Ichikawa Soft Laboratory

Testbericht: Ichikawa Soft Laboratory Silkypix Developer Studio 3.0

2007-08-29 Eine möglichst wenig zeitaufwändige, optimale und schonende – sprich nicht-destruktive – Entwicklung der digitalen Negative will Ichikawa Soft Laboratory (ISL), Japan, mit dem RAW-Konverter Silkypix Developer Studio 3.0 erreichen. Viel Wert wird dabei auf ein gut bestücktes, erweiterbares und nutzerfreundliches Arsenal von Voreinstellungen gelegt, die den Workflow beschleunigen.  (Dr. Bernd Schäbler)

Kein Zweifel – mit Silkypix Developer Studio 3.0, hierzulande vertrieben vom Franzis Verlag im bayerischen Poing, schickt ISL ein Schwergewicht in den Ring, das sich gegen die Anderen – DxO Optics Pro, Adobe ACR, Bibble Pro, Adobe Lightroom und Capture One – zu behaupten hat.

Bild 1: Hauptfenster mit geöffneten Feineinstellungen [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Silkypix akzeptiert RAW-Formate aller gängigen Kamerahersteller (inzwischen auch von Nikon) sowie Bilder im DNG-Format und verschmäht auch JPEG- und TIFF-Dateien nicht; diese werden intern in virtuelle RAW-Dateien verwandelt und dann bearbeitet. Wie andere Konverter bietet das Programm drei Ansichten: ein Browser-/Thumbnail-Fenster, eine kombinierte Thumbnail- plus Einzelbild-Ansicht und die Einzelbild-Ansicht. Die Thumbnails können mit Hilfe von Markierungen (drei Farbkategorien bzw. Häkchen) ausgewählt, für die Stapelverarbeitung vorgemerkt oder nach bestimmten Kriterien umsortiert werden. Durch Anklicken mehrerer Thumbnail-Vorschauen ist es möglich, so genannte Voreinstellungen bzw. "Vorlieben" von einem auf ein anderes Bild oder eine ganze Reihe von ausgewählten Bilddateien zu übertragen, wobei automatisch in den Thumbnail- plus Einzelbild-Modus umgeschaltet wird. Diese Option der gemeinsamen, gleichzeitigen Bearbeitung mehrerer Dateien, ganzer Verzeichnisse oder Selektionen von Bilddateien aus unterschiedlichen Verzeichnissen mit einer Voreinstellung erleichtert und beschleunigt den Arbeitsprozess ungemein, ohne in öden oder disfunktionalen Schematismus auszuarten.

Bild 3: Anwendung einer Einstellung aus dem Zwischenspeicher [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Für Abwechslung ist ja auch gesorgt, denn in einem Bedienungsfeld, das rechts, links oder frei platzierbar ist, befinden sich Klappmenü-Fenster mit Voreinstellungen; zu jedem lässt sich ein weiterer Arbeitsbereich aktivieren, in dem mittels Schiebereglern Werte individuell verändert werden, und unten ist eine Reihe von Schaltflächen zu erkennen, die, wenn aktiviert, jeweils wieder Arbeitsfelder mit Einstellmöglichkeiten aufrufen. Die Felder im Einzelnen: Belichtung, Weißabgleich, Kontrast, Farbe, Schärfung/Rauschunterdrückung und Entwicklung (Demosaik-Schärfe und Farbraum-Wahl). Jedes zeigt ein Klappmenü mit verschiedenen herstellerseitig fest vorgegeben Einstellungen, die in einer Echtzeit-Vorschau auf ihre Tauglichkeit hin überprüft werden können, wenn man sie mit der Maus abfährt. Gefällt keine der Alternativen, genügt ein Klick auf die Schaltfläche links daneben, und es stehen jeweils weitere Einstellmöglichkeiten parat. Als so genannte Entwicklungseinstellungen können sie abgespeichert und den Voreinstellungen hinzugefügt werden. Alternativ lassen sich Entwicklungseinstellungen in vier temporären Zwischenspeichern einlagern und auf beliebig viele Bilder anwenden, gehen aber beim Schließen des Programms wieder verloren.

Bild 4: Bildspeicherung mit Stapelverarbeitung [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Die bereits erwähnte Reihe mit zusätzlichen Schaltflächen enthält folgende Anzeige- bzw. Einstellfelder: Histogramm, EXIF-Metadaten und die Feineinstellungen für Weißabgleich, Gradationskurve, Lichter, Farbe, Objektivfehler und Drehung/stürzende Linien. Auch hier lassen sich Veränderungen abspeichern oder dem Zwischenspeicher einfügen. An dieser Stelle Lob, aber auch Kritik: Die Vielzahl der Einstellmöglichkeiten und ihre Speicherung für mehrmaligen Gebrauch ist beeindruckend und bleibt – dank einer eigenen "Voreinstellungen"-Verwaltung – überschaubar. Neben dem klassischen Instrumentarium der Bildoptimierung sind in Silkypix Werkzeuge vorhanden, mit denen auch Fehler der optischen Hardware (Vignettierung, Verzerrung, chromatische Aberration) korrigiert werden können. Überhaupt kann man unendlich viel ausprobieren, weil den Originalen nichts geschieht und die Einstellungen zusammen mit den Thumbnails in einem gesonderten Verzeichnis abgelegt werden. Umso erstaunlicher für einen Konverter mit Profi-Anspruch ist, dass EXIF-Daten nicht editiert und/oder ergänzt werden können, IPTC-Datenfelder gar nicht vorhanden sind, und dass eine so wichtige Einstellung wie "Fülllicht" (so die Bezeichnung in Adobes Camera RAW-Modul), mit der sich die Helligkeit absenken lässt, ohne dass die Tiefen zulaufen, oder die Tiefen angehoben werden, ohne dass Überbelichtung eintritt, fehlt; eine Recover-Funktion, um den Blooming-Effekt in den Highlights zu reduzieren, vermisst man ebenfalls. Man ist gezwungen, sich z. B. mit einer Kombination von Belichtungskorrektur, Gradationskurven-Anpassung und "Erweiterung des Dynamikbereichs" in der Feineinstellung "Lichter" zu behelfen. Dies erweist sich als etwas mühsam, langwierig und nicht ganz so erfolgreich, wie der Vergleich mit ACR zeigt (siehe Abbildung)!

Bild 5: Zeichnung in den Lichtern: ein Vergleich mit Photoshop CS3 [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Flotter geht es hingegen wieder bei der Speicherung der Ergebnisse – konsequent "Entwicklung" genannt – zu: Ist in einem Dialogfenster geklärt, in welcher Qualität bzw. Farbtiefe die JPEG- oder TIFF-Dateien gespeichert und welche Aufnahmeparameter in den Dateinamen integriert werden sollen, genügt in einem weiteren Fenster die Wahl des Verzeichnisses, des Verkleinerungsfaktors sowie der Bildschärfung (bei Bildern für das Web), und der Vorgang kann gestartet werden; vorausgesetzt, alle Bilder wurden für die Stapelverarbeitung vorher markiert. Will man die Bilddateien auf CD/DVD speichern, können auch die Einstellungsdateien dort mit abgelegt werden; ein Beispiel für nichtdestruktive Archivierung. Auch das Farbprofil wird gespeichert; es stehen aber nur die Farbräume sRGB und Adobe RGB zur Verfügung – ProPhoto RGB z. B. fehlt.

Resümee: Silkypix Developer Studio3.0 ist ein leistungsfähiger RAW-Konverter mit sehr differenzierten Korrekturmöglichkeiten, die sich leicht auf größere Dateimengen anwenden lassen. Das Schwergewicht von ISL verlässt zwar den Ring mit einigen Blessuren, bleibt jedoch nach wie vor unter den Besten und kann noch zulegen.

Kurzbewertung

  • Batch-Processing erleichtert Speicherung
  • Einstellungen werden in Echtzeit angezeigt
  • erweiterbare Voreinstellungen beschleunigen Workflow
  • sehr differenzierte Korrekturmöglichkeiten
  • Dokumentation/Hilfe sollte Index und Suchfunktion haben
  • "Fülllicht"-Funktion und Highlight-Recovery fehlen
  • Farbraum ProPhoto RGB nicht vorhanden
  • IPTC-Datenfelder fehlen
  • EXIF-Daten können nicht ergänzt/verändert werden

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