Breeze Systems

Testbericht: Breeze Systems DSLR Remote Pro, Version 1.3.2

2007-05-03 In der Regel gilt beim Fotografieren: Die Kamera liegt fest in den Händen des Fotografen, sein Auge befindet sich dicht am Sucher, der Finger am Auslöser. Wird hingegen das Kamera-Fernsteuerungsprogramm "DSLR Remote Pro", Version 1.3.2, von Breeze Systems eingesetzt, hat nichts von all dem Gültigkeit. Zwischen der Kamera und dem Fotografen, der am Bildschirm oder Laptop sitzt, befindet sich ein USB-Kabel, durch das Befehle, Daten und Informationen fließen. Leider können zurzeit nur Besitzer von Canon-Spiegelreflexkameras in den Genuss der Vorzüge dieser Steuerungssoftware kommen.  (Dr. Bernd Schäbler)

Bild 1:  Kontrollbildschirm mit Bedienungsleiste [Foto: Dr. Bernd Schäbler]Dieser garantiert Verkrampfungen entgegenwirkenden Distanz und Freiheit sind natürlich Grenzen gesetzt, denn länger als 5 Meter darf kein USB-Kabel sein; es sei denn, man schaltete einen Verstärker ein. Ansonsten bietet "DSLR Remote" eine Reihe von Vorteilen, die weit über die Möglichkeiten des von Canon zur Verfügung gestellten "Capture U tilities" hinausgehen. Zum einen lässt es sich vorzüglich für Lehrzwecke einsetzen, denn mit Hilfe des Preview-Buttons kann der Dozent, ohne dass eine Datei auf der Festplatte des PC oder Laptop gespeichert wird, eine Aufnahme auslösen, die sofort auf dem Bildschirm erscheint. Zwischen mehreren solcher Aufnahmen kann leicht vor- und zurückgeblättert werden. So ist es möglich, die Einflüsse unterschiedlicher Kameraeinstellungen auf die Bildqualität zu demonstrieren – etwa den Zusammenhang zwischen Blendenwahl und Schärfentiefebereich, zwischen Verschlusszeit und Bewegungsunschärfe, zwischen Belichtungsmessmethode und Unter- bzw. Überbelichtung bestimmter Bildpartien etc.

Natürlich kann man auch weiterhin direkt mit der Kamera auslösen und Einstellungen modifizieren; beim Wechsel von Zeit- auf Blendenvorwahl z. B. sollte man aber über die Software die Verbindung neu herstellen, da dieses Umschalten sonst nicht erkannt wird. Des Weiteren können über den Bildschirm folgende Parameter verändert werden: Sensorempfindlichkeit/ISO-Wert, Belichtungskorrektur, Bildqualität/Auflösung, Weißabgleich und Farbtemperatur, Messmethode und Autofokus, Anzahl und Anzeige der Autofokusmesspunkte, Einzel- oder Mehrfachauslösung.

Bild 2:  Einrichtung einer Zeitreihe [Foto: Dr. Bernd Schäbler]Über den Menüpunkt "Camera" in der Menüleiste wird ausgewählt, ob die Bilddateien nur auf die PC- bzw. Laptop-Festplatte, auf diese sowie auf die Speicherkarte in der Kamera oder ausschließlich auf Letztere geladen werden sollen. Arbeitet man mit der Steuerungssoftware, braucht man mit Speicherplatz nicht zu geizen, denn die Festplattenkapazität verschafft viel Spielraum etwa bei Serien-, Panorama- oder HDR-Aufnahmen. Unterm Eintrag "File/Datei" in der Menüleiste sind zwei Unterpunkte im Klappmenü bei der Speicherung von Daten von besonderem Interesse: Im Dialogfeld "Preferences/Voreinstellungen" wird u. a. festgelegt, in welchem Verzeichnis, mit welcher Datumsangabe und welchem Buchstabenkürzel die neuen Bilddateien abgelegt werden sollen. Im Menüpunkt "Edit IPTC" öffnen sich, über Karteireiter aufrufbar, gleich mehrere Eingabefelder, in die Daten wie Anmerkungen zur Aufnahme, Schlüsselwörter, Copyright-Vermerk und genauere Angaben zu Entstehungsort und -zeit geschrieben werden können. Bei der Speicherung auf die Festplatte – und nur dann – werden diese automatisch den Bildern beigefügt, sofern "Add IPTC data to images" im Klappmenü bestätigt wurde.

Während der Aufnahmen stehen dem Fotografen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, die Qualität der Bilder zu beurteilen, ohne dass er sich die Nase am Kameradisplay platt drücken muss. Da ist zum einen natürlich der Bildschirm, durch Tastendruck auch auf Vollansicht erweiterbar; dann befindet sich unter den Steuerungsfeldern in der Bedienleiste ein Histogramm mit farbkanalspezifischen Verlaufskurven, und zu guter Letzt gibt es noch eine Warnung vor Überbelichtung mit einstellbarem Helligkeits-Schwellenwert. Sollte bei sehr diffizilen Lichtverhältnissen der Bildschirm stören, kann während der Auslösung/Belichtung die Bildschirmanzeige abgeschaltet werden, um unerwünschte Streulichteinflüsse zu vermeiden.

Bild 3:  Einrichtung einer Belichtungsreihe [Foto: Dr. Bernd Schäbler]Kommen wir nun zu den Highlights des Programms – (1) der Einrichtung von Zeitreihen-Aufnahmen, auch als Zeitraffer bezeichnet, und (2) der Belichtungsreihe, die dann über eine Batchdatei an Photomatix 2.4 zur Verwandlung in ein HDR-Bild weitergegeben wird (vgl. hierzu auch unten stehenden Link).

(1) Mit der Befehlstaste "Time Lapse" im Klappmenü "Camera" ruft man ein Dialogfeld auf, in dem festgelegt wird, ob die Fotoserie sofort oder an irgend einem Tag zu einer bestimmten Zeit gestartet bzw. beendet wird. Zudem kann definiert werden, wie viele Einzelbilder in welchem Zeitintervall (Sekunden) ausgelöst werden sollen. Wird die Intervallzeit knapper gewählt, als der normale Auslöse- und Speichervorgang dauert, ergibt sich eine schnellstmögliche fortlaufende Aufnahmenfolge. Lineare Abläufe aller Art, in der Natur wie im industriellen Bereich, lassen sich so fotografisch "protokollieren" und dokumentieren.

(2) Aktiviert man in der Bedienleiste von DSLR Remote das Kästchen "Auto-bracket", kann man über "Setting" in einem Dialogfeld die Anzahl der Einzelaufnahmen (3-15), die Belichtungsunterschiede zwischen den Einzelaufnahmen (1/3–2; das sind die 1/3-Stufen der manuellen Belichtungskorrektur), die Weiterverarbeitung in Photomatix – natürlich separat zu erwerben und installieren – und den Pfad zur Datei "photomatix.bat" in DSLR Remote festlegen. Ist die Kamera auf manuelle Belichtung gesetzt, wählt man im Dialogfeld zwischen stufenweise anzupassenden Blenden- oder Verschlusszeiten aus.

Bild 4:  Anpassung der Batch-Datei photomatix.bat [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Leider sind die Programmmacher auf beiden Seiten recht sparsam mit Hinweisen, und so kann es bei der Anwendung zunächst zu einer Fehlermeldung kommen, weil auch in der Datei "photomatix.bat" der Pfad zur Ausführungsdatei des HDR-Programms korrekt angegeben werden muss. In einem DOS-Fenster lässt sich dann die Verarbeitungsprozedur verfolgen, und am Ende findet man im angegebenen Zielverzeichnis die Dateien der Belichtungsreihe, eine Radiance RGBE-Datei (*.hdr) und eine per Tone Mapping automatisch erstellte LDR-Datei im 8-Bit JPEG-Format. Natürlich kann man durch Doppelklick auf die HDR-Datei hiernach Photomatix aufrufen und eigenhändig das Tone Mapping vornehmen. Gern hätte man gewusst, ob über spezielle Schalter in der Datei "photomatix.bat" Prozesse und Ergebnisse noch weiter beeinflusst werden können, darüber erfährt man aber wiederum nichts.

Von Vorteil ist jedenfalls, dass – anders als bei dem per Kamerasoftware gesteuerten Auto Bracketing – in der Fernsteuerungsvariante mehr als drei Belichtungsstufen eingestellt werden können, was dem Kontrastumfang und Detailreichtum des Endprodukts sicherlich zugute kommt, und durch die Fernlenkung der Kamera über Kabel werden die Einzelbelichtungen garantiert erschütterungsfrei vorgenommen.

Fazit. Mit "DSLR Remote Pro" von Breeze Systems können Studio- und Berufsfotografen, Naturfotografen und an Spezialgebieten der Fotografie Interessierte, aber auch Ausbilder und Dozenten jeweils ihren Aktionsradius enorm erweitern. Hat man einen guten Standort gefunden und die Kamera auf einem Stativ montiert, kann man sich danach ganz auf das Austesten der besten Kameraeinstellungen konzentrieren und mit einem Blick auf ein großes Display sofort und sicher entscheiden, ob die Aufnahmen wie gewünscht ausfallen werden.

Kurzbewertung

  • durch "Kooperation" mit Photomatix 2.4 schnelle Erstellung von HDR-Bildern
  • Belichtungs- und Zeitreihen sind präzise steuerbar
  • Farbmanagement und Vollbildschirm ermöglichen perfekte Bildkontrolle
  • alle wesentlichen Einstellungsparameter sind berücksichtigt
  • Aufnahmen sind von PC und/oder Kamera steuerbar
  • Dokumentation zur Einbindung von Photomatix 2.4 ist lückenhaft

Artikel-Vorschläge der Redaktion