System-"Lord"

Olympus stellt FourThirds-Systemkamera E-1 vor

2003-06-24 Gestern war es endlich so weit. Vor mehr als 200 geladenen Journalisten aus ganz Europa stellte Olympus – nach 2 Jahren von den ersten Gerüchten bis zur offiziellen Präsentation – die erste Kamera des neuen FourThirds-System vor: die E-1. Im Grunde genommen wurde aber nicht nur diese eine 5-Megapixel-Kamera mit Spiegelreflexsucher und Wechselobjektiv-Bajonett vorgestellt, sondern ein ganzes System.  (Yvan Boeres)

   Olympus E-1-Gehäuse [Foto: Olympus]
 
   Olympus Zuiko ED 300 mm/f2.8 [Foto: Olympus]
 

Bei dem in den Räumlichkeiten der ehemaligen Börse in Amsterdam gezeigten System dreht es sich weniger um die Kamera als um das gesamte System. Denn die eigentliche Revolution beim so genannten FourThirds-System besteht darin, dass dieses von Grund auf speziell auf die Bedürfnisse der digitalen Fotografie zugeschnitten ist. Während andere Hersteller sich damit begnügen, digitale Kameras zu bauen, an denen der bestehende Kleinbild-Objektivpark angeschlossen werden kann, hat man bei Olympus keine halben Sachen gemacht, sondern beim gesamten System von Null angefangen. Das hat laut Olympus auch seinen Grund: Das gesamte Leistungspotenzial eines Bildwandlers (wie z. B. eines CCD-Chips) kann nur ausgeschöpft werden, wenn alle Teile des Systems optimal aufeinander abgestimmt sind. Und das gilt ganz besonders für das Zusammenspiel zwischen Objektiv und Bildwandler. So können die einzelnen Pixelelemente auf einem CCD z. B. nur dann die volle Licht-"Information" einfangen, wenn die Lichtstrahlen im rechten Winkel auf die einzelnen Pixel auftreffen und der vom Objektiv erzeugte Bildkreis auch größer ist als die CCD-Fläche. Ersteres setzt entsprechend entworfene Linsen voraus (in so genannter "telezentrischer" Bauweise), letzteres einen entsprechend großen Durchmesser des Objektivanschlusses. Bei den Objektiven des FourThirds-Systems ist das Auflagemaß des Objektivs groß genug, um die gesamte CCD-Fläche abzudecken, der CCD aber klein genug, um nicht riesige Objektive (bzw. Objektive mit riesigem Auflagemaß) vorauszusetzen. Nichtsdestotrotz ist der CCD größer als so manche in Consumerkameras eingesetzten CCDs und soll so neben einer hohen Auflösung auch ein ausgezeichnetes Rauschverhalten aufzeigen. Auch sollen die neuen FourThirds-Objektive ein besonders hohes Auflösungsvermögen haben (eine konkrete Angabe will Olympus allerdings nicht machen) und durch einen vollelektronischen Datenaustausch die Symbiose zwischen Objektiv und Kamera noch weiter krönen. Unter anderem können die Objektive Verzeichnungs- und Vignettierungswerte an die Kamera übermitteln; Verzeichnungen und Vignettierungen können dann mit der zur Kamera gehörenden Software korrigiert werden.

Olympus FL-50 Systemblitzgerät [Foto: Olympus]  

Die Leistungsfähigkeit der FourThirds-Objektive (bei Olympus traditionsgemäß den Markennamen "Zuiko" tragend) soll laut Olympus Vorteile bringen, die andere Hersteller nicht mal mit höheren CCD-Auflösungen wettmachen können. Damit will Olympus auch erklären, warum die E-1 "nur" fünf Megapixel besitzt. Eine FourThirds-Kamera wie die E-1 soll schließlich die fünf Megapixel auch optimal ausnutzen können, während die Kameras der Konkurrenz durch höher auflösende CCDs zwar theoretisch in der Lage sind feinere Bilddetails mit aufzunehmen, diese aber wegen der Limitationen des Objektivs nie auf dem CCD bzw. in der Bilddatei ankommen. Demnach sind auch die in Amsterdam (und z. T. schon auf der PMA bzw. auf der CeBIT) vorgestellten Objektive des FourThirds-Standards die eigentlichen "Stars" des Systems. Dieses umfasst derzeit bzw. für den Anfang fünf Objektive; davon drei Zooms (14-54 mm/f2.8-3.5, 50-200 mm/f2.8-3.5 und 11-22 mm/F2.8-3.5) und zwei Festbrennweiten (50 mm/f2.0 Macro, 300 mm/f2.8). Alle angegebenen Brennweiten beziehen sich auf den FourThirds-Standard; um eine Äquivalenz zum Kleinbildstandard zu bekommen, braucht man nur die Brennweite mit zwei zu multiplizieren. So ist das 300-mm-Objektiv ungefähr genauso groß wie ein übliches 300-mm-KB-Teleobjektiv, zeigt aber dengleichen Bildwinkel wie ein 600-mm-KB-Teleobjektiv! Weiteres optisches Zubehör gibt es im FourThirds-System von Olympus in Form des Telekonverters EC-14 (1,4-fache Brennweitenverlängerung) und des Makro-Zwischenrings EX-25 (Vergrößerung: 0,98-fach bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1). Weiteres Systemzubehör gibt es bei Olympus u. a. auch in Form eines Blitzsystems. Neben den bereits bekannten Systemblitzgeräten FL-40 und FL-20 gibt es einen neuen Profiblitz mit Leitzahl 50 (bei einer KB-Brennweite von 85 mm) und erweiterten Funktionen (z. B. FP-Highspeed-Synchronisation), einen Ringblitz (RF-11) sowie einen Makro-Zwillingsblitz (TF-22). Hauptsächlich für den Einsatz am FL-50 gedacht sind ein externes Akkupack (LB-01) sowie ein so genannter Power-Grip (FP-1). Das restliche Zubehör im FourThirds-System ist vorwiegend kameranahes Zubehör wie Akkus, Ladegeräte, Netzteile, Batteriegriffe, Suchermattscheiben, Fernbedienungen, Okulare usw. (eine komplette Systemübersicht ist über die weiterführenden Links abrufbar).

   Olympus Zuiko E 14-54 mm/f2.8-3.5 [Foto: Olympus]
 
   Olympus Zuiko ED 50-200 mm/f2.8-3.5 [Foto: Olympus]
 
   Olympus Zuiko ED 50 mm/f2.0 Macro [Foto: Olympus]
 

Doch jedes System ist unvollständig ohne passende Kamera(s). Den Anfang (laut Olympus folgen in den nächsten 12 Monaten noch weitere FourThirds-Kameras) macht die gestern vorgestellte E-1, für die es seit heute morgen ein vorläufiges digitalkamera.de-Datenblatt auf unseren Seiten gibt. Mit Veröffentlichung dieser Meldung sollte das Datenblatt auch in der endgültigen Version abrufbar sein. Hier noch mal die wichtigsten Details zur E-1 in der Zusammenfassung: Die Olympus E-1 ist – wie bereits erwähnt – eine digitale Spiegelreflexkamera der 5-Megapixel-Klasse, die einen entsprechend hoch auflösenden (Full-)Frame-Transfer-CCD besitzt. Letzteres bedeutet, dass der CCD eine einfachere Architektur besitzt (keine Mikrolinsen, größerer "Fill Factor" durch den Wegfall so genannter Shift-Register). Das hat Vorteile (bessere Empfindlichkeit, höherer Dynamikumfang, allgemein bessere Bildqualität), aber auch – im (semi-)professionellen Bereich vernachlässigbare – Nachteile (kein Videomodus, keine LCD-Liveanzeige im Aufnahmemodus, mechanischer Verschluss unabdingbar). Innovativ ist die Methode, wie Olympus den Staub (der natürliche Feind eines jeden CCDs) auf dem CCD los wird: Mit Ultraschall wird der Staub auf dem Staubschutzfilter vor dem CCD einfach weg "gerüttelt". Die E-1 verfügt – wie jede Kamera mit (semi-)professionellen Ansprüchen – über einen Mehrpunkt-Autofokus (3-Punkt-AF mit AF-Hilfslicht), mehrere Belichtungsmessarten (3-Feld-ESP-Mehrfeldmessung, mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung) und über alle denkbaren Einstellmöglichkeiten bzw. Funktionen und speichert ihre Bilder wahlweise als JPEG-, TIFF- oder 12-bit-RAW-Datei auf CompactFlash-Wechselspeicherkarten (Typ I und II inkl. Microdrive). Zur Betrachtung der Bilder (ausschließlich nach der Aufnahme!) und zur Einstellung diverser Parameter dient u. a. ein 1,8"-LCD-Farbbildschirm mit 134.000 Bildpunkten; die Datenübertragung zum PC erfolgt wahlweise über eine Firewire- oder USB 2.0-Schnittstelle. Vom Funktionsumfang her hat die E-1 vieles mit den anderen E-Kameras (E-10, E-20P) von Olympus gemeinsam; weitere Einzelheiten zur E-1 lassen sich in unserem dazu gehörigen digitalkamera.de-Datenblatt nachlesen. Konkrete bzw. definitive Preise für den europäischen Markt nennt Olympus zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht. Der E-1-Body soll ca. 2.200 EUR kosten; diverse Sets (u. a. die E-1 im Set zusammen mit dem Zuiko 14-54 mm/f2.8-3.5 für ca. 3.000 EUR) sind auch schon angedacht. Die Markteinführung der E-1 und eines Großteiles des FourThirds-Zubehörsystems (das 11-22-mm-Zoom kommt erst gegen Ende des Jahres auf den Markt) findet im September statt.

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