"Black-Update" bringt zahlreiche Verbesserungen fürs 41-Megapixel-Handy

Nokia Lumia 1020 mit DNG-Rohdatenformat und neuer JPEG-Aufbereitung

2014-03-03 Das Lumia 1020 von Nokia mit seiner 41-Megapixel-Kamera hält seit Sommer letzten Jahres den Spitzenplatz hinsichtlich der Foto-Qualität unter den Smartphones. Mit seiner hohen Auflösung und der damit verbundenen Zoom-Möglichkeit sowie seinem eingebauten Xenon-Blitz (statt Handy-üblichem "LED-Blitz") ist es fast schon eine "richtige Kamera" – und das mit allen Vorteilen eines Smartphones. Seit Januar gibt es für das Lumia 1020 das so genannte "Lumia Black Software Update" und damit neben überarbeiteten Apps auch weiter entwickelte JPEG-Algorithmen und sogar die Möglichkeit DNG-Rohdaten-Dateien zu speichern. Wir haben nachgeschaut, was das bringt.  (Jan-Markus Rupprecht)

Soll das Nokia Lumia 1020 mit dem aktuellen Software-Stand noch einmal im digitalkamera.de-Testlabor den gesamten aufwendigen Labortest durchlaufen oder nicht? Diese Frage haben sich digitalkamera.de-Testredakteur Benjamin Kirchheim und Herausgeber Jan-Markus Rupprecht natürlich gestellt. Erster Schritt zur Entscheidungsfindung: Alle Testaufnahmen unseres Versuchsaufbaus (die Barbie-Puppen, Farbtafeln und Siemenssterne) in allen sieben ISO-Stufen neu fotografieren. Das Ganze nacheinander zweimal: einmal in DNG und einmal in JPEG. Denn das Lumia kann zwar DNG und JPEG gleichzeitig speichern, aber dann wird zum DNG immer ein 5-Megapixel-JPEG gespeichert. Das ist in der Praxis sinnvoll, aber für eine Qualitätsbeurteilung brauchen wir natürlich auch das JPEG in voller Auflösung. Das geht in der Kombination "JPEG (5 MP + 38 MP)". 

Nach Sichtung der Aufnahmen war klar: Einen neuen Labortest brauchen wir nicht. Sooo groß ist der Unterschied dann doch nicht, schließlich ist es ja immer noch derselbe Sensor und dasselbe Objektiv. Aber mit der neuen Firmware/Software ist sind die Bilder tatsächlich deutlich anders abgestimmt, und die neuen Rauschunterdrückungs-Algorithmen machen einen guten Job. In Flächen wird das Rauschen deutlich weggebügelt, während die Rauschunterdrückung dort, wo Struktur im Bild ist, wenig bis gar nicht eingreift, um dort die Bildinformation nicht zu zerstören. Bei "normalen" Digitalkameras ist genau das heutzutage Stand der Technik. An unserem Testaufbau ist zudem der Weißabgleich bis ISO 800 etwas besser. Nach wie vor tritt der Effekt auf, dass die Farbwiedergabe innerhalb unseres Testbilds stark variiert, von Cyan in der Bildmitte zu Magenta am Rand (und das bei natürlich völlig homogener Beleuchtung des Testaufbaus). Diesen Effekt fällt in der Praxis bei normalen Alltagsmotiven kaum auf. Fotografiert man aber beispielsweise eine Person vor einer gleichmäßig weißen Wand, kann das aber beobachten: einen Hot Spot in der Mitte, je nach Belichtung neutral Weiß oder bläulich und zum Rand hin einen deutlichen Helligkeitsabfall und eine Farbverschiebung hin zu Magenta. Dass unsere Testbilder zum Rand hin unschärfer werden, ist zum Teil auch der geringen Distanz zum Testaufbau geschuldet, die das weitwinklige Objektiv benötigt. Unsere Labormessung arbeitet mit einem wesentlich größeren Testchart, da tritt das Problem nicht auf.

Und erzielt man durch das DNG-Format Vorteile oder nicht? Das kommt drauf an. In der Praxis wohl nur sehr selten. Und das ist gut so. Denn das bedeutet, dass die interne Bildbearbeitung im Nokia Lumia 1020 wirklich gut arbeitet und die Bilder sinnvoll aufbereitet und auch keine sichtbaren Kompressionsartefakte erzeugt. Aber wenn man die Zeit investieren möchte, kann man natürlich noch mehr herausholen. Mit Standardeinstellungen in Photoshop geöffnet, erscheint das DNG farbneutraler, weniger scharfgezeichnet und deutlich verrauscht. Damit kann man arbeiten und feinfühlig nachjustieren. Für jemanden, der es gewohnt ist, seine Bilder im Rohdatenformat zu schießen und diese dann mit Adobe Photoshop Lightroom oder einem anderen Programm zu verwalten und ggf. zu bearbeiten, ist das super. Er hat seinen gewohnten Workflow und muss sich nicht mit "fertig entwickelten" und relativ stark bearbeiteten JPEG-Dateien begnügen. Wer einfach nur fertige Bilder haben will, wird sich den Umweg sparen. Ver sich einen eigenen Eindruck verschaffen möchte: Unsere im Test entstandenen Original-Dateien wir haben wir auf beim Copy Cloud-Speicherdienst zum Herunterladen gelegt (siehe weiterführende Links).

Den Vorteil des DNG-Formates – unkomprimierte Fotos mit hohem Qualitätspotential bei individueller Nachbearbeitung – erkämpft man sich mit sehr großen Dateien: Satte 48,5 MByte ist ein einziges 38-Megapixel-DNG-Foto aus dem Lumia 1020 groß! Die Alternative dazu, die fertig bearbeiteten und entrauschten JPEGs, sind 10 bis über 15 MByte groß (tatsächlich mit einer so großen Differenzen). Jeweils hinzu kommt noch die in jedem Fall zusätzlich gespeicherte 5-Megapixel-Version mit rund 1,2 bis 2,5 MByte. Immerhin besitzt das Nokia Lumia 1020 standardmäßig 32 MByte Speicher für Apps und Daten. Wenn man seine Fotos regelmäßig auf den heimischen Rechner überträgt und auf dem Smartphone löscht, sollte man damit gut auskommen. Und was hat das Update an fotorelevanten Änderungen noch gebracht? Einen ganzen Satz neue Software! Die bisherige "Nokia Pro Camera App" wurde mit der "Nokia SmartCam App" fusioniert und einfach "Nokia Camera" genannt. Die bietet alle Funktionen der beiden bisher getrennten App, die wir ihn unserem Testbericht zum Nokia Lumia 1020 beschrieben haben (siehe weiterführende Links). "Nokia Camera" unterstützt das DNG-Format und die großen JPEG-Dateien. Das wird also die App sein, mit der man normalerweise fotografiert. 

Die anderen Foto-Apps: "Nokia Refocus" ist eine nette Spielerei, die einen Effekt ähnlich einer Lichtfeldkamera erzielt, bei der man noch nachträglich wählen kann, wo der Schärfepunkt im Foto sitzen soll (das zugrunde liegende Bild besteht aus mehreren unterschiedlich fokussierten Einzelbildern). "Nokia Beamer" ist eine witzige Sache, um Bildschirminhalte zu teilen, speziell für Fotos sehr praktisch. Das funktioniert über einen Webservice auf jedem HTML5-fähigen Gerät wirklich super einfach. "Nokia Storyteller (Beta)" sortiert Fotos und Videos nach Aufnahmedatum und Aufnahmeort und bietet eine neue, interaktive Sicht auf die Fotos unter anderem mit einer Kartendarstellung. "Nokia Cinemagraph", jetzt in Version 4.0 mit Geotagging integriert eine Serie von Aufnahmen eines bewegten Motivs in ein einziges Bild.

Fazit

Das Update lohnt auf jeden Fall und jetzt ist das Nokia Lumia 1020 noch "runder" als bei unserem Test im vergangenen Jahr. Die effektive Rauschunterdrückung der JPEGs ist für die allermeisten Anwender genau richtig so. Wer das lieber manuell justieren will, hat nun mit dem DNG-Rohdatenformat alle Möglichkeiten, muss sich allerdings auch mit sehr großen Dateien herumschlagen. Die Menge an Bildinformationen, die ein solches Foto enthält, ist für ein Smartphone auf jeden Fall spektakulär.

Hersteller Nokia
Typenbezeichnung Lumia 1020
Preis (UVP) 650,00 Euro
Gehäuse
Abmessungen 71 x 130 x 10 mm
Gewicht 158 g
Hardware
Betriebssystem Windows Phone 8
CPU-Typ Snapdragon S4
CPU-Kerne 2
CPU-Taktrate 1,5 GHz
Arbeitsspeicher 2 GB
Massenspeicher
32 GB
Speicherkartentyp Kein Kartenfach
Konnektivität
USB-Typ Mini-B
USB-Version USB 2.0
Bluetooth ja
NFC ja
Pairing-Assistent ja
Netze (LTE, GSM etc.) GSM, LTE, UMTS
Display
Displaytyp AMOLED
Displaygröße 4,5 Zoll
Displayauflösung 1.280 x 768 Pixel / 332 ppi
Energieversorgung
Akkukapazität 2.000 mAh
Akku austauschbar nein
Gesprächszeit (GSM / UMTS) 19,0 h / 13,0 h
Standbyzeit (GSM / UMTS) 960,0 h / 960,0 h
Kamera
Sensorauflösung 41,0 Megapixel
Maximale Bildauflösung 7.728 x 5.368 Pixel
Brennweite (KB-equiv.) 26 mm
Lichtstärke F2,8
Digitaler Zoom 5-fach
Bildstabilisator optisch
Videoauflösung
1.280 x960(4:3)30p
Frontkamera ja
Frontkamera Bildgröße 1.280 x 960 Pixel
Mikrofon Stereo
Autofokus ja
Gesichtserkennung ja
Serienbilder (Anzahl / Geschwindigkeit) k. A.
Blitzlicht ja
ISO-Empfindlichkeit automatisch ja
ISO-Empfindlichkeit manuell ja
ISO Empfindlichkeit 100 - 3.200
Vollautomatik ja
Blitzlicht / Blitztyp ja / Xenon

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Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.