Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Nokia Lumia 1520 im Bildqualitätstest

2014-01-10 Mit einem 6"-Bildschirm ist das Nokia Lumia 1520 das bisher größte Windows-Phone und läuft unter der Kategorie "Phablet", stellt also ein Zwischending zwischen Smartphone und Tablet dar. Mit einem 20 Megapixel auflösenden 1/2,5"-Sensor will es dabei auch fotografisch für Smartphoneverhältnisse überzeugen, aktuell ist es jedenfalls das Phablet mit der höchsten Auflösung und dem größten Bildsensor. Wie es um die Bildqualität des Nokia Lumia 1520 bestellt ist, haben wir im digitalkamera.de-Labor getestet.  (Benjamin Kirchheim)

  • Bild Das Nokia Lumia 1520 ist das erste Smartphone, das Raw-Dateien speichert. Es wird in den drei Farben Gelb, Weiß und Schwarz mit jeweils 32 GByte internem Speicher angeboten. Die rote Version ist in Deutschland offiziell nicht erhältlich. [Foto: Nokia]

    Das Nokia Lumia 1520 ist das erste Smartphone, das Raw-Dateien speichert. Es wird in den drei Farben Gelb, Weiß und Schwarz mit jeweils 32 GByte internem Speicher angeboten. Die rote Version ist in Deutschland offiziell nicht erhältlich. [Foto: Nokia]

  • Bild Nokia Lumia 1520 in Schwarz. Das große Display bietet Platz für eine zusätzliche Metro-Design-Kacheln. [Foto: Nokia]

    Nokia Lumia 1520 in Schwarz. Das große Display bietet Platz für eine zusätzliche Metro-Design-Kacheln. [Foto: Nokia]

  • Bild Die rückseitige Kamera des Nokia Lumia 1520 hat einen 20-Megapixel-Bildsensor und einen optischen Bildstabilisator. [Foto: Nokia]

    Die rückseitige Kamera des Nokia Lumia 1520 hat einen 20-Megapixel-Bildsensor und einen optischen Bildstabilisator. [Foto: Nokia]

  • Bild Das Nokia Lumia 1520 besitzt ein 6 Zoll großes Display und zählt damit zu der Geräteklasse der "Phablets", einem Zwischending aus Phone und Tablet. [Foto: Nokia]

    Das Nokia Lumia 1520 besitzt ein 6 Zoll großes Display und zählt damit zu der Geräteklasse der "Phablets", einem Zwischending aus Phone und Tablet. [Foto: Nokia]

Bereits Ende vergangenen Jahres hatten wir uns angeschaut, ob die Raw-Bildqualität des Nokia Lumia 1520 die JPEG-Bildqualität schlägt, schließlich ist das Phablet das erste Smartphone, das auch im Rohdatenformat speichern kann. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass die JPEG-Engine des 1520 gar nicht mal schlecht ist, obschon sich bei der Raw-Verarbeitung allein schon durch die besseren Eingriffsmöglichkeiten in Farbgebung und Rauschunterdrückung Vorteile ergeben. Der ausführliche Bericht ist über die weiterführenden Links am Ende dieses Beitrag abrufbar. Dort findet sich übrigens auch ein Link zum kostenlosen Labortest mit allen Testdiagrammen und deren Erläuterungen, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen.

Für DIN A4 große Ausdrucke zeigt das Objektiv des Lumia von der Bildmitte bis zum Bildrand ein scharfes Foto, bei dem auch Randabdunklung und Farbsäume überhaupt keine Rolle spielen. Die etwa ein Prozent starke kissenförmige Verzeichnung hingegen fällt je nach Motiv durchaus auf, zumal kissenförmige Verzeichnungen für das menschliche Auge unnatürlicher wirken als tonnenförmige. Die reine Auflösungsmessung offenbart jedoch, dass das 1520 in der Bildmitte hervorragende knapp 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) erreicht, während es am Bildrand lediglich gute 35 lp/mm sind – ein Auflösungsabfall von rund 30 Prozent. Dies würde aber erst bei Fotos in DIN A3 oder größer überhaupt auffallen. Die Schärfeartefakte sind übrigens derart gering, dass man Nokia sogar anraten könnte, die Bilder gerne etwas mehr nachzuschärfen, um knackiger zu wirken. Das hätte aber den Nachteil, dass das Rauschen auch geschärft und somit stärker auffallen würde. Die Messung des Signal-Rauschabstands bescheinigt dem Lumia 1520 zwar keine sehr guten Werte, aber von ISO 100 bis 400 ist der Abstand mit über 35 dB in Ordnung. Bei höheren Empfindlichkeiten jedoch sinkt er unter die kritische Marke von 35 dB, so dass feine Bilddetails im Rauschen untergehen.

Bei ISO 100 zeigt das 1520 auch durchaus rauscharme und vor allem detailreiche Aufnahmen, mit steigender Empfindlichkeit jedoch ist eine Abnahme der Detailzeichnung durch die Rauschunterdrückung deutlich mess- und sichtbar. Bereits bei ISO 200 wirken die Bilder etwas weicher, Nokia schafft es aber, dass bis ISO 800 noch ausreichend Details erhalten bleiben. Darüber allerdings werden die Bilder mit jeder ISO-Stufe sichtbar matschiger. Während das Rauschen über alle ISO-Empfindlichkeiten feinkörnig genug bleibt, um bei A4-Größe kaum die einzelnen Rauschpixel ausmachen zu können, steigt das Helligkeitsrauschen über ISO 400 sichtbar an und wirkt vor allem ab ISO 1.600 störend. Man könnte meinen, jemand hätte über dem Bild etwas Salz und vor allem viel schwarzen Pfeffer verstreut. Farbrauschen dagegen tritt praktisch nicht auf.

Die Eingangsdynamik ist von ISO 100 bis ISO 400 mit rund acht Blendenstufen gerade noch ausreichend, insbesondere ab ISO 1.600 aber sinkt sie deutlich unter sechs Blendenstufen. Das Nokia schafft es bei niedrigen Empfindlichkeiten also nur mit Mühe, dass Lichter nicht zu sehr ausfressen und die Schatten nicht so sehr absaufen, bei höheren Empfindlichkeiten hingegen geht das 1520 den einzig möglichen Weg: Durch eine sehr knappe Belichtung fressen wenigstens nicht die Lichter zu sehr aus, aber insgesamt wirken die Bilder zu dunkel. Wie schon bei der Nachschärfung zeigt das Nokia Lumia auch bei der Tonwertkurve eine sehr zurückhaltende Aufbereitung. Das ist gut für neutrale Fotos, diese wirken dadurch aber zuweilen auch etwas flau. In den Mittentönen dürften sie gerne etwas knackiger sein. Trotz der neutralen Tonwertkurve ist der Ausgangs-Tonwertumfang nur bei ISO 100 gut, ab ISO 800 ist er schon schlecht (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Von den 256 möglichen Abstufungen werden ab ISO 800 nur noch weniger als 100 genutzt. Etwas besser sieht es bei der Farbtiefe aus, bei ISO 100 unterscheidet das Lumia 1520 über vier Millionen Farben, ein guter Wert. Auch die zwei Millionen Farbabstufungen bei ISO 200 gehen noch in Ordnung. Bis ISO 800 sind es noch über eine Million Farbabstufungen, zwar kein guter Wert mehr, aber akzeptabel. Bei höheren Empfindlichkeiten hingen sieht es schlechter aus. Sehr gut kann man die Farbverluste auch auf den Beispielaufnahmen aus unserem Labor sehen (siehe weiterführende Links).

Zu Guter letzt besitzt das Nokia Lumia 1520 einen LED-Blitz, der dunkle Umgebungen aufhellen soll. Wie alle LED-Blitze ist die Reichweite jedoch gering, selbst im Nahbereich erzeugt die LED eher einen helleren Fleck in der Bildmitte, die Ränder dunkeln sehr stark ab. Der Autofokus des Nokia ist leider mit 1,1 Sekunden inklusive Auslöseverzögerung sehr langsam, spontane Schnappschüsse gelingen damit nicht. Selbst vorfokussiert sind die 0,18 Sekunden noch recht lang. Digitalkameras sind ohnehin schneller, aber auch im Smartphone-Bereich gibt es seit mindestens zwei Jahren deutlich schnellere Geräte.

Insgesamt kann sich die Bildqualität des Nokia Lumia 1520 bei ISO 100 durchaus sehen lassen und liegt nur wenig hinter der einer richtigen Digitalkamera. Mit Erhöhung der Empfindlichkeit nimmt die Bildqualität jedoch rapide ab und das Rauschen zu, bis ISO 400 ist die Bildqualität gerade noch akzeptabel, über ISO 800 jedoch nur noch schlecht. Wie bei Smartphones üblich gilt also, dass das Nokia Lumia 1520 eine Schönwetterkamera ist und bei schlechterem Licht allenfalls noch als digitaler Notizblock beziehungsweise Gedächtnisstütze taugt. Leider verhindert vor allem der langsame Autofokus spontane Fotografie von Momenten, die schnell vergehen.

Nokia Lumia 1520

Ausgangs-Tonwertumfang



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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.