Nik Software

Testbericht: Nik Software Photoshop-Plugin Dfine 2.0

2007-09-05 Bildrauschen kann bei bestimmten Motiven, z. B. in der Available-Light-Fotografie, ein bewusst eingesetztes Gestaltungsmittel sein, meist aber ist es ein unwillkommenes Ärgernis, dem oft nur mit speziellen Softwarelösungen abgeholfen werden kann. Mit Dfine 2.0 von Nik Software, einem Plugin für Photoshop und andere kompatible Programme, kann man diese "Bildstörungen" automatisch oder manuell, auf einen Rutsch im gesamten Bild oder selektiv und schonend im Hinblick auf die Bilddetails, die es zu erhalten gilt, beseitigen. In diesem Praxistest wird Dfine mit den ähnlichen Rauschminderungsprogrammen Neat Image 5.8 und Noise Ninja 2.1.2 verglichen.  (Dr. Bernd Schäbler)

Manuelle Messung des Rauschens  [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Der erste Blick sollte beim Kauf einer Kamera nicht nur der Gesamtzahl der auf dem Kamerasensor untergebrachten Pixel gelten, sondern ebenso der Qualität der Testbilder: Lassen sie in weiten Partien, eventuell sogar schon bei niedriger ISO-Zahl, eine Körnigkeit erkennen, oder sind in den dunklen Bildteilen farbige Bildpunkte vorhanden, die dort gar nichts zu suchen haben, dann sind sie deutlich "verrauscht", und man käme später um die Aufgabe nicht herum, diese Störungen beseitigen zu müssen. Dabei ist in der Digitalfotografie – selbst nach sorgfältiger Auswahl der Kamera – dieses Problem leider immer präsent, denn bei Sensoren kann die Anregung von Elektronen nicht nur durch Licht, sondern auch durch thermische Prozesse erfolgen, so dass – insbesondere bei Verstärkung des Eingangssignals durch Heraufsetzen der ISO-Zahl, anders gesagt: durch die Erhöhung der Sensorempfindlichkeit – bei mangelndem Licht die thermische Störung stärker hervortritt und damit auch das Rauschen deutlicher sichtbar wird.

Rauschen lässt die Farben inhomogen, unsauber, wie verwaschen und die Konturen undeutlich und verschwommen erscheinen, weshalb Programme, die hier Abhilfe versprechen, eine Reduzierung des Rauschens und zugleich eine Verbesserung von Schärfe und Detailzeichnung bewirken müssen. Da dies nicht ganz so einfach zu erreichen ist, bietet Dfine 2 unterschiedliche Wege an – und es ist gerade diese Variabilität und Flexibilität, die das Programm gegenüber anderen auszeichnet.

Automatische Messung und Anzeige des Kontrastrauschens  [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Seit der Version 2.0 benötigt man für Dfine keine zusätzlichen Kameraprofile mehr, vielmehr wird für jedes Bild am Beginn ein Profil erstellt, das auch abgespeichert werden kann. Nach dem Öffnen des Programms misst man das Rauschen im Bild automatisch oder manuell, d. h. in beiden Fällen werden homogene und durch keine Kanten, Konturen oder Details "gestörte" Bildbereiche ausgewählt. Das Ergebnis, die Reduzierung des Bildrauschens, ist sofort sichtbar, im Arbeitsfenster kann durch Fensterteilung bzw. Aufruf der Luminanz- oder Farbmaske die Korrektur kontrolliert werden, und danach wird – je nach Grundeinstellung – das Ergebnis mit der geöffneten Bilddatei verrechnet oder als eigene Bildebene angelegt.

Daneben bietet Dfine 2.0 weitere Wege, die errechnete Reduzierung des Rauschens auf das Bild anzuwenden: per Festlegung des Farbumfangs oder über das Setzen von Kontrollpunkten (U-Point-Technologie). Bei der zuerst genannten Methode wählt man mit Pipette oder Farbauswahl mindestens zwei Farbbereiche des Bildes, die vom Rauschen befreit werden sollen; die Intensität ist für den Kontrast- bzw. Luminanzbereich sowie für den Farb- bzw. Chromabereich getrennt einzustellen. Werden diese Arbeitsschritte in eine Aktion eingebunden und in Photoshop gespeichert, können ähnlich beschaffene Bilder in Stapelverarbeitungsprozessen vom Rauschen gesäubert werden.

Selektive Reduzierung des Rauschens  [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Eine hohe Selektivität und auch sehr gute visuelle Kontrolle über die Ausführung wird mit der Kontrollpunktsetzung erreicht. Mithilfe der ebenfalls in der Nikon Capture NX-Software verwendeten so genannten U-Point-Technologie ist es möglich, den Wirkungsradius und andere Parameter – in Dfine: Kontrast- und Farbrauschen – per Mausbewegung präzise zu steuern. Über die zuschaltbare Kontrast- bzw. Farb-Rauschmaske lässt sich genau verfolgen, welche Bildbereiche gerade bis zu welchem Grad vom Rauschen befreit werden.

Will man es noch genauer, ruft man unterm Menüpunkt "Automatisieren" in Photoshop oder von Dfine aus über die Befehlstaste "Pinsel" das Auswahlwerkzeugfeld auf, wo die Schaltflächen Malen, Radieren, Füllen und Verwerfen zur Verfügung stehen. Über "Malen" und "Anwenden" erhält man Zugriff auf sieben Pinsel, mit denen für unterschiedliche, typische Bildeigenschaften passende Werkzeuge bereitstehen. Zugleich wird nicht nur mit dem Start von Dfine eine neue Ebene, sondern mit der Wahl eines Pinsels noch eine weitere Ebene mitsamt Ebenenmaske angelegt. Die Wirksamkeit des Pinselstrichs sowie die Größe werden über die bekannten Menüpunkte von Photoshop gesteuert. Ist man mit der Anwendung einer Pinselart fertig, genügt die Bestätigung "Anwenden" und die Wahl eines anderen, und es wird eine neue Ebene mit Ebenenmaske erstellt. Eine Methode, bei einem nicht allzu detailreichen Bild größere, verrauschte Bildsegmente schnell zu optimieren, ohne die Bilddetails zu unterdrücken, besteht darin, über die Auswahlwerkzeuge "Füllen" einen Pinsel anzuwenden, dann mittels "Radieren" und entsprechend fein eingestellter Pinselgröße und -intensität die Bilddetails wieder von allzu starker Unschärfe oder Überstrahlung zu befreien.

Ein anderer Weg, die selektive Rauschreduzierung mittels Pinsel quasi live zu testen, besteht darin, das Bild in Dfine automatisch oder manuell zu messen, danach die Taste "Pinsel" zu aktivieren, Pinselgröße und Deckkraft in Photoshop, wohin man überstellt wurde, festzulegen und probehalber die Partien zu "überstreichen", auf denen Bildrauschen zu sehen ist. Auf diese Weise ist auch leicht und sehr genau in Erfahrung zu bringen, welche Bilddetails "konservativer" zu behandeln sind; mit der Einstellung "hartes Licht" können Kanten und Details vorsichtig geschärft werden, wenn gleichzeitig die Deckkraft des Pinselstrichs variabel angepasst wird. Gefällt das Resultat, kann der Arbeitsgang gleich übernommen werden; eine Ebene mit Ebenenmaske wurde ohnehin angelegt.

Da Nik Software für sich in Anspruch nimmt, mit Dfine 2.0 in der Rauschreduzierung neue Maßstäbe zu setzen, und da es fast ein Dutzend Mitbewerber auf diesem Feld gibt, sei ein kurzer Blick hinüber zu zwei anderen Spitzenkandidaten erlaubt: Neat Image 5.8  Dfine, Neat Image und Noise Ninja – ein Vergleich [Foto: Dr. Bernd Schäbler] und Noise Ninja 2.1.2; beide ebenfalls als Photoshop-Plug-ins und zudem auch als Standalone-Versionen erhältlich. Wie die Abbildung zeigt, wurde aus einem Bild – aufgenommen im RAW-Modus mit einer Minolta Dimage 7Hi (5.2 Megapixel) und ohne Bildschärfung durch ACR in ein 16-Bit TIFF-Format übertragen – ein Ausschnitt gewählt, der homogene Farbbereiche, dunkle Partien und genügend Details enthält. In allen drei Plug-in-Modulen wurde absichtlich nur mit den Grundeinstellungen gearbeitet, Dfine erstellte das Geräte-Profil automatisch, in Neat Image wie in Noise Ninja wurden die von den Herstellern angebotenen kamera- und ISO-spezifischen Profile geladen. Bei den nebeneinander platzierten Bildern sind kaum signifikante Unterschiede auszumachen. Das Luminanzrauschen in den Himmelspartien ist weitgehend beseitigt, Farbrauschen in den kleineren dunklen Sektoren ebenfalls, und auch bei Details wie den Antennen und Masten tut sich kein Programm besonders hervor – weder positiv noch negativ. Lediglich bei Dfine sind im Himmelsblau, unmittelbar über den Deckaufbauten, einige Reste von Rauschen zu sehen, die von den anderen beiden Programmen beseitigt werden konnten. Darüber hinaus gibt ein Vergleich der Bildergebnisse, die mit den allgemeinen Grundeinstellungen der jeweiligen Software erzielt werden konnten, wenig her. Es käme auf die Analyse und Gegenüberstellung von Bilddetails an, aber genau in diesem Punkt sind die Programme nicht vergleichbar, weil – einmal abgesehen z. B. von Noise Ninja, das den Einsatz von Masken erlaubt, mit denen sensiblere, feine Bilddetails geschützt werden – auch nicht annähernd eine solche Vielzahl von differenzierten Funktionen bereit steht, bei Reduzierung des Bildrauschens gleichzeitig die Bilddetails zu bewahren, wie man sie in Dfine findet.

Resümee: Mit der Verlegung des Schwerpunkts auf die selektive Rauschreduzierung bietet Dfine 2.0 innovative Verfahren und alternative Wege, das Bildrauschen so in den Griff zu bekommen, dass auch die Bilddetails weiterhin erhalten bleiben, und in dieser Hinsicht nimmt das Programm eine führende Position ein.

Dfine 2.0 benötigt Adobe Photoshop 7 bis CS3, Adobe Photoshop Elements 2.0 bis 5.0 oder eine mit Adobe Photoshop-Plug-ins kompatible Anwendung; das Auswahlwerkzeug ist nur mit Photoshop und Photoshop Elements kompatibel. Das Programm ist direkt vom Hersteller oder über den Franzis-Verlag (siehe weiterführende Links) erhältlich.

Kurzbewertung

  • U-Point-Technologie und Auswahlwerkzeuge ermöglichen sehr präzise Korrekturen unter Sichtkontrolle
  • alle Korrekturen werden in Ebenenmasken festgehalten
  • zahlreiche Werkzeuge für selektive Rauschreduzierung
  • automatische und manuelle Messung des Bildrauschens

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