Affentanz

X-Rites ColorMunki Photo unter der Lupe

2008-05-16 X-Rite, bekannter US-Hersteller von professionellen Farbmanagementlösungen wie z. B. dem Eye-One-System, hat vor kurzem den "ColorMunki" – ein neuartiges Farbmanagement-System – vorgestellt. Dieser soll, laut Aussage von X-Rite, genauer, schneller und einfacher zu bedienen sein als andere vergleichbare Produkte. Ob das in der Schweiz designte und weltweit über X-Rite-Verkaufsstellen und den X-Rite-Onlineshop angebotene Produkt mit einem stilisierten Affen im Logo dies einhält, soll unser kleiner Test zeigen.  (Harm-Diercks Gronewold)

ColorMunki Drehschalter Rastpositionen [Foto: MediaNord] Der Vorteil des ColorMunki-Systems ist eindeutig in der Simplizität seines Aufbaus zu sehen – es umfasst nur eine Software für Monitor- und Druckerprofilerstellung und auch nur eine Hardware für beide Aufgabenbereiche. Kein unnötiges Zubehör, das leicht verloren gehen könnte. Die ColorMunki-Hardware umgibt eine unscheinbare Neoprentasche, mit großen kreisrunden Ausschnitten versehen, welche eine Kunststoffaufnahme für die Hardware hat. Der Trageriemen ist gleichzeitig das Gegengewicht zur Monitorkalibrierung. Durch den fast ganz umlaufenden Reißverschluss kann die Hardware aus der Tasche entnommen werden – dies ist wichtig zum Einmessen von Druckerprofilen.

Der ColorMunki sieht von der Seite betrachtet wie ein überdimensionierter Drehschalter aus und funktioniert auch wie ein Solcher. Doch bevor man zur Anwendung der verschiedenen Drehstellungen kommt, muss man die Software installieren. Diese fragt den Benutzter zuerst, ob er nach Updates suchen möchte, und wenn der Benutzer dies verweigert, wird die Installation abgebrochen. Das "Update" hat eine sportliche Gesamtgröße von 276 Megabytes und kann bei langsamen Verbindungen endlos dauern. Erst nach dem vollständigen Download beginnt die Installation, und diese dauert wieder scheinbar endlos. Ist das Programm endlich installiert, kann man allerdings immer noch nicht starten, denn man benötigt von der mitgelieferten CD-Rom noch den Treiber für den ColorMunki – darum soll dieser auch möglichst erst nach der gesamten Softwareinstallation angeschlossen werden. Auch wenn man all die Installationshürden genommen hat, kann man den ColorMunki immer noch nicht benutzen. Denn nun muss das Gerät noch am Rechner registriert werden – drei Registrierungen an unterschiedlichen Rechnern sind möglich, und die Hardware muss dabei angeschlossen bleiben. Soviel zunächst zur Hersteller-Behauptung "schneller".

ColorMunki Geräteauswahl [Foto: MediaNord]  
ColorMunki Drehschalter Positionierung [Foto: MediaNord]
ColorMunki Messfeld [Foto: MediaNord]
Die Bedienoberfläche ist in modernen dunklen Farben gehalten, und man darf zwischen drei Bedienfeldern wählen: "Drucker an Monitor anpassen", "Monitor profilieren" und "Drucker profilieren". Der erste Menüpunkt ist nichts anderes als "Drucker- und Monitor-" Profilierung in einem Arbeitsgang. Der Kalibrierungsvorgang beginnt mit der Wahl des zu kalibrierenden Gerätes: TFT, Laptop oder Projektor (CRT sind nicht kalibrierbar). Hier kann auch der erweiterte Modus ausgewählt werden. Dieser erlaubt es dem Nutzer, dann den Weißpunkt zu wählen (D65, D50 oder nativ) sowie zwei Hakenfelder mit Helligkeit und Kontrast zu markieren und die Leuchtdichte des Monitors an das Umgebungslicht anzupassen. Im erweiterten Modus muss der Nutzer die Helligkeit und den Kontrast des Monitors noch selber regeln, damit optimale Ergebnisse erzielt werden können. Der Kalibrationsvorgang im einfachen Modus geht dagegen sofort los – nur einmalig bei Anschluss der Hardware muss das Gerät selber kalibriert werden. Wenn der ColorMunki auf einer falschen Drehschalter-Stellung steht, dann teilt die Software dies dem Nutzer mit, und wer die einfache Anleitung auf dem Monitor nicht versteht, der kann sich hierzu auch ein Video anschauen (wie übrigens zu allen anderen Programmschritten auch), damit die korrekte Schalterstellung gewählt werden kann.

Das Profilieren geht dann schnell und problemlos von der Hand und unterscheidet sich nicht wesentlich von der Spyder3-Kalibration. Nicht so glücklich gelöst ist, dass die gemessenen Profile nicht namentlich bezeichnet werden können. Zwar tauchen diese im Windows Systemordner Spool/Drivers/Color auf, doch sind sie dort nur am Erstellungsdatum unterscheidbar.

Die Druckerprofilierung geht ähnlich einfach vonstatten. Hierzu muss man den ColorMunki aus der Neoprentasche befreien. Dann folgt man den einzelnen Schritten. Es beginnt mit dem Eingeben des Papiernamens, daraufhin folgt der Ausdruck des ersten Farbtarget – ohne den Einsatz von druckerinternen Aufbereitungen. Dieses Farbtarget muss dann 10 Minuten trocknen; dies wird von der Software vorgeschrieben, kann aber auch übersprungen werden. Der Ausdruck hat 5 Spalten mit jeweils 10 Farbfeldern. Diese werden dann eingemessen, indem die ColorMunki-Hardware langsam in Pfeilrichtung (aufgedruckt) über die einzelnen Spalten geschoben wird. Hierzu muss der Knopf des ColorMunki gedrückt gehalten werden. Ob die Messung erfolgreich war oder nicht, wird von der Software angezeigt. Nach dem Einmessen berechnet die Software ein weiteres Blatt für den zweiten Ausdruck, dies dauert eine kurze Weile. und nach der Trocknung des zweiten Drucks wiederholt sich das Einmessen. Ist diese zweite Messung erfolgreich, wird das Profil berechnet und darf gespeichert werden; dies ist dann auch wieder im Spool- Ordner zu finden. Technisch ist es möglich, auch CMYK-Drucker zu profilieren. Leider kann man das Farbtarget nicht an einen Dienstleister verschicken, um sich ein angepasstes Profil zu erstellen, denn diese Datei lässt sich im Programmordner nicht lokalisieren. Es scheint, ColorMunki Farbtargets [Foto: MediaNord] als würde dieses Farbtarget beim Druck immer neu errechnet werden. Dafür bietet die Software die Möglichkeit, vorhandene Profile mit Hilfe von Optimierungs-Farbtargets zu "tunen" und so bessere Ergebnisse zu erzielen. Dafür liest man eine JPEG-Datei ein, und das Programm rechnet das Optimierungstarget aus, um es dann an den Drucker weiterzugeben. Nach der Ausgabe muss der Druck wieder getrocknet und eingemessen werden.

Außerdem gehört zum ColorMunki-System ein DigitalPouch. Das ist ein farbmanagementtauglicher Bildbetrachter, in den man relativ leicht Profile einbinden kann. Den Betrachter verschickt man dann mit den Bildern, so dass der Empfänger genau die Farben erkennt, die der Versender auch erstellt hat. Ferner gehört zum Softwarepaket der Photo ColorPicker, dieser war leider nicht auf dem Testsystem zum Laufen zu überreden. Der ColorMunki ist in zwei Versionen erhältlich, ColorMunki Photo und ColorMunki Design. Letzterer ist auf den Workflow von Grafikdesignern optimiert. Der Preis des ColorMunki liegt bei 430 EUR und ist für eine All-in-One Lösung angemessen. Die Software ist lauffähig unter MacOS X  10.4 und 10.5 mit dem letzten Update. Unter Windows ab XP (32 und 64 Bit) und natürlich Vista.

Fazit Alles in allem ist die Bedienung des Systems kinderleicht und auch für Benutzer geeignet, die sich nicht lange und ausgiebig mit dem Farbmanagement beschäftigen wollen. Der Profi wird einige Einstellungen vermissen. Auch dass der ColorMunki einen Bogen um die Profilierung von Röhrenmonitoren macht, trübt den Gesamteindruck des Gerätes.

Kurzbewertung

  • Geringe Abmessungen
  • Durchdachte Bedienung
  • keine Kalibrierung von Röhrengeräten
  • Langsame Installation

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Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.