Es ist vollbracht!

Olympus-DSLR E-330 mit TTL-Sucher und uneingeschränktem Live-LCD

2006-01-26 Eine digitale Spiegelreflexkamera, mit der man in bester Kompaktdigitalkamera-Manier den LC-Monitor an der Kamerarückseite als Sucherersatz verwenden kann? Was bisher als technisch nicht realisierbar galt oder nur ansatzweise umgesetzt wurde, hat Olympus mit seinem jüngsten DSLR-Modell der E-Serie fertig gebracht. Dabei muss man bei der E-330 nicht einmal auf den Komfort eines optischen TTL-Suchers verzichten. So kommen die Anhänger beider Fotografiergewohnheiten ("Suchergucker" und "LCD-Blicker") voll auf ihre Kosten.  (Yvan Boeres)

Olympus E-330 Frontansicht [Foto: Olympus]Die neue Olympus E-330 könnte die erste Vertreterin einer neuen Generation digitaler Spiegelreflexkameras sein, bei denen der LCD an der Kamerarückseite nicht nur zur Darstellung der Menüs und zur Bildwiedergabe benutzt werden kann, sondern auch als Sucherersatz bzw. -alternative. Erste, eher "zaghafte" Versuche, dies in die Wirklichkeit umzusetzen, gab es von Canon (mit der EOS 20Da) und Fujifilm (mit der FinePix S3 Pro), aber deren Umsetzung des Konzeptes war aufgrund der Auslesemethode so genannter Frame-Transfer-Bildsensoren und der (D)SLR-typischen Architektur (u. a. Schwingspiegel und Schlitzverschluss) mit erheblichen Einschränkungen (u. a. zeitlich eingeschränkter Funktion) verbunden. Der nach oben und unten  neigbare 2,5"-Bildschirm (Bilddiagonale von 6,4 cm) der E-330 hingegen kann ohne jeglichen Kompromiss den Sucher bei der Aufnahme ersetzen.

Entgegen den Gerüchten, die vor der offiziellen Ankündigung der E-330 im Internet die Runde gemacht haben, besitzt die Kamera keinen elektronischen Videosucher (so genannter EVF), sondern einen vollwertigen optischen TTL-Sucher wie bei anderen digitalen Spiegelreflexkameras. Das vom Objektiv eingefangene Bild wird also weiterhin über ein Linsen- und Spiegelsystem (Porro-Architektur mit Umlenkspiegeln und einigen wenigen Linsen im Okular bei der E-330) vom Olympus E-330 Schematische Darstellung des Strahlengangs [Foto: Olympus]Schwingspiegel in den Sucher weitergeleitet, aber ein Knopfdruck genügt, um in bester Kompaktdigitalkameramanier das Sucherbild "live" auf dem LCD erscheinen zu lassen. Möglich gemacht wurde das durch einen livebildfähigen Bildsensor (so genannter Live-MOS) und durch einen zusätzlichen CCD inmitten des Suchersystems (siehe Bild). Je nachdem, in welchem Livebild-Modus (A- oder B-Modus) man die E-330 betreibt, wird die Bildvorschau über einen der beiden Bildwandler erzeugt. Im A-Modus sorgt der im Sucher eingebaute CCD für die Bildvorschau bei einer 92%igen-Bildfeldabdeckung und mit voller Autofokus-Funktionalität. Im B-Modus kommt der Live-MOS-Bildwandler der Kamera zum Einsatz, wobei der Spiegel in der seitlich weggeklappten Position arretiert wird. Hier wird das Bildfeld zu 100% abgedeckt, auf den Autofokus muss man hingegen verzichten. Diese Betriebsart empfiehlt sich – laut Olympus – speziell für das manuelle Scharfstellen von Motiven bei Makroaufnahmen im so genannten Macro-Live-View-Modus. Ausgewählte Bereiche des angezeigten Motivs lassen sich übrigens auf das 10-fache vergrößern; einblendbare Gestaltungshilfen (Gitternetz, diagonale Schnittlinien, Aufnahme-Rahmen für Porträts bzw. Passfotos) sollen dem Fotografen das Festlegen des genauen Bildausschnitts erleichtern.

Durch die neue Technik und die Verstellmöglichkeiten des LCDs sind Fotos aus – sonst für (D)SLRs undenkbaren – Aufnahmewinkeln heraus möglich. Überkopf-Aufnahmen aus der Vogelperspektive sind für die E-330 ebenso wenig ein Problem wie Aufnahmen aus der Froschperspektive bzw. aus der Hocke. Eine ähnliche Flexibilität gibt es bei anderen digitalen Spiegelreflexkameras nur mit dem digitalen Winkelsucher ZigView (als Fremdzubehör erhältlichem Aufsteck-LCD) – und das auch nur annähernd. Leider ist auf dem LCD der E-330 keine Belichtungsvorschau möglich, so dass man z. B. bei der manuellen Belichtungssteuerung die Auswirkungen der Veränderung von Verschlusszeit und/oder Blende nicht auf dem Bildschirm vorhersehen kann. Hier behalten also die Kompaktdigitalkameras und die Prosumer-Kameras mit EVF-Sucher einen leichten Vorteil. Wer aber auf ein solches Feature verzichten kann, bekommt bei der E-330 dank HyperCrystal-Technik und einer LCD-Bildschirmauflösung von 215.250 Pixeln ein klares, detailreiches, verzögerungsfreies und weitgehend winkelunabhängiges (Blickwinkel von 160°) Sucherbild auf den Bildschirm "gezaubert".

Olympus E-330 Rückansicht [Foto: Olympus]Ob der Live-MOS-Bildwandler der E-330 aus der Zusammenarbeit mit dem neuen Kooperationspartner Panasonic (siehe entsprechende digitalkamera.de-Meldung unter den weiterführenden Links) entstanden ist, wollte Olympus bei der offiziellen Vorstellung der Kamera nicht verraten. Der Sensor soll aber mit seinen 7,5 Millionen Pixeln eine herkömmlichen DSLR-Bildwandlern (Full-Frame-Transfer-CCDs) vergleichbare Bildqualität bei geringerem Strombedarf bieten. Man darf gespannt sein, wie die E-330 in puncto Bildqualität (u. a. Rauschfreiheit) trotz leicht geringerer Auflösung (7,5 vs. 8 Megapixel) gegenüber den Schwestermodellen E-300 und E-500 abschneidet. Durch die (C)MOS-typische Architektur mit größerer Pixel-Nutzfläche (dank Signalverstärkung auf Pixel-Ebene und stark vereinfachter Signal-Leiterbahnen) soll der Live-MOS-Sensor der E-330 in Zusammenarbeit mit dem TruePic-Turbo-Signalverarbeitungsprozessor aber zu einer besseren Bildqualität sowie höheren Empfindlichkeit (bei der E-330 bis ISO 1.600 in Drittelschritten) mit niedrigerem Bildrauschen beitragen, die wortwörtlich "selbst professionelle Anwender begeistern" wird. Wir sind gespannt auf die ersten Testresultate.

Dem schnellen Signalprozessor hat die E-330 u. a. auch die schnelle Serienbildfolge von bis zu 3 Bildern pro Sekunde zu verdanken. Die Belichtungsmessung erfolgt, wie bei dem Schwestermodell E-500, über einen Mehrfeldsensor mit 49 Messfeldern; beim Autofokus bleibt (leider) auch alles beim Alten, d. h. bei 3 AF-Messfeldern. Überhaupt hat die neue E-330 von der Ausstattung und vom Funktionsumfang her vieles mit der E-500 gemeinsam, die ihrerseits auf der ersten Einsteiger-DSLR von Olympus, der E-300, aufbaut. So gibt es – abgesehen von der LCD-Bildvorschau und der Sensortechnik – an der E-330 kaum etwas, was man nicht schon von der E-500 oder der E-300 her kennt. Dazu gehören u. a. die Ultraschall-Staubschutzvorrichtung, die Kompatibilität mit dem gesamten Systemzubehör für die E-Serie von Olympus (selbst Teil des FourThirds-Standards), der doppelte Speicherkarten-Steckplatz (CF + xD), die üppige Motivprogrammsammlung, die ausgeklügelte Bedienführung (z. B. Bedienung und Funktionskontrolle über das so genannte Dual-Control-Panel, Personalisierungsmöglichkeiten, die konfigurierbare AE-Lock-Funktion), die vielfältigen Möglichkeiten der Belichtungskontrolle (P/S/A/M-Modi, 5 Belichtungsmessarten inkl. lichter- oder schattenbasierter Spotmessung, Reihenautomatik für Belichtung und Weißabgleich, Highkey- und Lowkey-Modi usw.), die elektronische Erkennung und Retusche roter Augen, die kamerainterne Nachbearbeitung von Rohbilddaten (RAW-Data-Edit), der hybride Infrarot-Sperrfilter (vergleichbar mit der Charakteristik des menschlichen Auges), die umfangreichen AF-Modi (z. B. dynamische Schärfenachführung), der TTL-Systemblitzschuh (einen eingebauten Blitz besitzt die E-330 selbstverständlich auch), die PictBridge-kompatible USB-2.0-Schnittstelle (leider nur Fullspeed-Standard), die umstellbare Stromversorgung (entweder 1 Lithiumionenakku vom Typ BLM-1 oder 3 Lithium-Einwegzellen vom Typ CR-123A), die Abblendtaste, der Sofort-Weißabgleich (1 Tastendruck genügt), die zahlreichen Filtereffekte – und noch Einiges mehr. Mehr zu alldem im ausführlichen digitalkamera.de-Test zur E-500 (siehe weiterführende Links), in dem Vieles, was dort beschrieben wird, auch auf die E-330 zutrifft.

Aufgrund ihrer Liveview-Fähigkeiten eignet sich die E-330 auch besonders gut für die Unterwasserfotografie, da das Monitorbild für Taucher aus einem gewissen Abstand heraus betrachtet werden kann. Das hat auch Olympus erkannt und bietet ein spezielles Unterwassergehäuse (PT-E02) für die Kamera an, das eine Wasserdichtheit entsprechend einem Wasserdruck von 60 m Tiefe aufweist und ab Mai (2006) im Handel erhältlich sein soll. Die E-330 selbst wird bereits im März (2006) auf dem Markt eingeführt und kostet dann samt Setobjektiv (Zuiko Digital 14-45mm 1:3,5-5,6) rund 1.100 EUR. Technische Daten und weitere Details gibt es wie gewohnt im entsprechenden digitalkamera.de-Datenblatt.

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