man den eingebauten Blitz aktiviert oder ein externes Blitzgerät anschließt. Zwar fühlt sich die kleine DSLR dank ausgeprägter Rauschfreiheit bei hohen Lichtempfindlichkeitsstufen auch ohne Zuschaltung eines Blitzes ganz wohl, aber es gibt auch Fälle, wo bei schwachen Lichtverhältnissen Licht ins Dunkel gebracht werden muss. Zu diesem Zweck verfügt die EOS 350D serienmäßig über einen im Sucherkasten integrierten Miniatur-"Lichtspender" mit einer Leistung von Leitzahl 13. Der Bordblitz springt im Vollautomatikmodus (grünes Rechteck) und in diversen Motivprogrammen automatisch aus der Ruhestellung heraus, sobald es die Lichtverhältnisse erfordern; in den "kreativen Modi" (P, Av, Tv, M) muss man den Blitz manuell per Knopfdruck an der Kameravorderseite entriegeln. Im Vergleich zur EOS 300D ist bei der EOS 350D der Abstand zwischen dem Reflektor des eingebauten Blitzes und der optischen Achse um 5 mm vergrößert worden. Das verringert vor allem Abschattungseffekte bei der Verwendung von voluminösen Objektiven bzw. von Objektiven mit überdimensionaler Sonnenblende, aber – in geringem Maße – auch das Risiko des Rot-Augen-Phänomens. Letzteres versucht die EOS 350D zusätzlich durch das Aufleuchten eines kleinen "Scheinwerfers" (Lampe zwischen Objektiv und Handgriff) weiter zu reduzieren. Da das grelle Licht aber alles andere als diskret ist und jeglichen Versuch, spontane Schnappschüsse zu machen, zunichte macht, empfiehlt es sich, die Rot-Augen-Verrringerungsfunktion ausgeschaltet zu lassen und nur bei akuter Notwendigkeit im Menü einzuschalten. Allgemein zeigt der interne Blitz aber keine Schwächen: Abschattungseffekte gibt es nur bei übergroßen Objektiven, die Blitzabdeckung ist sonst sehr gut, und die Farbtemperatur des Blitzlichtes ist absolut neutral. Auch an Funktionen und Einstellungen fehlt es nicht. So kann man nicht nur die erwähnte Rote-Augen-Korrekturfunktion ein- und ausschalten sowie auf eine Blitzbelichtungskorrektureinstellung zurückgreifen, sondern bei der Blitzlangzeitsynchronisation neuerdings auch via Individualfunktion die Synchronisation auf dem 2. Verschlussvorhang kameraseitig erzwingen. Bei der EOS 300D wurde letztgenannte Funktion nur über entsprechend ausgestattete Systemblitzgeräte (z. B. 550 EX und 580 EX) erschlossen.

Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]   

Neu ist beim Blitzen mit der EOS 350D auch, im Zusammenspiel mit dem neuen Systemblitzgerät Speedlite 580 EX Informationen über die Farbtemperatur des gerade gezündeten Blitzes vom Blitzgerät beziehen und auswerten zu können, so dass die Kameraelektronik den Weißabgleich dementsprechend korrigieren kann. Andere Blitz-Sonderfunktionen wie z. B. die Blitz-Messwertspeicherung (FEL), die (leistungssenkende) Blitz-Kurzzeitsynchronisation und die drahtlose E-TTL-Blitzsteuerung wurden bereits mit der ersten E-TTL-Generation erschlossen und bleiben selbstverständlich auch in der zweiten "Ausbaustufe" des E-TTL-Systems erhalten. Leider ist beim drahtlosen Blitzen aber immer noch ein Master-Gerät (550EX, 580EX, ST-E2 Transmitter) zum Ansteuern der anderen Blitzgeräte bzw. Blitzgruppen erforderlich; der eingebaute Blitz der EOS 350D besitzt keine Steuerfunktion. Bleibt noch zu erwähnen, dass die normale Blitzsynchronzeit bei max. 1/200 s liegt; eine PC-Synchronbuchse u. a. zum Anschluss von Studioblitzgeräten besitzt die EOS 350D nicht. Die Blitztechnik liegt jedenfalls bei der EOS 350D auf dem neuesten Stand der (Canon-)Technik und dürfte auch den höchsten Ansprüchen gerecht werden.

   Schema des Canon Tiefpassfilters [Foto: MediaNord]
Bildqualität  

Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]   

Gut, dass das im Set mitgelieferte Objektiv (EF-S 18-55 mm 1:3,5-5,6) nicht ganz so hoch auflöst wie z. T. wesentlich teurere Linsen (z. B. der L-Serie) und so die Artefaktwiedergabe etwas dämpft. Am höchsten ist die Auflösung der 350D-/Setobjektiv-Kombination am Weitwinkel-Ende, wobei sie mit zunehmendem Abstand von der Bildmitte progressiv abfällt. Besorgniserregend ist der Auflösungsverlust aber nicht. Bei mittlerer Brennweite und am Tele-Ende ist die Auflösung hingegen über das ganze Bild hinweg konstant. Die Auflösung ist allerdings in der kurzen und mittleren Brennweite auch sehr stark davon abhängig, in welche Richtung gewisse Bildteile bzw. Strukturen verlaufen. Leichte Streuungen in den Farbkanälen (ein Zeichen von Farbfehlern) treten in diesem Brennweitenbereich auf; in oberen Brennweitengefilden ist die Bildwiedergabe viel homogener. Ein besonderes Augenmerk legt Canon auf die Beseitigung von Moiré-Effekten. Die EOS 350D verwendet dazu, Canon-eigenen Angaben zufolge, einen aus mehreren Schichten aufgebauten Tiefpassfilter (siehe Diagramm). Ein erster Filter (dem ein Schutzglas zur Reflektion von Infrarotstrahlen vorgesetzt ist) polarisiert und verschiebt das einfallende Licht vertikal im Abstand von einem Pixel. Um das Licht dann horizontal teilen zu können, muss die Polarisation wieder aufgehoben werden. Dies geschieht durch einen zweiten Filter, bekannt als Phasenplättchen. Dahinter ein IR-Sperrfilter, um Restanteile von Infrarotlicht auszufiltern, gefolgt von einem dritten Tiefpassfilter. Auf dieser Ebene wird das Licht ein zweites Mal polarisiert, diesmal in horizontaler Richtung. Das einfallende Licht wird auf diese Weise präzise um einen Pixel in die horizontale und vertikale Richtung gespreizt; die resultierende gezielte Unschärfe beseitigt den Moiré-Effekt. Die Unschärfe kompensiert die EOS 350D dann softwaremäßig mit tatkräftiger Unterstützung des DiGIC-II-Signalprozessors.

   Schema Mikrolinsen [Grafik: Canon]

In der Theorie hört sich das alles so an, als ob die EOS 350D die rauschärmste aller Digitalkameras sein müsste. Die Messungen unseres Testlabors belegen aber, dass das Rauschen für eine 8-Megapixel-Kamera ganz gut sein mag, aber die EOS 350D erreicht weder die vorbildliche Rauscharmut der großen Schwester EOS 20D noch die der vergleichsweise niedrig auflösenden Vorgängerin EOS 300D. Das insgesamt niedrige bis mittelstarke Rauschen ist in Bildpartien mittlerer Helligkeit am stärksten. Dem Auge fällt das Bildrauschen aber eher in hellen Haut- oder Himmelpartien auf. Eine besondere Ausprägung zu monochromem Helligkeitsrauschen oder zu Farbrauschen besitzt die EOS 350D nicht; beide Anteile sind in etwa gleich hoch. Wesentlich überzeugender als das Rauschverhalten ist die Verträglichkeit mit hohen Bildkontrasten. Kontrastunterschiede von bis zu 8,8 Blendenstufen sind für die Elektronik der EOS 350D kein Problem, und die Tonwertwiedergabe (in 250 von 256 möglichen Helligkeitsstufen) ist so "weich" gewählt, dass es selbst bei schwierigen Motiven kaum "ausfressende" Lichter und/oder "absaufende" Schatten auf den Bildern gibt. Bildpartien mittlerer Helligkeit werden ihrerseits mit etwas mehr Kontrast wiedergegeben.

Canon EOS 350D [Foto: MediaNord]   

Sonstiges/besondere Funktionen  Als Spiegelreflexkamera für Einsteiger besitzt die EOS 350D zahlreiche Funktionen, die dem Anfänger das Fotografieren erleichtern sollen. Eine Vollautomatik bietet die Mini-DSLR genauso wie die – für eine solche Kamera – fast schon obligatorischen Motivprogramme (Porträt, Landschaft, Nahaufnahmen, Sport/Action, Nachtporträt, Aufnahmen ohne Blitz). Ganz praktisch und nur bei Canon-EOS-Kameras verfügbar ist die A-DEP-Schärfentiefeautomatik. Innerhalb des von den AF-Messfeldern abgedeckten Bildbereiches ermittelt die Kamera den nächstgelegenen und den am weitesten entfernten Punkt und versucht im Rahmen des Möglichen die Schärfentiefe so einzustellen, dass sich sie ziemlich genau zwischen diesen beiden Punkten erstreckt. Das DEP-Schärfentiefeprogramm, bei dem die Wahl der beiden Punkte nicht automatisch, sondern manuell durch aufeinander folgendes Anfokussieren des vorderen und des hinteren Schärfepunktes erfolgt, fehlt der EOS 350D jedoch. Frühere EOS-Modelle boten sowohl das A-DEP- als auch das DEP-Programm an, und es wäre wünschenswert, wenn Canon einem in Zukunft wieder die Wahl zwischen beiden Modi lassen würde. Was wir ebenfalls vermissen, ist die von einigen Kameras her bekannte Funktion zur nachträglichen Umwandlung von RAW/CR2-Aufnahmen in JPEG-Dateien und zur Verkleinerung von bereits gemachten Bildern (über den Ausschnitt und/oder die Auflösung). Das macht vor allem dann Sinn, wenn man mal schnell ein Bild drucken oder per E-Mail versenden will, da die PictBridge-Direktdruckfunktion nur den Druck von JPEGs unterstützt und man die Bilder nicht immer in voller Auflösung drucken bzw. versenden möchte. Zwar lässt die EOS 350D auch die getrennte Speicherung von RAW/CR2-Aufnahmen mit JPEG-Abbild zu, aber auf diese Weise ist selbst die "fetteste" Speicherkarte (die EOS 350D unterstützt dank FAT32-Kompatibilität auch Karten mit mehr als 2 GByte) in Nullkommanichts rappelvoll.

   Canon EOS 350D Aufnahme Einstellungen [Foto: MediaNord]
   Canon EOS 350D Wiedergabemenü 1 [Foto: MediaNord]
   Canon EOS 350D Einstellungsmenü 1 [Foto: MediaNord]
   Canon EOS 350D Einstellungsmenü 2 [Foto: MediaNord]
   Canon EOS 350D Weißabgleichsdiagramm [Foto: MediaNord]

Zu den weiteren Unterschieden zur EOS 300D gehört sicherlich auch der leistungsfähigere Serienbildmodus. Konnte man bei der 300D maximal 4 Bilder in Folge bei einer Bildfolgerate von 2,5 Bildern pro Sekunde aufnehmen, ist der Serienbildmodus der 350D nicht nur ausdauernder (14 JPEG- oder 5-RAW-Bilder in Folge), sondern auch schneller (3 Bilder/s). Das hat die "junge Wilde" dem Digital-Image-Core-Signalverarbeitungsprozessor zweiter Generation (kurz: DiGIC II) zu verdanken, der laut Canon so schnell arbeitet, dass er in der kurzen Zeit zwischen den Aufnahmen gleich mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen und so die im Pufferspeicher zwischengelagerten Bilddaten lesen, verarbeiten, komprimieren und schreiben kann. Die o. g. Werte für den Serienbildmodus sind übrigens offizielle Herstellerangaben von Canon. In der Praxis ist es so, dass die Bildfolgerate und die maximale Anzahl der Bilder, die man in Folge machen kann sehr von der Geschwindigkeit der verwendeten Speicherkarte abhängig sind. Mit einer Highspeed-Karte (SanDisk Extreme III) sind sogar die Speicherzeiten so kurz, dass immer genügend Platz im – großzügigen und effizient verwalteten – Pufferspeicher für neue Bilder übrig bleibt und man so faktisch von einem "Endlos-Serienbildmodus" reden kann.  Doch auch in anderen Punkten ist die EOS 350D mithilfe von DiGIC II schneller geworden. Die Auslösverzögerung (nach Vorfokussierung) sinkt von 128 auf 100 Millisekunden, die Dunkelphase im Sucher von 250 auf 170 Millisekunden, die Einschaltzeit von 2,8 auf 0,2 Sekunden und die Schreibgeschwindigkeit auf die Speicherkarte wurde um das 3,5-fache beschleunigt. Konsequenterweise hat Canon auch die Übertragungsrate der USB-Schnittstelle von theoretisch 1,5 MByte/s (USB 1.1) auf theoretisch 60 MByte/s (USB 2.0 Highspeed) hochgeschraubt und macht so auch hier der EOS 350D Beine.

Architekturbedingt gibt es bei der EOS 350D keine Videofunktion, aber ein Video-Ausgang zur Wiedergabe der aufgenommenen Bilder auf einem Fernseher ist vorhanden. Sonst findet man außen an der Kamera noch eine Klinkenstecker-Buchse zum Anschluss einer elektrischen Kabelfernbedienung vor, wobei die Kamera auch kabellos per optionaler Infrarot-Fernbedienung oder kabelgebunden von einem Computer aus ausgelöst und z. T. auch ferngesteuert werden kann. Funktionsseitig wären da u. a. noch die Belichtungsreihenfunktion(en), die Programm-Shift-Funktion, die einstellbaren Lichtempfindlichkeitsstufen (ISO 100-1.600), die 15 Menüsprachen, das nahezu stufenlose Wiedergabezoom (2- bis 10-fache Vergrößerung), die automatische Bildausrichtung per Orientierungssensor, die Histogrammanzeige, die Hervorhebung der Lichter/Schatten und eine Diaschau-Funktion. Eine Funktion zum Vorbereiten der Kamera auf eine Hand-Sensorreinigung fehlt auch nicht; Firmware-Updates können bei Bedarf eingespielt werden. Sicherlich haben wir die eine oder andere Funktion, die die EOS 350D noch anbietet, nicht erwähnt, doch dafür ist die Freude des EOS-350D-Besitzers beim nachträglichen Entdecken neuer Möglichkeiten dann umso größer.

Fazit  Die EOS 350D läutet eine Wende bei Canons Produktpolitik ein. Differenzierten sich die verschiedenen Kameraklassen bisher klar durch Preis, Ausstattung und Leistung, unterscheidet sich die EOS 350D hauptsächlich in Preis und Komfort von ihren großen Schwestern. Viele Funktionen und Technologien, die bisher nur den teureren Modellen vorbehalten waren, halten nun auch in der Einsteigerklasse Einzug, und auf Funktionssperren, wie man sie noch von der EOS 300D kennt, hat Canon diesmal verzichtet. Natürlich bleiben die Mittelklasse- und Profimodelle leistungsfähiger als die EOS 350D, aber nur Profis und besonders anspruchsvolle Amateure vermögen den Leistungsunterschied zu erkennen und sich vom größeren Potenzial dieser Kameras hingezogen fühlen. Wer nämlich weitere Leistungsreserven wirklich braucht, maximalen Komfort u. a. in Form kompromissloser Ergonomie sucht und wer nicht auf JPEG-Grundeinstellungen steht, die zu sehr auf Shoot-to-Print-Fotografie ausgerichtet sind, dem mag die EOS 350D eventuell eine Nummer zu klein sein.

Messwerte
Einschaltzeit ca. 0,2 s (Herstellerangabe durch Messung bestätigt)
Brennweitenverstellung
  Anzahl Stufen
  Zeit Weitwinkel bis Tele
manuell am Objektiv

Autofokus-Geschwindigkeit min. 0,1 s / ca. 0,2 s / max. 0,5 s  (abhängig von Motiv und Aufnahmebedingungen)
Auslöseverzögerung 100 ms (Herstellerangabe durch Messung bestätigt)
Blitz
  Leitzahl
 
13/12,5 (Herstellerangabe/Messung)
Batterielaufzeit > 400 Aufnahmen 
Speicherzeiten
  RAW
  JPEG
  TIFF
 
ca. 3,1 s (7 MByte)
ca. 1,1 s (2,2 MByte)

Auslösung während Speicherung möglich
Serienbilder
   Verwendete  Auflösung
   Geschwindigkeit
   Anzahl
   mit Blitz

3.456 x 2.304
ca. 3 Bilder/s (Herstellerangabe durch Messung bestätigt)
min. 14 Aufnahmen (siehe Text)
ja (bei verlangsamter Bildfolgezahl)

** im langsameren Standard-Serienbildmodus

Kurzbewertung

  • gleichzeitige RAW- und JPEG-Aufzeichnung (in getrennten Bilddateien)
  • erweiterte S/W-Funktionen (Filtereffekte u. ä.)
  • hohes Technologieniveau
  • AF-Betriebsart und Belichtungsmessart frei wählbar (im Gegensatz zur EOS 300D)
  • schnelle Reaktionszeiten (AF, Auslöseverzögerung, Einschaltzeit usw.)
  • E-TTL-II-Blitzbelichtungs-messung und -steuerung
  • Weißabgleichsdiagramm
  • enorme Objektivauswahl
  • bemerkenswerte Kompaktheit
  • exzellentes Preis-Leistungsverhältnis
  • "gebrauchsfertige" Bilder (einsteigergerechte Abstimmung der Bildaufbereitung)
  • Bildverlust bei verfrühtem Öffnen des Speicherkartenfachs
  • keine eingebauten Nachbearbeitungsfunktionen (Ausschnitts-/Auflösungsveränderung,  RAW-JPEG-Konvertierung)
  • DEP-Schärfentiefeprogramm nicht vorhanden (nur A-DEP)
  • keine Empfindlichkeitsangabe im Sucher
  • Sucherbildabdeckung und Okulargröße dürfen gerne größer ausfallen
  • keine Farbbalance-Einstellung (R-G-B-Regler)
  • keine drahtlose (E-TTL-) Blitzsteuerung mit eingebautem Blitz
  • AF-Hilfslicht über Blitzsalve
  • zu kurzer Bildwiedergabeintervall
  • Einstellungen müssen mit SET-Taste bestätigt werden
  • Grundeinstellungen nicht direkt am Status-LCD vornehmbar
  • kein "Sunshine"-LCD
  • teilweise zu starke Scharfzeichnung (Artefakte), unnatürlich hohe Farbsättigung
  • Bildrauschen nicht so niedrig wie erwartet
  • ungünstige Platzierung mancher Bedienelemente

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Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Canon
Modell EOS 350D
Preis ca. 900 EUR
Auflösung CCD-Sensor 8 Millionen Pixel
Max. Bildgröße
(Seitenverhältnis)
3.456 x 2.304
2.496 x 1.664
1.728 x 1.152
Videoaufnahme
  Auflösungsstufen   
  mit Ton
  Videoformat    
  Bildfrequenz
  Aufnahmedauer





Tonaufnahmen
  bei Video
  Sprachnotiz
 

optischer Sucher
   Dioptrienausgleich
ja
ja
Spiegelreflex ja
LCD-Monitor
  Auflösung
  drehbar
  schwenkbar  
  als Sucher
  verzögerungsfrei

115.000 Pixel



ja
Lichtmessung
  Matrix/Mehrfeld-
  Messung
  mittenbetonte 
  Integralmessung
  Spot 
  andere
 
  
Messwertspeicher
  (AE-Lock)
 
ja
 
ja
 

Selektivmessung (mit AF-Messfeld verknüpfbar)
ja
Anzeige der Belichtungswerte Sucher, LC-Statusdisplay
Programmautomatik ja
Blendenautomatik 1/4.000 bis 30 s
in 52 Stufen
Zeitautomatik Blendenein-
stellungen abhängig vom Objektiv
manuelle Belichtung
  Blende
  
  
  
  Verschlusszeit
  
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Blendenein-
stellungen abhängig vom Objektiv
1/4.000 bis 30 s
in 52 Stufen
ja
Motivprogramme
  Nachtaufnahme
  Nachtporträt
  Landschaft 
  Panorama-
  Assistent
  Sport/Action
  Porträt
  Nahaufnahmen
  weitere
 

ja
ja

 
ja
ja
ja
ja
Automatische Belichtungsreihen 3 Aufnahmen
1/3, 1/2 oder 1 LW
Empfindlichkeit
  automatisch
  manuell
 
ISO 100-400
ISO 100, 200, 400, 800, 1.600
Weißabgleich
  Automatik
  Voreinstellungen
 
 
 
  
  
  manuell   (Weißpunkt-
  speicherung)
  sonstiges
 
ja
Tageslicht sonnig, Tageslicht bewölkt, Schatten, Glühlampenlicht, Leuchtstofflampen-
licht, Blitzlicht
ja
 
 
Weißabgleichs-Belichtungsreihen,  Weißabgleichs-Feinkorrektur über Diagramm
Brennweite
  real
  Kleinbild-äquivalent
  Zoomfaktor
objektivabhängig


Lichtstärke
(Weitwinkel bis Tele)
objektivabhängig
Digitalzoom
Autofokus
  Anzahl Messfelder
  Messfeld-Wahl
  
  Einzel-AF
  kontinuierlicher AF 
  AF-Hilfslicht
ja
7
automatisch und manuell
ja
ja
ja
Naheinstellgrenze objektivabhängig
Filtergewinde objektivabhängig
Weitwinkelkonverter*
Telekonverter*
Blitzmodi
  Automatik
  manuell an
  Rote-Augen-
  Korrektur
  Langzeitsynchron.
  auf 2. Ver-
  schlussvorhang
  Blitzbelichtungs-
  korrekturfunktion
  Slave-Funktion
 
ja
ja
ja
 
ja
ja
 
+ 2 LW bis - 2 LW in 1/3 o. 1/2 Stufen
Blitzanschluss
  Blitzschuh
  
  
  
  Synchronbuchse
  int. u. ext. Blitz
  gemeins. auslösbar

TTL-Blitzschuh mit Mittenkontakt und herstellerspez. Kontakten


 
PC-Übertragung
  USB 2.0-Schnitt-
  stelle
  
  USB-Mass Storage   Class-Kompatibilität
  Firewire-
  Schnittstelle
 
Mini-B-Buchse (High-Speed-Klasse)


Kompatibilität
  PTP-Bildüber-
  tragungsprotokoll
 
ja
Video-Ausgang
  
  PAL
  NTSC
Video-Out-Klinkenbuchse
ja
ja
Akku NB2-LH
Lithiumionenakku (7,4 V, 720 mAh)
Ladezeit: ca. 90 min., Aufladung außerhalb der Kamera
Standardbatterien
einsetzbar
6x AA/Mignon über optional erhältlichen Batteriegriff BG-E3
Netzeingang 8,4 V
Speichertyp
  CompactFlash
  Microdrive-
  kompatibel
  Kopierfunktion
 
Typ I + II
ja

Selbstauslöser 10 s
Fernauslöser optional
Intervall-Aufnahmen vom PC aus über RemoteCapture-Software
Bildfeineinstellung
  Scharfzeichnung
  Bildkontrast
  Farbsättigung
  Farbton

5 Stufen
5 Stufen
5 Stufen
5 Stufen
Menüsprachen en, de, fr, nl, dk, fi, it, no, se, es, jp, cn
Wiedergabe-
funktionen
Index, Diaschau, mehrstufiges Wiedergabe-
zoom, Histogramm-Anzeige, Anzeige der EXIF-Aufnahmedaten, Anzeige der Lichter und Schatten
Bildeffekte
  Graustufen
  Sepia
  Schwarzweiß
  (2 Bit)
 
ja
ja
Druckfunktionen
  DPOF
  PictBridge
  EXIF 2.2/Print
  Epson Print Image   Matching II/III
 
ja
ja
ja
Rückstellung auf Werkseinstellung ja
Firmware-Update
durch Benutzer
ja
Einschaltzeit ca. 0,2 s
Einhandbedienung
(Zoom + Auslöser)
Gewicht (betriebsbereit) 550 g (ohne Objektiv)
 
– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

* optionales Zubehör erforderlich, vom Kamerahersteller angeboten

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.