Ausführliche Vorstellung mit Ersteindrücken

Präsentation der Olympus Pen-F als neues Retro-Pen-Spitzenmodell

Seite 2 von 2, vom 2016-01-27 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Zwei der Modi sind bereits aus bisherigen Pen- und OM-D-Modellen bekannt: Hier finden sich zum einen die Art-Filter wieder. Anders als bisher werden die Filter nicht anhand eines vorgegebenen Bildes demonstriert, sondern anhand des Livebilds der Kamera. Die Art-Filter-Beispielbilder erscheinen nur noch in einer Leiste am unteren rand des Sucherbilds, wenn man die Art-Filter durchschaltet. So sieht man sofort, wie sich der Filter auf das Motiv auswirkt. Selbstverständlich lassen sich die Art-Filter in vielerlei Hinsicht noch weiter parametrisieren. Auch der Color-Creator ist weiterhin mit an Bord. Dieser erlaubt eine Farbtönung in verschiedenen Farbstufen, wobei auch die Sättigung eingestellt werden kann. Mit wenigen Clicks an den Drehrädern entsteht so ein individueller Look.

Ganz neu ist die Farb-Profilsteuerung. Anders als beim Color-Creator wird für jeden von zwölf Farbtönen die Sättigung in elf Stufen eingestellt. Somit entstehen ganz individuelle Farbprofile, die sich selbstverständlich abspeichern und aufrufen lassen. Der vierte Modus ist eine stark individualisierbare Monochrom-Profilsteuerung. Sie bietet eine Steuerung der Filmkörnung, eine Schatten-Justierung sowie Schwarzweiß-Filtereffekte mit drei Voreinstellungen. Auch Kontrast und Schärfe können eingestellt werden. Die Monochrom-Profilsteuerung erlaubt also mit wenigen Klicks an den Drehrädern ganz individuelle Schwarzweißmodi. Auch die Tonwertkurve kann angepasst werden. Dies funktioniert anders als bisher nicht nur in den Tiefen und Lichtern, sondern auch für die Mittentöne.

Olympus betont die Einzigartigkeit des neuen Kreativrads, erspart man sich so doch die aufwändige Bearbeitung in Photoshop & Co und kann direkt anhand des Motivs seinen eigenen Kreativstil definieren. Durch das neue Rad ist es übrigens auch viel einfacher als bisher, die Kreativstile und Artfilter mit halbautomatischer oder manueller Belichtung zu kombinieren. Man ist also keinesfalls an ein Motivprogramm oder gar den intelligenten Automodus gebunden. Olympus hat ausgerechnet, dass das neue Kreativrad über 18,5 Millionen verschiedene Bildverfremdungen erlaubt. Das alles einstellbar über vier Bedienräder an der Kamera. Für Fans solcher Filter ist das also tatsächlich das Paradies.

Doch die Pen-F hat natürlich noch mehr zu bieten, als die Effektmodi. So ist das Gehäuse, besonders beim silbernen Modell, sehr hochwertig-nostalgisch designt. Der Auslöser verfügt sogar über ein Gewinde zum Anschluss eines klassischen Drahtauslösers. Boden und Deckplatte bestehen aus Metall, während der breite "Gürtel" in der Mitte mit einer hochwertig genarbten Gummierung, die an Leder erinnert, überzogen ist. Selbst der Knopf zur Entriegelung des Objektivs ist in der Mitte mit dieser genarbten Gummierung versehen. Bei der Pen-F gibt es übrigens keinen Griff, nicht einmal ansatzweise wie bei den bisherigen Pen-Modellen. Form Follows Function wird damit quasi umgekehrt. Die Kamera lässt sich leidlich gut halten, immerhin ist die Gummierung angenehm rutschfest.

Zum Glück bietet Olympus einen Anschraubgriff als Zubehör an, der allerdings mit dem mitgelieferten Inbusschlüssel festgezogen werden muss. Den sollte man also irgendwo in der Fototasche verstauen. Apropos Schrauben: Man sieht an der Pen-F keine, darauf legte Olympus beim Design großen Wert. Der Anschraubgriff jedenfalls verfügt wie das Gehäuse über ein Stativgewinde in der optischen Achse und eine Aussparung erlaubt den Zugang zum Akku- und Speicherkartenfach. Dank Arca-Swiss-Aufnahme kann die Kamera mit Griff sogar ohne Stativwechselplatte auf entsprechende Stativköpfe montiert werden. Mit Griff lässt sich die Kamera besser halten, er hätte aber gerne ein bisschen weiter nach oben reichen können. Als Zubehör bietet Olympus übrigens auch einen Leder-Body an. Ob dieser statt des Griffs für eine bessere Ergonomie sorgt, konnten wir leider nicht ausprobieren.

Display und Sucher

Als erste Pen verfügt die Pen-F über ein schwenk und drehbares Display. Dabei handelt es sich um einen 7,6 Zentimeter großen Touchscreen mit 1.040.000 Bildpunkten Auflösung. Das Display lässt sich seitlich um 180 Grad schwenken und insgesamt um 270 Grad drehen. Das erlaubt Aufnahmen aus allen möglichen Perspektiven bis hin zum Selfie. Die Touchfunktion erlaubt nun nicht nur die Fokussierung auf ein Motivdetail mittels Fingertipper, sondern auch die Belichtung kann nun auf Wunsch mit dem Fokuspunkt verknüpft werden. So ein Bildschirm mag an einer Nostalgie-Kamera deplatziert wirken, doch Olympus nutzt die Eigenschaften des Dreh- und Schwenkdisplays geschickt aus. Es kann verkehrt herum an die Kamera geklappt werden und ist auf der Rückseite mit derselben genarbten Gummierung versehen wie das Gehäuse. Nun sieht die Pen-F wirklich wie eine alte, analoge Kamera aus.

Dank des neuen elektronischen Suchers, der erstmals in einer digitalen Pen zum Einsatz kommt, lässt sich die Pen-F auch mit verkehrt herum angeklapptem Bildschirm hervorragend zum Fotografieren und Betrachten von Bildern verwenden. Dank Sensor aktiviert sich der Sucher erst, wenn man die Kamera ans Auge nimmt. Der elektronische Sucher bietet eine 0,62-fache Vergrößerung im Kleinbildäquivalent (entspricht einer APS-C-DSLR mit 0,93-facher Suchervergrößerung) und löst mit seinem OLED-Display feine 2,36 Millionen Bildpunkte auf. Wie so viele andere OLED-Sucher allerdings auch flimmert das Bild insbesondere in sehr hellen Bereichen ein wenig. Sehen tut man das aber nur, wenn man empfindlich für Flimmern ist. Brillenträgern wird die 20mm-Austrittspupille des Suchers etwas zu klein sein. Man kommt mit Brille einfach nicht nah genug an den Sucher, um ihn in Gänze zu überblicken, die Ecken verschwinden. Immerhin bietet die Pen-F aber auch eine Dioptrienkorrektur von -4 bis +2 Dioptrien. Beim Blick durch den Sucher lässt sich übrigens der Touchscreen weiterhin zur Positionierung des Fokusfelds benutzen. Praktisch ist auch der Näherungssensor, der den Sucher nur dann aktiviert, wenn man ihn ans Auge nimmt. Das spart Energie. Apropos Energie: Es kommt der Lithium-Ionen-Akku BLN-1 aus den beiden großen OM-D-Modellen und der Pen E-P5 zum Einsatz. Die Akkulaufzeit liegt bei 330 Bildern nach CIPA-Standard. Dies umfasst zum Beispiel die Blitzzündung bei jedem zweiten Bild.

Zwar besitzt die Pen-F keinen eingebauten Blitz, wohl aber einen Blitzschuh. Zum Lieferumfang gehört der kleine Aufsteckblitz FL-LM3, seines Zeichens der einzige Mini-Aufsteckblitz mit Dreh- und Schwenkreflektor. Bekannt ist er bereits aus dem Lieferumfang der Olympus OM-D E-M5 Mark II, daher ist der Blitz im Gegensatz zur Pen-F sogar spritzwasser- und staubgeschützt. Die Leitzahl beträgt zwar nur rund 9, aber es lässt sich damit indirekt blitzen. Der Aufsteckblitz taugt auch zur drahtlosen TTL-Blitzsteuerung auf vier Kanälen. Insgesamt lassen sich vier Gruppen (drei externe plus den Aufsteckblitz) steuern.

Apropos steuern: Die Pen-F verfügt über eingebautes WLAN. Mit Hilfe der entsprechenden App für Smartphones und Tablets mit Android oder iOS Smartphones lassen sich nicht nur Bilder von der Kamera auf das Smartgerät übertragen, sondern auch eine Fernsteuerung samt Livebildübertragung ist möglich. Sogar die Live-Composite-Funktion lässt sich per WLAN steuern. Darüber hinaus kann das Smartgerät aber auch als reiner Funkfernauslöser verwendet werden, dann erfolgen alle Einstellungen wie gewohnt an der Kamera.

Ab Ende Februar 2016 soll die Olympus Pen-F in Silber und Schwarz zu einem Preis von knapp 1.200 Euro erhältlich sein. Das Set mit dem M.Zuiko Digital ED 14-42 mm 1:3,5-5,6 EZ Pancake (28-84 mm entsprechend Kleinbild) liegt bei 1.400 Euro. Auch mit dem M.Zuiko Digital 17 mm 1:1,8 (34 mm entsprechend Kleinbild) soll es ein Set geben, das bei knapp 1.500 Euro liegt. Als Zubehör bietet Olympus neben dem Handgriff ECG-4 und dem Leder-Taschenbody CS-47B auch den Echtleder-Trageriemen CSS-S120L, das Echtleder-Wickeltuch CS-48PR und die Echtleder-Kameratasche CBG-11PR an.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.