DxO Labs

Testbericht: DxO Labs DxO Optics Pro Elite 5.2

2008-08-13 Kameras und Objektive zeigen verschiedene Bildfehler. Doch egal, wie schlecht Digitalkamera oder Objektiv sind – DxO, die Bildoptimierungssoftware aus den französischen DxO-Labs, kann es richten. Das Programm muss nur wissen, wie schlecht, was in einem Labor nachgemessen wird. Doch auch andere Bild verschönernde Korrekturen beherrscht das Programm. Welche das sind und ob die Bedienung für den Ottonormalanwender taugt, soll die Rezension bei digitalkamera.de klären.  (Benjamin Kirchheim)

DxO Optics Pro Elite - Bildauswahl [Screenshot: MediaNord] Die größte Stärke des Programms – nämlich die automatische Korrektur zahlreicher Bildfehler, die vom Objektiv oder der Kamera verursacht sind, ist zugleich auch die größte Schwäche von DxO Optics Pro. So muss man schon die passende Kamera und ein im DxO-Labor durchgemessenes Objektiv haben, um in den Genuss der Korrekturen zu kommen – es empfiehlt sich also, dies vor dem Kauf des Programms ganz genau zu prüfen. Besitzer von Canon oder Nikon kommen hier noch auf ihre Kosten – sämtliche DSLRs und mindestens 20 Objektive werden je Hersteller unterstützt – allerdings hauptsächlich Herstellerobjektive, Sigma, Tamron und Tokina sind rar gesät bis gar nicht vorhanden. Noch schlechter sieht es für Besitzer "exotischer" Kameras aus, wozu z. B. das gesamte Olympus E-System gehört – dieses wird schlicht nicht unterstützt. Bei Pentax gibt es die K10D und K20D und immerhin fünf Objektive – auch das ist nicht viel. Bei Sony sieht es etwas besser aus, aber auch hier sollte man schon genauer auf die Kompatibilitätsliste gucken.

Noch bevor man das Programm benutzen kann, muss es installiert werden. Hat man die Download-Version gewählt, quälen sich erst einmal rund 400 MBytes über die Datenleitung. Die Installation selbst ist aber auch nicht ohne und braucht so ihre Zeit – inkl. abschließendem Neustart von Windows. Bereits bei der Installation muss man die Kameras und Objektive auswählen – zur Not können aber weitere später nachinstalliert werden.

DxO Optics Pro Elite - Bilder vorbereiten [Screenshot: MediaNord] Die Programmoberfläche ist modern dunkel gehalten, und Reiter oberhalb der Hauptarbeitsfläche teilen die Arbeitsschritte ("Workflow" in Neudeutsch) sinnvoll ein. Schritt eins ist dabei die Bildauswahl mittels Dateibrowser. Hier kann man sich, wie vom Explorer bekannt, durch die Festplatte klicken und bekommt rechts eine Liste der Bilder, wahlweise auch Thumbnails, angezeigt. Diese Arbeitsweise dürfte jedem Anwender vertraut sein, hier erlaubt sich das Programm zum Glück keine Experimente. Zwar kann man die Größe der Thumbnails mit einem Slider beliebig einstellen, allerdings gibt es keine Vollansicht der Bilder. Ein Doppelklick öffnet diese nicht etwa, sondern fügt sie der Warteschlange hinzu, die horizontal am unteren Programmfensterrand angeordnet ist. So kann man hier beliebig Bilder zusammensuchen, die später bearbeitet werden sollen.

Der wichtigste Schritt ist das Vorbereiten der Bilder. Hier kann jedes Bild einzeln behandelt werden, es ist aber auch möglich, Einstellungen auf andere Bilder zu übertragen, indem man Presets speichert und wieder abruft. In diesem Bearbeitungsschritt ist es auch möglich, Bildfehler automatisch korrigieren zu lassen, sofern die Kamera/Objektivkombination vom Programm unterstützt wird.

Doch auch wenn dies nicht der Fall ist und selbst wenn das Bild nur als JPEG vorliegt, lässt es sich trotzdem bearbeiten. Dazu gehören Bearbeitungsmöglichkeiten wie die Manipulation der Ton- und Farbwerte, Schattenaufhellung in verschiedener Stärke, das Schärfen, Bildgrößenveränderung oder die Konvertierung in einen anderen Farbraum. Doch auch die Korrektur eines schiefen Horizonts oder stürzender Linien anhand einer Trapezkorrektur stellen DxO Optics Pro vor keinerlei Probleme. Selbst rudimentäre Retuschefunktionen wie das Entfernen von Staub sind möglich – Freunde des Filmkorns können dies ebenfalls hinzufügen. Ohne spezielle Programmunterstützung ist es allerdings nicht möglich, Vignettierungen, Verzeichnungen oder Rauschen zu bekämpfen, wie es andere RAW-Konverter wie beispielsweise Silkypix können. Immerhin gibt es eine einstellbare Korrektur von Farbsäumen für alle Bilder.

DxO Optics Pro Elite - Bilder verarbeiten (Stapelverarbeitung) [Screenshot: MediaNord] Im dritten Schritt schließlich werden die Bilder bearbeitet, d. h. hier kann man nach dem Start auch einen Kaffee trinken gehen, denn die Verarbeitung großer Bilddateien braucht auch auf leistungsstarken Systemen viel Zeit – gut Ding will eben Weile haben. Zu diesem Arbeitsschritt gehört es auch, die Qualitätseinstellungen, Farbraumeinstellungen etc. für die Bilder vorzunehmen – auch der Ausgabeordner kann gewählt werden. Ist der Kaffee ausgetrunken bzw. das Programm fertig mit der Arbeit, kann man die Bilder noch einmal in voller Pracht und Qualität betrachten – jetzt steht dem Ausbelichten im Großformat nichts mehr im Wege – die Qualität der ausgegebenen Bilder jedenfalls überzeugt. Praktischerweise gibt es hier auch die Möglichkeit der Vorher-Nachher-Ansicht, so dass man sich visuell von den Korrekturen überzeugen kann, die natürlich im direkten Vergleich am deutlichsten erscheinen.

Eine wesentliche Neuerung der Version 5.2 gegenüber der 5.0 ist neben der Unterstützung einer Hand voller neuer Kameras der weiter verbesserte RAW-Konverter. Dieser war schon in der Version 5.0 völlig neu programmiert worden und zeigte eine bessere Qualität als in der 4er-Version (auch wenn diese selbstverständlich nicht schlecht war), aber in Anbetracht immer höherer Auflösung musste auch in diesem Bereich gehandelt werden. Höhere Auflösungen bedingen auch kleinere Pixel und damit auch weniger aufgefangenes Licht pro Pixel, so dass die Bildsignale noch mehr verstärkt werden müssen, dabei aber der Signal-Rauschabstand sinkt. Gerade in diesem Bereich wurde die Version 5.2 nochmals verbessert, was sich auch im Bildergebnis erahnen lässt. Ein weiteres Phänomen sind so genannte Hotpixel, also defekte Bildpunkte, die eine falsche Farbe zeigen. Diese können durchaus sehr störend wirken, werden aber nun recht effektiv von der Software erkannt und herausgefiltert. Letztlich soll die effizientere Rauschunterdrückung nicht etwa dazu führen, dass Bilddetails verloren gehen, sondern genau das Gegenteil bewirken. So schafft es die Software, auch in dunkleren Bereichen noch Details zu zeigen, die mit manch kamerainterner Rauschunterdrückung vielleicht verloren gegangen wären.

Fazit DxO Optics Pro ist ein sehr leistungsfähiges Programm, das am Anfang des Bildverarbeitungsworkflows stehen sollte, wenn man das letzte Quäntchen Qualität aus seinen Fotos holen möchte und empfindlich auf Bildqualitätsfehler wie chromatische Aberrationen, Vignettierung oder Verzeichnung reagiert. Man sollte dafür allerdings auch die richtigen Kameras und Objektive besitzen – dabei gilt die einfache Regel: Je erfolgreicher ein Objektiv bzw. eine Kamera am Markt ist, desto wahrscheinlicher werden sie auch von DxO unterstützt. Ist das der Fall, hat man ein einfach zu bedienendes und leistungsfähiges Tool an der Hand, das sich bei der Berechnung der Bilder allerdings auch die nötige Zeit nimmt.

Kurzbewertung

  • logische Bedienung
  • mächtige Stapelverarbeitung
  • durchdachter Workflow
  • hervorragende Bildqualität
  • Preispolitik (teure Elite-Version)
  • Ressourcenhunger (Festplatte, CPU, Arbeitsspeicher)
  • langsame Installation
  • unterstützt lediglich Mainstream-Kameras und -Objektive

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.