Nik Software

Testbericht: Nik Software Color Efex Pro 3.0 von Nik Software unter der Lupe

2008-04-04 Nik Software mit Sitz in Hamburg sowie San Diego/Kalifornien und einer Entwicklungsabteilung in Lübeck bietet außer "Dfine", einem Werkzeug zur Rauschreduktion, "Nik Sharpener" mit Funktionen zum Bildschärfen und dem neuen "Viveza" zur Farb- und Lichtkontrolle als weiteres Softwareprodukt "Color Efex Pro" an. Mit 52 Filtern und mehr als 250 Effekten ausgestattet, ist die Version 3.0 dieses Programms ein Werkzeug zur selektiven, also gezielten Retuschierung, Farbkorrektur und für weitere kreative Bearbeitungen von digitalen Fotos ohne Masken, Ebenen oder Auswahlen über Niks patentierte "U-Point"-Technologie. digitalkamera.de hat die neue Version 3.0 in einem Praxistest einmal unter die Lupe genommen.  (Harm-Diercks Gronewold)

Nik Colorefex 3.0 Pro – Schnellwahlpalette [Foto: MediaNord] Color Efex Pro 3.0 wird in drei Paketen angeboten: Standard, Select oder Complete Edition. In jedem Fall erhält man herkömmliche und stilisierende Filter, die praktisch unbegrenzte Möglichkeiten zur schnellen und einfachen Verbesserung und Transformation von Bildern bieten. Wir hatten die Complete Edition im Test. Was diese Version von den übrigen unterscheidet und ob das Plug-in Handarbeit ersetzen kann, wollten wir ebenfalls herausfinden.

Der aufmerksame Beobachter stellt fest, dass die Neuauflage 3.0 von Color Efex "nur" noch 52 Effekte beinhaltet und nicht 75 wie die Vorgängerversion 2.0. Warum 23 weniger? Nun, das liegt daran, dass Nik einige Effekte zusammengefasst und mehrere unter einem Namen gebündelt hat, nicht etwa an der Tatsache, dass nun einige fehlten. Tatsächlich wurden sogar einige neue Filter implementiert, z. B. der geniale Film Effects, eine "Filmsimulation" mit verschiedenen Presets, u. A. für den legendären Fujifilm Velvia.

Nik Colorefex 3.0 Pro – Skylightfilter [Foto: MediaNord] Nik Color Efex 3.0 wurde von uns unter Windows und mit Photoshop CS3 getestet. Die Installation ist schnell und einfach zu handhaben. Zurzeit ist allerdings noch ein kleiner Fehler im Installer zu finden. Dieser verhindert – im Falle einer vorhergegangenen "Viveza"-Installation –, dass Color Efex 3.0 in der Nik Schnellwahlpalette auftaucht. Das bedeutet: Zunächst muss Viveza deinstalliert, dann erst Color Efex und danach erneut Viveza installiert werden. Etwas umständlich, aber aufgrund der schnellen Installation nicht langwierig.

Um einen Filter auf ein Foto anzuwenden, muss es in Photoshop geöffnet sein und der entsprechende Filter in der Nik Schnellwahlpalette angeklickt werden. Daraufhin öffnet sich die neue Oberfläche von Nik Color Efex. Vom Design ähnelt diese der Viveza-Arbeitsoberfläche und beinhaltet auch einige bekannte Schaltflächen. So sind die über der Vorschau angeordneten Schalter für die Vorschauversionen und die Werkzeugvorgaben gleich. Auf der linken Seite sind alle verfügbaren Effekte aufgeführt. Karteikartenreiter sorgen für eine schnelle Vorauswahl der Filter, diese Reiter sind darüber hinaus auch über die Einstellungen sortierbar bzw. so anzuordnen wie der Nutzer es gerne wünscht. So sind die wichtigsten Filter für Porträt und Landschaft sowie traditionelle Filter leicht erreichbar. Ein weiterer Reiter zeigt die angelegten Favoriten des Benutzers an, die sich aber nicht aus der Häufigkeit Nik Color Efex Pro 3.0 – Midnightfilter [Foto: MediaNord] der Benutzung ergeben, sondern vom Benutzer selber zu setzen sind. Auf der rechten Seite befindet sich im unteren Bereich die Lupe, die das Bild zweigeteilt in der Vorher- und Nachheransicht zeigt. Im rechten oberen Bereich der Arbeitsfläche sind die Feineinstellungen und Auswahlmöglichkeiten des jeweiligen Filters zu finden. Bei Cross Processing (Cross Filmentwicklung) z. B. kann man aus diversen Varianten eine Vorauswahl treffen und dann mit Schiebereglern den Effekt nach Wunsch anpassen. Auch hier finden sich Schaltflächen für die U-Point-Kontrollpunkte, ein -Kontrollpunkt und ein +Kontrollpunkt. Der -Kontrollpunkt besitzt eine Deckkraft von 0 % und der +Kontrollpunkt eine von 100%. Natürlich ist die Deckkraft der Kontrollpunkte auch nachträglich variierbar und auch in der Größe zu verändern. Diese Kontrollpunkte sind für das Begrenzen des Effektes bzw. das Schützen eines Bereiches zuständig. Möchte man z. B. ein bestimmtes Bilddetail von dem Effekt eines Filters ausnehmen, dann setzt man dort einen –Kontrollpunkt, und dieser Bereich wird im Einzugsgebiet des Kreises geschützt. Natürlich können alle Effekte auch via Ebenenmaske "aufgemalt" werden

Alle Filter hier einzeln aufzuführen würde den Rahmen sprengen, darum beschränken wir uns auf die "Highlights" aus den verschiedenen Versionen. Alle Filter sind natürlich auch als Smartfilter benutzbar (Photoshop CS3). In der Standard Edition sind Filter enthalten, die sich mit der Optimierung der Fotos befassen bzw. einige Effekte einbauen. So finden sich Skylightfilter, Color Stylizer, um Volltonungen zu erzeugen, bis hin zu Effekten wie der Solarisation und der Entfernung eines Farbstiches. Insgesamt enthält das Paket der Standard Edition 15 Filter und kostet knapp 100 EUR.

Nik Color Efex Pro 3.0 – Filterauswahl BW Conversion Tonal Enhancer [Foto:MediaNord] Nik Color Efex 3.0 Complete – Film Effex Velvia100 Simulation [Foto: MediaNord] Nik Color Efex Pro 3.0 – Cross processing [Foto: MediaNord]

Die Select Edition beinhaltet neben den in der Standard Edition enthaltenen 20 weitere Filter. Hier sind neben den klassischen Effekten solche enthalten wie der Classical Soft Focus, das Darken/Lighten Center, um eine bewusste Randabdunklung bzw. Aufhellung zu erreichen, sowie die Color Contrast Range, ein Filter zur schnellen Farbkontrastkontrolle. Das Highlight ist aber unbestritten der Bleach Bypass, der sogar von Scott Kelby – in etwas abgewandelter Form – in seinem Buch "Glorreiche 7 für Photoshop CS3" als "Hollywood Effekt" als von ihm mit zum Patent angemeldet bezeichnet wurde. Der Bleach Bypass wurde tatsächlich ursprünglich für die Cinematographie 1960 für den japanischen Film "Her Brother" entwickelt (siehe weiterführenden Link); heute wird dieser Effekt besonders gerne in der Mode- und Musikfotografie eingesetzt und findet auch in modernen Filmen immer wieder Verwendung. Ein weiterer interessanter Filter in der Select Edition ist der so genannte Midnight Filter. Dieser erinnert ein wenig an die Truffautsche Nacht; das Motiv wird hier abgedunkelt und leicht weichgezeichnet – das Ganze ergibt einen sehr atmosphärischen und verträumten Bildeindruck. Doch hier sind auch Klassiker wie der Vignette Blur anzutreffen, der für Randunschärfe sorgt. Das Select Paket beinhaltet insgesamt 35 Filter und kostet knapp 160 EUR.

Nik Color Efex Pro 3.0 – Bleach Bypass [Foto:MediaNord] Die Complete Edition der Nik Color Efex 3.0 hat den größten Umfang und bietet natürlich alle Filter der übrigen Versionen und zusätzlich 17 weitere Filter. Hier sind dann Filter enthalten wie Cross Balancing zum Verschieben der Weißbalance oder Cross Processing zur Simulation einer Crossentwicklung. Ferner werden dem Nutzer nicht weniger als 19 verschiedene Prozesse angeboten, welche in C41 zu E6 und umgekehrt aufgeteilt sind. Auch kann mit dem Reflector Effects ein Reflektor in der Aufnahme simuliert werden; hier stehen dem Nutzer dann drei Auswahlen zur Verfügung, und er kann den Reflektor verschieben und die Lichtquelle um 360° drehen. Dies ersetzt zwar keinen echten Reflektor, aber das Ergebnis kann sich dennoch sehen lassen. Außerdem gibt´s einen Skin Softener, der in der Beautyfotografie für makellos samtweiche Haut sorgen kann, und einen Glamour Glow, um Bilder mit einem Schein zu versehen, wie er gerne von Mode- und anderen Hochglanzmagazinen verwendet wird. Die Complete Edition ist das umfangreichste Paket von allen und schlägt mit knapp 300 EUR zu Buche.

Fazit: Die Filter sind durch die Bank durchaus nützlich und auch von Nichtprofis benutzbar. Zwar produzieren die Filter gebrauchsfertige Bilder, doch sollte man Color Efex 3.0 eher als erweiterte Photoshop-Toolbox sehen und nicht als Generator für Bilder. Die verschiedenen Einstellmöglichkeiten der einzelnen Filter sowie die Möglichkeit, diese bei den Filtern zu speichern, um sie schnell abrufbar zu haben, machen Color Efex 3.0 zu einem sehr mächtigen Werkzeug. Dieses ist gerade auch Benutzern von Photoshop Elements zu empfehlen, da es die Möglichkeiten dieser Photoshop-Version für Einsteiger in ungeahnte Höhen katapultiert. Leider trübt den sonst durchweg positiven Eindruck die "denglische" Präsentation: Während alle Texte, auch die Bedienelemente, in Deutsch bezeichnet sind, wurden die Filternamen mit englischen Bezeichnungen versehen. Dies trübt aber den Eindruck des Ganzen nur wenig, und an der Qualität des Plug-ins ändert sich dadurch nichts.

Kurzbewertung

  • Mächtige Werkzeuge
  • leicht zu handhaben
  • unter verschiedenen Programmen nutzbar

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.