LaserSoft Imaging

Testbericht: LaserSoft Imaging SilverFast DCPro 6.4.4

2006-06-21 SilverFast dürfte einigen Benutzern von Scannern ein Begriff sein, ist die Software hier doch bereits beliebt und verbreitet. Nicht ganz so bekannt ist, dass es SilverFast auch in Versionen für Digitalkamerabenutzer bzw. Bildbearbeiter gibt. Unter anderem wird bei der Samsung GX-1L und GX-1S eine spezielle Version von SilverFast mitgeliefert. Hauptmerkmale neben der Bildbearbeitung sind eine Bildverwaltung bzw. ein virtueller Leuchttisch.  (Benjamin Kirchheim)

Lasersoft Silverfast DCPro [Foto:MediaNord]SilverFast gibt es dabei in verschiedenen Versionen, die sich in Preis und Funktionsumfang unterscheiden. Die knapp 100 EUR teure Einsteigerversion SilverFast DCVLT verfügt über den virtuellen Leuchttisch zur Bildorganisation sowie eine einfache Bildverarbeitung zur Optimierung der Bilder und arbeitet mit 8 Bit pro Farbkanal. Die mit knapp 350 EUR deutlich teurere DCPro-Version verfügt über einige zusätzliche Features, dies sind im Wesentlichen 16-Bit-Unterstützung, CMYK-Farbraum, erweiterte Druck- und Unschärfemaskierungsdialoge sowie die Möglichkeit, die Kamera zu profilieren, d. h. es ist möglich, die Farbwiedergabe der Kamera mittels Target realitätsgetreu einzustellen. Somit kann SilverFast von der Kamera über den Monitor bis hin zum Drucker mit entsprechenden Farbmanagement-Profilen umgehen. Die gut 460 EUR teure SilverFast DCPro Studio-Version enthält erweiterte Drucklayouts (z. B. für zusätzlichen Text), ein einfaches Klon-Werkzeug, eine autoadaptive Kontrastkorrektur sowie JPEG2000-Support. Dieser Rezension lag die SilverFast DCPro-Version zugrunde.

Einer der beiden Hauptbestandteile der Software ist der so genannte virtuelle Leuchttisch. Er dient dazu, die Bilder zu sichten und zu organisieren. Links im Fenster befindet sich ein Bereich zur Navigation in den Verzeichnissen der Festplatte bzw. in den Alben, in denen man die Bilder – unabhängig von ihrem Speicherort – zusammenfassen bzw. sortieren kann. Im rechten Fensterbereich werden die Bilder angezeigt. Hier kann man sich entscheiden, ob nur die Bilder des aktuellen Verzeichnisses, zusätzlich die der Alben oder auch eine Großansicht angezeigt werden soll. Die Größe der Thumbnails ist in vier Stufen zwischen 32x32 bis 128x128 Pixel einstellbar, auch die Vorschaubilder lassen sich in der Größe einstellen. Die Arbeitsweise ist der eines reellen Leuchttisches mit Lupe nachgebildet. Man hat die Bilder (Diapositive) in einer kleinen, aber übersichtlichen Ansicht und kann sich einzelne Bilder daraus vergrößern – eine sehr "analoge" Arbeitsweise, die aber keinesfalls schlecht ist. Selbstverständlich können zu den Bildern auch Informationen wie EXIF- oder IPTC-Daten angezeigt werden, letztere kann man auch editieren, um Fotos etwa einen Kommentar oder ein paar Suchstichworte zuzuordnen.

Lasersoft Silverfast DCPro Virtueller Leuchttisch [Screenshot:MediaNord]Um Bilder in ein Album zu packen, braucht man diese lediglich in den entsprechenden Fensterbereich ziehen. Im oberen Bereich befinden sich einige Symbole, die verschiedene Funktionen bezüglich der Bilder haben, z. B. kann die Sortierung geändert, gesucht, Bilder in 90°-Schritten gedreht werden und noch einiges mehr. Selbstverständlich ist auch der Druck von Bildern und Kontaktabzügen möglich. Hierfür gibt es einen umfangreichen (PrinTao-)Druckdialog, wo das Bild in der Größe angepasst und in die richtige Position auf dem Papier gebracht werden kann. Auch ist es so möglich, verschiedene Bilder in verschiedenen Größen auf ein Blatt zu drucken und auch mehrere Druckseiten zu erstellen. Zusätzlich gibt es vordefinierte Layouts, die durch benutzereigene ergänzt werden können.

Eine sehr nützliche Besonderheit sind die Quicktime-Dokumentationen. Diese benötigen, falls man sie installiert, zwar 150 MByte an Festplattenspeicher, aber damit ist es möglich, in jedem Dialog, in dem ein Quicktime-Logo auftaucht, dieses anzuklicken und sogleich ein Lernvideo angezeigt zu bekommen. So muss man sich nicht durch die ebenfalls gute Dokumentation arbeiten, sondern kann sich zurücklehnen und lernen. SilverFast ist eigentlich ein Photoshop-Plugin und lässt sich dementsprechend auch von Photoshop aus aufrufen. Zusätzlich gibt es den so genannten SilverFast Launcher, mit dem es möglich ist, SilverFast auch ohne Photoshop zu benutzen, das Plugin also direkt aufzurufen.

Lasersoft Silverfast DCPro Arbeitsfläche [Screenshot:MediaNord]Führt man im virtuellen Leuchttisch einen Doppelklick auf ein Bild aus, so wird dieses in der Bildbearbeitung SilverFast DCPro geöffnet. Hier ist es möglich, das Bild zu optimieren, wo auch die Stärken dieses Programms liegen. Retouchefunktionen gibt es nicht, aber eine Rote-Augen-Korrektur ist integriert. SilverFast ist eher als Optimierungssoftware zu verstehen und kann z. B. für Photoshop Vorarbeit leisten. Hier sind vor allem das einfache Bedienkonzept und der Workflow von SilverFast von Vorteil, während man mit Photoshop die komplexeren Aufgaben, welche Ebenen, Pinsel, Filter und ähnliches benötigen, besser bzw. überhaupt lösen kann.

Die Stärken von SilverFast liegen eindeutig in der Optimierung der Bilder wie z. B. die sehr mächtige Manipulation von Farben. Hier gibt es zahlreiche Dialoge, um äußerst komfortabel mit Hilfe der Maus die Farbstimmung im Bild zu verändern. Neben einfachen Dialogen, wo man z. B. nur einen Punkt auf einem Farbkreis verschiebt, gibt es zusätzlich Slider und einzelne Zahlenwerte für die Profis, die damit gezielt etwas anfangen können. Ebenfalls möglich ist die gezielte Korrektur einzelner Farben, ohne die anderen zu beeinflussen. Natürlich können auch Helligkeit, Kontraste und Histogramm korrigiert werden – eine Tiefen-Mitten-Lichter Automatikkorrektur fehlt ebenfalls nicht und lässt die Bilder auf Knopfdruck viel "schöner" erscheinen. An wichtigen Filtern gibt es solche zur Rauschunterdrückung und zum Entfernen von Staub bzw. Kratzern. Vor allem für Anfänger ist der ImagePilot nützlich, der zu einem Bild erforderliche bzw. nützliche Arbeitsschritte in der richtigen Reihenfolge anzeigt, und mit dem man die Schritte nacheinander abarbeiten lassen kann. Ein weiteres Highlight in dem Zusammenhang ist der JobManager, mit dem es möglich ist, Batchprozesse ablaufen zu lassen.

Wer bis zu diesem Punkt die Behandlung von RAW-Dateien vermisst hat, sei beruhigt – SilverFast kann (ab Version DCVLT aufwärts) damit umgehen. Hierbei wird die Datei für die Bildschirmanzeige zunächst konvertiert, bevor man die verschiedenen Bildbearbeitungsmöglichkeiten incl. Weißabgleich und Belichtungskorrektur anwenden kann. Letzteres ist aber nur möglich, sofern ein Profil zur entsprechenden Kamera auch vorhanden ist (das ist zum Zeitpunkt dieser Rezension für mehr als 50 der Fall), ansonsten kann das RAW-Format nicht speziell behandelt werden, sondern verhält sich wie ein normales JPEG oder TIFF. Die passenden Profile können jedoch von LaserSoft im Labor erstellt werden, wozu man lediglich die Kamera für ein paar Tage einschicken muss – natürlich nur in dem Fall, wo es für die verwendete Kamera noch kein Profil gibt. Erst mit einem entsprechenden Profil kann die individuelle Farbwiedergabe der Kamera korrekt berücksichtigt werden.

Insgesamt handelt es sich bei SilverFast um eine Software, die bei weitem nicht alles kann – aber das, was sie kann, ist äußerst gut gelöst. Vor allem die Bedienung und die Hilfe (auch in Form der Videos) können sich sehen lassen. Wer eine Software für Bildorganisation, Druck und Optimierung sucht, sollte sich SilverFast genauer ansehen – es gibt sogar eine Demo-Version auf der Webseite zum Herunterladen.

Kurzbewertung

  • Gute Möglichkeiten der Farb-/Helligkeits- und Kontrastanpassung
  • Einfache Organisation der Bilder in Alben
  • Einfach bedienbare Dialoge
  • Hilfe in Form von Video-Guides
  • Preis
  • RAW-Unterstützung könnte kompletter sein (mehr Kameraprofile)
  • Wenige Möglichkeiten der weitergehenden Bildmanipulation

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.