Tablettsüchtig

Wacom Intuos3 Grafiktablett im digitalkamera.de-Test

2006-08-17 Der Grafiktablett-Spezialist Wacom ist nicht nur für seine hervorragenden Tablettlösungen bekannt, sondern auch für sein umfangreiches Produktportfolio. Haben wir uns im letzten Test des Graphire4 um die "Amateur"-Variante eines kabellosen Stifttabletts von Wacom gekümmert, so ist nun der professionellere "große" Bruder zum Test erschienen und soll beweisen, dass der Preissprung bei gleicher Größe auch Auswirkungen auf den Arbeitsablauf und die Genauigkeit beim Bearbeiten von Fotos hat.  (Harm-Diercks Gronewold)

Wacom Graphire4 und Intuos3 im Größenvergleich bei gleicher aktiver Fläche [Foto: Wacom]Das von uns getestete Wacom Intuos3 tritt mit einer 203 x 152 mm großen aktiven Arbeitsfläche auf den Plan und unterscheidet sich darin nicht von der Arbeitsfläche des von uns getesteten Graphire4. Die Intuos-Serie ist bis zu Arbeitsflächengrößen von bis zu 488 x 305 mm (A3 Wide) erhältlich.

Der Unterschied im Produktdesign ist schon sehr offensichtlich. Das beim Graphire4 in der Mitte befindliche Stylus-Rad ist nicht vorhanden, dafür befinden sich links und rechts neben dem Tablett jeweils vier Tasten und ein Touch-Strip, welcher – ähnlich wie der Touchpad bei einem Laptop – berührungssensitiv ist. Das Tablett weist eine flach auslaufende Handauflage auf, welche das Arbeiten ermüdungsfrei und unverkrampft ermöglichen soll. Die aktive Arbeitsfläche ist etwas "rauer" als der Rest des Tabletts, dies ist insofern angenehmer, als so ein gewisser Widerstand zum Stift aufgebaut wird.

Der Stift ist knapp 17,5 cm lang und wird mit auswechselbaren Spitzen geliefert; diese Spitzen ändern das "Gefühl" des jeweiligen Werkzeuges, so hat z. B. die weichere Spitze die Aufgabe, die Friktion zu erhöhen und so mehr Widerstand zu produzieren. Das Ganze funktioniert ausgezeichnet, und das Wechseln der Spitzen ermöglicht eine leichte "Erneuerung" des Stiftes. Durch die konisch nach unten zulaufende Gummierung "schmiegt" sich der Stift beim Arbeiten besser in die Hand und lässt sich dadurch auch leichter kontrollieren. Die im Stift integrierte Handwippe ist demontierbar. Der Stift liegt leicht in der Hand und wirkt trotz der aufwendigen verbauten Technik (siehe weiterführenden Link) ausbalanciert.

Wacom Intuos3 Stiftdetail [Foto: MediaNord]Im Gegensatz zum kleinen Bruder Graphire4, welcher mit 2.000 dpi auflöst, ist die Auflösung beim Intuos3 erhöht worden und beläuft sich nun auf ganze 5.080 dpi. Der Hauptclou beim Intuos3 liegt aber klar in der Drucksensitivität, denn es werden bis zu Wacom Intuos3 Stift [Foto: Wacom]1.024 Druckstufen umgesetzt, was gegenüber der Druckempfindlichkeit des Graphire4 mit "nur" 512 Druckstufen dem doppelten Umfang entspricht. Die Frage stellt sich, wofür man so etwas braucht. Bei der Benutzung eines Grafiktabletts z. B. bei Corel Paint oder Adobe Photoshop lassen sich mit der Druckstufe bequem die Pinselstärke, Flussstärke o. ä. steuern. Gerade bei der Maskierung von Fotos erleichtert dies die Arbeit ungemein, weil man nicht umständlich die Pinseldicke ändern muss, um filigranere Bereiche zu bearbeiten.

Ein weiterer Pluspunkt für den Stift ist seine Neigungsempfindlichkeit, welche im Graphire4 nicht zu finden ist. Der Stift ist in der Lage, Winkel im Bereich von +/- 60° zu erfassen und an das Tablett weiterzugeben. Diese Funktion ist in einem klassischen Malprogramm wie Corel Painter eher zu nutzen als im Maskierungsmodus von Photoshop. So können verschiedene Effekte mit angeschrägtem Stift realisiert werden, welche sonst nur schwer realisierbar wären, wie z. B. ein Airbrush: Wird der Stift angeschrägt auf das Tablett gehalten, dann wird eine sichtbare Kegelform, welche u. U. am Ende weich ausläuft, auf die Arbeitsfläche übertragen. Ohne Neigungsempfindlichkeit würde der gleiche Pinsel nur einen Kreis erzeugen. Diese Funktion lässt sich auch einwandfrei mit den Faux-Pinselspitzen etc einsetzen.

Die mitgelieferte Maus liegt gut in der Hand, kann aber nur auf dem Tablett genutzt werden, weil diese mit der gleichen drahtlosen Technologie betrieben wird wie der Stift; ihr großer Vorteil ist, dass sie ebenfalls keine Batterie benutzt. Eine Funktionalität mit einer vorhandenen Maus und dem Tablett ist selbstverständlich außerdem gegeben.

Wacom Intuos3 Express-Keys [Foto: MediaNord]Die links und rechts neben der aktiven Fläche angeordneten vier Expresskey-Tasten und der Touchstrip sind frei konfigurierbar, und durch die symmetrische Anordnung ist das Intuos3 auch für Linkshänder einfacher zu handhaben. Durch die freie Konfigurierbarkeit wird eine optimale Anpassung an die Arbeitsweise und die Vorlieben des Benutzers gewährleistet, so kann der Touchstrip z. B. für die Pinselgrößenänderung verwendet werden oder für das Hinein- bzw. Herauszoomen aus dem Bild. Die Konfiguration wird im umfangreichen Hilfsprogramm durchgeführt, hier sind auch grafische Analysen der Druckstärke, Klickgeschwindigkeit und Tastenbelegung zu finden. Interessanter Weise bietet das Programm die Möglichkeit, verschiedenen Anwendungen wie z. B. Word, Outlook, Photoshop etc. eigene Profile zuzuweisen, damit das Tablett jederzeit optimal an die Funktionsweise der jeweiligen Anwendung angepasst wird, ohne dass vorher das Profil gewählt werden muss, denn das übernimmt das Dienstprogramm von sich aus. Durch die so genannte Tool ID ist es dem Programm weiter möglich, verschiedene Eingabegeräte Wacom Intuos3 Konfigurationstool[Foto: Wacom]zu verwalten, welche unterschiedlich konfiguriert sind.

Als Zubehörprodukt bietet Wacom verschiedene Stiftspitzen zum Wechseln an, auch ein "Airbrush" mit speziellen Funktionen zur nahezu perfekten Simulation eines echten Airbrush ist im Angebot enthalten, ebenso der Art Marker für den Designbedarf; mit extra dicker Spitze ausgestattet, ist er in der Lage, sehr breite Linien zu ziehen, durch Drehen werden aber auch dünnere Linien realisiert. Das Tablett erkennt außerdem die Ausrichtung des Markers, also ob dieser nun "über Kopf" oder "normal" gehalten wird. Auch bei diesem Zusatzstift werden drei Stiftspitzen mitgeliefert. Der Classic Pen hat hingegen die gleichen Funktionen wie der beiliegende Stift, außer dass er kleiner, schmaler und leichter ist, um sich besser in die Hand schmiegen zu können. Der letzte Stift im Sotiment ist der Ink Pen, welcher in der Handhabung wie ein Kugelschreiber arbeitet und für besonders filigrane Zeichnungen und Unterschriften geeignet ist.

Kein Stift, sondern eher eine Maus ist der Lens Coursor, welcher vor allem im CAD/CAE Bereich genutzt wird und fünf Tasten besitzt, welche selbstverständlich frei programmierbar sind. Der Lenscoursor ist, wie auch die Standard Intuos3 Maus, batterie- und kabellos und wird vom Tablett über das patentierte Induktionsprinzip mit Strom versorgt. Jedem, der sich für das Prinzip hinter der kabellosen Technologie interessiert, sei das Whitepaper empfohlen, Wacom Intuos3 Airbrush [Foto: MediaNord]welches sich als .pdf Datei auf der Wacom-Seite befindet. (siehe weiterführende Links)

Das Wacom Intuos3 Grafiktablett liegt preislich höher als das Graphire4, besitzt dafür aber auch eine Vielzahl an Funktionen mehr, die sich – gerade im professionellen Bereich – als sehr sinnvoll und nützlich erweisen, so wird das Wacom Intuos3 auch in der Filmindustrie in Rotoscope-Abteilungen genutzt. Für einen Anwender, welcher nur nebenher mal ein Bild bearbeiten will, wird sich die Anschaffung eines Intuos3 nicht lohnen. Ein ambitionierter Amateur sollte einmal einen Blick riskieren, und für professionelle Bildbearbeiter, Fotografen oder Grafiker stellt sich eigentlich nur die Frage nach der passenden Größe des Intuos3.

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Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.