Adobe Systems

Testbericht: Adobe Systems Photoshop CS3 und CS3 Extended

2007-03-27 Adobe lässt die Katze aus dem Sack. Schon vor drei Wochen meldete der Grafiksoftwarehersteller, dass es künftig zwei Photoshop-Versionen geben wird – Photoshop CS3 und Photoshop CS3 Extended. Jetzt wurden weitere Produktdetails, Preise und Termine bekannt. Außerdem: digitalkamera.de bringt bereits einen Test der neuesten Photoshop-Versionen. Und wir sagen, was sich im Vergleich zur öffentlichen Beta geändert hat und was die Extended-Ausgabe wirklich bringt.  (Heico Neumeyer)

Adobe Photoshop CS3 Extended [Foto: Adobe] Mehr als 500.000 Anwender haben bis jetzt die öffentliche Photoshop-Beta heruntergeladen, 60 Prozent davon für Windows. Sie alle testen aber noch Photoshop CS3 in der "Standard"-Ausgabe. Doch zusätzlich zum normalen Photoshop CS3 "Standard" erscheint erstmals auch noch eine Version CS3 Extended, wie Hersteller Adobe vor drei Wochen meldete (siehe dazu weiterführende Links). Erstmals gibt es nun genaue Preislisten und Termine. Außerdem konnten wir bereits CS3-Versionen nutzen, die mehr verraten als die öffentliche Betaversion im Netz. Wir sagen also in diesem Beitrag nicht nur, was es mit der Extended-Fassung genau auf sich hat; es gibt auch ein paar Unterschiede zwischen der öffentlichen Beta und der neueren Testfassung für die Presse.

Soviel vorab: Die Photoshop-Normalausgabe kostet so viel wie immer, rund 1.100 EUR oder 300 EUR im Upgrade. Sie zeigt ein paar kleinere Verbesserungen gegenüber der weit verbreiteten öffentlichen Betaversion. Die Features des erweiterten, 1.600 EUR teuren Photoshop CS3 Extended gab es in der öffentlichen Beta noch gar nicht zu sehen, wir haben sie darum für diesen Beitrag getestet. Kurz gesagt, bringt die Extended-Version für Fotografen und Bildbearbeiter kaum Lustgewinn, die Ausgabe richtet sich nur an Spezialisten. Beide Fassungen sollen am 5. Mai (dieses Jahres 2007) erscheinen, dazu kommen verschiedene größere CS3-Programmpakete.

Der Raw-Umwandler erlaubt jetzt auch kleine Fehlerretuschen; diese Funktion gab es in der öffentlichen Betaversion noch nicht [Foto: Heico Neumeyer ] Was ist neu in der Standard-Ausgabe? Die öffentliche Betafassung von Photoshop CS3 überzeugte bereits mit zahlreichen wichtigen Verbesserungen gegenüber Photoshop CS2, sie wurden auf digitalkamera.de bereits ausführlich besprochen (siehe weiterführende Links): Zu den Neuerungen gehören zerstörungsfreie Filter, verbesserte Auswahltechnik und eine aufgeräumtere Benutzeroberfläche. CS3 bietet zudem neue Funktionen in seiner Bilddatenbank Bridge, wertet die Gradationskurve auf, erleichtert Schwarzweißumsetzungen, gleicht Unterschiede zwischen Montageebenen aus und baut die ohnehin üppige Raw-Bearbeitung noch einmal aus. Und diese Raw-Bearbeitung erweiterte Adobe gegenüber der öffentlichen Betaversion sogar noch einmal: Der Raw-Dialog bietet jetzt auch Retuschefunktionen. Flecken lassen sich mit und ohne Angleich an die Umgebungshelligkeit überdecken, dazu kommt ein Werkzeug gegen rotgeblitzte Augen.

Diese zusätzlichen Talente sind besonders interessant, weil man mit dem Raw-Dialog jetzt auch TIFF- und JPEG-Dateien im DNG-Format speichern kann – als Original mit darübergelegten, rücknehmbaren Korrekturen. Die so korrigierten Fotos lassen sich dann auch mit Lightroom austauschen, der neuen Bilddatenbank von Adobe. Alle diese Features gibt es wohlgemerkt vollständig schon beim günstigeren Photoshop CS3, die "Extended"-Ausgabe ist dafür nicht erforderlich.

Fest steht aber auch endgültig: ImageReady, das separate Programm für Internetgrafiken, gehört nicht mehr zu Photoshop CS3, es wird eingestellt. Die Trauer hält sich freilich in Grenzen, denn die meisten ImageReady-Funktionen eignete sich über die Jahre auch das Photoshop-Hauptprogramm an. Nur wenige ImageReady-Spezialitäten verschwinden damit ganz aus dem Photoshop-Paket: So zeigt nur ImageReady eine Vierfach-Vorschau verschiedener Bildqualitäten noch während der Bearbeitung. Nur ImageReady bot die bedingten Aktionen: Eine Stapelverarbeitung wird nur ausgeführt, wenn das Bild zum Beispiel eine bestimmte Größe nicht unterschreitet. JPEGs oder GIF-Dateien speichert nur ImageReady so, dass das Hauptmotiv geringer komprimiert wird als der Hintergrund – ohne dass die Ergebnisse je überzeugten.

Nur in der Extended-Version gibt es das neue Zählwerkzeug und das Analyse-Hauptmenü [Foto: Getty Images ] Frage: Was kann die "Extended"-Version besser? Die zusätzliche, teurere Ausgabe "Photoshop CS3 Extended" baut nicht etwa die vorhandene Bildbearbeitung von Photoshop CS3 weiter aus. Sie bekommt vielmehr völlig neue Talente, für die sich vor allem Spezialisten interessieren – Forscher, Architekten, Produktdesigner und Filmbearbeiter. Das heißt: Wer in erster Linie fotografiert und am Rechner seine Bilder veredelt oder montiert, braucht Photoshop CS3 Extended keinesfalls, alle wichtigen Verbesserungen stecken schon in der Normal-Ausgabe. Nur einige wenige Berufsgruppen profitieren von "CS3 Extended". Photoshop CS3 Extended fällt zunächst einmal durch ein völlig neues "Analyse"-Hauptmenü auf. Der Hintergrund: CS3 Extended vermisst Entfernungen und Flächen, eignet sich aber auch zum Auszählen von Bakterienkulturen in Mikroskopaufnahmen. Die Resultate erscheinen in einer neuen, umfassenden Palette für Messergebnisse. Unterstützt wird auch das DICOM-Format aus dem Medizinbereich, das auch mehrere Bilder gleichzeitig enthalten kann. Das neue Zählwerkzeug nummeriert Bildobjekte durch.

Gegenüber der Standardfassung bietet Photoshop CS3 auch deutlich mehr Videobearbeitung. Erstmals kann man Malwerkzeuge oder Ebenen über alle Einzelbilder eines Films hinweg einsetzen. Die Animationspalette zeigt dazu nun eine Zeitleiste nach Art von Premiere Pro oder After Effects. Praktisch: Das Ergebnis lässt sich mit allen Finessen verlustfrei im Photoshop-PSD-Format sichern, aber Photoshop CS3 Extended öffnet und speichert auch Flash-, AVI-, Quicktime- und MPEG4-Videos. Insgesamt hat sich die Liste der Dateiformate beim Öffnen und Speichern deutlich erweitert.

Für Video und 3D bietet Photoshop CS3 Extended weitaus mehr Dateiformate als zuvor [Foto: Heico Neumeyer] Der Fluchtpunkt-Filter ist eine der wenigen Funktionen, die schon für Photoshop CS3 verbessert und in der Extended-Fassung nochmals aufgebohrt wurden. Der Befehl rechnet neue Oberflächen auf perspektivisch verzerrte Flächen, etwa auf Hauswände oder Kartons. In der Normalausgabe Photoshop CS3 kann man erstmals mehrere Ebenen hintereinander verändern, zum Beispiel zwei Zimmerwände. Dabei müssen diese Flächen nicht im rechten Winkel zueinander stehen, auch der Umschlag eines irgendwie aufgeklappten Buches lässt sich in einem Durchgang umgestalten. Hier setzt die Extended-Fassung noch eins drauf: Die Ergebnisse lassen sich vermessen und als 3D-Modell verwenden – das interessiert Architekten und Produktdesigner. Texturen auf 3D-Modellen lassen sich mit Photoshop-Funktionen verändern.

In der Extended-Version bietet der Fluchtpunkt-Filter auch ein Messwerkzeug [Foto: Getty Images ] Auch die Unterstützung für HDR-Dateien mit drei mal 32 Bit Farbtiefe hat schon der Photoshop CS3 leicht ausgebaut: Man kann mehr Befehle auf HDR-Dateien anwenden, der Dialog zum Verschmelzen von Bildreihen zu einer HDR-Variante wurde verbessert. Nur in der Extended-Fassung lassen sich HDR-Dateien mit Pinseln bearbeiten und zu Ebenenmontagen ausbauen. Insgesamt ergibt der Test von Photoshop CS3 Extended jedoch: Für Fotografen reicht die übliche Ausgabe von Photoshop CS3, ohne den Zusatz "Extended", völlig aus.

Nun der Blick in die Preisliste: Ab 5. Mai (2007) soll Photoshop CS3 in den Läden stehen. Die Normalausgabe ist mit 1.100 EUR (inkl. MwSt) so teuer wie eh und je. Deutlich billiger dürfte wie immer die englische Version ausfallen, die man meist auch in Europa bekommt. Noch günstiger war bei früheren Fassungen die Schülerversion, die sich dann aber vermutlich nicht geschäftlich einsetzen lässt. Der Upgrade-Preis liegt bei 300 EUR. Photoshop CS3 Extended soll rund 1.600 EUR kosten, als Upgrade noch 650 EUR. Upgradeberechtigt sind Besitzer von Photoshop 7, Photoshop CS und Photoshop CS2.

Die HDR-Funktion wurde schon für die Normalausgabe von Photoshop CS3 verbessert, in der Dazu bietet Adobe verschiedene CS3-"Suiten" an, also ganze Programmpakete. Durch die Übernahme des Multimedia-Spezialisten Macromedia (Fireworks, Flash, Dreamweaver) hat Adobe mehr Einzelprogramme als früher, die auf Softwarepakete verteilt werden. Die günstigste Programmsammlung, die Photoshop CS3 in der Standard-Version enthält, heißt Creative Suite Design Standard; sie liefert zusätzlich zum Bildprogramm noch Illustrator CS3, InDesign CS3 sowie Acrobat 8 und dürfte rund 2.000 EUR kosten. Alle CS3-Programmpakete mit dem Zusatz "Premium" enthalten Photoshop CS3 Extended – so "CS3 Design Premium", "CS3 Web Premium", "CS3 Production Premium" sowie die alles umfassende "Master Collection". Dagegen kommt das Paket "CS3 Web Standard" ohne Photoshop aus, es enthält für die Bildbearbeitung nur Fireworks.

Kurzbewertung

  • Schnelles, starkes Auswahlwerkzeug
  • Gute Bilddatenbank
  • Vielseitig automatisierbar
  • Zerstörungsfreies Drehen, Verkleinern und Verzerren
  • Abschaltbare Korrektur- und Filterebenen
  • Teuer
  • Keine mehrseitigen Dokumente
  • ImageReady für Internetgestaltung fehlt
  • Aktuelle Befehlsreihe nicht als Aktion speicherbar

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Autor

Heico Neumeyer

Heico Neumeyer schreibt Testberichte und Praxistipps für PC- und Fotozeitschriften und gibt Schulungen. Er ist auf digitale Bildbearbeitung und Fotografie spezialisiert. Sein Photoshop-Kompendium im Verlag Markt+Technik gilt seit vielen Jahren als Standardwerk. Neumeyer studierte Deutsch, Pädagogik und Politik in Berlin und Köln und war Redakteur bei einer Fotozeitschrift. Er ist bekannt für praxisnahe, gut lesbare Texte und maßgeschneiderte Schulungen. Er lebt in Oberbayern.