Hommage an die analoge Olympus Pen F

Olympus stellt mit der E-P5 ein neues Pen-Topmodell vor

2013-05-10 Nach fast zwei Jahren löst Olympus mit der Pen E-P5 das alte Pen-Topmodell E-P3 ab. Entsprechend viel hat sich getan – und das nicht nur bei den inneren, sondern auch bei den äußeren Werten. Das Retro-Design ähnelt jetzt noch mehr der berühmten Pen F aus den sechziger Jahren, wurde aber gleichzeitig in der Funktionalität erweitert. Zwei Bedienräder, der eingebaute Blitz sowie der klappbare Touchscreen mit über einer Million Bildpunkten wären hier etwa zu erwähnen. Auch bei den inneren Werten gibt es viel neues. In einem Video zeigen wir unter anderem die WiFi-Anbindung.  (Benjamin Kirchheim, Jan-Markus Rupprecht)

Olympus ist stolz auf das neue Design der Pen E-P5, das sich ganz nahe an die berühmte Pen F aus den sechziger Jahren anlehnt. An dem angenehm schweren Metallgehäuse (420 Gramm betriebsbereit ohne Objektiv) ist auf den ersten Blick keine Schraube zu entdecken, denn die einzigen offen liegenden Schrauben befinden sich an der Kameraunterseite. Alle Details sind liebevoll ausgearbeitet, die Oberflächen unterschiedlich auf Ihre Funktion abgestimmt, die Beschriftungen im Moduswahlrad sind graviert. Neben dem klassischen Silber-Schwarz wird es das Gehäuse auch komplett in mattem Schwarz sowie in glänzendem Weiß mit cremefarbenen Handgriff geben. Einhergehend mit dem Design überarbeitete Olympus auch die Ergonomie der spiegellosen Systemkamera. Statt Walzenrad und Ring um die Multifunktionswippe sind nun am oberen Rand der Kamera zwei Metalldrehringe zu finden, die mit Zeigefinger und Daumen bedient werden. Ein Umschalter auf der Kamerarückseite ändert die Belegung beider Einstellräder, so dass man insgesamt vier Funktionen bedienen kann. Welche das sind, lässt sich über das Kameramenü individuell einstellen. Auch auf ein Programmwählrad wurde nicht verzichtet.

Der eingebaute Pop-Up-Blitz kann auch zur Drahtlosblitzsteuerung von Systemblitzgeräten eingesetzt werden. Abgesehen vom Highspeedblitzen von bis zu 1/4.000 Sekunde mit Systemblitzen beträgt die minimale Blitzsynchronzeit mit externen Blitzen 1/250 Sekunde. Nutzt man ausschließlich den eingebauten Blitz, sind jetzt 1/320 Sekunden möglich, was beim Aufhellblitzen in hellen Umgebungen sehr nützlich ist. Zu verdanken ist dies dem neuen, schnelleren mechanischen Verschluss, der ohne Blitz eine kürzeste Belichtungszeit von 1/8.000 Sekunde erlaubt – einsame Spitze im Segment der spiegellosen Systemkameras. Auch die Serienbildfunktion kann sich mit neun Aufnahmen pro Sekunde sehen lassen. Maximal 18 Raw-Bilder kann die Pen in Folge aufnehmen, bei JPEG stellt die Speicherkarte den limitierenden Faktor dar. Auch Intervallaufnahmen erlaubt die E-P5.

Komplett überarbeitet wurde auch der Bildschirm. Er ist nach oben und unten klappbar, wobei er komplett in das Gehäuse eingelassen ist, also nicht wie bei manch anderer Kamera aufträgt und das elegante Design stört. Statt eines OLED-Panels mit 610.000 Bildpunkten kommt nun ein LCD mit über einer Million Bildpunkten zum Einsatz. Die Touchfunktion hingegen hat der 3:2-Monitor nicht eingebüßt, so dass der Anwender nur mit dem Finger an die Stelle zu tippen braucht, wo die Kamera fokussieren soll. Optional lässt sich die E-P5 sogar über den Bildschirm auslösen.

Der 16 Megapixel auflösende Live-MOS-Sensor wurde wie auch der Bildprozessor TurePic VI aus der OM-D E-M5 übernommen. Die E-P5 soll damit eine mindestens ebenso gute Bildqualität liefern wie die für ihre Bildqualität vielfach gelobte OMD E-M5. Die ISO-Empfindlichkeit reicht von 200 bis 25.600, zusätzlich bietet die E-P5 die Einstellung "Low", die die nominalen ISO 200 des Sensors auf ISO 100 absenkt. In Verbindung mit der kurzen Verschlusszeit sind so Aufnahmen mit großer Blendenöffnung auch bei viel Umgebungslicht möglich. Auf den Spitzwasserschutz der OM-D muss der Käufer einer E-P5 hingegen verzichten. Ebenfalls aus der OM-D geerbt hat die E-P5 den fünfachsigen Bildstabilisator, der besonders effektiv arbeitet und durch die Sensorbewegungen jedes Objektiv stabilisiert, das man ansetzt. Was ganz lapidar klingt, war für die Ingenieure eine anspruchsvolle Aufgabe, denn die Bildstabilisatoreinheit sitzt bei der OM-D E-M5 zu einem guten Teil im Sucher-"Buckel", den die E-P5 nicht hat. Der Bildstabilisator musste also bei identischer Funktionalität geschrumpft werden. Neu hinzugekommen ist eine automatische Erkennung von Schwenks, damit der Bildstabilisator nicht versucht, diese auszugleichen. Dabei werden nicht nur horizontale und vertikale Schwenks erkannt, sondern auch diagonale.

Aufnahmetechnisch bietet die E-P5 selbstverständlich alle klassischen Belichtungsprogramme bis hin zur voll manuellen Steuerung, aber auch Motivprogramme sowie die intelligente Automatik wurden verbaut. Letztere analysiert das Motiv und stellt selbstständig das richtige Aufnahmeprogramm ein, so dass der Fotograf nur noch auf den Auslöser drücken braucht. Die Art-Filter sind ebenfalls mit an Bord, mit deren Hilfe der Fotograf Bilder gleich bei der Aufnahme mit interessanten Effekten versehen kann. Neu hinzu gekommen sind weitere Kreativmodi, die ebenfalls direkt bei der Aufnahme greifen. Eine Bild-in-Bild-Funktion "Foto Story" etwa erlaubt die Aufnahme eine Hauptmotivs und blendet eine zweite Aufnahme im kleinen Format mit einem Rahmen versehen mit ein. Ein anderes Template ordnet stilvoll drei Aufnahmen in einem schwarzen Rahmen an, ideal z. B. zur direkten Veröffentlichung des Ergebnisses auf Facebook und Co. Zeichnet man nur JPG-Dateien auf, wird nur das Endergebnis gespeichert, bei Raw + JPEG werden zusätzlich (in Raw) die Ausgangsdateien der Komposition auf der Speicherkarte abgelegt. Der Autofokus soll mit der Sensorausleserate von 240 Hz besonders schnell arbeiten, speziell für Makroaufnahmen lässt sich das Autofokusfeld stark verkleinern, um den Fokus auf winzige Motivdetails legen zu können, etwa einen einzigen Pollen in einer Blüte. Ebenfalls neu ist die Peaking-Funktion beim manuellen Fokus, die Kontrastkanten hervorhebt und dadurch die scharfen Bereiche besser sichtbar macht.

Ebenfalls verbaut wurde die innovative, von Olympus patentierte Live-Bulb-Funktion. Während einer Bulb-Langzeitbelichtung wird ständig der aktuelle Belichtungsstand auf dem Bildschirm angezeigt, so dass der Fotograf die Belichtung gezielt beenden kann, wenn das Bild hell genug ist oder beispielsweise eine Lichtmalerei komplett ist. Neu ist dabei ein Live-Histogramm, so dass die Belichtung noch besser beurteilt werden kann. Die maximale Bulb-Belichtungsdauer beträgt 30 Minuten, sofern man dies im Menü einstellt, standardmäßig sind maximal 8 Minuten möglich. Videos nimmt die Olympus maximal in Full-HD-Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln bei 30 Bildern pro Sekunde samt Stereoton auf. Gespeichert wird mit H.264-Kompression im MOV-Format. Alternativ kann auch in der kleinen HD-Auflösung von 1.280 x 720 Pixeln aufgenommen werden. Die maximale Aufnahmedauer beträgt jeweils höchstens 29 Minuten beziehungsweise maximal 4 GByte am Stück. Daneben beherrscht die E-P5 auch das alte Format AVI Motion-JPEG, die Auflösung beträgt dann wahlweise 1.280 x 720 oder 640 x 480 Pixel bei jeweils 30 Bildern pro Sekunde. Die Autofokus-Nachführung und der mechanische Bildstabilisator sind auf Wunsch während der Aufnahme aktiv.

Ebenfalls neu und erstmals in einer spiegellosen Systemkamera von Olympus zu finden ist das ein gebaute WLAN-Modul. Passend dazu wird Olympus eine neue, erweiterte Version 2.0 seiner Image Share App für Tablets und Smartphones veröffentlichen. Dem neuen Trend, Kamera und Smartphone per NFC zu koppeln, folgt Olympus nicht, denn viele Smartphones und Tablets unterstützen kein NFC. Die kreativen Köpfe des japanischen Herstellers haben sich eine andere pfiffige Lösung einfallen lassen: Auf dem Kameradisplay wird ein individueller QR-Code eingeblendet, der bei jeder Kamera unterschiedlich ist. Dieser muss nur mit dem Smartphone abfotografiert werden und schon können sich die Geräte via WLAN miteinander verbinden, denn alle nötigen Einstellungen für das Smartphone beziehungsweise Tablet sind in diesem Code versteckt. So muss der Anwender weder an der Kamera noch am Smartphone in die Einstellungen, um eine Verbindung zu konfigurieren und aufzubauen. Die App soll eine Livebildübertragung sowie die Kameraauslösung und einige Einstellungen wie etwa einen Countdown-Timer erlauben. Darüber hinaus ist selbstverständlich eine Übertragung von Fotos möglich, wobei der Anwender Bilder in der Kamera auch vor dem Smartphone verstecken kann. Sehr praktisch, wenn die Speicherkarte private Fotos enthält, aber auch solche, die sich ein Freund per WLAN von der Kamera herunterladen darf. Außerdem kann die Image Share App GPS-Tracks auf dem Smartphones aufzeichnen und in die Kamera übertragen, wo die Fotos direkt in der der E-P5 mit Aufnahmekoordinaten versehen werden.

Zusammen mit der Pen E-P5 kündigt Olympus auch den neuen elektronischen Sucher VF-4 an. Er ist neigbar, schaltet sich bei Annäherung des Auges automatisch ein und löst feine 2,36 Millionen Bildpunkte auf. Spektakulär ist das große Sucherbild, das sogar aktuelle Kleinbild-Vollformat-DSLRs schlägt. Allerdings wird der Sucher durch die aufwändige Optik auch sehr groß und wirkt auf der Pen E-P5 recht bullig. Der VF-4 soll auch mit älteren Olympus System- und Kompaktkameras kompatibel sein, die den Sucheranschluss in der Version 2 besitzen. Ab Ende Juni 2013 wird die Olympus Pen E-P5 für knapp 1.000 EUR erhältlich sein. Das Set mit dem 14-42mm soll knapp 1.100 EUR kosten. Das Set mit dem Sucher VF-4 sowie der Festbrennweite 17 mm 1:1,8 kommt auf etwa 1.450 EUR, was rein rechnerisch bedeutet, dass man den Sucher gratis bekommt und noch darüber hinaus 100 Euro spart, denn das 17mm-Objektiv kostet einzeln aktuell knapp 550 EUR. Für rund 100 € Aufpreis wird Olympus die E-P5 auch mit Handgriffen aus Holz anbieten; die Handgriffe sind bei der E-P5 jedoch fest mit dem Gehäuse verbunden und können nicht (wie beim Vorgängermodell E-P3) selbst ausgewechselt werden. Der Grund dafür: Der Handgriff ist gleichzeitig die Abdeckung der Gehäuseöffnung für die WLAN-Antenne. 


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.

 

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.