Helmut Dersch

Testbericht: Helmut Dersch Panorama Tools (Version 1.72)

1999-09-14 Filtersammlung für Adobe Photoshop oder Plug-In-kompatible Bildbearbeitungsprogramme, die Grundkenntisse der Bildverarbeitung erfordert. Die Bedienung ist lange nicht so einfach wie bei den Stitch-Programmen, die Ergebnisse fallen aber sehr gut aus. Außerdem sind die Panorama Tools Freeware und somit für jeden interessant, der ein Bildverarbeitungsprogramm besitzt und sich etwas intensiver mit der Materie auseinandersetzen möchte. Ist nur auf den Internetseiten von Helmut Dersch erhältich.  (Michael Guthmann)

Nachdem Sie die Panorama Tools und die Dokumentation herunter geladen und nach Anweisungen in der Readme-Datei installiert haben, öffnen Sie Ihr Bildbearbeitungsprogramm und laden die benötigten Bilder. Wenn Sie über keinen sehr üppigen Arbeitsspeicher verfügen, empfehlen wir Ihnen, nicht alle Bilder gleichzeitig zu öffnen, weil das Bildbearbeitungsprogramm sonst Bilddaten auf die Festplatte auslagern muss und sehr langsam wird. Im Prinzip reicht es aus, nur das Bild geöffnet zu haben, welches Sie gerade bearbeiten. Wenn Sie ein Bild wieder schließen, können Sie es in einem beliebigen Format zwischenspeichern. Hierzu sollten Sie ein verlustfreies Format wählen (z. B. TIFF, PSD oder BMP), statt eine neue komprimierte JPEG-Datei zu erzeugen.

Datei "flags.tif"In der Dokumentation befinden sich nicht nur nützliche Hinweise zur Verwendung der Panorama Tools, sondern auch eine Datei "flags.tif" (siehe Bild), die Markierungen enthält (Fahnen und Schilder), die wir gleich benötigen werden. Wenn Sie ein Bildverarbeitungsprogramm benutzen, das mit Ebenen arbeiten kann (z. B. Photoshop), dann können Sie diese Markierungen in einer neuen Ebene in Ihr Bild einfügen. Unterstützt Ihr Programm keine Ebenen, müssen Sie in einer Kopie Ihres Bildes arbeiten. Öffnen Sie nun in Ihrem Bildverarbeitungsprogramm die Datei "flags.tif" und Ihre Bilder.

Als erstes müssen Sie die Bilder in der richtigen Reihenfolge durchnumerieren. Hierfür finden Sie in der Datei "flags.tif" Schilder ("Im 0", "Im 1" usw.), die Sie dort einfach ausschneiden und in das entsprechende Bild einfügen müssen. Dabei müssen Sie beachten, dass bei Panorama Tools das erste Bild mit der Nummer 0 markiert werden muss.

Im zweiten Schritt müssen Sie Panorama Tools sagen, welche der einzelnen Punkte in den verschiedenen Bildern zusammengehören. Hierfür haben Sie in der Datei "flags.tif" kleine Fahnen ("Pt 0", "Pt 1" usw.), mit denen Sie die einzelnen Punkte markieren können. Schneiden Sie eine Fahne aus, fügen Sie diese in Ihr erstes Bild ein und markieren Sie damit einen signifikanten Punkt, der auch im nächsten Bild zu finden ist. Wiederholen Sie das mit mindestens zwei weiteren Punkten und nummerieren Sie so ihre Punkte durch. Je mehr Punkte Sie markieren, desto besser wird Ihr späteres Ergebnis sein. Markieren Sie nun auf dem zweiten Bild die gleichen Punkte mit den gleichen Zahlen und neue Punkten, die mit Punkten im dritten Bild übereinstimmen mit neuen Zahlen. So verfahren Sie, bis Sie am letzten Bild angelangt sind.

Als nächsten Schritt öffnen Sie ein einfaches Textprogramm. Hier müssen wir ein kleines Skript anlegen. Ein ausführlich kommentiertes Beispielskript finden Sie in folgendem Kasten.

# Beispielskript

p w900

# p beschreibt die Eigenschaften des Panoramas, das
# wir erstellen wollen. In diesem Fall
# wäre die Breite unseres Panoramas 900 Pixel.
# Die Raute (#) zeigt dem Skript übrigens,
# dass es sich hier nicht um einen Befehl handelt,
# sondern um einen Kommentar diese
# Zeilen werden vom Programm später nicht gelesen

i w640 h480 f0 p0 y0 v=54
i w640 h480 f0 p0 y36 v=54
i w640 h480 f0 p0 y72 v=54

# i steht für die Beschreibung der Eingabebilder.
# Hier müssen Sie folgende Angaben
# machen

# - w steht für die Bildbreite in unserem Fall 640
#   Pixel
# - h steht für die Bildhöhe hier 480 Pixel
# - f beschreibt die Objektiveigenschaften
#   (0=normales Objektiv; 1=Panoramaobjektiv;
#   2=Fischauge)
# - p beschreibt die vertikale Position des
#   Eingabebildes im Panorama (wird in den
#   meisten Fällen 0 sein)
# - y beschreibt die horizontale Position des
#   Eingabebildes im Panorama
# - v beschreibt den horizontalen Bildwinkel, in
#   unserem Beispiel handelt es sich um ein
#   35 mm-Objektiv im Querformat mit einem
#   horizontalen Bildwinkel von 54°

v y0 y1 y2 v0 v1 v2

# v ist der Befehl für den Optimierer den wir später
# benutzen werden. Dahinter wird angegeben, welche
# Parameter optimiert werden sollen. Je mehr Parameter
# optimiert werden sollen, desto mehr Punkte müssen
# Sie in den Bildern markieren. Pro Parameter muss
# mindestens ein Punkt markiert werden. Hier können
# Sie die Parameter y; p; r; v benutzen. Die Zahl
# hinter dem Buchstaben beschreibt die Bildnummer,
# die optimiert werden soll. Bemerkung: Es wird mit
# 0 begonnen, nicht mit der 1.

# Beispielskript Ende

Speichern Sie das Skript als einfache Textdatei ab, schließen Sie die Datei und kehren Sie zum Bildverarbeitungsprogramm zurück.


Panorama Tools, a Plug-In for Photoshop
 

Im nächsten Schritt muss das erste Bild, geöffnet sein, damit Sie die Panorama Tools verwenden können. Rufen Sie nun unter "Filter, Panorama Tools" den Filter "Adjust" auf. Es öffnet sich ein kleines Fenster, in dem Sie diverse Einstellungen machen können.
 


Einstellungen zum Auffinden der Markierungen
 

Zuerst einmal müssen Sie unter "Browse" angeben, wo sich Ihr eben erstelltes Skript befindet und wie Sie Ihr Skript benannt haben. Haben Sie das erledigt, können Sie die Option "Find Control Points" und darüber "Use Script" wählen und danach mit "OK" bestätigen. Panorama Tools fügt nun automatisch die Kontrollpunkte, die Sie vorher markiert haben, in Ihr Skript ein. Öffnen Sie das nächste Bild und wiederholen Sie den Schritt. Verfahren Sie in gleicher Weise mit den restlichen Bildern.
 


Einstellungen für dem Optimierer

Haben Sie die Prozedur abgeschlossen, können Sie mit dem Optimieren beginnen. Sie müssen wieder unter "Filter, Panorama Tools" den Filter "Adjust" aufrufen. Dieses Mal wählen Sie allerdings die Option "Run Optimizer". Nun dauert es einige Zeit und danach öffnet sich wieder Ihr Skript und Panorama Tools hat einige Eintragungen gemacht. Unter anderem hat Panorama Tools die Parameter optimiert, die Sie vorher im Skript angegeben haben. Schließen Sie das Skript nun wieder.

Im letzten Schritt müssen Sie die Bilder noch zusammenfügen. Wenn Ihr Bildbearbeitungsprogramm keine Ebenen unterstützt, verwenden Sie hierfür Ihre Originale und nicht die Kopien, in die Sie die Markierungen eingefügt haben. Bei einem Programm mit Bildebenen löschen Sie jeweils zunächst die Ebene mit den Markierungen, bevor Sie fortfahren.


Voreinstellungen zum Stitchen der Bilder
 

Bei den folgenden Arbeitsschritten müssen Sie auf jeden Fall die richtige Reihenfolge der Bilder einhalten. Öffnen Sie Ihr erstes Bild, wenn das noch nicht geschehen ist, und achten Sie auch darauf, dass dieses Bild aktiviert ist. Rufen Sie dann erneut den Filter "Adjust" von Panorama Tools auf. Hier müssen Sie zuerst einmal einige Voreinstellungen vornehmen. Drücken Sie dafür auf "Prefs". Es öffnet sich ein Fenster "If Source and Result are differently sized". Hier sollten Sie die Optionen "Save full sized Result to File" und "Open Result with Application" auswählen. Ist das erledigt, drücken Sie auf "OK".
 


Einstellungen zum Stitchen der Bilder

Wieder zurück im "Create Panorama" Fenster, wählen Sie "Insert" und "Use Script" aus und drücken auf "OK". Jetzt bearbeitet Panorama Tools Ihr erstes Bild und öffnet das Ergebnis in einem extra Fenster. Dieses dient nur zur Kontrolle des Ergebnisses, hilft Ihnen beim ersten Bild allerdings nicht viel weiter, schließen Sie es also sofort wieder, um Arbeitsspeicher zu sparen. Wiederholen Sie diese Vorgehensweise mit den anderen Bildern. Wichtig ist, dass Sie auf jeden Fall die Reihenfolge der Bilder einhalten. Sie werden sehen, dass die nach jedem Schritt angezeigte Kontrolldatei immer mehr von Ihrem Panorama zeigt.

Wenn Sie alle Bilder bearbeitet haben, bekommen Sie ein fertig zusammengefügtes Panorama mit einem dicken schwarzen Rand im oberen und unteren Teil. Dies kommt daher, dass Panorama Tools ein 360x180-Grad-Panorama erwartet, das Sie in den meisten Fällen (außer Sie arbeiten mit einem Fischauge-Objektiv) nicht haben werden. Das braucht Sie aber nicht weiter zu stören, beschneiden Sie einfach Ihr fertiges Panorama mit dem dafür vorgesehenen Werkzeug Ihres Bildbearbeitungsprogramms und speichern Sie es ab.

Zum Schluss noch ein Hinweis: Panorama Tools speichert jeden Zwischenschritt ab. Wenn Sie also mit dem Zusammensetzen des Panoramas fertig sind, vergessen Sie nicht, die Zwischenschritte auf Ihrer Festplatte wieder zu löschen, um Speicherplatz zu sparen. Panorama Tools beinhaltet auch noch ein paar andere Funktionen, die allerdings nicht direkt mit dem Thema Panoramafotografie zu tun haben und deshalb hier nicht besprochen werden. Informationen darüber erhalten Sie auf den Web-Seiten von Helmut Dersch.

Anmerkung  Seit dem Rechtsstreit mit der Fa. iPix aus dem Jahr 2001 (siehe weiterführender Link) enthält die Website von Helmut Dersch nur noch Informationen zum kostenlosen Panorama-Viewer PTViewer (siehe weiterführende Links). Was aus dem Rechtsstreit wurde, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen.

Auch wenn Helmut Dersch seine Panorama Tools nicht mehr direkt zur Verfügung stellt, findet man im Internet einige Möglichkeiten, sie herunter zu laden (siehe weiterführende Links – Mirror sites). Die Tools wurden zwischenzeitlich weiter entwickelt; es gibt jetzt z. B. eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) auf Java-Basis. Neu ist auch die Integration der Panorama Tools in das Programm PTGUI durch Joost Nieuwenhuijse (Shareware 49 EUR). Ein vergleichbares Produkt für Apple-Rechner heißt PTMac.
 

Kurzbewertung

  • Unterstützung vieler Formate
  • Aufnahmen mit gekippter Kamera möglich
  • sehr gute Überblendungen
  • gute Ergebnisse
  •  Vorkenntnisse notwendig

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